Archiv für September 2012

Auszeitjournal Donnerstag, 19. September 2012 – Regentag mit Besuch

Donnerstag, 20. September 2012

Jajaja, der Wetterumschwung war angekündigt. Dennoch betrübte es mich, zu Regenrauschen zu erwachen und nicht einfach losradeln zu können, statt dessen zum Ledermantel greifen zu müssen.

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Die Zahnärztin reparierte meinen angebrochenen Zahn – der, wie sich herausstellte, gar kein Stück seiner selbst verloren hatte. Sondern eine seitliche Füllung, die eben diese Zahnärztin erst im Juni dorthin gesetzt hatte.

Spaziergang durch Schwabing im leichten Regen, dabei ein Geburtstagsgeschenk für meine Mutter entdeckt. Mir fiel ein, wie praktisch es früher mit Zeit zum Bummeln war, Dinge im Schaufenster einfach zu entdecken statt sie bei konkretem Bedarf gezielt zu suchen. Lob der Auszeit.

Eine Runde in der Muckibude mit überraschend viel Kraft.

Bei schnellen Routineeinkäufen im Supermarkt reife Feigen im Sonderangebot entdeckt, zwei Hände voll mitgenommen.

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Webfund: Klettverschluss unhörbar öffnen.

via Claudia auf Facebook

Hätte ich das mal früher gewusst! Dann hätte ich meine ansonsten sehr schöne Crumpler-Tasche nicht nach wenigen Monaten weitervercheckt. (Na gut, meine Strümpfe hätte der Klettverschluss dennoch ruiniert, unhörbar oder nicht.)

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Nachmittäglicher Besuch von Freundin auf eine Tasse Tee – das hatte ich zuletzt vor etwa 17 Jahren, dieses einfach Vorbeikommen. Und merkte, wie sehr ich es vermisst hatte. Ein Lob der Auszeit.

Männertorte

Mittwoch, 19. September 2012

Eben regten Sie sich noch über das rosa Ü-Ei extra für Mädchen auf (halt nein, das war ja ich), jetzt zeige ich Ihnen mal, wie noch 1981 Männer in die Stereotypen-Ecke gezerrt wurden.

Aus Anlass backte ich gestern eine Mokkatorte, die in meiner Jungmädchenzeit zu meinem Standardrepertoire gehört hatte. Das Rezept lag als Ausriss aus der Ausgabe essen & trinken 3/81 bei meinen Eltern; ich ließ ihn mir von meinem Vater scannen und als Datei schicken – ja, der kann das! (Besonders charmant mit spanischem Dateinamen.)

Ich hatte ganz vergessen: Es handelt sich um eine Torte für MÄNNER! Denn, so heißt es im Vorspann:

Es gibt tortenessende Männer, und es gibt heimlich tortenessende Männer. Und Männer, die gern Torte essen würden, aber sich nicht trauen und lieber behaupten, sie könnten Torte nicht ausstehen. Beide, die heimlichen und die gar nicht Tortenesser, sind Opfer des Süßigkeitstabus, das hierzulande für alles Männliche gilt. Und beide leiden natürlich unter schweren Schuldkomplexen wegen ihrer geheimen oder nur imaginären Tortenlust, und sie erröten beim Anblick von Konditoreiwaren und bekommen mit der Zeit einen schwermütigen Zug um den Mund. Für sie alle hat die “e&t”-Versuchsbäckerei eine weitgehend entsüßte Mokka-Creme-Torte geschaffen, eine Torte, die nicht unter das Naschtabu fällt. Eine Torte für alle, die Torten bisher entbehren mußten. Oder glaubten, daß sie müßten.

Abgründe! Ich kann mir richtig vorstellen, wie Papi damals heimlich beim Hundgassiführen einen Umweg über die Konditorei machte, an der Hintertür mit dem vereinbarte Klopfzeichen Einlass erhielt, in der Backstube schnell im Stehen ein Stückerl Prinzregententorte verschlang. Wie entwürdigend müssen diese Zeiten gewesen sein. Zum Glück liegt das alles hinter uns.

Die Mokkatorte nach diesem Rezept aber ist richtig, richtig gut. Ich habe das Rezept hier aufgeschrieben. (Und achten Sie bitte darauf, dass Sie beim abschließenden Transfer der Torte auf die Tortenplatte nicht, ich betone NICHT, vor lauter Ungeschick ein Drittel des untersten Tortenbodens verlieren.)

