Archiv für Dezember 2011
Advent 2011
Dienstag, 13. Dezember 2011Die dezemberliche Düsternis hält sich dieses Jahr zurück, ich nehme den Advent wohlwollend hin, weder verschattet noch betäubt. Das mag an dem wundervollen Wetter liegen: Die milden Temperaturen und die vielen Sonnentage erinnern mich an den Winter, den ich 1992/92 in Südwales verbrachte und sehr genoss. Ich atme tief durch, genieße die Draußenluft und die zusätzliche Helligkeit. Das Weihnachtsdrumrum in der Stadt nehme ich hin – gelassen und grantfrei.
Wie bereits in den fünf Jahren davor fällt die erste heiße Phase meines größten und komplexesten Berufsprojekts in diese Zeit; nachdem es vergangenes Jahr zum ersten Mal glatt lief, bereitet es mir heuer wieder Sorgen und ich schaue mir bei Angst und Wut zu. Augen auf bei der Berufswahl.
Zu adventlicher Bäckerei hatte ich nur an zwei Wochenenden Lust, also wird es bei Stollen, Lebkuchen, Kirsch-Quitten-Schnecken bleiben. Die Plätzchenzufuhr ist dennoch durch Schwiegermutters Lieferung gesichert. Vielleicht mag ich mir noch einen Pandoro holen, mal sehen.
Geschenkbesorgung ist weit gediehen, fast alles konnte ich online bestellen. Eigenartigerweise ist dieses Jahr ausgerechnet die Geschenkidee für meine Mutter noch nicht aufgetaucht, wo sie doch sonst die am einfachsten zu beschenkende ist. Dem Mitbewohner fiel sogar etwas ein, was ich mir wünschen könnte – das Ausdenken eigener Geschenkmöglichkeiten war in den vergangenen Jahren zu einer größerer Belastung geworden als Geschenke für die Familie zu finden. Deshalb habe ich ja bereits meine Geburtstagsgeschenke abgeschafft, doch zu Weihnachten kann ich das der Verwandtschaft nicht auch noch antun.
Weihnachten selbst ist gemütlich geplant: Heilig Abend zu zweit in München – ich freue mich richtig auf die Ruhe und Weite der Straßen am 24. Tags drauf verhelfen wir wieder einer Münchner Gans zu einer Reise nach Rom. So vermeiden wir die für mich nervigen Terminverwicklungen für Familientreffen, die mit wachsender Kinderschar immer komplizierter werden.
Kurz: Das Durchhalten erfordert derzeit nicht zu viel Kraft.
Schalologie
Donnerstag, 8. Dezember 2011Erster Schnee der Saison
Montag, 5. Dezember 2011Weil sonst die Matrix zusammenbricht, muss ich es auch dieses Jahr bloggen:
Heute habe ich die ersten Schneeflocken der Saison gesehen, möglicherweise so spät wie nie1 zuvor. Ich saß im Büro, hatte die Jalousien bereits einmal je runter und hoch gelassen (blendende Sonne – Stockdusternis), da zeigte die Kollegin gegenüber nach draußen: Schneeflocken, eindeutig und unverkennbar.
- in meinem Bloggerleben [↩]
Adventspaziergang 20121
Montag, 5. Dezember 2011
Der Familienspaziergang zum Advent führte in eine sehr nahe gelegene Gegend um meine Geburtsstadt, die ich gleichwohl seit vielen Jahren schon nicht mehr besucht hatte: zum Auwaldsee. In meiner Kindheit war das der zweite gut erschlossene Badesee nach dem Baggersee gewesen, jedoch nur ein Bruchteil so groß und auch sonst aus Gründen, an die ich mich nicht mehr recht erinnere, bei weitem nicht so attraktiv. Allerdings begegnete ich an diesem Auwaldsee zum ersten Mal dem Konzept Camping: Dort gab es nämlich einen Campingplatz mit angschlossenem Supermarkt.
