Her mit meinen Daten / Lichtjahre für Anfänger

Donnerstag, 19. April 2012 um 9:05

Zwei Dinge, die mich derzeit beschäftigen (wenn ich gerade mal nicht Haare raufe, was nur aus mir werden soll):

„Tim Berners-Lee: demand your data from Google and Facebook”

Tim Berners-Lee, der Erfinder des Web (genau der richtige Moment, liebe Kinder, nochmal den Unterschied zwischen Internet und World Wide Web nachzuschlagen) sieht das Datensammeln von Web-Plattformen kritisch, aber nicht, weil er Geheimnisverrat fürchtet, sondern weil der Datengeber (wir Userlein) technisch daran gehindert wird, seine eigenen Daten zu nutzen.

In an interview with the Guardian, Berners-Lee said: “My computer has a great understanding of my state of fitness, of the things I’m eating, of the places I’m at. My phone understands from being in my pocket how much exercise I’ve been getting and how many stairs I’ve been walking up and so on.”
Exploiting such data could provide hugely useful services to individuals, he said, but only if their computers had access to personal data held about them by web companies.

via @mspro

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Im Lexikon des Unwissens (hier übrigens die hochinteressanten Errata) und im Neuen Lexikon des Unwissens waren es die Artikel über Astrophysik, die mich am wenigsten fesselten. Ich bedauerte das sehr, da das mein ersehntes Zielselbst der naturwissenschaftlich intensiv Interessierten verhindert (echtes Fachwissen ist mir ja auch in anderen Naturwissenschaften zu anstrengend; meine Energie wird nie weiter reichen als zum Nerd-Groupie). Außerdem mag ich doch die Schreibe des einzigen lebenden Astrophysikers, den ich auswendig mit Namen kenne, Aleks Scholz.

Jetzt bekomme ich eine weitere Chance, mich dem Leben der Sternen zu nähern, zumindest auf das eine oder andere Lichtjahr. Denn Aleks Scholz schreibt seit Januar für das Culturmag eine Kolumne „Lichtjahre später“ – endlich auch für mich sehr, sehr spannend. (Aber abfragen dürfte mich auch nach der Lektüre niemand zu Bogenminuten und Kernfusion – ich habe ja sogar schon wieder vergessen, was der definitorische Unterschied zwischen Stern und Planet ist, obwohl ich ihn im Neuen Lexikon des Unwissens las mit dem festen Vorsatz, mir zumindest das zu merken.)

Es gibt bereits:

1. “Objects in astronomy may appear bigger than they actually are” – Die Größe von Sternen, kranke Zahlen und das mit dem geozentrischen und dem heliozentrischen Weltbild.

2. „Projekt Marvin“ – Alles über Scholz’ Lieblingsstern IRAS04325+2502 („ein System aus mehreren Sternen, die in einer kleinen Dunkelwolke eingebettet sind“). Eines seiner Forschungsergebnisse: „Sternentstehung ist offenbar kein besonders ordentlicher Vorgang.“

3. „’Der Weltraum, unendliche Weiten.’” – „Nicht zufällig ist die Unendlichkeit bei öffentlichen Veranstaltungen eine der drei Eigenschaften des Universums, die die meisten Fragen auslösen (die anderen beiden sind Schwarze Löcher und Außerirdische).” Darunter: Welche Auswirkungen hat das auf die Mülltrennung?

4. „Von Braunen und anderen Zwergen“ – Genau da ist er wieder, der Unterschied zwischen Sternen und Planeten – oder eben doch keines von beiden: „…die Einführung einer neuen Klasse mit einem schillernden Namen [ist] seit jeher ein probates Mittel, um darüber hinwegzukommen, dass man eigentlich nicht weiß, WAS man da gefunden hat“.

Was man aus Aleks Scholz’ Kolumnen implizit schön ersehen kann, ist der Unterschied zwischen wissenschaftlicher (seiner) und esoterischer Gedankenführung: Das wissenschaftliche Vorgehen basiert eben nicht auf der Behauptung, alles zu wissen, sondern beobachtet, untersucht, zeigt auf, was wir noch nicht wissen, überprüft mögliche Erklärungen – um bei Widerlegung daran weiterzuforschen. Esoterik stößt ebenfalls auf Unwissen – und erfindet einfach Erklärungen für diese Lücken. Die man praktischerweise nicht überprüfen kann, damit auch nicht widerlegen.
(Nichts gegen gut erfundene Erklärungen. Ohne sie würden ganze literarische Genres fehlen. Verhängnisvoll wird es erst, wenn man die empirisch fassbare Welt darauf basieren lässt.)

die Kaltmamsell

4 Kommentare zu „Her mit meinen Daten / Lichtjahre für Anfänger“

  1. Preißndirndl meint:

    Sehr sympathisch, Ihre Annäherung an die Astrophysik und den Hinweis auf die Kolumnen. Aus unerklärlichen Gründen fühle ich mich zur Quantenphysik, insbesondere Gravitationswellen, hingezogen – verstehe davon aber rein gar nichts. Wahrscheinlich mag ich mein Hirn ab und zu ein wenig durchschleudern …

  2. padrone meint:

    Deine Bandbreite ist immer wieder – angenehm – überraschend.

  3. typ.o meint:

    Oh wie schön, danke für den Tip! Und hoffentlich verstehen auch alle Leser vom Scholz den Witz im Titel, dass ein Lichtjahr eine Entfernung beschreibt und keine Zeit. *seufz*

    Edit:

    Ach, und dann noch unbedingt eine dringende Hörempfehlung: Raumzeit
    http://www.raumzeit-podcast.de/
    von ESA und DLR mit dem wie immer hervorragenden Tim Pritlove, fantastisch!

    Ach und dann noch was, schon fast off topic:
    http://youtu.be/2aCOyOvOw5c
    Mit richtig schön viel Sound angucken, ein Space Shuttle Start aus der sicht der Booster-Raketen!

  4. Sebastian meint:

    Magisch, der Spaceschuttelefilm, typ.o Wer da nicht esoterisch wird…

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