Auszeitjournal Donnerstag, 25. Oktober 2012 – Frauenformen
Freitag, 26. Oktober 2012 um 8:19Eine Hobbysportlerin, die auf der halben Welt in Balletstunden geht, beobachtet: “What you can’t tell about a woman from her body shape”.
After more than ten years of taking open adult dance classes, on three different continents, I still haven’t properly learned this lesson: you can never know how well someone can dance until you see them dancing.
(…)
We live in a culture where body size and shape are considered indications not just of what a person can do, but what he or she is worth. We see a slender woman and see discipline and fitness. We see a fat woman and see greed and illness. It’s a snap judgment we make, one we rarely stop to evaluate. It’s also often wrong.
Selbst freue ich mich ja immer wie ein Schnitzel, wenn ich in einer Aerobicstunde eine kugelige Mitturnerin elegant oder sportlich oder wie einen Flummy um ihr Stepaerobic-Brett turnen sehe. Oder wenn gar die Vorturnerin überhaupt nicht schlank ist. Weil ich es liebe, wenn stereotype Erwartungen konterkariert werden.
Mein größtes eigenes Vorurteil gegenüber Körperformen: schmalschultrige Frauen mit sehr breiten Hüften und dicken, kurzen Beinen können keine guten Läuferinnen sein. Sie gehören tatsächlich zu dem Körpertypus, dem ich unter den Joggerinnen an der Isar am seltensten begegne, und wenn, ziehen sie mit dem erwarteten Schlurfen an mir vorbei (auch sie sind fast immer schneller als ich, die langsamste Joggerin rechts und links der Isar). Doch dann kam mir einmal genau solch eine Körperform entgegengefedert, flott, leicht und fröhlich – und schon war mein Vorurteil als solches entlarvt: “you can’t tell what a body can do just by looking at it”.
Was mir die Gelegenheit gibt, dieses wundervolle Filmchen über Misty Copeland einzubauen: Wer legt nochmal fest, wie eine Prima Ballerina auszusehen hat? (via Kluges & Scheiß, wo es noch mehr Links und Infos zu der Dame gibt)
https://youtube.com/watch?v=d6kZ90_0eKc
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Nachmittags besuchte ich eine Freundin in der Frauenklinik an der Maistraße – und fand mich zu meiner großen Überraschung im schönsten Krankenhaus wieder, das ich je gesehen hatte. Der Bau von 1918 ist liebevoll und in vielen Details erhalten, ich konnte mir hinter den Holztüren mit handgemalten Schildern kaum moderne Operations- und Behandlungsräume vorstellen. Das Patientenzimmer, in dem die Freundin lag, hatte sogar einen Erker in den wundervoll begrünten Innenhof. Nach einem hochneblig trüben Vormittag war er strahlend besonnt.
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Am Abend kam Stevan Paul in die Buchhandlung Moths und las aus seinem Schlaraffenland vor. Ich nehme an, dass das in allen seinen Lesesstädten so ist: Die Veranstaltung wurde automatisch zu einem kleinen Foodbloggertreffen. Ich traf einige Damen wieder, die ich seit Jahren nicht gesehen hatte.
Wie schon bei seiner letzten Münchner Lesung 2009 war es sehr unterhaltend, Paulsen beim Lesen zuzuhören, das Publikum hatte hörbar Spaß. Das Buch selbst habe ich ja schon mal empfohlen.
die Kaltmamsell12 Kommentare zu „Auszeitjournal Donnerstag, 25. Oktober 2012 – Frauenformen“
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26. Oktober 2012 um 8:59
Schöne Klinik. München du hast es besser. Ich habe eine Freundin zur Aufnahme in die Gyn-Abtelung der Charité Mitte gestern begleitet. Da kann man sich auch keine moderne Operations- und Behandlungsräume hnter den Türen vorstellen, aber weil es so grottg aussieht. Nichts liebevoll. Eher abstossend. Da zieht eine Brustkrebs-Patientin ert recht runter.
26. Oktober 2012 um 9:19
Wunderbare Ballerina, aber hinter jeder Bewegung sehe ich die Mühe, die das kostet so scheinbar schwerelos zu fliegen … und der Artikel bei Kluges&Scheiß gibt dem Recht: bis zu vier Paar durchtanzte Schuhe (pro Woche!) und in 12h üben am Tag. Ja. Von nix kommt nix.
//Mein innerer Schweinehund grinst sich eins//
26. Oktober 2012 um 13:05
Dazu sage ich nur: John Lindo – ein berühmter West Coast Swing-Tänzer der Klischees einfach wegtanzt:
Video (ab Minute 1:05)
Ich hoffe sehr, dass ich irgendwann die Gelegenheit erhalte, von ihm lernen zu dürfen :)
26. Oktober 2012 um 18:39
Wow, Nina, danke, John Lindo ist wirklich ein sehr angenehmer Anblick.
26. Oktober 2012 um 21:11
Bitte helft mir – Misty Copeland ist eigentlich zu dick für eine Primaballerina? Oder ich zu unbedarft? Aber toll ist sie, und John Lindo, wow!
26. Oktober 2012 um 22:04
Frau Klugscheißer fasst zusammen, Sebastian: “Sie ist schwarz, muskulös und kurvig. Genau das Gegenteil einer typisch klassischen Ballerina.”
26. Oktober 2012 um 22:47
Ich war auch verwirrt, und habe gewartet, dass auf die angeblich so untypische Ballerina übergeblendet wird.
Die sieht doch toll aus, so muskulös. Wenn diese Figur nicht perfekt ist, weiß ich auch nicht.
27. Oktober 2012 um 9:10
Mir fehlt einfach die klassische Bildung.
27. Oktober 2012 um 12:02
Oh du liest AL Kennedy! Vor der habe ich richtig ein bisschen Angst, seit ich “Paradise” gelesen habe – selten war ein Titel so irreführend. Ein dunkles, wenn auch irgendwie komisches Buch. Und die Klinik in der Maistraße, wie ein luxuriöses Kurheim. Der Innenhof auch!
27. Oktober 2012 um 12:41
Die Klinik ist ja wirklich hübsch. Selten, daß solche Details wie die Beschriftungen erhalten werden und nicht einem undurchdachten Modernisierungswahn geopfert werden (“Chef, wir haben jetzt so einen Drucker!”).
27. Oktober 2012 um 12:55
Die Beschriftungen, kid37, SIND neu, nämlich aus der Renovierung in den 90ern, nur halt stilgemäß. Hier ein Beispiel:
(Möglicherweise finde ich das gruslig.)
A.L.Kennedy, Ilse, ist eine meiner Lieblinge überhaupt. Ich mag ihre Art von Düsternis sehr, die Frau ist nicht zufällig auch Stand-up Comedian.
Paradise habe ich noch nicht gelesen, empfehle aber zum Beispiel sehr Everything you Need.
1. November 2012 um 17:32
Oh, dann sollte ich endlich zu meinem stilvollen Geburtsort pilgern, zumal die Sache meinen Vater drei Monatsgehälter kostete.