Schanzer Spezial: Bauernwürscht
Mittwoch, 27. Juli 2011 um 8:42Vor Kurzem wurde ich auf ein neues Foodblog aufmerksam: extra prima good.
Das Besondere: Die durchwegs interessanten Postings (mein Favorit bislang ist der Besuch bei einem Hersteller von Leinöl) kommen aus meiner Geburtsstadt – die nun wirklich nicht für Kulinarik bekannt ist (mit dem Markt zweimal in der Woche als Ausnahme): Der Schanzer per se (das ist nunmal eine Soldaten- und Arbeiterstadt) kauft am liebsten beim Discounter mit seinen schön vielen Parkplätzen und hält die Preise für hochwertige Lebenssmittel für „ausg’schamt“. Kein Zufall, dass hier die Wiege des „Ich bin doch nicht blöd / Geiz-ist-geil“-Konzerns steht. Umso gespannter bin ich auf die Recherchen und Geschichten des Herrn padrone.
Ein wenig gewundert habe ich mich über seinen Weißwursttest: Weißwürscht gibt es nun wirklich überall in Bayern (und darüber hinaus). Doch was es anscheinend nur in Ingolstadt und Umgebung gibt (Landkreis Eichstätt, Landkreis Pfaffenhofen, bei Neuburg bin ich mir schon nicht sicher), sind Bauernwürscht. Es handelt sich um geräucherte, unter anderem mit Kräutern gewürzte Würste, die ich zusammen mit Weißwurscht und Wienerl als heilige Dreieinigkeit des Ingolstädter Wurstkessels kenne (mich hat der alte Pfafflinger selig auf dem freitäglichen Wochenmarkt des Piusviertels ja praktisch mit Würscht großgezogen). Gestern gab es bei mir das letzte Paar direkt importierter solcher vom Metzger Pauleser (ich weiß allerdings nicht, ob vom Kasinger Pauleser oder vom Böhmfelder Pauleser – der Kasinger ist wahrscheinlicher) zum Nachtmahl (die letzten vom Ingolstädter Metzger Geyer waren auch sehr gut) – mit Dijon-Senf, den ich dazu am liebsten mag, mir samma international:
Der ziemlich generische Name „Bauernwurst“ macht eine Online-Recherche nach den Zutaten schwierig. (Zumindest hat sogar die Stadtzeitung des fernen Bornheims die Einzigartigkeit erkannt.)
Vielleicht mag Herr padrone dem Geheimnis der Bauernwurscht vor Ort nachgehen? Ich war weit weniger überrascht als er, dass die Aufzählung der örtlichen Metzgereien zu einem Requiem für verschwundene Metzgereien wurde – siehe oben zum Schanzer per se. Schließlich erinnere ich mich gut an das völlige Unverständnis meiner Mutter, der Schnäppchenjägerin, über die alte Nachbarin, der sie bei ihren Einkäufen in der Innenstadt immer Wurst vom legendären Metzger Meixner aus der Donaustraße mitbringen sollte: Wo der doch so teuer war! Allerdings gönnte selbst sie sich hin und wieder einen warmen Kalbskäs vom Meixner (mit süßem Senf natürlich) – weil der halt den besten machte.
die Kaltmamsell17 Kommentare zu „Schanzer Spezial: Bauernwürscht“
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27. Juli 2011 um 9:23
4 Paar in der Gefriertruhe für schlechte Zeiten. Und NATÜRLICH vom Kasinger Pauleser. Wenns um die Wurscht geht, erinnere ich mich auch gerne an den Verkauf in der kleinen Nische gegenüber dem Merkur .. Horten .. Kaufhof. :-) Nach einem Ausflug in die Stadt dort im Hauseingang zu stehen und das Wienerl in den Senf zu tunken … das ist der Höhepunkt meiner kindlichen Shoppingerinnerungen!
27. Juli 2011 um 9:35
da bekomme ich jetzt aber mächtig Hunger!!!! Schöne Würstchen!
27. Juli 2011 um 9:36
Natürlich! Der Würschtlstand beim Merkur! Auch nach dem habe ich an Weihnachten geschaut, rheinleuchten: Der Durchgang ist nur noch ein versifftes, verfallenes Loch, wie so Vieles in der Ingolstäder Innenstadt.
https://www.vorspeisenplatte.de/speisen/2010/12/wo-ich-herkomme.htm
27. Juli 2011 um 9:46
sehr lustig, dass herr padrone den weg von ingolstadt über wien nach münchen genommen hat. die bilder vom lein fand ich so schön, dass ich gleich an meine erste empfehlung am liebsten noch einen link drangehängt hätte, mit einem blauen bild, aber das schien mir dann doch gar zu viel für ein junges blog, das noch ein wenig speck ansetzen muss ;-)
aber denkts euch nix, für meine besten bratwürscht muss ich von wien bis in die steiermark fahren und gute und ordentlich hergestellte (freilandschweine?!) frankfurter sind mir z. b. nicht bekannt. wir reden hier aber von der frankfurterwelthauptstadt, wo man nach der oper zum würschtlschtandl geht.
