V.K. Ludewig, Ashby House
Dienstag, 20. März 2012 um 10:26Ein Gruselhaus, das gegen seine Bewohner kämpft – die neuesten sind zwei zerstrittene Schwestern aus Hollywood. Diese Handlungsbasis und das generische Titelbild lassen keinen Zweifel daran, dass wir uns bei Ashby House in Genre-Fiktion reinsten Wassers befinden. V.K. Ludewig jongliert die Versatzstücke mit offensichtlichem Heidenspaß – das Ergebnis ist ein total veralbertes Kabinettstückchen.
Die winterlichen Eingangsszenen in Cornwall und im alten Herrenhaus evozieren vor allem Filmbilder, von Rebecca über What Ever Happened to Baby Jane? bis zu Edgar-Wallace-Straßenfegern, mit einem ordentlich Schluck Hitchcock untergemischt. Aber in Ashby House halten wir uns nur selten bei Subtilitäten auf: Es landet lieber Lacher, indem es nach und nach alle angespielten Hintergründe der Filmgeschichte auch explizit nennt, inklusive Ausführungen über die Hauptdarstellerinnen. Wirklich subtil wird allerdings eingeführt, in welcher Zeit wir uns eigentlich befinden: Richtig klar ist das erst nach über 50 Seiten.
Wiederum zum Unsubtilen gehören die Sexszenen: Sie tauchen ungefähr so motiviert auf wie in Elvis-Presley-Filmen die Tanz- und Musiknummern – ach, weil grad Zeit ist, ein Liedchen (resp. Fickchen). Abgehakt wird zudem das gesamte Genre-Personal von Gruselgeschichten – halt, nicht ganz: Falls sie mir nicht durchgeruscht sind, fehlen Vampire. Dafür gibt es am Ende, beim Aufräumen der Geschichtsfäden, manche davon auch gerade erst angefangen, einen sonst unüblichen Bonus-Grusel.
Ganz großartig ist der eigentliche Hauptdarsteller des Romans, das titelgebende Haus. Wir bewegen uns beim Lesen aufs Anschaulichste durch die Räume und Stockwerke, kennen natürlich jede Perspektive aus mehr als hundert Jahren Filmgeschichte. Ich hatte schnell das Gefühl: Wenn rechtzeitig Maggie Smith um die Ecke gebogen wäre, hätte sich das Haus bei Weitem nicht so schlecht benommen.
Hintergründe der Personen werden uns als eigene Geschichten geliefert, zu diesem Zweck taucht verhältnismäßig spät ein sehr auktorialer Erzähler auf. Er spricht uns Leserinnen direkt an und schaltet sich auch später hin und wieder mit launigen Bemerkungen ein. Dazwischen, ähnlich unmotiviert wie die Sexszenen, gönnt sich diese Erzählerstimme das Vergnügen, in Beschreibungen des Äußeren der Romanfiguren zu schwelgen.
Wer das Blog des Autors GlamourDick gerne liest, wir sich sehr vergnügen. Wer sich nicht über seine Art Humor dort freuen kann – könnte sich veralbert fühlen.
die Kaltmamsell5 Kommentare zu „V.K. Ludewig, Ashby House“
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20. März 2012 um 11:08
Bin ein bißchen irritiert, daß Du so etwas liest.
20. März 2012 um 11:21
Aber ich kenn den doch, Nathalie, irgendwie.
20. März 2012 um 12:42
sowas. aber auch. ;-)
21. März 2012 um 7:41
Na ja, wenn schon Stummfilme Oscars gewinnen, was soll man da noch sagen?
21. März 2012 um 10:48
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Genau!
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