Archiv für Februar 2012

Journal Mittwoch, 22. Februar 2012 – Frühlingsahnung

Donnerstag, 23. Februar 2012

Doch, das waren definitiv Frühlingsgesänge der Amseln, die beim Aufwachen durchs offene Fenster hereintönten.

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Ordentlich was weggearbeitet an einem durchwegs wundervoll sonnigen Tag.

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Völlig kirre von der Aussicht, am Abend überhaupt nichts vorzuhaben (auf dem Heimweg bei Garibaldi Wein besorgen zählt nicht). Um wenigstens etwas Sinnvolles getan zu haben gebügelt.

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Es ist sowas von egal, was auf der Oscarverleihung in der Nacht zum Montag sonst noch passiert. (HACH!)

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Eine nur minimal ungünstige Bewegung beim Einräumen des Geschirrspülers vergnazte eine der Bandscheiben in meiner verwachsenen Lendenwirbelsäule und löste Schmerz aus. Sofort die schweren Geschütze eingesetzt, die mir Tante Doktor das letzte Mal verschrieben hatte: Ibuprofen, Muskelrelaxanz (nur Abends einzunehmen, weil sie gerade in dieser Kombination – äh… fahruntüchtig machen) und Wärmewickelbinde. Kann ich jetzt gerade überhaupt nicht brauchen.
Zumindest ist dadurch mein Verdacht bestätigt, dass meine Hüftbeschwerden der letzten Wochen mit meinen Bandscheibenproblemen zusammenhängen: Die meldeten sich nämlich umgehend.

Journal Dienstag, 21. Februar 2012 – Internetkomfort

Mittwoch, 22. Februar 2012

Erfahre über einen Link in Stephen Frys Twitterstream, wie grottig der Internetzugang in Neuseeland ist:
Fry Trashes New Zealand Broadband. Schembari Says ‘HELL YEAH’.

Die meisten Kommentare sind ebenfalls interessant. Nicht nur diskutieren Leser und Leserinnen Ursachen und Auswirkungen der mangelhaften Bandbreite in Neuseeland, es gibt auch viele Meldungen über den technischen Stand in anderen Ländern. Bis gestern hatte ich mir tatsächlich keine Gedanken über den Zugangskomfort in entwickelten Ländern gemacht – und das obwohl ich sogar von Tälern der Ahnungslosen keine 50 Kilometer von München entfernt weiß.

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Die BOBs der Deutschen Welle (Best of the Blogs) stehen wieder an. Dieses Jahr ist das deutschsprachige Jurymitglied das nuf, aka Patricia Cammarata (hier in einem Interview bei jetzt.de). Ich freue mich schon jetzt für sie wegen der Abenteuer und aufregenden Eindrücke, die sie in ihrer Tätigkeit erleben wird (und bin sehr gespannt, ob wenigstens sie von lukrativen Bestechungsversuchen profitieren wird, die mich seinerzeit aus unbekannten Gründen nie erreichten).

Bis zum 13. März kann jeder hier Blogs für die Awards in insgesamt 17 Kategorien nominieren. Bitte unterstützen Sie das Projekt (das im Ausland sehr großes Renomee hat, in Deutschland selbst interessieren sich fast naturgemäß nicht so viele für eine Aktion der „medialen Stimme Deutschlands in der Welt“) und nominieren Sie Ihre Lieblinge.

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Wieder überrascht davon gewesen, dass man am Faschingsdienstag selbst in München verkleidete Menschen auf der Straße und in der U-Bahn sieht. Das war in der Sonne bei immerhin Plusgraden sicher ein Spaß. Dennoch großen Respekt vor den nackten Schenkeln der jungen Frau, die als Fussballerin ging.

Selbst hatte ich einen ganz normalen Arbeitstag. Die Kolleginnen und Kollegen trafen sich zwar nachmittags in der Teeküche, um den von diversen Geburtstagsfeiern übrig gebliebenen Sekt niederzumachen, doch ich wollte lieber Aufgaben abarbeiten und das Vorankommen weiterer Projekte ermöglichen, um das Büro noch bei letztem Tageslicht verlassen zu können.