27. Juli 2011 um 12:32
Oooohhh lecker! Aber Eure Bauernwürst sehen aus wie unsere niederbayrischen Pfälzer! http://www.stockfood.de/Bild-Foto-Ein-Paar-Pfaelzer-Wuerstel-139171.html
Schmecken die auch so lecker? Gekocht, mit Sauerkraut und Senf???
Liebe Grüsse!
27. Juli 2011 um 12:59
Pfälzer (und Rengschburger, die einzige wahre Wurst für Wurstsalat) gibt es in Ingolstadt auch, Trolleira, die scheinen erheblich weiter verbreitet zu sein als die Bauernwürscht – sind außerdem dünner, weniger grob, weniger herzhaft. Bauerwürscht haben Weißwurstform.
27. Juli 2011 um 15:50
Der padrone freut sich und grüßt aus dem nicht aufgegebenen Ingolstadt. Ganz Ingolstadt ist besetzt – ganz Ingolstadt? Nein….!
Ich werde sehen, was nach den Weissen kommt. Bei den Bauernwürscht wären jedenfalls zwei Tests nötig. Die kommen in (fast) allen Metzgereien auch als (schwarz)geräucherte Variante daher.
@katha. Der Blog wird Speck ansetzten – ganz sicher :-) Aber natürlich slow.
27. Juli 2011 um 15:54
Kann ich das als vermeintlicher, zukünftiger Ingolstädter als Kenner-Empfehlung verwenden?
27. Juli 2011 um 16:00
Die schwarz geräucherten Bauernwürscht, padrone, waren mir in meiner Ingolstädter Wohnzeit (1967bis 1988) nicht begegnet, meine Mutter hat sie mir vor ein paar Jahren erst zu kosten gegeben: Das ist doch sicher irgendwas Neumodisches!
Sie machen mich eh ganz wuschig, hr.gross, mit Ihren gelegentlichen mks-Fotos aus Ingolstadt, die Sie schwer platzierbar machen. Die Würscht, auf jeden Fall, sind definitiv eine Empfehlung.
27. Juli 2011 um 16:19
Kein Grund wuschig zu werden :-)
Inwiefern denn schwer zu platzieren? Im Sinne zu wissen, wo das Bild geknipst ist? Oder einer Einordnung in Ihnen selber drinne?
27. Juli 2011 um 16:24
Die Wuschigkeit resultiert aus der Frage, ob Sie nun in Ingolstadt leben oder nicht – “vermeintlicher, zukünftiger”. Ich ordne Sie aber gerne weiterhin als über der Gegend irrlichternder Fotograf ein.
27. Juli 2011 um 17:41
Wäre der Status eines irrlichternden Knipsers positiver, als der eines Ortsansässigen?
Hintergrund recht simple: Frau wird versetzt, Rückversetzung seit zwei Jahren erfolglos, Mann zieht nach. “Vermeintlich” klärt sich kommende Woche beim vermeintlichen, neuen Arbeitgeber.
27. Juli 2011 um 20:28
Liebe Kaltmamsell, also, aus Pfälzer Wurstsalat zu machen, das geht gar nicht ;-)
Eigentlich haben die bei uns zuhause auch eher Weisswurst-Format, aber sind tatsächlich etwas dünner, ich glaube, das ist Metzgereiabhängig. Und Rengschburger, das sind bei uns Knacker und wirklich die einzig wahren für den Wurstsalat und für die Wurstkette des Wurstkönigs! ;-)
Aaaahh, Mann, jetzt hab ich sowas von Hunger auf eine Knackwurst – und die gibts hier einfach nicht… was mach ich jetzt bloss? Eine Wiener vom schweizer Metzger hier hilft jetzt auch nicht weiter… ein Glück, dass bald Heimaturlaub angesagt ist!
27. Juli 2011 um 20:46
Zefix, Trolleira, jetzt muss ich meine Rengschburger/Pfälzer-Schwäche öffentlich machen. Auch nach vielen Jahren Kaufen und Essen stehe ich wieder vorm Metzger und weiß nicht, welche die Pfälzer und welche die Rengschburger sind. Ich habe es schon mit Eselsbrücken versucht (über die Dicke) – nichts funktioniert. Den Wurschtsalat mache ich natürlich mit den dicken.
27. Juli 2011 um 20:56
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Gerne gelesen
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28. Juli 2011 um 13:43
Na, das ist doch einfach! Pfälzer hat Kräuter (beides hat ÄÄÄÄÄ) ;-)
7. September 2011 um 23:31
Liebe Kaltmamsell, nach meinem Heimaturlaub muss ich glatt nochmal hierher zurück kommen. Ich habe nämlich was Neues gelernt zum Thema Knacker und Rengschburger! Ja, auch da gibts einen Unterschied. Knacker haben keine Kräuter, Rengschburger schon. Jetzt versteh ich auch Dein Problem mit der Verwechslung…
Immerhin hab ich meinen Hunger auf Knacker stillen können! :o)
Liebe Grüsse übern Teich!