Wochenendernte
Montag, 23. Januar 2012 um 9:40Küche:
– Nusszopf gebacken
– Gebackene Auberginenscheiben mit Safranjoghurt, Granatapfel- und Pinienkernen sowie Basilikumblättern (aus Ottolenghis erstem Buch, gut bis gästetauglich)
– Zitronen-Thymian-Hähnchen
– Flan
Sport:
– Dauerlauf durch Schneewirbel. Die langen Arbeitstage der vorhergehenden Woche hatten jeden Abendsport verhindert; jetzt profitierte ich von der Zwangspause und lief fast zwei Stunden locker und schmerzfrei.
– Schwimmen im Olympiabad – schon wieder unter Schwimmflügerlschwimmern. Kann es sein, dass auch beim Hobbyschwimmen die Materialschlacht begonnen hat, dass man „die jungen Leute” nur noch schwimmend ins Wasser bringt, wenn man sie dazu mit Gerät ausstattet? Die Schramme am Schenkel von den Handpaddeln eines überholenden Schwimmers ist nicht lustig. Gab es nicht mal Zeiten, in denen Flossen im Schwimmbecken aus guten Gründen untersagt waren? Ansonsten aber elegantes und vergnügtes Bahnenziehen.
Kunst:
– Film The Girl with the Dragon Tatoo: Zeigte zum Glück bei Weitem nicht so viel Gewalt und Blut, wie ich befürchtet hatte (nur so als Hinweis für Schisser). Ich hatte die Romanvorlage nicht gelesen; mir gefiel die Geschichte sehr gut, die mir der Film erzählte. Drehbuch und Schnitt erzeugten einen klasse Rhythmus, und die Figur der Lisbeth mochte ich. Großer Lacher über die Reaktion der mit allen Wassern gewaschenen Computerexpertin, als sie einem Normaluser beim umständlichen Öffnen und Sichten von Dateien zusehen muss.
– Film Carnage: Wow, ich habe schon sehr lange nicht mehr derart geballtes overacting gesehen (Ausnahme: Christoph Waltz). Die von mir so verehrte Jodie Foster chargierte von der ersten Minute an aufs Grässlichste. Was hat sich Polanski bitteschön dabei gedacht? Im Text ist doch bereits alles drin, die Schauspieler hätten ihn nur aufsagen müssen. Ich kann nur vermuten, dass Polanski den Theatercharakter des verfilmten Theaterstücks erhalten wollte – aber warum hat er dann einen Film gemacht? Gegen diese Vermutung spricht zudem, dass Waltz eben nicht überzeichnen musste. Als absurde Farce auf der Bühne funktioniert Der Gott des Gemetzels hervorragend, ist ja nicht zufällig ein Theater-Bestseller weltweit. Die Verfilmung hingegen fand ich höchst ärgerlich.
– Meine lange vernachlässigten Filmsoundtracks weiter durchgehört: Nach der Freude über die Wiederentdeckung von Avalon, De-Lovely und Mrs. Brown großes Rätseln, was mich seinerzeit zum Kauf von The Man with the Iron Mask gebracht hat: Komponist Nick Glennie-Smith hat ziemlich billig Jean-Claude Petits Cyrano de Bergerac kopiert und ein bisschen Fernsehwerbungsmusik untergemischt – weg damit.
– Juan Morenos Teufelsköche ausgelesen: Wirklich interessante Geschichten in journalistischen Tonfall. Überrascht war ich bei einem so hochwertig aufgemachten Buch vom renommierten Piper-Verlag über die Tippfehler und Zwiebelfische. Personalkürzungen im Lekorat?
– Die Herrenausstatterin von Mariana Leky angefangen und gleich mal über ein „wider besseren Wissens“ gestolpert. Wider wird vom Akkusativ gefolgt (siehe den Faschingsorden „Wider den tierischen Ernst“), es heißt also wider besseres Wissen. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass dieser Fehler die Erzählerin charakterisieren soll: Sie ist im Roman Übersetzerin ins Deutsche und wird als sehr korrekt geschildert. Auch diese Schlamperei geht also aufs Konto einer Verlagslektorin. (Meine Güte, schaun’S mich an: Als Nächstes schreibe ich wegen sowas vermutlich Leserbriefe. Nehmen wir’s als Training fürs Rentenalter.)
Tüchtiges:
– Gebügelt: Die paar T-Shirts und Servietten, die sich über die vergangenen drei Wochen angesammelt hatten, waren aber keine große Überwindung. Winter hat Vorteile.
