Academy Awards aka Oscars 2012
Montag, 27. Februar 2012 um 2:02Guten Morgen, meine Damen und Herren, da bin ich. Der Wecker hat mich von einem eher unangenehmen Traum erlöst (eine nächtlich nasse Stadt, in der keine Wohnung sicher war – war wohl keine ideale Idee, vor dem Einschlafen noch den Showdown von Fool on the Hill zu lesen), der erste Blick auf den Fernsehschirm zeigte Penélope Cruz in wundervollem Eisblau mit Betonfrisur.
Unbedingt zu den Academy Awards gehören übrigens die vorbereitenden Artikel auf Go Fug Yourself, von einer Übersicht über aktuelle Abendroben bis zum Tippspiel, in welcher Kategorie welche Nominierte wohl was tragen wird: Best Actress, Best Supporting Actress. (Erwähnte ich, wie sehr ich die bodenlose Irrelevanz von Blogs liebe? Möglicherweise sträflich lange nicht mehr.)
George Clooney behauptet, er habe die kreischenden Fans auf der Tribüne gegenüber dem roten Teppich gezahlt – sehr charmant.
Und: Welche Werbung wird uns heute Nacht in den Wahnsinn treiben? Ah, Zalando – dagegen haben uns ja die Omnipräsenz und die Omninervanz im Web ein wenig abgehärtet.
Morgan Freeman vor Billy Crystal? Klar, Billy Crystal taucht ja erst mal in allen nominierten Filmen auf. Jetzt in Echt – zum neunten Mal im “Chapter Eleven Theatre”. Art-Deco-Bühnendeko als Rahmen für seine kleine Musicalnummer, in der er die nominierten Filme besingt.
Tom Hanks begrüßt den seat filler, der seit 59 Jahren dort sitzt, von wo gerade eine Berühmtheiten wegmusste, um hinter die Bühne zu gehen.
Der erste Oscar geht für Kamera an Hugo. Der Kamermann hat sich bereits für seine Rolle als Abraham Lincoln vorbereitet, wunderschöne weiße Mähne. Sehr gefasste Dankesworte.
Nun Art Direction: Nochmal Hugo – nu ja, war wirklich sehr aufwendig mit liebevollen Details. Ich kann nur hoffen, dass die Dame auf der Bühne ebenfalls set-designt ist, sieht gruslig aus: “This is for Marty and for Italy.” Erm, right.
Ah, auch Frau affecionista ist irritiert über das Gesicht von Billy Crystal, das ein bisschen wirkt, als wäre er bereits für das eigene Begräbnis balsamiert.
Jenifer Lopez und Cameron Diaz beide in ein bisschen zu engen Kleidern. Sie verleihen den Oscar für Costume Design: The Artist. Wieder ein sehr routinierter Dank – da hat jemand wirklich von Kindheit an vor dem Spiegel geübt.
Next up: Make up. Popovergleich der Presenterinnen (not bad!) – dann an The Iron Lady. Ah, anscheinend, laut der Dankesrede, bringt Meryl Streep die beide immer wieder mit.
Frische Tasse Tee in der Werbepause. Und! Auftritt Schokoküsse.
Sandra Bullock in einer Leigabe ihrer (deutschen!) Oma. Auf deutsch! (Behauptet aber, dass es Chinesisch sei.) Ausländischer Film geht in den Iran – der Film wurde ja schon auf der Berlinale 2011 bejubelt. Dankesrede ist ein Appell an Toleranz und Respekt für alle Kulturen.
Christian Bale – kann ja auch einfach sympathisch lächeln! Präsentiert Best Supporting Actress (von den Filmen habe ich nur einen gesehen) – Octavia Spencer für The Help. Den will ich unbedingt nachholen. Erste Tränen auf der Bühne, aber trotzdem ein kleiner Scherz (“Thank you for putting me up with the hottest guy in the room.”).
Wenn in den Test Screenings wirklich auf die Zuschauer gehört würde – ein Einspieler macht sich über den möglichen Ausgang von Wizard of Oz lustig (“Get rid of the rainbow song.”).
