Das hier ist der Auer Mühlbach, sein so ziemlich nördlichster Giesinger Teil. Am gestrigen Samstag gab es nämlich nicht nur einen Vormittag, sondern einen Nachmittag: An dem spazierte ich mit dem Mitbewohner den Auer Mühlbach entlang, ein der Isar abgezweigter Kanal. Es war die perfekte Gelegenheit für diesen Spaziergang in einer weiteren Idylle, die die Isar München verschafft: Ein richtiger, echter Frühlingstag mit weiß-blauem Himmel, milden Temperaturen, grün verschleierten Bäumen und Büschen, Blüten in vielen Farben – gleichzeitig aber waren die Bäume im Grunde noch kahl und erlaubten Durch- und Weitblicke.
Die Idee für diesen Spaziergang habe ich beim Preißndirndl gefunden. Das mit dem Bloggen funktioniert nämlich so: Ich bekomme Kommentare, und manchmal steckt ein Blog dahinter, in dem ich mich umsehe. Bei Preißndirnl fand ich dieses Posting über einen Spaziergang den Auer Mühlbach entlang. Sie verlinkt auch die hochspannenden und umfangreichen (allerdings nicht mehr taufrischen) Hintergrundinformationen des Teams Auer Mühlbach, inklusive den Stationen des Spaziergangs. Eine genaue Route ist nicht beschrieben, ich empfehle einen Stadtplan mitzunehmen. Wir waren gestern mit dem ipad des Mitbewohners unterwegs, der uns die Orientierung erleichterte. Ich werde habe unseren Spaziergang (knapp drei Stunden mit viel Gucken) auch als ordentliche Wanderbeschreibung ohne persönlichen Firlefanz notierten, hier zum Download als PDF(bald).
Und so sind wir gestern spaziert:
Wir nahmen die U-Bahn nach Thalkirchen und gingen zunächst nach Süden. Am gegenüberliegenden Ufer des Mühlbachs sahen wir die Kanuvereinsmitglieder am Vereinsheim und an der Uferbefestigung zum Kanueinstieg herumbauen. Auf unserer Seite zeigte ich dem Mitbewohner die neuen Wohnblöcke, die so schön ins Grüne schauen, dass ich mich während des Baus sogar nach den Kaufpreisen der Wohnungen erkundigt hatte (sie gingen kurz unter einer Million Euro los und brachten mich endgültig von dem Gedanken ab, Immobilienbesitz könnte in München eine kluge Investition sein). Wir kreuzten am Restaurant zur Floßlände die Straße hinüber zur Floßlände und gingen zum Schleusenwärterhäuserl.
Am Ursprung des Auer Mühlbachs bin ich auf meinen Isarläufen der vergangenen Jahre schon dutzendfach vorbeigelaufen. Doch ich ahnte nicht, dass hier, gleich bei diesem Häuserl, ein Bach abgezweigt wird, und zwar unter der hinteren, schmalen Schleuse.
Von dort wird der neue Bach unter der Isar durchgeleitet, die linke Begrenzung dieses Tunnels ist die Stufe hier im Bild.
Dass das Ganze „Düker“ heißt, habe ich auch bei dieser Gelegenheit gelernt. Auf der Marienklausenbrücke querten wir die Isar hingegen überirdisch. Dem Auer Mühlbach konnten wir nur kurz hinterhersehen, er läuft seine ersten paar hundert Meter quer durch den Tierpark. Statt dessen besichtigte ich endlich die Marienklause. Ich wusste immer, dass sie hier irgendwo sein musste, war aber nie auf die Suche gegangen – ein Versäumnis: Sie liegt an einem ganz reizenden Kreuzweggärtlein.
Das Innere der Kapelle zeigt, dass sie immer noch für Fürbitten genutzt wird. Vielleicht die heimliche Surferwallfahrt?
Um mit Bach im Blick um den Tierpark herumzukommen, nahmen wir die Stufen hinter der Kapelle zur Hochleite – und sahen unter anderem die Seehundanlage von oben (umwölkt vom Frittendunst der daneben gelegenen Imbissbude). Der Weg endet an der Harlachinger Einkehr. Wir stiegen den Harlachinger Berg hinab und kamen an der Rückseite des Tierparks vorbei – hier landet also all der Elefantenmist. Hinterm Tierpark bogen wir nach links ab und kreuzten die Straße zurück an den Auer Mühlbach. Rechts sahen wir das Anwesen Siebenbrunn. Der Biergarten wirkte durchaus einladend, wir waren aber noch nicht reif fürs Einkehren.
Auf der rechten Seite des Auer Mühlbachs spazierten wir in die Kleingartenanlagen. Überall wurde eifrig gegartelt, bei Blickkontakt bekamen wir einen Gruß. Einen Garten mit Bachanschluss – stelle ich mir traumhaft vor.
Am Ende des Weges kreuzten wir den Bach auf die andere Seite und folgten dort dem Weg, bis er in eine Straße mündete: die Wohlgemutstraße. Dieser folgten wir weiter und sahen schon bald rechts durch die Bäume unsere nächste Station: Die Kraemermühle.