12 Kommentare zu „Wochenendernte“
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23. Januar 2012 um 11:58
Leserbriefe an Verlage sind eine gute Tat. Ich bin froh um jede/n, der/die sich zusammen mit dem verbleibenden Niveau-Buchhandel um Qualität bemüht. Ich schreibe selber auch oft. Da germanistisch nicht so gebildet, bemängle ich eher Illustratorisches und melde dem Verlagsvertreter/der Vertreterin, dass der Trum auf dem Titelbild leider in Taipeh stehe und nicht in Bankok, wo die Handlung spiele – solche Sachen halt.
Kurz: Zuständig für DuMont in Bayern sind:
Matthias Böhme / Jürgen Bogner
c/o Vertreterbüro Würzburg
Huebergasse 1
D – 97070 Würzburg
Telefon: +49 (0)931 / 174 05
Telefax: +49 (0)931 / 174 10
E-Mail: boehme@vertreterbuero-wuerzburg.de
und sonst direkt:
http://www.dumont-buchverlag.de
23. Januar 2012 um 12:34
Ich bin zwar lesemäßig meist im nicht ganz so renommierten Sektor von Piper unterwegs, aber auch da ließ sich (nicht nur eigene Erfahrung, sondern auch Rückmeldung von anderen LeserInnen) in letzter Zeit eine rasant erhöhte Fehlerdichte feststellen. Sehr ärgerlich! Deswegen auch: pro Lesermail. Sonst wird der Buchkauf am Ende noch als Zustimmung gewertet.
23. Januar 2012 um 13:37
Guter Hinweis für Schisser – Zweifeln in diese Richung haben mich nämlich von diesem Film ferngehalten.
Und vielleicht macht dich die Rente ja altermilde – was schade wäre um die knackigen Leserbriefe der Zukunft!
23. Januar 2012 um 13:56
Outsourcing plus Honorardrücken ist gerade ganz große Mode im Verlagswesen.
23. Januar 2012 um 14:41
Als amtliche-zwangs-muss-möchte ich gerne- Vielleserin, denn die Buchhändlerin sollte schon einiges gelesen habe, was sie da einkauft, fällt mir leider aus bestimmten Verlagen immer wieder schlampiges Lektorat auf. Ausnahmen sind da z.B. Diogenes, Suhrkamp, Rowohlt und Fischer, wo offensichtlich noch klassisch und sorgfältig Korrektur gelesen wird.
23. Januar 2012 um 19:38
ha. und gleich wird gepetzt.
23. Januar 2012 um 20:46
“Meine Güte, schaun’S mich an: Als Nächstes schreibe ich wegen sowas vermutlich Leserbriefe. Nehmen wir’s als Training fürs Rentenalter.”
Köstlich!
23. Januar 2012 um 21:39
Zur “Herrenausstatterin”: Irgendwo weiter hinten, meine ich, taucht dann auch noch ein “Sylvester” auf. Da war ich richtig sauer.
24. Januar 2012 um 0:07
…und wie ist die Herrenausstatterin sonst so? Ausser bei den Lekorats – ähm heisst das nicht Lektorats?? – Problemen, sonst ok, interessant, spannend oder langweilig?
Sollten mich die Schreibfehler abhalten vom Lesen oder der Inhalt?
24. Januar 2012 um 5:48
Ich gebe Bescheid, Trolleira, wenn ich durch bin – lese es derzeit nicht ungern.
Auf meiner Wunschliste war es unter anderem wegen Isas Empfehlung:
http://www.isabelbogdan.de/2010/10/15/mariana-leky-die-herrenausstatterin/
24. Januar 2012 um 16:38
Das hatte ich vor einigen Tagen auch einmal in der Hand, habe mich dann aber wegen des scheußlichen Umschlags dagegen entschieden. Täuscht dieser erste Eindruck und man sollte der Herrenausstatterin einen Chance geben?
25. Januar 2012 um 8:32
Vielleicht Lektorin werden? Wir brauchen gute Leute outthere.
Hm, “Verblendung“ zum Glück nicht mit so viel Gewalt… Mich hats kalt erwischt, Buch war nicht mehr so präsent. Nach der Vergewaltigung hoffte ich auf Erlösung, als sie nicht kam, musste ich gehen. Werde wohl alt.
Fand den Film aber auch zu sehr Tatort, schräges Ermittlerduo mit ganz viel persönlichem Wirrwar und Bezug zum Fall, Leichen im Keller der gehobenen Gesellschaft, dazu am ganz großen Witrschaftsschurkenrad gedreht und viel Ermittlerei. Nix für mich.