Auszeitjournal Dienstag, 18. September 2012 – geschmuggelter Spätsommertag

Mittwoch, 19. September 2012

In der herrlichen Luft, die morgens durch die offenen Fenster und Türen hereinströmte, machte ich mich fertig zum Laufen. Ich hatte eine Strecke mit viel Stadtwegen an der Isar geplant, doch sobald ich hinter der Wittelsbacherbrücke die sichtbare Stadt hinter mir gelassen hatte, wollte ich noch weiter weg.

(Ein Tipp: Wenn man in Pfannen und Töpfe hineinfotografiert, bildet sich leicht ein Fettfilm auf der Linse. Durch Abwischen löst sich der seltsame Nebel auf den Folgebildern aber ganz einfach auf.)

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Für meinen Mittagstermin griff ich doch nochmal zum Sommerkleid, um darin durch die Sonne und Wärme zu radeln.

Spätmittagliches Frühstück auf dem heimischen Balkon.

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Den Nachmittag mit Tortenbacken statt auf dem Balkon verbracht – ja mei, wenn ich sie doch versprochen hatte. Näheres zur Torte später.

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Abends Leserunde zu Ray Bardburys Fahrenheit 451. Ich hatte den Roman vor vielen Jahren schon mal gelesen (veröffentlicht 1953, war er auch damals nicht frisch) und war beim Wiederlesen erstaunt, wie gut er altert. Gleichzeitig erschreckte mich, zu wie vielen gesellschaftlichen und politischen Zeitereignissen die Schilderungen passen.

Dass es in Fahrenheit 451 um das systematische Verbrennen von Büchern geht, wissen wahrscheinlich alle, die von dem Roman (oder dem gleichnamigen Film) wissen. Doch den Grund dafür hatte ich vergessen: Bücher und die Gedanken darin verwirren die Menschen, sorgen für gesellschaftliche Unruhe und für Gewalt – denn irgendjemand fühlt sich immer von den Inhalten angegriffen, herabgesetzt oder verletzt, und sei es nur von einem Detail. Deshalb ist es dem sozialen Frieden am förderlichsten, wenn es gar keine Bücher gibt – niemand kann Anstoß nehmen. (Erzählen Sie bloß dem Herrn Friedrich nichts von der Idee.)

Ebenfalls vergessen hatte ich, wie lebendig und metaphernreich Bradbury erzählt, wie er kalte Technik durch Vergleiche zu Mythologie oder Natur macht.

Es gibt in Fahrenheit 451 eine Art Fernsehen (das tatsächliche Fernsehen war in der USA gerade erst aufgekommen), das die Menschen Tag und Nacht umfängt. Statt Bildschirmen fungieren ganze Innenwände als Bildschirme; das prestigeträchtige Ziel ist es, alle vier Wände umzufunktionieren. Der Ton wird durch Innenohr-Kopfhörer übertragen, die jedes Außengeräusch ausschließen. Die (einzige) Sendung heißt family und würde heute als Reality TV bezeichnet. In diese Parallelwelt ziehen sich die meisten mit Begeisterung zurück, entwickeln enge emotionale Bindungen zu den Figuren, entfernen sich gleichzeitig immer mehr von den Menschen, mit denen sie physisch zusammenleben. Auch das ist für einen Roman aus dem Jahr 1953 extrem weitsichtig.

Interessanterweise wird auch betont, dass für die Wirkung und Verbreitung der Ideen und Gedanken, die unterdrückt werden sollen, das physische Objekt Buch gar nicht wichtig ist, dass jedes Medium sie am Leben hält.

Auszeitjournal Montag, 17. September 2012 – gebackene Kälberfüß

Dienstag, 18. September 2012

Boah, war das Schwimmen diesmal anstrengend. Es fühlte sich an, als durchpflügte ich einen nassen Lehmacker, nicht Wasser. Und die Schwimmbrille zwickte derart auf er Nase, dass ich davon Kopfweh bekam. Und ich schluckte so viel Wasser, dass meine Wasserflasche für danach praktisch überflüssig war – schlechte Wasserlage? Aufgewühltes Becken? Und dann waren auch noch fünf der zehn Damenduschen kaputt. Wo simmer denn?!

