Auszeitjournal Mittwoch, 15. August 2012 – Anreise Berlin
Donnerstag, 16. August 2012 um 9:45Beim Morgenkaffee die Diskussion in meinem Blog zu Schuhausziehwohnungen wiedergelesen, mit großem Vergnügen und mit Bereicherung. Ich habe hier schon ganz besonders großartige Leserinnen und Kommentatoren, herzlichen Dank. Diese 73 durchaus auch leidenschaflichten Kommentare zu einem offensichtlich kontroversen Thema beweisen, wie Diskussionen in diesem bösen Internet eben auch aussehen können.
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Fertig gepackt. In Feiertagsstille problemlos zum Bahnhof gefahren (das ist erwähnenswert, weil letzthin die Linie 17, die mich vom Sendlinger Tor verlässlich zum Bahnhof bringt, nachmittags unvermutet statt abzubiegen am Stachus geradeaus fuhr).
Das Haus verließ ich so:
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Reise nach Berlin mit wenigen Halten auf freier Strecke, Verspätung bei Ankunft nicht mal eine halbe Stunde.
Wir sind in Kreuzberg untergekommen, und weil der Mitbewohner die Gegend noch nicht kennt, spazierten wir erst einmal herum. Und bestiegen unter anderem den Kreuzberg.
Cocktails in der Bergmanstraße. Merke: Wenn niemand sonst an den Tischen eines Straßencafés einen Cocktail vor sich stehen hat, dann gibt es dafür gute Gründe. Margaritas können auch richtig scheußlich schmecken (ich vermute alte Limetten).
Abendbrot bei einem gut besuchten Italiener. (Burrata und Calamaretti als Vorspeisen, dann Schwarze Pasta mit Thunfisch und Tomate für mich, Spaghetti Carbonara für den Begleiter – der lobte, sie seien die besten, die er je in Deutschland bekommen habe). Zunächst wurden wir ein wenig hektisch-freundlich bedient, wie Touristen halt. Doch als ich bei Speisen nachfragte, über Wein reden wollte, nach der Herkunft des empfohlenen und sehr angenehmen Weißwein fragte, stieg minütlich die Aufmerksamkeit, mit der wir umsorgt wurden.
Bis der sehr wie der Wirt wirkende Herr uns nicht nur nachdrücklich einen Nachtisch (Baba au Rhum) ans Herz legte, weil er wie der Wein aus Kampanien stamme, sondern uns auch zwei Gläser Süßwein dazustellte: “Der passt perfekt.” Tat er. Ein sehr schöner Abend.
Gleich nachdem wir uns gesetzt hatten, bekam ich einen Hauch von Chlor in die Nase. Hach, seufzte ich, hier wird wohl wie in Spanien mit lejilla geputzt, also mit Chlorbleiche. Perverserweise wird mir bei diesem Geruch immer ganz nostalgisch zumute, er erinnert mich an meine Kindheitsurlaube bei der spanischen Familie.
Nur dass sich schnell herausstellte, dass die Quelle dieses chlorigen Dufts eine ganz andere war: Die Tageskarte bot Nudeln mit schwarzen Trüffeln an. Immer wenn ein Teller an uns vorbeigetragen wurde, roch es wieder nach Chlor. Ich hatte bereits völlig vergessen, dass diese Note mich lange von Trüffel abgeschreckt hat.
Tischgespräch war der Versuch, den Werdegang Napoleon Bonapartes auf der Basis unserer beider Viertelwissen zusammenzukriegen. Ich fürchte, meine Wissensreste basierten hauptsächlich auf einem Heft Geschichte mit Pfiff, das sich mit ihm befasste – von diesem Schülerabonnement profitiere ich bis heute. Falls ich’s genauer wissen will: Kann mir jemand eine fundierte und doch lesbare Napoleon-Biografie empfehlen? Mit wenig Privatem und viel Politischem? Auf heutigem Forschungsstand?
die Kaltmamsell14 Kommentare zu „Auszeitjournal Mittwoch, 15. August 2012 – Anreise Berlin“
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16. August 2012 um 10:10
Immer noch ist es George Lefebvre’s Napoleon Biographie, die ich mit für das Beste erschienene halte. Ein wahrer Großmeister seines Faches, die Biographie bereits 1935 veröffentlicht und bis heute ein Meilenstein. Extremes Kenntnisreichtum mit bestechender Analyse, und von Peter Schöttler sehr fein und nuanciert übertragen.
16. August 2012 um 10:22
Willkommen in Berlin, ich hoffe, Sie haben eine tolle Zeit!
Zum Thema Napoleon kann ich, buchtechnisch, nur das hier beitragen.
http://www.amazon.de/D%C3%A9sir%C3%A9e-Annemarie-Selinko/dp/3462031023
Ich habe es, als ich so 18/19 Jahre alt war, mit viel Vergnügen gelesen, aber fundiertes Fachwissen ist natürlich etwas anderes! Vll sei es als Zweiliteratur nach `schwerer`Biographienkost empfohlen.
