Ruf ein Rad
Donnerstag, 29. September 2011 um 7:36Man soll ja keine Gelegenheit auslassen, dem eigenen Leben Abenteuerlichkeit und Glamour zu verleihen. Also nutze ich seit gestern Call a bike. „Ruf ein Rad“ hätte sich nun wirklich im Deutschen angeboten, aber ich bin alt genug mich zu erinnern, dass das Ganze als Start-up in der New Economy begann: Beim Start im Jahr 2000 fand ich das Konzept ganz großartig. Und wie viele andere Begeisterte kam ich wegen massiver Anfangsschwierigkeiten nie über die schlichte Anmeldung hinaus (überforderte Firma, crashende Server, Wochen zwischen Anmeldung und Freischaltung). Schon 2001 kaufte die Deutsche Bahn das Unternehmen und heutzutage läuft das alles superprofessionell und glatt. Hier ab S. 74 eine Zusammenfassung der Unternehmensgeschichte (pdf).
Der Anlass meines Tests: Mein eigenes Fahrrad hat einen gründlichen Platten. Den verursachenden Glassplitter fand ich schnell, er steckte noch im Mantel des Hinterreifens (wahrscheinlich war auch daran das Oktifest schuld, wie im Moment ja an allem). Meine Lust auf Fahrradreparaturen versiegte ja nach dem Studium ziemlich schnell, statt dessen sorge ich deshalb für den Erhalt des kleinen Fahrradladens nebenan. Einerseits fiel mir bei dieser Gelegenheit auf, dass ich seit zwei Jahren keinen Fahrradschaden mehr hatte (schön!), andererseits sah ich mich ausgerechnet während dieser letzten wunderschönen Spätsommertage in motorisierte Verkehrsmittel eingesperrt. Wo ich doch noch dazu ab heute Urlaub habe. Ich brauchte also ein Fahrrad, sofort. Meines ist das einzige Fahrzeug in unserem Haushalt: Nicht nur haben wir kein Auto, sondern lehnt zudem der Mitbewohner das Fahrradfahren vehement ab.
Beim Morgenkaffee meldete ich mich bei Call a bike an und konnte bereits in die Arbeit auf ein Rufrad ums Eck zugreifen. Allerdings stellte ich mich erwartbar blöd an und brachte das Rad erst nach mehreren Versuchen zum Rollen (falsche Telefonnummer angerufen – die richtige war verdeckt gewesen, falschen Knopf gedrückt und das Rad dadurch verschlossen statt geöffnet), inklusive Anruf bei der Hotline, an der mich eine freundlich Frau nach meinem „Grüß Gott, ich bin neu hier und stelle mich blöd an“ durch die Handgriffe führte. Die wirklich nicht schwierig sind.
2,80 Euro kostete mich die erste Fahrt wegen meiner zeitraubenden Anfangsprobleme – das sind nur 30 Cent mehr als die Einzelfahrkarte der Münchner U-Bahn. Werde ich dennoch sicher noch öfter machen, zum Beispiel für einfache Strecken zu meinem Fahrrad, wenn ich es wegen Regens irgendwo stehen habe lassen. Oder als Angebot an Besuch, mit dem ich dann zusammen durch München radeln kann.
die Kaltmamsell7 Kommentare zu „Ruf ein Rad“
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29. September 2011 um 8:48
Ganz toll ist das auch, wenn man – wie wir – öfter Besuch hat u. in den Biergarten radeln will, aber natürlich nur Räder für sich selbst hat. Was mich überrascht hat, war die Tatsache, dass die Räder sogar ganz bequem und gut ausgestattet sind. Ich find’s echt einen guten Service.
29. September 2011 um 18:52
Gegen Pannen: Reifen mit Einlagen gegen Scherben, gibts von Schwalbe, zb. Marathon spezial. (Auch wenn das jetzt wie Marketing-Blogspam aussieht, wie mir gerade auffällt).
Habe seit Jahren nichts mehr flicken lassen müssen (lasse auch jede kleinste Kleinigkeit machen, Dienstleister galore)
29. September 2011 um 19:27
Jetzt bin ich baff, typ.o: Gerade Sie habe ich mir fast unterm Radl lebend vorgestellt – einmal Bastler, immer Bastler, dachte ich. Und nun lerne ich, dass Ihre Bastelleidenschaft halt der Elektronik gehört.
Jetzt ist das Rudel wieder vollzählig, Fahrrad “Adler” (wie hätte ich damals, vor elf Jahren, an einem Sonderangebot mit diesem Namen vorbeigehen können?) steht in seinem Zuhause auf dem Balkon. Achter, meinte Herr Schrauber, habe er vorne und hinten auch beseitigt.
Der nächste wird definitiv ein Reifen mit Einlagen.
29. September 2011 um 20:46
ach menno, jetzt ist mir typ.o zuvorgekommen. Ich wollte auch Schwalbe Marathon empfehlen. Für den splittbefahrenden Stadtradler eine nervenschonende Investition.
29. September 2011 um 22:49
Ich leihe für Besuch Räder bei einem Fahrradladen ums Eck. Ist deutlich günstiger.
30. September 2011 um 5:49
Der Gradient meiner Leidenschaft verläuft nicht hin zu mehr Technik, sondern hin zu mehr Technik ohne monetären Nutzwert und ohne jede Verpflichtung, also Rad schrauben lassen und automatischen Tee-Roboter selber schrauben :)
30. September 2011 um 14:46
Hach ja, auch wenn wir hier genug Räder haben, manchmal wäre so ein Ruf-Rad ja was nettes.
Aber wenn man damit nach Hause fahren will muss man innerhalb vom Mittleren Ring wohnen, denn spätestens da soll man sie abstellen, wenn man die Fahrt beendet. Wenn man also nicht direkt im Zentrum wohnt, leider immer noch nix, schade :-(