Rezepte in Zeiten des Internet
Donnerstag, 17. Mai 2012 um 10:03Kochbücher sind für definierte Märkte geschrieben, die sich meist mit Nationen decken. Und in denen die Zutaten ungefähr in gleicher Form angeboten werden: Backpulver oder Puddingpulver in Portionspäckchen oder in großen Dosen, Vanillegeschmack als Vanillinzucker in kleinen Tütchen oder flüssig in Fläschchen, Mohn lose oder als bereits aufbereitete Füllung. Deshalb liegt es nahe, sie in den Zutatenlisten als Standard vorauszusetzen und „1 Pck. Backpulver“ anzugeben, „1/2 Pck. Vanillepuddingpulver“, „1 Packung Mohnback“.
Das Web allerdings ist, wie wir alle wissen, grenzenlos. Und selbst wenn ein Rezept auf Deutsch veröffentlicht wird, kann es gut sein, dass es eine deutsche Emigrantin in Argentinien interessiert. Oder eine Türkin mit guten Deutschkenntnissen und einem Faible für deutsche Kuchen.
Könnten wir deshalb vereinbaren, in Internetrezepten ausgesprochen lokalisierte Mengenangaben zu meiden? Weil es zum Beispiel in Argentinien keine Vanillepuddingpulverpackerl gibt? Es ist doch gar nicht so umständlich, Backpulver oder die Stärke, aus der Vanillepuddingpulver fast ausschließlich besteht, nachvollziehbar abzumessen – zum Beispiel in gestrichenen Teelöffeln, Esslöffeln oder gleich in Gramm. Angaben wie „eine Dose Tomaten“, „ ein Glas Sauerkirschen“, „zwei Packungen gemischtes Trockenobst“ sollten eigentlich auch in national beschränkter Verbreitung gar nicht auftauchen, ohne dass sie genauer quantifiziert sind: Stellen Sie sich einfach mal im Supermarkt vor die Regale mit Tomatendosen, Obstkonserven oder Trockenfrüchten und versuchen herauszufinden, welche Packungsgröße wohl gemeint ist.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.
die Kaltmamsell23 Kommentare zu „Rezepte in Zeiten des Internet“
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17. Mai 2012 um 10:42
Einerseits ja.
Andererseits ist es so schwierig und unzumutbar auch wieder nicht, unbekannte Zutaten, anderswo übliche Packungsgrößen, Mengenangaben (Stichwort Cupmaße) oder auch Temperaturangaben (Fahrenheit, Gasherdstufen etc) zu ergooglen oder in Kochforen nachzufragen …
17. Mai 2012 um 10:57
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Genau!
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ergänzung: habe zu diesem thema in den letzten drei monaten mit dem meisterkoch heiße diskussionen geführt, stichwort “1/2 toastbrot”.
das packerl vanillezucker, den becher obers etc. hatten wir aber schon im ersten buch eliminiert.
17. Mai 2012 um 12:06
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Genau!
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17. Mai 2012 um 12:12
ja. bitte einfach alles in gramm.
oder meinetwegen auch dieses cups und ounces gedöns. even though metric rulezzz!
17. Mai 2012 um 12:36
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Genau!
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17. Mai 2012 um 17:07
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Genau!
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17. Mai 2012 um 19:03
Ohja! Gramm sind doch perfekt – bei Cups drehe ich immer durch, ich habe das Gefühl, die amerikanischen Kochbloggerinnen wissen manchmal selbst gar nicht, dass das auch eine Einheit ist, und nehmen einfach ihre Hello-Kitty-Kaffeebecher.
17. Mai 2012 um 19:36
Ist eine ambitionierte Idee – ich werde es mal probieren. Wenn nur die Bequemlichkeit…, aber halt, es gilt im Netz immer etwas größer und weiter zu denken. Au boulot!
18. Mai 2012 um 9:14
was um Himmels willen ist denn Mohnback?
18. Mai 2012 um 9:54
Sie müssen jetzt sehr stark sein, blinki: In deutschen Küchen wird immer noch hiermit gebacken.
http://das-ist-drin.de/Dr-Oetker-Mohn-Back-250-g–423154/
18. Mai 2012 um 10:00
Interessanter Hinweis. Da habe ich als auf deutsch bloggender Food-Blogger wohl einfach immer die heimische Brille aufgehabt (zumal meine Leser auch größtenteils aus D kommen). Aber ich werde mal verstärkt darauf achten. (Wobei ich sowieso ungern mit Packerln koche, sondern höchsten die “Dose Tomaten” bei mir auftaucht…)
18. Mai 2012 um 10:32
Des Wahnsinns fette Beute. was noch fehlt: Fertigrührei aus dem Becher.
18. Mai 2012 um 11:41
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Genau!
