Auszeitjournal Dienstag, 16. Oktober 2012 – Herbstleuchten
Mittwoch, 17. Oktober 2012 um 8:19Wunderschöner Morgenlauf an der Isar, Wittelsbacherbrücke isaraufwärts über Flaucher, gegenüber Tierpark weiter bis Großhesseloher Brücke, Floßlände und Flaucher zurück.
Goldenes Sonnenlicht auf zu einem Drittel bunten Laubbäumen.
Quietschbuntes Laub vor meinen Füßen.
Glitzerflecken tanzen hüftschwingend durch Buchenblätter auf den Boden.
Unter den Flaucherstegen wirbeln weiß schäumende Isarfluten durch Wehre.
Zwei Hand voll Sahnetupfen auf den Kiesbänken – die Schwäne sind noch verschlafen.
Weite Blicke auf Fluss und Auen, zwischen Baumwipfeln ein Zwiebelturm als folkloristische Note.
Lachender Austausch von Grüßen mit den beiden einzigen Läuferinnen, denen ich auf dem Rückweg zwischen Großhesseloher Brücke und Thalkirchen begegne.
Nasse, dunkle Pappelblätter imitieren auf dem Weg vor mir Bierglasscherben.
Postkartenmotiv Hinterbrühler See mit Holzhütte und Blesshuhn.
Der Lauf ein einziges anderthalbstündiges HACH!
(Nein, ich hatte keinen Fotoapparat dabei. Machte mir fast nichts aus.)
§
Herbst
Wenn du und das Laub wird älter,
und du merkst, die Luft wird kälter,
und du fiehlst, daß du bald sterbst,
dann is Herbst.
(Dieter Hildebrandt, aus “Schlesischer Jahreszeiten-Zyklus”)
zitiert nach boschblog
§
Nachmittag mit Freundin über Tee, Apple Crumble und Schweizer Apfelchampagner (hmnajaehernicht).
§
Abend in meiner Leserunde zu Oya Baydar, Monika Demirel (Übers.), Verlorene Worte: Ich fand den Roman völlig überladen, und noch ein Thema (Kurden, Ehe, writer’s block, elterliche Anforderung an Kinder, Liebe, Kurden, Landschaft, Militär, Kurden, Liebe, Landschaft, Tierversuche, Kommunismus, Kurden, Liebe, Frauenrechte…) und noch ein Klischee und noch ein Anliegen und eine weitere Wiederholung einer Beobachtung (die Berge! die Berge!). Nach der Passage, in der ein junges Mädchen durch eine Massenvergewaltigung merkt, dass Sex ihr Spaß macht (weil der letzte Vergewaltiger nett zu ihr ist), hatte ich dann doch eine längere Lesepause gebraucht.
Anderen aber gefiel die poetischen Beschreibungen von Landschaft und Atmosphäre.
17 Kommentare zu „Auszeitjournal Dienstag, 16. Oktober 2012 – Herbstleuchten“
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17. Oktober 2012 um 10:29
Ich bewundere Ihren Langmut. Ich hätte Buch und Apfelschampus aus dem Fenster geworfen.
17. Oktober 2012 um 10:41
Ich weiss, dass ich bereits ein Renommee fuer Engstirnigkeit hab, aber sei es drum, Wein ist halt mein Leben: “Apfelchampagner” ist illegal. Apfelschaumwein, vielleicht?
17. Oktober 2012 um 11:01
@Hande: Ich bin auch darüber gestolpert, aber dem Anschein nach meint der Erzeuger, er dürfe das Produkt so nennen ;-)
17. Oktober 2012 um 11:51
Das Europaeische Gerichtshof sowie Bundesgerichhof haben bereits Urteile gefaellt, dass auch andere Waren (nicht nur Traubensaft) von Benutzung des Wortes abhaelt, wie ein Gebaeck in Frankreich und ein Elektronikmarkt in Deutschland. Ich glaube nicht, dass der Apfel-Argument des kantonalen Laboratoriums zieht – ausserdem sind nicht sie die Entscheidungsstelle.
17. Oktober 2012 um 12:49
War mir bewusst, Hande. Ich würde mich hüten, was auch immer unter dem Namen Champagner zu verkaufen, umgangssprachlich wissen wir aber alle, was gemeint ist. (Der Spanier sagt ja auch eisern “champán” und “coñac” zu seinen heimischen Produkten. Gefällt mir.)