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Zum Mittagessen mit dem Mitbewohner im Sedlmayr verabredet: Petra Hammerstein hatte wiederholt von den raren bayerischen Gerichten geschwärmt, die dort serviert werden. An einem Tisch mit drei fröhlichen und kontakfreudigen Rentnern (repräsentativ für das Publikum) aß ich gebackene Kälberfüße mit Remoulade und Kartoffelsalat. Ja, die Kälberfüße bestehen schlicht aus Glibber mit knuspriger Panade drumrum – wirklich köstlich.

Der Mitbewohner hatte gegrilltes Kalbsherz und war ebenfalls sehr zufrieden damit (es gab dazu einen Gurkensalat).

Während wir aßen, ließen sich in Sichtweite drei Leute nieder, die durch ihre Jugend auffielen (höchstens Ende 20): zwei Männer in legerer Kleidung, eine sehr gepflegte Frau des Typs Prima Ballerina (wie lange mal wohl braucht, um lange blonde Haare selbst zum Dutt hochgesteckt so kräftig und glänzend aussehen zu lassen?) mit Smartphone. Sofort begannen wir zu rätseln, was es wohl für eine solche Frau hier zu essen geben könnte (insgeheim hoffte ich, dass meine Vorurteile durch ihren Verzehr einer ordentlichen Portion Nierchen konterkariert würden). Als aufgetragen wurde, waren wir schlauer: Es gibt also auch beim Sedlmayr Salat in Hauptgerichtmenge.

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“Grüß Gott. Was darf’s denn sein?”
“Grüß Gott. Bitte ein Kilo Renekloden.”
Standler packt Tüte, tritt an die Waage: “200 Gramm mehr?”
“Nein, bitte ein Kilo. Und ein Pfund Aprikosen.”
Standler packt Tüte, tritt an die Waage: “600 Gramm?”
“Nein, bitte ein Pfund.”
Einer der vielen Gründe, warum ich so ungern auf dem Vikutalienmarkt einkaufe.

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Die Kastanien vor dem Balkon sind ja dieses Jahr besonders von der Miniermotte ausgemergelt – so übel, dass eine jetzt verzweifelt in einen zweiten Frühling ausbricht.


(Foto von Mitbewohner, der eine mächtige Kamera für sowas hat.)

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Gebügelt, erste Schritte zu einer Geburtstagstorte gemacht. Beim Stricken ein Radio-Interview der BBC mit Salman Rushdie zu seiner Autobiografie angehört. Interessante Hintergründe über Rushdies Art zu schreiben und zu seiner rückbickenden Einschätzung der Mechanismen hinter der Fatwa gegen ihn und zu den Veränderungen, die sie in der Verlagswelt ausgelöst haben. Das Interview war aufgezeichnet worden, deshalb fehlt leider Rushdies Blick auf die gegenwärtigen Ausschreitungen in der arabischen Welt wegen des Mohammedfilms.

Auszeitjournal Sonntag, 16. September 2012 – Isarverwandtschaft

Montag, 17. September 2012

Das Wetter war so schön wie angekündigt, ideales Wanderwetter. Es drängte mich sehr nach draußen, und so fuhren der Mitbewohner und ich zu einer Verwandten meiner geliebten Isar: zur Loisach (die Strecke waren wir letztes Jahr schon mal gelaufen).

Ich genoss die Strecke sehr – Sie merken vielleicht, dass ich mich immer noch um die genaue Bezeichnung drücke: Sind zwölf Kilometer durch Wälder, Dörfer, Felder in robusten Straßenschuhen und ohne Rucksack oder Proviant schon eine Wanderung? Hier in den Kommentaren gab es kein Ergebnis.

Der Wald war noch spätsommerlich grün, kaum ein Blatt hatte sich verfärbt, das Sonnenlicht schien Muster auf den Waldboden, Apfel- und Birnbäume hingen voller Früchte, grasende Jungbullen ließen sich ausführlich auf der Weide betrachten, ich sah die ersten Herbstzeitlosen der Saison, bemerkte, dass nun auch die Schwalben fort sind (die Mauersegler waren ja schon Ende Juli verschwunden), in Wolfratshausen fanden wir dann doch noch einen Biergarten an der Loisach, in dem wir mit einer Radlerhalben Pause machen konnten. Obwohl die Temperaturen wirklich nicht zum Baden waren, sahen wir am Ickinger Wehr sogar wieder einen Surfer.

