Mein erster Schweinefuß
Montag, 8. August 2011 um 9:08Ja, SIE gehen natürlich beim Schweinefußmetzger ein und aus, SIE haben wahrscheinlich sogar Schweinefuß für alle Fälle in der der Tiefkühle – aber ich hatte mit 43 Jahren zum ersten Mal einen im Topf. Und zwar im Topf mit Fabada asturiana.
Auf die Idee Fabada zu machen kam ich, weil ich noch morcilla gefroren hatte, Blutwurst aus Andalusien, mitgebracht von spanischen Freunden. Die kriege ich hier nicht, deswegen wollte ich soviel wie möglich aus dem besonderen Umstand herausholen. Sie einfach in der Pfanne zu braten, wäre mir wie eine Verschwendung vorgekommen. Warum also nicht endlich ein Gericht zubereiten, das ich mangels morcilla noch nie gekocht hatte? Fabada kam mir in den Sinn; diesen Bohneneintopf esse ich ganz besonders gern. Ich kenne ihn aus meinem halbspanischen Elternhaus – aber nicht dass Sie glauben, der sei bei uns daheim selbst gemacht worden: Dort und in meiner eher kulturlosen spanischen Familie in Madrid kam die Fabada aus der Dose. Und schmeckte großartig.
Das Rezept ist folglich kein Familienrezept. Ich entnahm es dem spanischen Kochbuch 1080 Rezepte von Simone und Inés Ortega, aus dem Englischen (ah, das erklärt einiges) ins Deutsche übersetzt von Lisa Heilig. Dieses Kochbuch kann ich für echt ehrlich authentische spanische Küche empfehlen: Es zeigt diese Küchentradition in ihrer ganzen Raffinesselosigkeit, die mich über die Begeisterung so vieler deutscher Spanientouristen immer den Kopf schütteln lässt.
Beispielrezept: Fisch in Salzkruste.
Zutaten:
„- 1 ganzer Fisch, z.B. Scholle, Dorade, Zackenbarsch oder Wolfsbarsch 1,5 kg
– 3-4 kg grobes Meersalz“.
Fertig.
Denn typisch spanisch ist natürlich nicht Ferran Adrià (auch wenn er das Vorwort für das Kochbuch geschrieben hat), sondern sind Eintöpfe, nur mit Salz gewürzte Pfannengerichte sowie Salat mit Salz-Essig-Öl-Dressing.
Das Rezept für die Fabada asturiana ist vergleichsweise aufwändig. Es steht hier, und das Ergebnis war köstlich (wenn auch nicht völlig identisch mit der Dosen-Fabada).
Für die Jagd nach den Zutaten nutzte ich den Mitbewohner, der im Moment Ferien hat. So kommt er wenigstens ein bisschen aus dem Haus und lernt München besser kennen. Den Schweinefuß bekam er auf dem Viktualienmarkt, Koch-Chorizo gab es auf dem Elisabethmarkt. Der „durchwachsene Speck“ war im Original wahrscheinlich tocino, also ein gesalzener Speck, der dem italienischen lardo nahekommt. Aber mit bayrischem Bauchspeck schmeckte der Eintopf auch gut.
9 Kommentare zu „Mein erster Schweinefuß“
Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.
8. August 2011 um 10:21
Mhmmm, das habe ich mal bei meinem ersten Chef ever zu essen bekommen. Der schwört allerdings auf Schweineohr anstatt -fuss (sieht auch witzig aus, wenn aus der blubbernden Masse so ein Ohr herauswackelt).
In der Schweiz gehören “Schweinsfüssli” übrigens zum guten Ton, d.h. als ich meinen Mann losschickte, um Knochen für die Sosse zum Schweinebraten zu holen, kam er mit ebensolchen zurück…
8. August 2011 um 11:17
Meine ersten Füßchen gabs von mallorquinischer Tapasbar. Olle Kacheln, Plastikstühle, Neonlicht. Aus der Ecke plärrte ein Fernseher im Sonntagsprogramm. Wer jetzt nicht in der Kirche saß, suchte sein Seelenheil genau hier im billigen Fusel. Das Essen war göttlich und in Tomatensauce.
8. August 2011 um 12:06
Nichts für ungut, aber mir wird nur anders, wenn ich das Foto sehe und den Eintrag lese. Das sind tatsächlich Momente, in denen ich verzweifelt nach Anzeichen von “Verehrte-Leserschaft-ich-will-Sie-nur-ein-wenig-schocken” zwischen den Zeilen suche und ansonsten spontat und strikt Vegetarierin werden könnte.
Könnte…
8. August 2011 um 12:45
Oh nein, susanne, ich bin ernsthafte Anhängerin des nose to tail eating. Nicht nur wegen Geschmack, sondern auch aus Ideologie: Wenn ich das Tier schon tot gemacht habe, muss ich es auch aufessen.
8. August 2011 um 13:29
Ich weiß, der korrekte Carnivore isst head to tail, aber wenn die ideologie einem sowas abverlangt, dann lieber nut roast bis ans lebensende..
8. August 2011 um 14:05
Ein Flashback in die Kindheit. Ein Mal in der Woche gab es die beim heimischen schwäbischen Dorfmetzger und Muttern bereitete sie immer mit Sauerkraut und Kartoffelpüree zu. Fürs Kind gab es nur Sauerkraut und Pü ;-). Ewig nicht mehr gesehen, schade, dass nose to tail aus der Mode ist. Bei uns hießen die übrigens nicht “Füße” sondern “Schweinsknöchele”.
8. August 2011 um 15:10
*g bei mir wird es morgen mittag schweineschwänze geben – weil sie hier so davon geschwärmt hat. alle mitesser haben schon gekrauste nasen, sind aber noch nicht weggerannt.
9. August 2011 um 3:34
Schweinefuss ist auch fuer mich neu. Obwohl es sein kann, dass ich sievin Franken gegessen haben, unter einem Deckmantel von anderen Zutaten und Namen – Schweinsknoechele.
11. August 2011 um 12:22
danke für eine erinnerung an den asturien-urlaub, apfelwein und fabada.
selbst kochen mag ich es nicht, aber bei meiner mutter kam alles in den topf, was die hausschlachtung so aus dem schwein machte. das finde ich natürlicher, als das was oft heute so passiert. wie Sie schon sagen “wenn ich das tier schon totgemacht habe muss ich es auch aufessen.”es ist höchst albern nur lende essen zu wollen und sich vor den anderen körperteilen des tieres zu gruseln.
traumatisch war nur, als ich damals vor fast 40 jahren hungrig aus der schule kam, in die küche lief, den topfdeckel hochhob um zu sehen was es gibt und mir sah eine schweineschnauze aus der suppe entgegen. brrrr.