16. August 2012 um 10:58
Es ist zwar keine reine Napoleon Biographie, behandelt aber sehr ausführlich seinen Russland-Feldzug und die politischen Entwicklungen wie es dazu kam und parallel dazu recht viel (auch neues und interessantes) zu Napoleons Motivation und Denken: “1812: Napoleons Feldzug in Russland” von Adam Zamoyski.
Habe mir dann trotz des zeitlichen Abstands erlaubt auch noch einen längeren Kommentar zum Schuhauszieh-Thema zu hinterlassen. Ich hoffe, das ist okay.
16. August 2012 um 11:22
Willkommen in Berlin. Der Besuch beim Italienern ist ja schon gemacht. Für das nächste Mal hätte ich einen Tipp. wo es die besten Penne mit Salsiccia in Berlin gibt. Gekocht von einem Südiltaliener, der die Würste nach eigenem Familienrezept in Italien fertigen lässt.
16. August 2012 um 11:27
Auch eigentlich keine Biografie, aber das letzte Heft GeoEpoche hatte “Napoleon und seine Zeit” als Thema. Für meinen Geschmack zu politisch ausgerichtet, vielleicht für Sie das Richtige?
http://shop.geo.de/einzelhefte/geo-epoche/geo-epoche-napoleon.html
16. August 2012 um 11:41
Das erste Foto gefällt mir gar nicht. Eine kopflose Kaltmamsell?! Alles in diesem Blog spricht dagegen. :-)
16. August 2012 um 12:44
Ich wollte eben auch das Buch von Adam Zamoyski empfehlen. Das habe ich letztens an den großen Sachbuchleser verschenkt und konnte mich nach einigen Seiten Probelektüre kaum davon losreißen. Der große Sachbuchleser ist seither in den Weiten Russlands verschollen und nicht mehr ansprechbar. Ich sehe uns bereits ein Gedenkglas Wein am Obelisken am Karolinenplatz trinken.
Dazu auch:
http://media.economist.com/sites/default/files/cf_images/20071222/5107CR2B.jpg
und der dazugehörige Artikel
16. August 2012 um 15:35
Schuhausziehwohnungen – das war damals das erste, was ich hier gelesen habe. Sie sprachen mir aus dem Herzen.
16. August 2012 um 21:47
Huhu, Alice, wir sind hier im Internet. Gerne jetzt schon verraten.
17. August 2012 um 8:23
Das GeoEpoche zu Napoleon kann ich auch empfehlen. Zudem gibt es darin viele weitere Buchempfehlungen. 1812 liegt noch auf dem Bücherstapel. Freue mich zu hören, dass es so gut ist… Woran liegt es eigentlich, dass Napoleon in deutschen Lehrplänen nicht vorkommt? Stattdessen 4 x franz. Revolution? Meine Kenntnisse beschränken sich auf diverse Historienfilme inkl “Der Graf von Monte Christo”. Deshalb fand ich das GeoEpoche auch sehr erhellend – vor allem ein herzzerreissender langer Artikel zum Russlandfeldzug. Wer kann danach noch das Glas auf Napoleon erheben?
17. August 2012 um 12:10
Ja, liebe Kaltmamsell: Zamoyski hätte ich Ihnen auch empfohlen. Eine überaus lesenswerte Napoleon Biografie ist beim Beck Verlag von Johannes Willms erschienen. Ist gut geschrieben, und sehr fundiert recherchiert.
Ja und der Nostalgie-Geruch Chlor: in Portugal wurde seinerzeit alles, aber auch quasi alles mit Lixivia – so hiess das chlorhaltige Zeug – geputzt. Erinnere mich deutlich daran, mal sehen ob es ab mitte September an der portugiesischen Westküste auch noch so riecht…..
17. August 2012 um 20:29
ja, da musste ich doch auch noch was zur diskussion beitragen. schuhausziehgewohnheiten haben mir naemlich mein (jetziges) leben gerettet…
19. August 2012 um 8:41
Ich habe vor Jahr und Tag auf Empfehlung Vincent Cronins Napoleon-Biographie gelesen und es nicht bereut.
22. August 2012 um 8:36
Ich habe zu Napoléon meinen älteren Bruder um Rat gefragt, den ich in dem Bereich Geschichte sehr vertraue, und weil er andere Empfehlungen hat als oben angegeben, leite ich sie weiter. Er meint, dass die Bücher von Jean Tulard sehr zu empfehlen seien. Es ist ein französischer Spezialist, der seit Jahrzehnte über das Thema schreibt, und er dürfte in Englisch und vermutlich auch Deutsch übersetzt sein. Sein Neuestes, das schlicht “Napoléon” heißt, ist aber vielleicht zu neu erschienen, um schon übersetzt zu sein… Ansonsten, nicht was Sie suchen, aber es klingt trotzdem interessant, soll es von einem jüngeren Akademiker, Sudhir Hazareesingh, ziemlich unterhaltsame Bücher über die Figur Napoléons durch die Zeitalter geben (wenigstens in Englisch).