Auszeitjournal Mittwoch, 29. August 2012 – Schweine
Donnerstag, 30. August 2012 um 8:06Bin immer noch verdutzt über die Tendenz der vergangenen Wochen, dass Blogger für ihre Blogs auf Facebook Fanpages einrichten – und dann ihre Blogleserinnen zum Folgen derselben auffordern. Blogger, die bereits als Personen ein Facebook-Konto haben, dem man folgen kann. Möglicherweise rührt mein Unverständnis aus meiner geringen Nutzung von Facebook: Wünschen sich Blogleser am End’, Blogpostings nicht direkt oder oder per Feedreader zu lesen, sondern in ihre Facebook-Timeline geschickt zu bekommen? Endet die Zeit des Internetlesens außerhalb von Facebook?
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Es kam ein weiterer Hochsommertag, und ich war samt Mitbewohner mit den Mitbewohnereltern zu einem Ausflug verabredet. Den ich so antrat.
Als Ausflugsziel hatte ich mir Glonn gewünscht, genauer die Herrmannsdorfer Landwerkstätten: Dort ist ohne Auto schlecht hinkommen, und ich wollte gerne im Schweinsbräu essen, außerdem die Schweine besuchen, deren Fleisch ich im Herrmannsdorferladen am Viktualienmarkt kaufe (na gut: ihre Verwandten). Eine Wanderung oder auch nur ein Spaziergang war unwahrscheinlich, da Herr Schwieger nicht mehr gut läuft. Doch der Ausflug lohnte auch so rundum.
(Die Fussel sind in der Kamera, soll ich mich trauen, sie aufzuschrauben?)
Rechts im Hintergrund sieht man das Räucherhäuschen.
Die tanzenden Säue im Restaurant fand ich besonders hinreißend.
Das bekamen wir auf die Teller:
Mein paniertes Schweinskotelett (rechts oben) war das beste, das ich je gegessen habe – dass es Kotelettfleisch überhaupt in so saftig gibt! Und dann der kräftige Geschmack, der hervorragend zu den in Butter geschwenkten Karotten passte. Ich dankte den künftigen Fleischlieferanten herzlich:
Plakate und eine Broschüre wiesen auf eine neue Initiative der Herrmannsdorfer Landwerkstätten hin: Das Herrmannsdorfer Landhuhn. Denn es gibt heute nur noch zwei Hühnerrassen (auch in Biohöfen), beide Hybridhühner.
Masthybriden setzen bei geringem Futterverbrauch in kürzester Zeit viel Fleisch an, legen aber wenige Eier. Legehybridrassen hingegen bestehen fast nur aus Haut und Knochen und setzen ihre gesamte Energie in Eier um. Daraus resultiert, dass auch die Brüder von Bio-Legehennen als Eintagesküken getötet werden.
Auf Gut Herrmannsdorf wird eine Hühnerrasse herangezüchtet, die sowohl als Fleischlieferant taugt als auch zum Eierlegen, sogenannte Zweinutzungshühner. Viele Schritte sind schon getan, da weitere Geld kosten, bieten die Herrmannsdorfer eine Beteiligung an dem Projekt an: Für ein Landhuhn-Darlehen in Höhe von 300 Euro bekommt der Geldleiher zehn Jahre lang jedes Jahr einen Herrmannsdorfer Warengutschein im Wert von 40 Euro. Das halte ich für eine großartige Idee. Hier stehen mehr Informationen und die Möglichkeit zum Mitmachen. Hier gibt es ein Blog dazu.
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Den Einkauf aus dem Laden gab es zum Nachtmahl, alles Herrmannsdorfer Käsesorten von Kuh und Ziege – nach einem ausführlichen Salat aus der heute gelieferten Ökokiste.
die Kaltmamsell18 Kommentare zu „Auszeitjournal Mittwoch, 29. August 2012 – Schweine“
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30. August 2012 um 8:36
Ich gehöre zu den Bloggern mit Facebook-Fanpage. Für mich hat das sehr stichhaltige Gründe. Zum einen “schwalle” ich mein normales fb-Profil nicht permanent mit Essensgeschichten voll und zweitens sprudel ich fast täglich über, was Ideen zum oder über den Genuss angeht. Das alles zu verbloggen würde Tage dauern, ich könnte nicht mehr arbeiten. Die FB-Seite ist eine perfekte Plattform, um kleine kurze Gerichte, Bilder, Ideen, interessante Links o. Ä. schnell und unkompliziert weiterzugeben.
Und tatsächlich lesen viele der fb-Fans den Blog gar nicht regelmäßig und nutzen ihren newsstream der gelikten Seiten wie einen reader.
Danke für den Tip zum Hermannsdorfer Projekt, ich finde die Idee ebenfalls großartig!
30. August 2012 um 8:41
Ich hatte in meiner Kamera (Casio Exilim) auch Fussel. Nach Öffnen des Batterieschachtes, Entnahme der Batterie und des Speicherchips, habe ich mit Hilfe einer Druckluftdose, die zur Reinigung von PCs etc. angeboten wird, durch den Batterieschacht kräftig luftgespült. Danach waren die Fussel weg.
