Auszeitjournal Montag, 15. Oktober 2012 – trübes Wetter, Kinderfrühstück

Dienstag, 16. Oktober 2012 um 7:43

Ich war ganz kurz davor, mit dem konsequenten Radeln ernst zu machen und mich im Umhang durch den Regen zum Hüpfstudio am Ostbahnhof zu kämpfen. Doch dann dachte ich an die nassen Schuhe, die mich bis zum Nachmittag begleiten würden, knickte ein und leistete mir ein U-Bahn-Ticket.

Zwei Stunden Turnen und Krafttraining, Vorturnerin Irmi (Namensvetterin meiner geliebten Taufpatin und schon deshalb sympathisch) nahm keine Rücksicht auf die Rentnerinnenstruktur der Hüpftruppe vor ihr und uns kräftig ran. Der Trupp fast durchwegs älterer Frauen japste nur sehr dezent.

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Der Himmel war weiterhin düster, doch hielt er sich mit Regen zurück. Deshalb Fußweg zur Wittelsbacherbrücke.

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Frühstück erstmals im Zoozie’z (sie können sich denken, dass ich das im Geiste immer deutsch ausspreche).

Ich habe noch kein so kinderfreundliches Lokal in München erlebt: Die Hälfte eines der vier großzügigen Gasträume ist eigens für Kinder eingerichtet, mit Spielecke und Bibliothek. Kein Wunder, dass ich während der zweieinhalb Stunden meines Aufenthalts umgeben war von immer neuen Kinderwagen, Kindertragen, Müttern, Babys in verschiedenen Gemütsverfassungen, Familien mit malenden Kindern. Väter, Mütter und Kinderfans sollten sich das Zoozie’z also unbedingt merken.

Kinderhasser auch.

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Evelyn Roll durchleuchtete auf der Seite 3 der Süddeutschen Zeitung die Plagiatsvorwürfe gegen Ministerin Schavans Doktorarbeit, und im Detail las sich das ganz anders als die undifferenzierten Urteile, die ich bis dahin kannte. Dass man zum Beispiel im Anschluss an ein wörtliches Zitat weiteres in indirekter Rede zusammenfasst und nicht nochmal eigens auf die Quelle hinweist, ist eigentlich üblich. Verwunderlich ist für mich nun vor allem das Gutachten der Universität Düsseldorf – ohne das zu kennen, sollte man sich vielleicht mit einer Verurteilung zurückhalten. Und zwar, das sollte sich von selbst verstehen, unabhängig von der persönlichen und politischen Haltung gegenüber Schavan.
(Dennoch tut mir immer wieder leid, dass sich Frau Roll ausschließlich mit den dunklen Seiten des Web zu befassen scheint.)

Mir fiel ein Beispiel aus meiner eigenen, kurzen Forschungsgeschichte ein: Bei der Recherche zu einer Hauptseminar-Hausarbeit in Kolonialgeschichte stieß ich auf ein eben veröffentlichtes Buch, das exakt mein Hausarbeitsthema erschöpfend behandelte – auf neuestem Forschungsstand, mit x-mal mehr Quellen und Hintergrund, als ich je in den paar Wochen meiner Hausarbeitsrecherche gefunden hätte. Was konnte ich also als Hausarbeit viel anderes tun, als im Grunde dieses Buch zusammenfassen, links und rechts ein wenig auf frühere Ansätze hinweisen (die allerdings natürlich ebenfalls in diesem Buch behandelt wurden)? Ich verwendete meine Hauptmühe darauf, zusätzliche Quellen für Zitate zu finden, damit in den Fußnoten nicht nur dieses eine, zu allem Überfluss auch noch brillante Buch auftauchte. Garantiert habe ich aus Verlegenheit das eine oder andere Argument nicht markiert, den ich aus diesem Buch übernommen hatte.
Der Professor freute sich über meinen Fund und profitierte so auch davon.

