Auszeitjournal Freitag, 3. August 2012 – Mirabellenmarmelade
Samstag, 4. August 2012Freitag, Sie erinnern sich vielleicht, ist der Tag, an dem die Abnehmstudiokette, deren Mitglied ich bin, morgens meine liebste Stepaerobic-Stunde im Programm hat. (Ich weise auf die erfreuliche Entwicklung hin, die mich einen Termin um 9.30 Uhr „morgens“ nennen lässt und nicht mehr „vormittags“.) In den vergangenen Jahren brauchte ich für die Teilnahme einen freien Tag, derzeit kann ich jeden Freitag mithüpfen. So auch gestern. Zudem hatte der heftige Regen aufgehört und erlaubte mir ein Hinradeln quer durch die Stadt – um diese Zeit ist der Verkehr allerdings erheblich heftiger als um die halb acht meines früheren Arbeitswegs.
Obwohl der Vorturner es langsam angehen ließ, war ich in der Schwüle innerhalb kürzester Zeit klatschnass geschwitzt. Als Cooldown versuchte er die Truppe wieder zu Swing-Bewegungen zu animieren; ich fühle mich in dieser Situation immer wie Ellen DeGeneres in der Siri-Nummer (keine Anweisung verkrampft mich so sicher wie die, locker zu bleiben oder gar meine Hips zu moven – haben Sie schon mal versucht, ein bockendes Maultier zum Breakdancen zu bringen? Genau).
Anschließend noch eine Weile auf den Crosstrainer, damit sich das Nassschwitzen der Kleidung auch gelohnt hat.
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Kleine Einkaufsrunde. Als ich beim geschätzten Bäcker Schmidt („Brotmanufaktur“ my ass) nach Brot sah, entdeckte ich einen Mohnzopf in perfekter Challah-Form. Mitgenommen. Wenn ein Brot so perfekt gezopfelt ist, wäre es eine Schande, es in Scheiben zu schneiden: Zum Mittagessen rissen der Mitbewohner und ich es also in Stränge, wie es sich für eine Challah gehört.
Große Einkaufsrunde mit dem Mitbewohner für das gemeinsame Kochen mit Freunden am Samstag. Zwischen Basitsch in der Westenriederstraße und Kaufhof am Marienplatz schaute ich am Viktualienmarkt nach Mirabellen. Ich entdeckte sehr vertrauenserweckende „aus eigenem Anbau“ an einem Obststandl, plauderte beim Kauf mit der Standlerin über die unzähligen deutschen Bezeichnungen für diese Frucht: „Bimberl“ habe die Familie ihres Mannes aus dem Fränkischen das Obst genannt, weil sie nicht gewusst hätten, was es eigentlich ist. Ich kenne sie als „Kriecherl“.
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Daheim entsteinte ich also eine gutes Kilo Mirabellen und setzte Marmelade an. Während die Früchte mit dem Zucker Wasser zogen, bügelte ich eine Runde (im Sommer produziert jede Maschine Wäsche 30 bis 90 Minuten Bügelei). Und kümmerte mich um meinen Rechner: Er war in den 24 Stunden davor dreimal eingefroren und nur durch Kaltstart aufzuwecken gewesen, außerdem liefen er und vor allem der Browser in den vergangenen Tagen derart langsam, dass ich mich ins Büro zurückversetzt fühlte. Da stimmte also etwas nicht. Ich checkte mit Hilfe des Mitbewohners, was zu checken war (die reine Anwesenheit eines echten Computerauskenners wirkt ja bekanntlich ähnlich heilend wie der reine Besuch eines Arztes gegen körperliche Beschwerden): Plug-ins ausgemistet, Prozessorauslastung und Arbeitsspeicher angeguckt. Nichts deutete auf ein Problem hin. Also weiter beobachten, bei Fortdauer der Zickerei werde ich dann doch mal zur Analyse im Apple Store vorbeischauen.
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Marmelade gekocht. Und wieder hatte ich vergessen, welche Sauerei das ist: Abschließend klebte die halbe Küche. Es wird halt kein Zufall sein, dass ich schon als Kindergartenkind Basteln nicht mochte und allein die gleichzeitige Anwesenheit von Papierschnippseln und Klebstoff in meiner Reichweite ohne jedes weiteres Zutun zu Sauerei führte. Immer.
Schritte 1 und 2 des Nachtischs für Samstag vollzogen (ergibt am Ende hoffentlich die Gelegenheit für ein Foto zum bislang unbebilderten Rezept).
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Butterbohnen, Käse und Mohnzopf zum Abendbrot, dazu ein Morellino di Scansano, der mir gut gefiel.
Die letzten beiden Folgen Lost in Austen nachgeholt (leider auf Deutsch, weil bei arte aufgenommen), mich sehr über den zentralen Gag in Folge 4 amüsiert. Man sollte alle Männer, die man attraktiv findet, in weißem Heldenhemd in einen See schicken. Alle. Der Mitbewohner hat bereits große Angst.