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18. Mai 2012 um 12:29
Ich hatte gestern ein Rezept, da waren alle Angaben in Tassen (wobei es im heimischen Küchenschrank schwierig war, zwischen all den Bechern und Pötten eine normale Kaffeetasse aufzutun, auf die ich mich schlußendlich einigte) und dann wurde die Buttermenge in Gramm angegeben – ??? Und nein, das stand tatsächlich “Tassen” und es war kein originär amerikanisches Rezept mit “cups”. Ich habe keine Ahnung, ob das, was ich daraus fabriziert habe, das ist, was es sein soll…
Stimme daher der Forderung, alles in Gramm anzugeben, eindeutig zu!
18. Mai 2012 um 14:58
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Genau!
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18. Mai 2012 um 15:06
Wie Leserinnen meines Blogs wissen, tendiere ich eher in eine ganz andere Richtung – so wenig Grammangaben wie möglich, so ungefahr wie erlaubt. Macht selbständig in der Küche.
18. Mai 2012 um 15:36
ich hoffe, ich bin da ohnehin schon sehr brav ;-), werde aber in Zukunft noch mehr darauf achten, versprochen!
18. Mai 2012 um 19:41
der kommentar mit der hello-kitty-tasse erinnert mich an ein gespräch von neulich: eine meiner gäste rümfte die nase, als sie erfuhr, dass mein hollondaiserezept samt tipps und tricks der zubereitung von frau j. child kam. “die amerikaner” hätten ja keine ahnung von esskultur, etc. etc. die sause war fantastisch, ohne neumodischen firlefanz.
18. Mai 2012 um 22:48
Angaben in Gramm sind nicht immer der Burner. Bei manchen Dingen, zum Beispiel Mehl, ist eine Volumenangabe eigentlich besser. Mehl zieht Feuchtigkeit an, die sich im Gewicht aber nur unwesentlich im Volumen auswirkt.
19. Mai 2012 um 12:33
Meine Großmutter hatte ein Kochbuch (in Sütterlin), da gab es Mengenangaben wie zum Beispiel “einen guten Stich Butter” und “eine ausreichende Menge Zucker”.
Und man buck den Kochen “bei geeigneter Temperatur bis er gar ist”.
Das waren noch Zeiten.
19. Mai 2012 um 12:35
ups. “Kuchen”, nicht “Kochen”
oder vielmehr “Koken”, auf münsterländer Platt.
20. Mai 2012 um 22:20
Äh, nö? Und zwar gar nö.
Als ich mit Rezepteschreiben angefangen habe, habe ich mir in so ein kleines Adressbüchlein all die Packungsgrößen eingetragen, die so verwirrend unübersichtlich gar nicht sind, sondern eher seit Jahrzehnten gleich genormt. Also unter T wie Tomaten zum Beispiel, wieviel in einer kleinen und wie viel in einer großen Dose Tomaten drinnen sind. Zum einen, weil die Kochbuchverlage da sehr genau sind und in Rezepte schreiben lassen „1 große Dose Tomaten (420 g Abtropfgewicht)” (grad geraten, Büchlein ist im Büro), was ich auf jeden Fall einladender zum Nachkochen und Einkaufszettelschreiben finde als „420 g abgetropfte Dosentomaten”.
Ich habe dann noch den persönlichen Ehrgeiz, im Zweifel den ganzen Pack aufzubrauchen, also z. B. 200 g Saure Sahne (1 Becher) ins Rezept zu schreiben, selbst wenn Herr Dollase oder Witzigmann 180 g für perfekt halten – aber mir sind die frohen Leser wichtiger, die dann weder wiegen noch 2 EL Saure Sahne wieder zurückräumen müssen. Früher sollten wir auch immer „400 g Nudeln” schreiben, weil das wohl mal als ökotrophologisch ideale Menge galt – habe mich einfach geweigert, wer wiegt denn Nudeln und lässt dann 100 g übrig?
Ich rede am Thema vorbei, weil ja Internet und da grad eine deutsche Emigrantin in Argentinien drin? Don’t cry for me, aber ich glaube auf die kommen einige 100 in Deutschland einkaufende Leseri und Lesera, die lieber 1 Päckchen Backpulver lesen, aufschreiben und einkaufen statt 3 TL (ja, so viele sind da drin, haben wir damals für Basic Cooking abgemessen, um es fürs Teilen hinten in eine Tabelle zu schreiben). Oder täusche ich mich da am Ende doch?
Aber eins ist mal klar, Frau Kaltmamsell: Wer glaubt, Dr. Oetkers Puddingpulver durch Stärke und Vanille ersetzen zu können, ob nun im Pudding oder Käsekuchen, der denkt auch, Cola aus dem Mineralwasserfurzer ist wie echte Coke. Oder andersrumpolemisch: Wenn es in Argentinien keine Vanillepuddingpulverpackerl gibt, gibt’s halt Dulce de Leche zum Kaffee.
21. Mai 2012 um 8:03
Hm, Sebastian, ich dachte, ich hätte Kochbücher explizit ausgeschlossen – anscheinend nicht deutlich genug. Mir ging es um internationale Barrierefreiheit im Web.