Im trüb-milden Dezemberwetter gewann der See gestern nicht gerade an Anziehungskraft, zumal in deutlicher Hörweite die Autobahn vorbeibraust.
Der Kormoran war allerdings eine schöne Überraschung.
Zu Mittag war ein Tisch im Wirtshaus am Auwaldsee reserviert – einem legendären Lokal, von dessen Sommernachtsbällen ihrer Jugend meine Mutter heute noch schwärmt (ich habe selbstverständlich sofort deutsch 50er-Jahr-Filme und Lampions vor Augen).
Das Lokal ist sehr angenehm eingerichtet, die Speisekarte hat die Form eines Magazins (in dem es für meinen Geschmack zu viel pseudo-bayert, aber der Zielgruppe gefällt genau das), der Service war ausgesprochen kinderfreundlich, das Essen sehr gut. An den Eventcharakter der Darreichungsform gewöhnt man sich vermutlich mit der Zeit; mein hervorragender Pökelbraten von der Tageskarte zum Beispiel wurde in einem Spielzeug-Bratreindl serviert.
Zurück ins elterliche Haus. Plätzchen (Mutter), Lebkuchen (Schwägerin) und Stollen (ich) gab es schon auch zum heißen Apfel-Caipi (ein Höllengebräu aus Cidre, Apfelsaft, Rohrzucker und Cachaça – mir einen Tick zu süß). Doch die kulinarische Sensation war die Kiste Mandarinen, die meine Eltern bei einem Direktimporteur aus Italien vom Lieferwagen weg gekauft hatten: Mindestens drei verschiedene Sorten, alle mit knackig grünem Blattwerk, alle köstlich. Ich überfraß mich damit völlig – obwohl Mandarinen mich sonst gar nicht so anmachen.
Abends daheim in München backte ich die Kirsch-Quitten-Schnecken aus der Brigitte-Weihnachtsbeilage von vorletztem (?) Jahr, für die ich den Teig am Vorabend gemacht hatte. Tatsächlich schön fruchtig und frisch gebacken ganz wunderbar – ich fürchte allerdings, dass ihnen quarkteigtypisch die Lagerung nicht bekommt.
Süßer die Galocken*
Sonntag, 4. Dezember 2011Meine persönliche Innenarchitektin hat sich zum 1. Advent wieder über unsere Wohnung hergemacht:
Ein wunderbares Arrangement: Ich finde geschmackvolle Weihnachtsdeko sehr wohnlich und atmosphärisch, habe aber keinerlei Lust, sie selbst herzustellen. Meine Mutter denkt sich mit Begeisterung Weihnachtsdeko aus und verfügt über einen ganzen Keller voll Dekomaterial (weswegen kurz nach Dekorierung immer ein paar Tage leichter Keller-Hautgout über der Wohnung liegt – macht nichts).
Dieses Jahr waren die Weihnachtswichtel besonders fleißig (fotografiert am sonnigen ersten Advent).
Adventunabhängig, aber ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk: Bei dieser Gelegenheit erfüllten meine Eltern meinen Wunsch nach Baldachin im vorher eher nüchternen Schlafzimmer.
*Für Operettensänger und aus der Reihe „Esamusawasa“.
Zum Wochenende: Nachdenken über Waffen
Samstag, 3. Dezember 2011Der niederländische Generalstabschef Peter van Uhm, also der ranghöchste Militär der Niederlande, erklärte auf der TEDx Amsterdam, warum “Guns for World Peace” für ihn alles andere als ein Paradoxon ist.
Endlich bin ich dazugekommen, mir diesem Vortrag anzusehen: Beispielhaft in Inhalt, Rhethorik, Inszenierung. Ich weiß nicht, ob ich jemals zuvor einem Menschen in Militäruniform so lange zugehört habe. Und nun muss ich Nachdenken gehen.
via Augen geradeaus!