30. August 2012 um 8:53
Fussel in der Kamera kann ein netter Mensch im Fotofachgeschäft ohne aufschrauben entfernen: auch mit Druckluft (dann braucht man die nicht kaufen).
30. August 2012 um 9:01
Die linke Sau, die sich streckt wie eine Katze, … wunderbar. Diese essen wir aber ausnahmsweise nicht, ja? ;-)
30. August 2012 um 9:10
Ein niedersächsischer Bio-Bauer hat bereits mit Hybridhühnern experimentiert – das Experiment ist aber offenbar gescheitert.
30. August 2012 um 9:32
zunächst: Hammer! diese Bräune!!!
dann: schicke Tasche, der Herr Mitbewohner!
und dann noch: diese fb geschichte macht mit etwas besorgt, nutze ich doch fb überhaupt nicht und möchte das auch nicht. heißt dass, das für mich dann bald das bloglesen aufhören wird? weil es halt einfacher ist, alles in fb zu schreiben und damit einer ausgewählten menge an lesern zuzuteilen? eine traurige entwicklung.
und zuletzt: die hermannsdorfer werden das kapital schon haben, um die sache mit den hühnern ein wenig medienwirksamer scheitern zu lassen. dass auch die biohöfe mit hybridhühnern arbeiten müssen, ist besonders bei den hohen auflagen für diese höfe eigentlich selbsterklärend. den aufwand zu betreiben, das muss man erstmal finanzieren. und das kann man nicht mit hübschen hühnern tun.
ein ausweg wäre vielleicht, sich, sofern ein garten vorhanden ist, vielleicht wirklich selbst wieder 3-4 hühner in den garten zu holen. aber wer kann und will das schon?
und so wird es eher so sein, dass wir mit den toten hähnchen und den hybriden eiern im gewissen weiterleben müssen und uns lediglich überlegen können, ob wir nun von einem biohof kaufen, oder vielleicht vom lokalen geflügelhändler auf dem markt, der zwar kein schickes label auf dem stand hat, dafür aber einen kleinen übersichtlichen hof, auf dem es den tieren nicht schlechter geht als in den großen ställen der biohöfe.
30. August 2012 um 9:51
Etwas möchte ich noch kurz zum Thema fb nachtragen:
Der Vorteil einer Seite ist, dass dort jeder mitlesen kann, ob er jetzt bei fb angemeldet ist, oder nicht. Diese Seiten haben ihre eigene url, ganz wie eine Homepage, als solche werden sie von vielen Firmen mittlerweile ja auch genutzt. Ich finde, das eine schließt das andere nicht aus, die Vielfalt in allen Dingen ist es doch, die bereichernd wirken kann. Ein Leben ohne bloggen kann ich mir für mich nicht vorstellen. Eines ohne spannende Ergänzungen aber auch nicht.
30. August 2012 um 10:00
Die Fussel sollte besser ein “netter Mensch im Fotofachgeschäft” entfernen, v.a., da es eine Kompaktkamera ist. Aus dem istjanureinFussel kann sonst schnell ein Kratzer auf der Linse oder gar ein Schaden am Sensor werden. Mit Tempos reibt man nur noch mehr Fussel hinein (nicht ohne Grund gibt es Linsenreinigungspapier) und mit Mund-Pusten verteilt man Spucketröpfchen.
Wenn ich meinem Mann beim Säubern seiner SLR-Ausrüstung assistiere, fühle ich mich jedes Mal wie bei einer OP am offenen Herzen – “Schwester, den Blasebalg bitte” (googeln Sie mal giotto rocket air).
30. August 2012 um 10:19
Nicht alle dieser Versuche mit Zweinutzunghühner scheitern zwangsläufig. In Berliner Bioläden gibt es Eier (und Hühnchen) des Brandenburger Pilotprojekts “ei care”. Bisher läuft das offenbar ganz gut.
30. August 2012 um 10:25
Mir behagt das Facebook-Page führen auch nicht. Aus 100 Gründen, aber auch aus diesem: ich kann garnicht wissen, wieviele “gefällt mir” Klicker ich erreiche, weil facebook ja die Reichweite von Pages künstlich limitiert, man kann sie sich erkaufen inzwischen.
Trotzdem: Viele neue Nutzer steigen ins Netz ein, kommen aber nur bis facebook – und die würde ich alle mit meinen Buchnachrichten nicht erreichen. Ich sehe ja, wie wenige auf meine Autorenpage kommen, und wie viele es bei facebook sind.
In den Netzwerken ist die Interaktion zudem viel höher als bei mir im Blog – deines hier ist eine große Ausnahme, hier sind zu meiner regelmäßigen Beglückung sehr kommentarfreudige Menschen unterwegs :))
Das auf dem Ziegenbild ist ein Felsen, oder? Ich dachte nämlich zuerst “die spannen ja große Sonnensegel auf für ihre Tiere.”