17. Oktober 2012 um 16:47
Also ich möchte mal den Text bewundern, den ich sehr schön finde. Hat mich in eine sehr angenehme Stimmung versetzt, vielen Dank dafür! Herzlichen Gruß
17. Oktober 2012 um 18:21
Beim “folkloristischen Zwiebelturm”, den Sie bei Ihrem Morgenlauf gesehen haben, muss ich gleich an eine Entdeckung denken… Kennen Sie das Gebäude mit dem Zwiebelturm an der Birkenleiten, sprich am Auermühlbach? Vielleicht haben Sie ja den gesehen, könnte passen… Wenn man als Münchner davor steht, fragt man sich zum Einen, warum man dieses Haus / Schlösschen aus keinem Reiseführer kennt, und zum Anderen, ob es nicht direkt aus Harry Potter hergezaubert wurde. Ist ein Tempelritterorderskloster, übrigens, und lohnt sich, mal dran vorbei zu laufen. Ich habe gestaunt.
17. Oktober 2012 um 18:40
Das Tempelritterkloster, Angie, habe ich bei meinem Spaziergang entlang dem Auer Mühlbach bestaunt, wirklich ein überraschender Anblick:
https://www.vorspeisenplatte.de/speisen/2012/04/der-auer-muhlbach.htm
Was ich gestern vom Flauchersteg aus sah, könnte St. Maria in Thalkirchen gewesen sein:
http://www.wochenanzeiger-muenchen.de/imagessaz/2011/41/34325__xl.jpg (na gut, kein wirklicher Zwiebelturm).
17. Oktober 2012 um 23:58
Ich kam beim Apfelschaumwein eher bei “Schweizer” als beim “Champagner” ins Stolpern. Ich rate zum Zweitversuch mit einem Produkt aus der Urapfelweinheimat, das sich schon lange vor der EU vor fast 100 Jahren Apfelchampagner nannte (und es heute nicht mehr nötig hat, das machen schon die Journalisten) http://www.fr-online.de/rhein-main/doehnes-apfel-champagner,1472796,2770402.html
Der ist wirklich klasse und Stuart Pigott findet “im Vergleich mit diesen Erzeugnissen schmecken die ganzen Sekte im Supermarkt banal, kitschig und gekünstelt” http://www.ahle-wurscht-shop.de/wurst-wein/apfelschaumwein-boskoop-doehne-schauenburg.html
Und schön zu lesen, dass die Kamera nicht dabei war.
18. Oktober 2012 um 0:12
Sebastian, nur um die Diskussion zu vervollständigen: Champagner ist geschützt seit 1891, lange vor EU, mit dem Madrider Abkommen. Und es ist egal wer was behauptet und gut findet und meint benutzen zu dürfen und was die Konsequenzen sind oder nicht: *legal* ist es nicht.
18. Oktober 2012 um 6:19
Was für ein entspanntes Leben.
18. Oktober 2012 um 7:24
CHAMPAGNER! CHAMPAGNER!
(Meinst Du wirklich, Hande, dass man jetzt rechtlich gegen mich vorgehen kann? Ohne Juristin zu sein gehe ich davon aus, dass ich als Privatperson ohne Verkaufsinteresse einen Hund Katze nennen darf und sogar Apfelschorle Champagner.)
18. Oktober 2012 um 7:48
Nein, sei doch nicht albern, natürlich ist mein Einwand gegen die Produzenten (und journalisten die das unterstützen/verbreiten). Auch den von Sebastian genannten.
18. Oktober 2012 um 8:08
@Sebastian: ein Nordhesse bei der Kaltmamsell! Ich bin gerührt. Haben Sie am Tag der deutschen Einheit den Stand mit der Ahlen Worscht entdeckt? Die Stracke war wirklich gut (und ziemlich schnell verzehrt).
18. Oktober 2012 um 8:19
Die Beschreibung des Laufs ein großes Hach für die Leserin und die Bilder entstehen im Kopf.
(Beneide alle, die diese Freude am Laufen haben. Für mich bleibts eine Plagerei)
18. Oktober 2012 um 14:09
@hande Danke fürs Googlen, ich habs nicht gefunden ;-) Aber Apfelchampagner gibts schon seit 1820! (googelt aus Fleiß nicht, seit wann es Champagner gibt.)
Übrigens klagt die Champagne auch gegen “Schampus”. Wahrscheinlich gibt es deswegen auch kein Apfelshampoo mehr? Oder doch?
Nicht böse sein…
18. Oktober 2012 um 14:14
Wenn ich diese infos erst googlen müsste Sebastian, wär ich kein guter Sommelier und wine educator (sorry, kein deutsches wort). Bin auch nicht böse. Sage nur die fakten.