Oscar für Schnitt (von Thelma Schoonmaker habe selbst ich gehört): Girl with the Dragon Tatoo. Die Preisträger sind überfordert und hören nach ein bisschen Rumgestopsel einfach auf und gehen.
Sound Editing geht an Hugo: “Hugo.” “No, Hu Go.” Sehr viel routinierter.
Sound Mixing (was war nochmal der Unterschied zu Sound Editing? ich vergesse es jedes Jahr wieder): Hugo, jetzt klar vorne.
Die Werbung ist immer zwei Punkte auf meiner TV-Skala lauter als die eigentlich Sendung, bedeutet ständiges Angeln nach der Fernbedienung, leiser, danach wieder lauter. Zum Kotzen.
So wirklich sensationell ist die Show ja nicht. Routiniert halt.
Muppets! Und Cirque du Soleil tanzen Kinoerlebnisse zu Musik von Danny Elfman (das Orchester haben sie dieses Jahr über die Balkone vertielt – muss doch ein Alptraum für die Musiker sein) – großartige und dichte Nummer. Crystal: “We are a pony away from Bar Mizwa!” Böse Witze über die Altersstruktur der Academy.
Robert Downey Jr. wird angekündigt, aber erst mal kommt nur Gwyneth Paltrow, beide versuchen das Thema Documentary einzuführen – sehr angestrengt. Undefeatet bekommt den Oscar, Pina geht leider leer aus. Sechs Leute auf der Bühne, erster Runterspieler, weil sie nicht aufhören.
Chris Rock präsentiert Animated Feature Film (wo jeder alles spielen kann – Weiße können arabische Prinzen werden, Schwarze sogar Esel oder Zebras…): Rango.
Ben Stiller und Emma Stone, wieder mit banter (Thema: es ist ihr erstes Mal als Oscar-Presenter) – sie ist gut! Und ich wusste, dass Herr Stiller wirklich nicht groß ist, aber so nicht? Visual Effects geht ebenfalls an Hugo – das waren aber wirklich gute Effekte. “I didn’t expect this.” – höre ich heute das zweite Mal.
Melissa Leo präsentiert Best Supporting Actor – ah, die hat mich letztes Jahr so erstaunt mit der Tatsache, dass sie in Echt so anders aussah als im Film. Kenneth Branagh wird leider immer schleimiger. Den Oscar kriegt Christopher Plummer (für mich wird er ewig “Edelweiß” singen). Er macht klar, dass es wirklich Zeit wurde. Täusche ich mich oder darf Herr Plummer ein bisschen länger danken?
Billy Crystal war schon mal leichtfüßiger – die Idee, die Gedanken des Publikums zu lesen, ist ganz nett, just lacking edge.
Academy Officialschnarchhhhhhhhh
Best Original Score präsentiert von der wunderschönen Penélope Cruz und von Owen Wilson, geht an The Artist, hm. Was sagt der Franzose? Ah, “Academy” habe ich verstanden.
Will Ferrell kenne ich, wer ist der andere? Best Original Song – gibt’s ja nicht mehr so viel, nur drei Nominierungen. “Man or Muppet”, hm. Komponist dankt unter anderem: “My parents for never telling me to get a real job.”
Angelina Jolie für Adapted Screenplay auf der Bühne – oh, sie kann sich also auch richtig genussvoll und ohne Entschuldigungshaltung hinstellen, wie schön. Da bin ich jetzt echt gespannt, waren großartige Drehbücher dabei. The Descendants, passt. Der rechte der drei Drehbuchautoren stellt sich in Angelina Jolies Pose neben’s Mikro, hihi.
Best Original Screenplay – Woody Allen. Der natürlich nicht da ist, weil Prinzip.
Milla Jovovich durfte zur Technikoscarverleihung – ein weiterer für Arri (in deren Foyer ist es eh schon so voll).