30. August 2012 um 12:37
Sieht nach einer optimalen Nutzung eines schönen Sommertages aus! Und das Sie diesen mit den Schwiegereltern verbrachten, lässt manch einen sicher neidisch werden, mich z.B. mein Schwiegervater ist schon 4 Jahre tot.
Die tanzenden Schweinedamen sind wirklich der Hit, aber eachten Sie bitte bei 05:08 die fesche Sau!
http://www.youtube.com/watch?v=i1yYYfEVD7I
30. August 2012 um 13:15
Liebe Kaltmamsell,
wir waren dort auch schon öfters und unter meiner url gibt es einen Film von mir gedreht beim letzten Besuch, mit lauter kleinen netten Schweinchen!
LG
30. August 2012 um 13:38
Nur noch zwei Hühnerrassen? Und da habe ich mich mokiert, weil der Zoo in Jerez de la Frontera Leghorn-Hühner hält wie andere Zoos sibirische Tiger!
30. August 2012 um 15:58
Wenn ich einen neuen Artikel geschrieben habe, poste ich die freudige Nachricht immer in meinem Facebook-Profil (keines extra für den Blog). Bringt regelmäßig (neue) Leser. Nachteil(!) – diese posten ihre Kommentare zu 99% in Facebook…
Herrmansdorf – Herrlich!!!
Heute aus der Südsteiermark zurück – dort den Retter (Toni Koschak) des Sulmtaler Huhns getroffen! Artikel folgt.
30. August 2012 um 18:15
Ich habe mittlerweile auch eine “Fanpage” für meinen Blog und das aus Gründen.
Erstens: Es ist tatsächlich so, dass ein Link auf Facebook (auch auf Twitter übrigens) anscheinend immer wieder Leute auf bestimmte Artikel lockt. Keine Ahnung, ob die auch sonst über einen Feedreader gelesen hätten, aber ich habe das dumpfe Gefühl, dass ich damit noch ein paar mehr Leute erreiche als wenn ich nur bloggen würde ohne darauf hinzuweisen.
Zweitens: Ich habe das zunächst über mein normales Profil gemacht, aber das war mir dann ein bisschen zu doof. Ich möchte auch eigentlich nicht mit Leuten befreundet sein, die ich gar nicht kenne (“kennen” heißt für mich, dass ich die Leute in irgendeiner Art zuordnen kann, ich muss sie nicht persönlich kennen). Der Fanpage kann jeder folgen, und muss dafür nicht mit mir auf FB befreundet sein. Das finde ich für mich entspannter.
Drittens: In die Facebook-Links zum Blog kann ich bei Bedarf auch andere Personen/Organisationen usw. verlinken. D.h., wenn ich eine Restaurantkritik schreibe, kann ich in einem kleinen Text zum Link das Restaurant verlinken, ohne da jetzt extra eine Mail hinzuschreiben. Die sehen das dann eben auf ihrem Profil und können sich das angucken (oder auch nicht). Finde ich eine bequeme und dezente Art, konkrete Personen auf einen Artikel aufmerksam zu machen.
Viertens: Für andere Leute ist es unter Umständen einfacher, den Link zu meinem Blogartikel weiterzugeben, also zu teilen oder zu retweeten. Klar könnten sie das auch so, aber den ohnehin vorhandenen Haken bei FB oder Twitter kann ich ja auch schön für meine Zwecke verwenden (oder eben verwenden lassen).
Trotz allem lese ich Blogs hauptsächlich über den Feedreader, es haben sich also eher meine Schreib- und nicht meine Lesegewohnheiten ein kleines bisschen verändert.
30. August 2012 um 22:11
Da will ich auch mal hin!
31. August 2012 um 8:40
Also jetzt kann ich mein seit Tagen aufbegehrendes Klugscheissertum nicht länger zurückhalten:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Hühnerrassen
Hier um die Ecke gibt es z.B. einen Hof, der sich dem Aussterben alter Haustierrassen entgegenstemmt, dort stolpert man über 21 Hühnerrrassen (wenn man nicht aufpasst).
http://www.haustierhof-reutemuehle.de/schau-bauernhof/index.html
Nichts desto trotz ist m.E. die industrielle Landwirtschaft mit ihren Monokulturen bei Fauna und Flora unser aller Untergang. Und solche Initiativen wie die der Herrmannsdorfer können nicht genug gewürdigt werden. Eine gute Art, sein vieles Geld einzusetzen.
Gruss
31. August 2012 um 10:37
@ montez: Kaltmamsell hat sich auf die industrielle Quälhaltung von Lege- und Masthühnern bezogen. Hier besteht der Weltmarkt tatsächlich aus ganz wenigen “Rassen” (Link:http://www.bauernhahn.de/hybridhuehner). Gott sei Dank (!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!) gibt es natürlich daneben (noch) eine Vielzahl von (echten) Hühnerrassen.