Auszeitjournal Donnerstag, 13. September 2012 – meine kleinen Spamfreunde
Freitag, 14. September 2012 um 8:11Falls Sie mal wieder ein Beispiel brauchen, wie das böse Internet echte menschliche Kontakte verdrängt: Ich bin seit einiger Zeit in intensivem Austausch mit den Versendern von Nigeria-Connection-Spam im weitesten Sinn (wobei ich nicht so weit gehen würde). Sie glauben gar nicht, was man alles erleben kann, wenn man diesen Leuten antwortet! Ich war schon SO kurz davor, eine junge Frau von der Elfenbeinküste zu adoptieren, deren Eltern laut ihrer Beschreibung aufs Grausamste umgebracht worden waren. Sie beharrte leider darauf, dass ich statt dessen von ihr Millionen und Abermillionen Dollar bekomme, da konnte ich ihre künftige neue Familie in Deutschland aufs Verlockendste schildern.
Eines allerdings ist deprimierend: Die Geschichten, die sich die Spammer für die Herkunft ihrer Millionen und für die Notwendigkeit ihres Transfers überlegen, lassen so manche Roman- oder Drehbuchautorin alt aussehen. Vielleicht sind das ja in Wirklichkeit die Hausaufgaben der creative writing-Kurse an der Universität von Nairobi? Über die Geschichte mit dem finnischen UN-Beobachter, der in Damaskus hinter einer zerbombtem Mauer Geldsäcke fand und der Meinung war, dass sie perfekter Ausgleich für die Risiken seien, denen er sich täglich aussetzt, informierte ich dann allerdings doch lieber die Vereinten Nationen, die dafür einen eigenen “Fraud Alert” haben.
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Nach einem Termin wieder von Untergiesing nach Schwabing in die Muckibude geradelt, erstmals im Kühlen die Isar entlang und durch den Englischen Garten, aber noch haben sich keine starken Herbstgerüche entwickelt.
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Das morgens geknetete Brot gebacken. Diesmal gelang es einigermaßen (war schon mal besser).
Internet und Buch gelesen, ein wenig am Fenster gestrickt, hin und wieder den Blick ins aufgehellte Wetter gehoben.
Nach einem abendbrotlichen Entrecote vom Herrmannsdorfer ferngesehen und zwar wie donnerstags immer wenn’s geht quer vom BR. Diesmal eine ganz ausgezeichnete Sendung; am lautesten lachte ich über die durcharrangierten Beispiele, wie sich die Tagesschaumeldodie mit ein wenig Hollywood-Pepp anhören würde (im selben Beitrag Seitenhiebe auf Google-Suchvorschläge).
die Kaltmamsell5 Kommentare zu „Auszeitjournal Donnerstag, 13. September 2012 – meine kleinen Spamfreunde“
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14. September 2012 um 9:05
ich bin in liebe mit der bluse.
ich wollt’s nur mal gesagt haben.
14. September 2012 um 14:54
Ich verstehe nicht, daß die Nigerianer IMMER noch ihr Unwesen treiben, ich habe vor zwanzig Jahren schon den gleichen “spam” auf Briefpapier gekriegt ….
14. September 2012 um 15:31
Oh, es handelt sich um eine uralte Kunstform, lihabiboun: Wir haben hier zwei schöne Bücher dazu im Regal, Frauds, Deceptions and Swindles von Carl Sifakis und Hustlers & Con Men von Jay Robert Nash – letzteres verfolgt die Masche sogar 400 Jahre zurück.
14. September 2012 um 16:06
Es gibt ein sehr schönes Buch, in dem es um die Nigeria-Scams geht. Geschrieben von einer Nigerianerin:
“Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy” von Adaobi Tricia Nwaubani
15. September 2012 um 11:45
Und noch ein Tipp zum Thema Scam: Act 1 der Folge “Enforcers” bei This American Life. http://www.thisamericanlife.org/radio-archives/episode/363/enforcers