Auszeitjournal Montag, 6. August 2012 – Donauradeln
Dienstag, 7. August 2012 um 15:55Organisatorisch wäre der Montag der perfekte Tag am Baggersee gewesen: Museen und Schlösser haben schließlich alle zu. Nur das Wetter passte nicht. Nach echtem Ausschlafen (Halb! Neun!) frühstückten wir zwar noch auf der elterlichen Terrasse, doch die Wolkendecke war geschlossen, uns fröstelte.
Nun, wir bewiesen einander unsere unglaubliche Flexibilität und schwenkten um auf einen Fahrradspaziergang entlang der Donau nach Neuburg.
Wir hielten uns immer so dicht am Fluss wie möglich, auch wenn wir auf dem buckligen Damm ganz schön durchgeschüttelt wurden. Der Lohn waren Einsamkeit und der Blick auf viele, viele Vögel: Unter anderem Nilgänse (per NABU-Vogelführer-App identifiziert), unverhofft nochmal Mehl- und Uferschwalben, Stockenten, Blesshühner, Kormorane, Bachstelzen, Haubentaucher, Gänsesäger, Schilf-, Rohr- oder Teichrohrsänger (die Viecher wollten einfach nicht stillsitzen, um sich genau bestimmen zu lassen).
Trotz der dicken Wolken wurde auch in der Donau gebadet.
Ungewohnt fühlte sich das fremde Fahrrad schon an, selbst nachdem ich den Sitz auf meine Beinlänge angepasst hatte. Nach einer Stunde waren meine Hände taub, mein Schultergürtel komplett verspannt, und das aufrechte Sitzen gefiel meiner Lendenwirbelsäule spürbar nicht. In Neuburg stürzte ich auch noch: Als ich einfach nur zum Anhalten bremste, griffen die Backen so heftig, dass das Fahrrad stehen blieb, aber ich nicht. Die Landung auf linkem Knie und den Händen war schmerzhaft. Dazu kam der Ärger über das eigene Ungeschick.
Also einfach nicht mehr daran denken und das hübsche und menschenleere Neuburg ansehen.
Auf dem Rückweg erwischte uns ein Gewitter. Wir waren zwar, noch ein Glück, nur noch eine halbe Radelstunde vom Ziel entfernt und kamen gerade bei Einsetzen der Sturzfluten, noch ein Glück, an einem Segelclub vorbei, unter dessen Vordach wir trocken blieben.
Aber bekanntlich möge Gott uns hüten vor allem, was noch ein Glück ist: Der Regen wollte einfach nicht aufhören, und als er nach einer halben Stunde Wartens auch noch stärker wurde, warfen wir uns die Regenumhänge über und matschten und glitschten heim.
Den Rest des Nachmittags und Abends verbrachten wir mit Regeneration. Zumindest mussten wir den Garten nicht gießen.
die Kaltmamsell7 Kommentare zu „Auszeitjournal Montag, 6. August 2012 – Donauradeln“
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7. August 2012 um 18:20
Achja, fremde Fahrradbremsen. Bitte immer(!) als erstes die Bremsen testen, schlimmer als ungewohnt kräftige sind ja nur noch gar nicht bremsende…
Gute Besserung, ich hoffe es ist nichts schlimmeres passiert.
7. August 2012 um 21:34
Bildschönes Kaff, dieses Neuburg. Man möchte nicht dort wohnen, aber unbedingt an einem leergefegten Werktag durchspazieren.
P.S. Die kleine Kaltmamsell darf heute leider nicht zum Spielen raus, weil sie nachsitzen muss und hundertmal Terrasse schreiben! Den Fehler habe ich unlängst schon bei einem älteren Erlebnisaufsatz gesehen und noch einmal durchgehen lassen, aber heute nicht!
7. August 2012 um 23:35
@Frau Nielsen: Sechs Sätze mit dem Wort Terrasse wären didaktisch besser. Oder eine kurze Herleitung von terra ;-)
8. August 2012 um 0:43
Ich sehe, als Hobby-Studienrätin habe ich in Sachen Didaktik noch Schularbeiten zu machen! Man könnte ein kleines Diktat schreiben lassen, an dem sich alle Blogger gemeinschaftlich beteiligen. Mir fallen da noch andere schöne Fehlerteufel-Wörtlein ein. Aber ich sage nicht welche! Für Terrasse bietet sich eventuell thematisch ein Satz aus dem Themenkreis Raumschiff Enterprise an. “Wir schreiben das Jahr Dreitausenddings. Captain Kirk und Mr. Spock sitzen in den unendlichen Weiten des Alls in ihrem Wohnzimmer im Raumscihiff auf einem terrestrischen Gesteinsbrocken, als Captain Kirk plötzlich sentimental wird, weil ihn der terrakottafarbene Braunton des Sitzmöbels an die elterliche Terrasse seiner Kindheit auf der guten alten Erde erinnert. Er weint dann ein bißchen, weil keiner hier im Raumschiff weiß, was das überhaupt ist, eine Terrasse. Immer nur drinnen sitzen, nie mehr draußen, leicht erhaben, leicht erhoben über gutem, ehrlichen, echten irdischen Erdboden!”
Ich denke, das ist zunächst ausreichend, als erste Diktatübung.
8. August 2012 um 0:52
P.S.
Gaga Nielsen muss hundertmal Raumschiff schreiben.
8. August 2012 um 8:15
@Frau Kaltmamsell: Als erfahrene Fahrradstürzerin empfehle ich: kühlen, kühlen und nochmals kühlen. Gute Besserung!
@Frau Nielsen: Danke Frau Nielsen, mit dem Diktatentwurf haben Sie mir den Morgen gerettet :-)
8. August 2012 um 10:18
Na. Gut. Hiermit weiß also auch ich um die korrekte Schreibung von Terrasse (schön ist das aber nicht). In diesem Fall ein echter Fehler – anders als so manche von mir eigenmächtig und bewusst verbesserte Schreibung (z.B. nöhlen).
(Zieht sich zum Üben des Diktats zurück.)
Die Bremsen, concuore, hatte ich vor dem Sturz ja bereits über zwei Stunden getestet. Umso verärgerter war ich über meine Blödheit.
Das mit dem Kühlen, Jutta, wäre sehr wahrscheinlich sehr nützlich gewesen. Doch darauf kam ich erst 24 Stunden nach Sturz, als das Knie bereits angeschwollen war.