Eine Runde in der (verkleidungsfreien) Muckibude, zum Nachtmahl erfüllte mir der Mitbewohner den Wunsch nach einer Wiederholung des Genusses von Baroda Dal Dhokli.

Journal Montag, 20. Februar 2012 – Rom-Coms

Dienstag, 21. Februar 2012

Als Leseempfehlung ein Artikel von Chloe Angyal (die ich als eine der Autorinnen von Feminsting kenne):

I Spent a Year Watching Rom-Coms and This Is the Crap I Learned

Diese Abschlussarbeit läse ich wirklich gerne. Zumal sie mich in meinem Eindruck bestätigt, dass Hollywoodfilme in den vergangenen Jahren immer stärker geschlechterstereotyp wurden (wie ja insgesamt die Konsumwelt, zu der sie gehören). Deshalb auch hier der empfehlende Verweis auf die Rom-Coms von Preston Sturges und die MGM-Musicals der 30er und 40er, als Beispiel habe ich mal über Easter Parade geschrieben. Zwar basieren auch diese auf der Prämisse, dass jeder Topf ein Deckelchen etc. etc., doch bewegen sich Frauen und Männer erheblich weniger stereotyp und erwartbar. Im Grunde sind selbst Doris-Day-Filme aufgeklärter als das, was mir Hollywood in den vergangenen Jahren vorsetzt.

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In beruflichen Telefonaten mit Menschen in Hamburg und Hannover örtliche Karnvalssymptome bescherzt (mein Opfertrumpf beim Lästern über rheinischen Karneval: Münchner Oktoberfest).

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Abendliches Strampeln auf dem Crosstrainer. Meine Ausdauer und Kondition sind durchaus ein Risiko: Sie machen mir nämlich allzu große Lust weiterzustrampeln, wenn Hüfte und Wade schon längst Signale aussenden, dass jetzt aber genug ist.

Journal Sonntag, 19. Februar 2012 – Regen

Montag, 20. Februar 2012

Morgens beim Internetlesen zur Seite geblickt und einen stattlichen Sperber auf der benachbarten Lärche gesehen, der offensichtlich gerade frühstückte – wird wohl eine Maus erwischt haben. Blieb nach seiner Mahlzeit und ausführlichem Schnabelputzen an den Ästen noch eine Weile sitzen, so dass ich ihn mit Fernglas von allen Seiten betrachten konnte. Munich wildlife.

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Den Soundtrack von Pride and Prejudice wiederentdeckt: Dario Marianelli hat da ein wirklich schönes Klavierkonzert geschrieben.

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Diesmal im Regen statt im Schnee im Dantebad geschwommen, auf den Schulterblättern pieksten eisige Regentropfen statt Schneeflocken. Wäre der Eintritt nicht deutlich teurer als ins Olympiabad (7,20 statt 4 Euro), würde es mir dort sogar besser gefallen, unter anderem wegen der breiteren Schwimmbahn, der familiären Atmosphäre, der ungezwungenen Sammelumkleide (inklusive Haarföhnen) und der kürzeren Anreise.

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Extremely Loud and Incredibly Close im Kino: Gefiel mir zu meiner Überraschung gut. Jonathan Safran Foers Roman hatte ich ja gar nicht gemocht (hier meine Gründe), doch der Film hat möglicherweise genau das geschafft, was meiner Ansicht nach im Roman daneben ging: Ich sah keinerlei Possierlichkeit, dafür Betrachtung des Umgangs mit Verlust und Liebe, Hadern mit sich selbst. 9/11 dabei als reine Funktionsstelle. Besonders gefiel mir Max von Sydow, und Viola Davis ist in diesem Film tatsächlich so schön, dass ihr Foto beim Lexikoneintrag beauty stehen sollte. (Alexandre Desplat hörte ich als Komponist der Musik schnell heraus; der Soundtrack war aber nichts Besonderes.)