Auch auf ein Rätsel stießen wir: Auf den Waldwegen, entlang der Loisach und der Isar begegneten wir immer wieder einem blauen Kabel, quer durch den Wald und die Wege entlang, das an einigen Stellen mit Metallstangen über den Fluss geleitet wurde. Was war das nur?

Da wir bei unserer Heimkehr um sechs sehr hungrig waren, machten wir uns gleich ans Abendbrot – ein hervorragender Trick, um sich über das bereits herbstlich frühe Dunkelwerden hinweg zu täuschen.

Die halbe Flasche Hannes Reeh hatten wir übrig gelassen, auch um zu probieren, ob ausreichend Luft ihn weicher macht. Keine Chance: Der Zweigelt schmeckt derart rass mit brüllenden Tanninen, dass er entweder noch das eine oder andere Jahrzehnt Lagerung braucht, oder zum Einlegen von Sauerbraten gedacht ist.

Auszeitjournal Samstag, 15. September 2012 – meine ersten Ochsenbackerl

Sonntag, 16. September 2012

Wie ich einmal keine Lust auf Schwimmen hatte.

Nachdem ich morgens die Augen aufschlug, sah ich einer Spinne dabei zu, wie sie sich im Rahmen der offenen Balkontür abseilte. Sie wirkte nicht sonderlich routiniert, zappelte immer wieder ungelenk mit den Beinen. Kurz vor dem Boden schien sie jeglicher Mut zu verlassen: Sie knäulte sich zusammen, streckte das eine oder andere Bein nach unten, zog es wieder hoch – es dauerte eine ganze Weile, bis sie mit allen acht Beinen auf dem Boden stand. Dann verlor ich das Interesse an ihr und stand auf. Ich sah nach dem Wetter, es blickte übellaunig zurück.

Nach dem Morgenkaffee und ein, zwei ausführlichen Mails sowie nach dem Nachlesen der nächtlichen Twitter-Timeline war es Zeit für den Aufbruch zum Schwimmen; nachdem vergangenen Mittwoch alle acht Münchner Freibäder geschlossen hatten, musste es das Olympiabad sein. Doch da verspürte ich einen ungewohnten inneren Widerstand. Ich ging in mich und forschte nach der Ursache des Unwohlseins. Ich hatte tatsächlich einfach keine Lust auf Schwimmen. Auch nicht auf Laufen statt dessen. Eigentlich wollte ich überhaupt nicht raus. Also duschte ich mich einfach so und zog mich an.

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Den Mitbewohner zum Einkaufen in den Kaufhof am Stachus begleitet – das ist natürlich etwas völlig Anderes als gemeinsames Einkaufen. Zwei Flaschen interessanten Weins erbettelt. (Quengelware für Erwachsene ist ganz hinten in der Weinabteilung platziert.)

Den Hannes Reeh hatte ich seit der Geschichte vom Padrone probieren wollen. Und einen Weißwein aus der Denominación Vinos de Madrid (die es ohnehin erst seit 1990 gibt) kannte ich bislang nicht. Dieser Puerta del Sol von Vinos Jeromín wurde aus der autochtonen Sorte Malvar hergestellt und war 125 Tage in neuen Eichenfässern – ich bin schon sehr gespannt (die sehr informative Website von Vinos Jeromín ist leider eine einzige Flash-Seuche).

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Arthurs Tochters Ochsenbackerl gekocht. Die Backerl hatte der Mitbewohner im Herrmannsdorfer am Viktualienmarkt bekommen; es gibt sie dort jeden Donnerstag. (Und mittwochs gibt’s Kalbsbackerl. Schweinebackerl auf Bestellung mit einer guten Woche Vorlauf.)

Das Küchengarn in der Schublade hatte ich lange nicht gebraucht. So hatte ich mittlerweile vergessen, dass es sich beim Anbraten auflöst. Auf einer Skala von 1 bis 10: Für wie sinnvoll erachten wir Küchengarn (als solches und unter dieser Bezeichnung verkauft), das sich beim Anbraten auflöst? (Oder habe ich das Konzept Küchengarn grundsätzlich missverstanden und es handelt sich in Wirklichkeit um einen Soßen-, keinen Fleischbinder?)