Ein großer Teil der Mühle ist eingerüstet, das Bauschild kündigte das angestrebte Ergebnis an.
Preißndirndl hatte auf die Kaffeerösterei mit Café in der Mühle hingewiesen, das wollte ich sehen. Das Caffé Fausto ist sehr hübsch, aber auch hier wars uns noch zu früh zum Einkehren. Allerdings nahm ich ein Pfund frisch geröstete Kaffeebohnen mit – die Beratung war ganz ausgezeichnet.
Weithin sichtbar war die nächste Landmarke, der Hauptsitz der Templer- Ordensgemeinschaft in Deutschland. Wir beobachteten, dass sich der Orden anscheinend auch heute noch um Bedürftige kümmert.
Das Gebäude liegt an der Birkenleiten, und dieser Straße folgten wir, vorbei an dem gleichnamigen Schlösschen.
Am Ende rauscht nicht nur der Auer Mühlbach, sondern auch der Verkehr auf der Candidbrücke. Wir folgten davor rechts dem Paula-Herzog-Weg vorbei an einem sehr einladenden Spielplatz (aha, die Spielplatzhäuschenmode geht weg von rechten Winkeln), wandten uns an dessen Ende links, um entlang dem Auer Mühlbach unter der Candidbrücke durchzugehen. Auf der anderen Seite erwartete uns ein kleines Wasserkraftwerk, einst die älteste Mühle Giesings.
Nun konnten wir eine Weile gedankenverloren spazieren, vom Fußweg Lohstraße aus hatten wir immer den Auer Mühlbach im Blick. Und stießen auf den ersten von zwei Trinkwasserbrunnen auf der Route – ich war begeistert. Denn während immer mehr Münchner Bürger die Isar entlang Sitzbänke stiften, würde ich ja eher testamentarisch verfügen, mit meinem (dann sicher sensationell hohen) hinterlassenen Vermögen an den beliebtesten Joggerstrecken Trinkwasserbrunnen einzurichten – wie es sich ohnehin für jede Großstadt gehört.
Von einem Brückerl, das von der Lohstraße aus abgeht, habe ich auch das Bild ganz oben im Posting aufgenommen. Dann aber verschwindet der Auer Mühlbach unterirdisch. Wir bogen in die Mondstraße ab, in deren Biegung wir noch einen vorläufig letzten Blick auf den Bach warfen.
Am Ende der Mondstraße bogen wir nach links in die Kupferhammerstraße, der wir unter den Bahngleisen hindurch folgten, dann rechts in die Pilgersheimerstraße – ich vermisste im Rummel der mehrspurigen Straße schon nach wenigen Schritten die Beschaulichkeit des bisherigen Spaziergangs. Die Pilgersheimerstraße wurde zum Edlingerplatz, dieser mündet in die Falkenstraße. Von dort bogen wir rechts in die Taubenstraße (ah, hier ist das Restaurant Österia – schon viel und und nur Gutes davon gehört). Hier stießen wir endlich links wieder auf den Auer Mühlbach – und auf einen weiteren Trinkwasserbrunnen, inklusive Zamperlbrunnen.
Zu meiner Überraschung ebenfalls direkt am Auer Mühlbach (ja mei, ich bin halt keine Giesingerin): Die Paulanerbrauerei.
Um dem Bach weiter zu folgen, mussten wir die Ohlmüllerstraße kreuzen. Auf der anderen Seite ein ganz frisch neugestalteter Bereich des Mühlbachs: Am Neudeck.
Hier sieht man schon das ehemalige Zuchthaus. Weiter hinten steht die ehemalige Impfanstalt, heute eine Polizeiinspektion.
Jetzt ging es erst mal nicht weiter, weil das Kloster der Armen Schulschwestern die Nutzung ihres Grundstücks nicht erlaubt. Wir folgten also der Straße Am Neudeck, bogen rechts zum Mariahilfsplatz ab (die Auer Dult wurde bereits aufgebaut), dann wieder rechts zur Gebsattelstraße, die wir überquerten. Hier hatte uns der Auer Mühlbach wieder – mit einem Blick auf den Kunstbunker (den ich nur schwer im Internet finden konnte, weil „Kunstbunker“ schon länger der unrühmliche Beiname des Gasteig ist) an der Quellenstraße, in die wir auch einbogen.
Am Ende des Wegs bogen wir nach links in die Au und waren – schwups – an den Museumslichtspielen.
Im Café im Müller’schen Volksbad kehrten wir dann auch ein, zu Apfelschorle und Kuchen. Eigentlich geht es jetzt noch ein paar hundert Meter an der Isar entlang bis zum Maxwerk (das uns einer der letzten München-Tatorte als bewohnte Villa verkaufen wollte), nach dem der Auer Mühlbach zurück in die Isar fließt. Doch der Mitbewohner weigert sich: Erstens täten ihm die Füße weh, zweitens habe man ja wohl noch nie etwas davon gehört, dass ein Spaziergang nach dem Einkehren fortgesetzt werde. Das werde ich also nachholen.
Nachtrag 23. April: Hier der Spaziergang als Wegbeschreibung zum Download. Korrekturen und Verbesserungsvorschläge willkommen.