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Liebe zu Berlin (Foto).

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Abends Unsichtbaren Salat zubereitet. Hatte diesmal beim samstäglichen Einkauf auf dem Viktualienmarkt weder Avocado noch Schnittlauch vergessen. Nur dass mir die lustige Obsttandlerin diese beiden bezahlten Waren nicht mit eingepackt hatte. Zefix.

Journal Samstag, 18. Februar 2012 – Fremdnostalgie

Sonntag, 19. Februar 2012

Neben dem inzwischen allgemein verwendeten Fremdschämen gibt es übrigens auch Fremdnostalgie. Hier habe ich etwas, was mich nostalgisch werden lässt: In diesem Madrid war mein Vater (*1942) ein junger Bursche.

https://youtube.com/watch?v=3KYO2bvCSJw

Dieses Bild aus unserem Familienalbum würde perfekt hineinpassen.

Die Lieder von Olga Ramos, die zu diesem Filmzusammenschnitt singt, mag mein Vater sehr. Hier singt sie einen chotis, den in Madrid typischen Tanz (Sie merken vielleicht: Schon wieder kein Ayayamamaichbinsounglücklich-Flamenco).

Ach, und wenn wir gerade bei der Musik des väterlichen Madrids sind: Er spricht oft von den coplas seiner Jugend. Hier ein schönes Beispiel von Pepe Blanco:

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtube.com/watch?v=1-NbhrOjZrc

Fehlt eigentlich nur, dass Hans Moser um die Ecke biegt, oder?

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Diesen Mohnkuchen mit Schmand gebacken.

Für meinen Geschmack wurde der Mürbteigboden zu dunkel – bei einer Gesamtbackzeit von 70 Minuten kein Wunder. Vielleicht genügen für die der erste Backphase ja 40 Minuten. Schmecken tut er sonst nämlich durchaus.

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Zugfahrt zu der Freundin mit der wunderschönen Wohnung, ein paar Stunden tiefer und intensiver Austausch – auch sie sehe ich viel zu selten (und mit dem Telefonieren habe ich es einfach nicht), da müssen dann Grundsätzliches, Alltägliches, Bewegendes, Momentanes, Künftiges ziemlich kondensiert werden. Dabei ist es überhaupt kein Aufwand für mich, mal schnell für einen Samstagnachmittag zu ihr zu fahren.

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Warum mir die Bahn-App für die Rückfahrt Nahverkehrszüge vorenthielt und nur die teuren Schnellzüge auflistete, muss ich noch herausfinden.

Journal Freitag, 17. Februar 2012 – Zuschauen beim Sterben

Samstag, 18. Februar 2012

via Mädchenmannschaft

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Neuanfang ermöglicht. Jetzt muss mir nur noch einfallen, worin der besteht. Doch eigentlich müsste ich mir doch lediglich ins Gedächtnis rufen, was ich in den letzten Jahren an „eigentlich will ich“ und „ich könnte doch mal“ so gedacht habe. Eine ältere Idee schiebt sich derzeit nach vorne – von der ich sehr wahrscheinlich nicht leben kann. Aber warum für die Zeit der Umsetzung nicht meine Ersparnisse nutzen? Und dann weitersehen?

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Am Donnerstag hatte Hermes ein Weinpaket für uns beim Nachbarn abgeliefert, das sich als an jemandenen adressiert herausstellte, der nicht mal in unserem Haus lebt. Mitbewohner erklärte sich bereit, das zu regeln. Der Weinversender bot ihm den Inhalt bei Anruf zu einem Sonderpreis an – Mitbewohner schlug sofort zu. Seine Erklärung: „Ich will auch mal meinen EIGENEN Wein haben!“ (Ja, in diesem Haushalt bin seit Jahren ich diejenige, die für Weinbestände sorgt. Möglicherweise war ich darin ein wenig zu dominant.)

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Menschen beim Sterben zuschauen. Weil die das so wollen.