Die Bridesmaids kommen gleich alle zum Präsentieren. Melissa McCarthy wurde leider ausgerechnet heute von ihrem sonst zu hervorragendem Abendrobengeschmack verlassen, der rosa Sack ist auch nicht durch den Glitzer zu retten. Live Action Short geht an The Shore – aha, die Produzentin macht das mit der Abendgarderobe vor, ein nachtblauer Traum.
Best Documentary Short: Saving Face. Noch eine großartig gekleidete Gewinnerin.
Best Animated Short Film: Fantastic Flying Books.
Michael Douglas präsentiert den Regie-Oscar. Hm, Hugo war vielleicht doch besser als ich im Kino dachte. Den Oscar bekommt The Artist, tja. Michel Hazanavicius macht Scherze über den mitspielenden Hund, süß.
Meryl Streep in einer Isofolie vom ADAC, ich weiß ja nicht.
Nachruf – waren das sonst nicht Filmschnipsel statt nur Bilder? Mit “Marketing Research” schafft man es auch in die Reihe?
Werbepausen ohne Werbung werden viel interessanter, wenn Trailer zu nominierten Filmen gezeigt werden – gute Idee, Pro7!
Diese Zwischenstücke, in denen Schauspieler und Schauspielerinnen von ihrer Beziehung zum Filmmachen erzählen, sind sehr schön.
Nathalie Portman diesmal mit Baby draußen präsentiert den Hauptdarstelleroscar. Die Nominierten kommen inzwischen besser damit klar, einzeln gelobt zu werden. Jean Dujardin – der Mann mit einem einzigen, grusligen Grinsen bekommt den Oscar für The Artist. Echt? Nun ja. Darauf einen Dujar… (SCR)
Colin Firth darf die Hauptdarstellerinnen vorstellen. Glen Close sieht übigens wundervoll aus, jedes Jahr besser. Firth macht das ganz ausgezeichnet, bleibt mein präferierter Moderationstipp für die nächste Oscarvereihung. Meryl Streep, olé. Sie ist halt die beste. Und ist sich bewusst, dass halb Amerika (deswegen?) mit den Augen rollen wird: “Her… Again…” Atmet tief durch: “Whatever.” Richtig, whatever.
Best Picture wird vom Kruse Tom präsentiert – war kein schlechtes Kinojahr. The Artist, nu. Aber: Man hat mir für diesen Fall den Hund auf der Bühne versprochen, und ich habe ihn bekommen. Regisseur dankt “Billy Wilder, Billy Wilder and Billy Wilder” (Sie kennen Wilders Lehrsatz, was man für einen guten Film braucht?).
So, war nett, aber nichts Umwerfendes. Dann wiederum habe ich das über die meisten Filme gedacht, die ich in den vergangenen Wochen gesehen habe – und über die ich jetzt doch nachdenke.
Ich schlafe jetzt noch das eine oder andere Stündchen, wenn ich kann. Um Tipp- und Schreibfehler kümmere ich mich danach.
5 Kommentare zu „Academy Awards aka Oscars 2012“
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27. Februar 2012 um 5:21
Ich bewundere wirklich ihren langen Atem. Schoene Gruesse aus LA uneifel die abc weeirbung ist ohne zweifel aehnlich scheusslich.
27. Februar 2012 um 12:29
genau. chapeau!
schön, daß sie glenn close erwähnt haben. als woman of a certain age sieht sie nicht nur umwerfend aus, auch ihre dunkelgrüne robe war gut ausgesucht, keine zurschaustellung von titten und mehr.
die oscars für den diese sentimentale schmonzette von artist sind mir unverständlich. vielleicht noch zuviele übriggebliebene lemuren aus der stummfilmzeit im gremium?
der beste schauspieler in diesem film ist doch der hund, nicht monsieur dujardin.
27. Februar 2012 um 23:15
Vielen Dank – für jemand, der die Sendung selbst nicht gesehen hat, ist das der beste Ersatz.
9. März 2012 um 20:38
könntest du das rassistische wort für schokoküsse bitte aus dem beitrag entfernen? …
das macht so keinen spaß….
9. März 2012 um 20:40
Ich sehe nirgends ein rassistisches Wort, Kay.