Als Beilage setzte ich endlich eines der Rezepte meiner polnischen Oma selig um: Kopitka, zu deutsch wohl “kleine Hufe” (ich kann leider kein Polnisch). Sie sind das, was dem Italiener die Gnocchi sind und dem Schwaben die Schupfnudeln.

Die Ochsenbackerl hätten eine weitere halbe Stunde im Ofen vertragen, schmeckten aber köstlich. Die Sensation waren zu meiner Überraschung die Kopitka. Sie sind etwas Besonderes: bissfester als Gnocchi, haben wirklich etwas Nudliges. Wie schrieb die kluge Hande schon vor Jahren: “I love all grandma recipes.” Hier habe ich das Rezept aufgeschrieben und illustriert.

Dazu machten wir den Unplugged 2010 von Hannes Reeh auf. Ein ungewöhnlich wuchtiger Zweigelt. Leider bestätigte mir der erste Schluck den Verdacht, dass ich nachmittags ein Stückchen oberen Backenzahn verloren haben könnte: Die Stelle kreischte bei Kontakt mit den heftigen Tanninen schmerzhaft auf. Notiz an mich: Am Montag Termin bei der Zahnärztin vereinbaren.

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Dazwischen: Zwei Maschinen Wäsche gewaschen und aufgehängt, gestrickt, Fahrenheit 451 ausgelesen, Internet gelesen.

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Erneute Freude über das Blog Advanced Style: “She told me that no one had thought that she was very stylish before and that she was delighted to pose for a photograph.

Auszeitjournal Donnerstag, 13. September 2012 – meine kleinen Spamfreunde

Freitag, 14. September 2012

Falls Sie mal wieder ein Beispiel brauchen, wie das böse Internet echte menschliche Kontakte verdrängt: Ich bin seit einiger Zeit in intensivem Austausch mit den Versendern von Nigeria-Connection-Spam im weitesten Sinn (wobei ich nicht so weit gehen würde). Sie glauben gar nicht, was man alles erleben kann, wenn man diesen Leuten antwortet! Ich war schon SO kurz davor, eine junge Frau von der Elfenbeinküste zu adoptieren, deren Eltern laut ihrer Beschreibung aufs Grausamste umgebracht worden waren. Sie beharrte leider darauf, dass ich statt dessen von ihr Millionen und Abermillionen Dollar bekomme, da konnte ich ihre künftige neue Familie in Deutschland aufs Verlockendste schildern.

Eines allerdings ist deprimierend: Die Geschichten, die sich die Spammer für die Herkunft ihrer Millionen und für die Notwendigkeit ihres Transfers überlegen, lassen so manche Roman- oder Drehbuchautorin alt aussehen. Vielleicht sind das ja in Wirklichkeit die Hausaufgaben der creative writing-Kurse an der Universität von Nairobi? Über die Geschichte mit dem finnischen UN-Beobachter, der in Damaskus hinter einer zerbombtem Mauer Geldsäcke fand und der Meinung war, dass sie perfekter Ausgleich für die Risiken seien, denen er sich täglich aussetzt, informierte ich dann allerdings doch lieber die Vereinten Nationen, die dafür einen eigenen “Fraud Alert” haben.

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Nach einem Termin wieder von Untergiesing nach Schwabing in die Muckibude geradelt, erstmals im Kühlen die Isar entlang und durch den Englischen Garten, aber noch haben sich keine starken Herbstgerüche entwickelt.

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Das morgens geknetete Brot gebacken. Diesmal gelang es einigermaßen (war schon mal besser).

Internet und Buch gelesen, ein wenig am Fenster gestrickt, hin und wieder den Blick ins aufgehellte Wetter gehoben.

Nach einem abendbrotlichen Entrecote vom Herrmannsdorfer ferngesehen und zwar wie donnerstags immer wenn’s geht quer vom BR. Diesmal eine ganz ausgezeichnete Sendung; am lautesten lachte ich über die durcharrangierten Beispiele, wie sich die Tagesschaumeldodie mit ein wenig Hollywood-Pepp anhören würde (im selben Beitrag Seitenhiebe auf Google-Suchvorschläge).