Seit Langem lese ich allrighttit – nach durchstandener Brustkrebs-Therapie (die sie mit ihrem Blog begleitete, aus dem ein durchaus lesenswertes Buch wurde) wurde bei Lisa letztes Jahr erneut Krebs diagnostiziert, diesmal unheilbar.
Seit nicht ganz so Langem lese ich Arbeit & Struktur von Wolfgang Herrndorf. Ihm richteten Freunde vor fast zwei Jahren diese Website ein, nachdem sein Gehirntumor diagnostiziert worden war, unheilbar.

Ich kann das immer noch nicht einordnen. Ist es schlicht ebenfalls das, was mich von Anfang an zur gebannten Leserin persönlicher Blogs gemacht hat? Anderer Menschen Leben mitverfolgen, weil sie es mir zeigen wollen, wortgewandt und mit Hingabe? Dann gehört das Sterben ja dazu.

Oder schleicht sich doch irgendwann die Sensationslust ein? Für die ich mich nicht überdurchschnittlich anfällig halte.

Ich habe noch nie jemanden sterben gesehen, mir wurde auch noch nie ein geliebter Mensch entrissen. Selbst den sehr gemochten Freund, der letztes Jahr tödlich verunglückte, hatte ich davor über ein Jahr nicht gesehen. Auch deshalb lese ich mit einer fast sachlichen Neugier, die Sachlichkeit aber immer wieder verhindert von heftigem Mitgefühl.

Beide schreiben über ihr Leben, zu dem seit einiger Zeit das Sterben gehört, mit Reflexion und Humor – Herrndorf knochentrocken mit einigen Prisen Groteske, Lisa so chirpy und pink wie ihre Website, gemischt mit ausgesprochen unpinker Sprache; beide mit gehöriger Selbstironie.
Beispiel Lisa:

Which is ironic, since I appear to be gaining a kilo with each chemo, despite the unspeakable agony of shitting out a weekly brick of bulky concrete turd and puking with such prolific, projectile-spinach-from-my-nostrils panache that I’ve begun to score each upchuck as though it were a ballroom dance. (TMI? Darling, you are SO reading the wrong blog.)

Beispiel Herrndorf:

Nacheinander drei Teile vom Backenzahn unten rechts ausgespuckt. Ja, mach dich vom Acker, Körper, hau ab, nimm mit, was du tragen kannst.

Ich kann bei dieser Lektüre ein wenig nachvollziehen, warum einige Menschen, mit denen ich in der Kohlenstoffwelt viel zu tun haben, mein Blog nicht lesen wollen: Nicht nur eine hat mir erklärt, es fühle sich für sie indiskret an.

Doch beide, Lisa und Herr Herrndorf, schreiben ja gebend, schenkend. Wie auch die meisten Blogger und Bloggerinnen motiviert sind von einem grundsätzlichen Mitteilungsbedürfnis, dem Bedürfnis, das Ihre zu teilen. Also nehme ich dann doch dieses Geschenk einfach dankbar und interessiert an, dankbar für einen besonderen Einblick, den sie mir gewähren, auf eine völlig selbstbestimmte Art.

Journal Donnerstag, 16. Februar 2012 – Businesskasperin

Freitag, 17. Februar 2012

Layoutpräsentation der Agentur für die nächste Publikation (wird schön), Redaktionskonferenz für eine weitere (genug gute Themen).

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Mittagessen mit entfernter Kollegin, die vom Fortgang eines Projekts in China erzählte.

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Nicht vergessen: Die Borg haben es auch nicht geschafft, Picard völlig zu assimilieren.

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Nach Heberei in der Muckibude weitere Bekanntschaft mit Portulak (Gemüsekiste) gemacht: Nach gestriger Zubereitung als Salat mit Honi-Senf-Dressing (sehr gut!) diesmal als Suppe mit Basilikum und Kartoffeln – auch gut. Aber Salat mag ich lieber.

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Nägel mit Köpfen geschmiedet. Am Freitag werden sie eingeschlagen.