Dankbarkeit in Podersdorf
Mittwoch, 7. September 2011 um 6:48Wenn ich mich recht entsinne, gibt es ein Web-Gesetz, dass jeder Blogger, der im Gasthaus Dankbarkeit in Podersdorf gegessen hat, darüber bloggen muss. Die Einhaltung benötigt nicht viel Druck: Das Lokal ist so schön und serviert solch köstliche Speisen und Getränke, dass eine Bloggerin mit dem meist definitorischen Mitteilungsdrang das Erlebnis weitergeben will.
Vergangenen Samstag öffneten die neun Pannobile-Winzer in Gols am Neusiedler See wieder die Tore ihrer Weingüter und boten ihre Weine zum Verkosten an – zum Beispiel mir. Dazu mehr später. Am darauffolgenden Sonntagmittag saß ich mit zehn weiteren Weinverkostern aus München und Rom im hochsommerlichen Gastgarten (das Wort gefällt mir eigentlich viel besser als das undifferenziert verwendete “Biergarten”) der Dankbarkeit unter kühlenden Platanen und Kastanien und feierten einen Geburtstag. Mit weiteren beeindruckenden Weinen und mit einem stundenlangen Mittagessen:
Die jüdische Hühnerleberpastete gehört neben der Fischsuppe zu den Aushängeschildern der Dankbarkeit. Sie ist leicht und schaumig, und sie wird mit dem fluffigsten Brioche serviert, das ich je gekostet habe.
Als Vorspeise ließ ich mir einen Kürbispudding servieren, aus dem feine Gewürze all seine Kürbishaftigkeit kitzelten.
Das Milchlamm war nicht auf der Speisenkarte angeboten worden, sondern auf einer Tafel vor dem Gasthaus.
Zum späten Nachtisch ließ ich mir keine der sagenhaften Mehlspeisen servieren, ich gab statt dessen ganz unoriginell meinem raren Gelüst nach einem Eiskaffee nach (ich kann mich schier nicht erinnern, vor wie vielen Jahren ich zuletzt einen hatte) – der mir ausgezeichnet mundete.
die Kaltmamsell9 Kommentare zu „Dankbarkeit in Podersdorf“
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7. September 2011 um 8:51
Das Verlangen, der Dankbarkeit einen Besuch abzustatten, wird immer größer.
7. September 2011 um 9:04
auch ohne das gesetz bis dato befolgt zu haben (gilt wahrscheinlich nur für gäste aus dem befreundeten ausland ;-), siehe extraprimagood), zählt die dankbarkeit ganz gewiss zu den wunderbarsten gasthäusern (und gastgärten) des landes.
wenn man den herrn lentsch nett fragt, bekommt man auch das rezept für die jiddische hühnerleber… (bzw. steht eine grobe anleitung seines küchenchefs josef roiss auch hier: http://burgenland.orf.at/magazin/imland/mahlzeit/stories/131800/)
ich weiß ja nicht, was noch kommt, aber ohne josef lentsch wäre die dankbarkeit nicht die dankbarkeit, und der ist für mich der inbegriff des gastwirtes, ohne dabei jemals in das bei uns (und gerade in ostösterreich) so verbreitete buckeln vor dem gast hineinzufallen. lentsch hat mehr für die wahrnehmung des burgenlandes als kulinarische und wein-gegend getan, als er mit seinem bescheidenen, menschenfreundlichen auftritt vermuten lässt. er hat standhaft regionalität (stekovics!) verfochten, bevor das noch auf den etatplänen der werbestrategieberater/innen stand. “nebenbei” macht der mann ganz fantastischen wein, vor allem burgunder. und einen schmäh hat er auch, aber was für einen.
7. September 2011 um 9:48
Wundervoller Link, vielen Dank, katha! In den Rotweingläsern beim Lamm ist einmal ein Pinot Noir vom Lentsch, einmal zum Vergleich einer vom Pöckl (der Geburtstagsling lud uns nicht nur zum Essen ein, sondern ließ auch einen um den anderen bereichernden Wein auffahren) – der vom Lentsch war runder und freundlicher. Und Herrn Lentsch selbst habe ich als tatsächlich wieder als sehr angenehmen Menschen erlebt.
7. September 2011 um 10:47
noch eine ergänzung: in “unsere österreichische küche” der obauer-brüder, mittlerweile leider vergriffen, steht das rezept der dankbarkeit-hühnerleberpastete auch drin, wenn ich mich nicht täusche.
und: ich mag auch wieder hin. und ich mag die dankbarkeit-hauscuvées, beide. hmmm. spätestens im winter nachm neusiedlersee-eislaufen, und dann ess ich auch wieder die supere halasz, die paprika-fischsuppe.
7. September 2011 um 11:38
guter hinweis, qos, daran hätte ich nicht gedacht. es ist nicht in “unsere österreichische küche”, sondern in “hemmungslos kochen” (knaur 2002) auf s. 128, tituliert als “jiddische geflügelleber nach art des gasthauses zur dankbarkeit”. und ich seh’ mich schon hendllebern kaufen. ihr seid schuld. ich könnte aber auch einen ausflug nach podersdorf machen, bin am freitag sowieso im burgenland…
7. September 2011 um 14:27
Ach wie dankbar wäre ich, wenn ich in diesem Gastgarten jetzt gemütlich sitzen könnte..
8. September 2011 um 14:24
Ich bestätige hiermit die tatsächliche Existenz dieses Gesetzes (Zwangs) :-)
Pannobile Tour 2012 – Vielleicht geht das was zusammen? Wir starten nach wie vor mit einem Bierchen/Weinchen in Ingolstadt…
9. September 2011 um 11:12
Es gibt ein Kochbuch, an dem der Lentsch mitgewirkt hat, und da stehen alle “Klassiker” aus der Dankbarkeit drin: “Das edle Kochen: Die pannonische Küche” aus dem Czernin Verlag. Sehr empfehlenswert, u.a. steht da ein Rezept für ein Blunzenparfait mir Rahmgurkerln drin…
13. September 2011 um 14:17
Habe auch 2 x dankbare Stunden bei sommerlichen Temperaturen in dem wunderschönen ‘Gastgarten’ genossen, natürlich mit der Hühnerleber und anderen Schmankerln. Der mitgenommenen Lentschwein hat auch in München noch gemundet.
Gruß Ulla