Osterreste
Dienstag, 10. April 2012Über Ostern renovierte die Deutsche Bahn in Bayern gründlich, unter anderem die Strecke zu meinen Eltern. So machte auch ich endlich intensive Bekanntschaft mit dem berüchtigten SEV – Schienenersatzverkehr. Mit Zeit zum Planen kann die Bahn das ganz hervorragend: Alle Bahnangestellten wussten Bescheid, es standen sogar eigens zusätzliche Bescheidwisserinnen herum, der Bus fuhr pünktlich und reibungslos. Ansonsten muss ja meist sehr kurzfristig ersetzt werden, weil ein Baum über Schienen liegt oder noch schlimmere Unfälle passiert sind – das geht dann natürlich nicht so einfach. Allerdings fiel mir unterwegs bald ein, warum ich über Land lieber Zug als Bus fahre: Beim Lesen im Bus wird mir wie im Auto leicht übel.
In meiner Geburtsstadt war das Wetter nicht ganz so winterlich. Allerdings für meinen Geschmack winterlich genug, den Osterspaziergang nach dem traditionellen polnischen Osterfrühstück (ich hatte Brot und Eierlikör mitgebracht) bleiben zu lassen. Meine frischluftfexigen Eltern sahen das anders und jagten die Gesellschaft, bestehend aus meinen Schwiegereltern, dem Mitbewohner und mir, hinaus in die Kälte. Als meine Mutter mit der Entschuldigung, sie müsse sich um den Lammbraten kümmern, kurzfristig daheim bleiben wollte, wurde ich krawottisch und zwang sie zum Mitgehen: Wenn schon, dann darf hier keine Spaß haben.
Nachmittags kam die Bruderfamilie samt allen Kindern, es gab kurz vor vier ein Mittagessen zu spanischen Zeiten (oder Abendessen im deutschen Altenheim), Lamm inklusive. Neffe 2 hat nächsten Sonntag Erstkommion und sich dafür „selbst gekochtes Essen“ gewünscht. Mich hat er auch eingeladen (die Kommionskindeltern erteilten aber Dispens vom Kirchgang), und von mir wünschte er sich eine dreifache Portion Mousse au chocolat. Ich sagte zu, unter der Bedingung, dass ich in ein paar Jahren (acht bis zehn) ein ernsthaftes und ausführliches Gespräch über Religionen mit ihm führen darf.
Zur Tagesschau waren wir wieder daheim. Klassischer Sonntagabend: Internetlesen, während der Tatort nebenher plätschert.
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Ostermontag hatte ich die erste Tageshälfte frei und nutzte sie zum Turnen im Abnehmstudio (soeben wird das nächste Wettabnehmen ausgeschrieben): Das Sonderprogramm über die Feiertage enthielt eine der seltenen 60-minütigen Stepaerobicstunden.
Matt Ruffs The Mirage ausgelesen, dazu schreibe ich wohl noch ausführlicher. In Kürze: Ach ja, ganz spannend, keineswegs so schlimm, wie die Inhaltsangabe befürchten ließ.
Nachmittags (per ungehinderter Bahn) zur Schwiegerelternfamilie, Kaffee und Kuchen. Auch diese Runde ist nun mit zwei kleinen Kindern ausgestattet, deren Ausscheidungen Gesprächspause füllen können: „Einen so schöööönen See hat sie gemacht! Braaav!“
Noch aber ist diese weitere Generation frisch genug, dass sie nicht alle Osterhaserei auf sich konzentriert: Auch meine Generation bekommt noch reich gefüllte Osternester. Der Hauptspaß sind selbstverständlich die Tauschverhandlungen: „Biete zwei Blätterkrokant gegen ein schwarzes Lindor.“
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Zum Start in die Arbeitswoche ein schöner Talkshow-Ausschnitt:
via @stephenfry
Miriam Margolyes kenne ich aus Dead Again, entnehme aber ihrer Filmografie, dass sie mir auch davor schon begegnet sein müsste.