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Abends Pizza. Ich bereitete den Teig zu (ein Experiment mit 5 Gramm Frischhefe und 10 Gramm Weizensauerteig auf 400 Gramm Mehl – hätte mehr als zwei Stunden zum Gehen gebraucht), der Mitbewohner hatte sich einen Belag mit vorgebratenen Auberginen und Mozzarella ausgedacht. Das kombinierte er zur Hälfte mit etwas von meinem Tomatenpesto als Unterlage, zur Hälfte mit klassischer Tomatensoße.

Die Auberginensache erwies sich als überaus köstlich, mir schmeckte sie am besten mit Pestounterlage.

die Kaltmamsell

12 Kommentare zu „Auszeitjournal Montag, 15. Oktober 2012 – trübes Wetter, Kinderfrühstück“

  1. Texas-Jim meint:

    Ich habe mir zum Radeln im Feuchten, wenn es nicht aus Eimern regnet, ein Paar Überziehschuhe gekauft. Meine sind von Shimano und unten offen. Sie sind dicht und wärmen, und außerdem halten sie die Hosenbeine drin.

  2. Alice meint:

    An eine Dissertation werden zu recht andere Massstäbe angelegt, als an eine Hauptseminararbeit. Wenn während der Arbeit an der Dissertation ein anderes wissenschaftliches Werk veröffentlicht wird, dass das Ziel praktisch fast umfänglich auch beleuchtet und den zusätzlichen Wert der eigenen Arbeit für die Wissenschaft pulverisiert, dann geht es oft genug aben zurück auf Los.

  3. die Kaltmamsell meint:

    Oh ja, Alice, das habe ich bei der Dissertationsarbeit einer Hiwi-Kollegin erlebt: Sie forschte bereits zwei Jahre am vom Professor vorgegebenen Thema (eine Erstauswertung von unveröffentlichten Primärquellen), als sie entdeckte, dass das bereits per Diss beforscht war. Was ihr Prof. eigentlich hätte im Blick haben müssen. Sie ging nicht zurück auf Los, sondern schmiss hin.

  4. Montez meint:

    Dieses merkwürdige Foto von diesem merkwürdigen, etwas beunruhigenden Haus geht mir schon den ganzen Morgen im Kopf herum Und ich fand, das sollten Sie wissen.

  5. Sebastian meint:

    Und der Apostroph wird bestimmt auch mitgesprochen?

    Frühstücken gehen ist ja schon schlimm, aber dann noch mit Kinderspielzimmer…

    Aus irgendeinem Grund fühle ich mich im Zoozie’s immer sehr unwohl, was wohl mit beiden Seiten zu tun hat. Auch nach der imposanten Renovierung kam das schnell wieder durch wie ein Schimmelfleck.

  6. trippmadam meint:

    @montez:
    Da fahre ich jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit vorbei. An der Buslinie 152 gibt es einen Haufen interessanter Fassaden. Ich finde die Brücke mit dem schwarzen Mönch sehr viel beunruhigender. Als ich neu in München war, ist die sogar in meinen Träumen aufgetaucht. Sie liegt auch an der Buslinie 152.

  7. Inge meint:

    Und Sie haben wirklich zweieinhalb Stunden durchgehalten??

  8. Sebastian meint:

    @tripmadam @montez Und der große Bär, der plötzlich links auftaucht und sich zu uns krümmt, wenn man von unten unter der Brücke rauskommt. Ist der schwarze Mönch vielleicht auch das Münchner Kindl?

  9. Montez meint:

    @trippmadam und Sebatian.
    Die sind mir beide auch nix. Sowas.

  10. adelhaid meint:

    äh, wie wird das Zoozies denn richtig ausgesprochen? Ich ging immer von tzuhtziehs aus…

  11. M. meint:

    Ich vermisse die Quellenangabe zum Pestorezept!

  12. Trippmadam meint:

    @Sebastian: ja, den Bären mag ich auch. Wenn Sie die Treppe hochgehen, sind da noch mehr Viecher. Aber ob der schwarze Mönch eine unheimliche Variante des Münchner Kindl sein soll? Vielleicht kann man uns hessischen Migranten da mal auf die Sprünge helfen?

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