Auszeitjournal Samstag, 20. Oktober 2012 – das Draußen
Sonntag, 21. Oktober 2012 um 7:27Isarlauf, natürlich, bei diesem Wetter. Nicht auf den Fotos:
Die Krähen klingen derzeit wie Babygeschrei.
Die Isar leuchtet blau, weil sich auf ihrer schnellen, ruhigen Oberfläche der Föhnhimmel spiegelt.
Zwei Graureiher hoch oben auf einer riesigen Tanne – ungewöhnlicher Sitzplatz, oder?
Sehr, sehr viele Menschen unterwegs, zu Fuß und auf Fahrrädern (Respekt für den Herrn, der sich auf einem Rennrad in die Mountainbikewege stürzte), deswegen Pläne für nachmittäglichen Spaziergang mit Mitbewohner im Draußen abgeblasen.
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Einkäufe per Radl in der Innenstadt. Während die Münchner alle ins Grüne strömten, strömten die Grünbewohner (Woidla) in die Stadt. Im Auto. Lieblingsmanöver: In den Gassen des Glockenbachviertels ohne zu blinken halb abbiegen, stehenbleiben, glotzen, komplette Blockade verursachen. Als Radlerin entziehe ich mich solchen gordischen Knoten, indem ich einfach absitze und ihn auf dem Gehweg umschiebe.
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Statt Spaziergang auf dem Balkon in der Sonne Die Wand gelesen, Ort und Lektüre passten sehr gut zusammen. Bei diesem nochmaligen Lesen faszinierten mich vor allem die alltäglichen Details des Wetters, der Umgebung, der Landwirtschaft.
Die Lektüre bestätigte meinen Eindruck beim Sehen der Verfilmung: Julian Roman Pölsler hat sich den Teil des Romans vorgenommen, den man als Allegorie für Depression sehen kann. Der Film lässt Informationen über das Vorleben der Frau ganz weg, damit auch ihr Nachdenken darüber, zudem die positiven Aspekte ihrer Entwicklung in der neuen Situation.
Das Buch erschien mir optimistischer als der Film.
In diesen Monaten der Auszeit nehme ich die Jahrezeiten und die Natur sehr intensiv wahr. Ich war ja viel draußen, und selbst wenn ich drinnen war, hatte ich Muße rauzuschauen, was ich oft und gern tue. So erlebte ich die Farben von Blättern und Bäumen, den Wechsel der Blumen und Gräser, die Veränderung des Sonnenlaufs und der Vogelrufe, die Unterschiede von Draußen-Gerüchen im Lauf des Tages, je nach Wetter, im Fortgang der Jahreszeiten. (Gefallenes Pappellaub riecht ganz anders als anderes Herbstlaub und bringt Kindheitserinnerungen zurück, jetzt warte ich auf das Laub der Platanen, um meine Erinnerung zu verifizieren, dass es fast geruchlos ist.)
Diese Wahrnehmungen bereichern und beglücken mich sehr.
Setze ich das also mal auf die Liste von Sachen, die mir wirklich große Freude bereiten. (Für wegen berufliche Neuausrichtung, haha.)
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Für die Beilage zur sonntäglichen Kirchweihgans (Sieglinde vom Herrmannsdorfer, eine Kusine von Erna) schon mal mariniertes Blaukraut gekocht. So köstlich wie das roch, braucht’s die Gans schier nicht.
die Kaltmamsell6 Kommentare zu „Auszeitjournal Samstag, 20. Oktober 2012 – das Draußen“
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21. Oktober 2012 um 15:07
Schöner Herbst! Um den Blick vom Balkon werden Sie mitten in München bestimmt beneidet!
Die weiße Hose ist zwar eindeutig ein Städter-Outfit, steht Ihnen aber hervorragend!
… viele liebe Grüße und einen schönen Sonntag!
21. Oktober 2012 um 15:10
Parfumeurin?
21. Oktober 2012 um 16:38
Meine Rede schon seit Schulzeiten: einen Monstertopf Blaukraut kochen und über die Woche verteilt, niedermachen ….
21. Oktober 2012 um 18:20
Vielleicht nicht gerade zur Gans, aber mit Speck und Dörrpflaumen lassen sich im Blaukraut schöne Effekte erzielen. Womit ich nichts gegen das Rezept von Petra gesagt haben will!
21. Oktober 2012 um 20:10
“Die Wand”: wenn der Film sämtliche Informationen zum Vorleben auslässt, beraubt er ihn eines schockierenden Elements: dass die Frau (ausgerechnet eine Frau!) eigentlich erst in ihrer Waldeinsamkeit zu sich findet und ganz gut überleben kann, obwohl das “klassische” Frauenleben mit Mann und Kindern für sie zusammenbricht. Ich dachte beim Lesen immer, dass die Erzählerin besonders mit ihren halberwachsenen Kindern nicht viel verband, dass sie da ihre Erfüllung weder gesucht noch gefunden hat. So eine klare Aussage dazu, dass Mutterschaft nicht erfüllend sein muss, findet man in Literatur von Frauen doch relativ selten.
Das Buch fand ich ausgesprochen lebensbejahend, ein Schlüsselelement ist doch, dass sie ihre Depression überwindet und sich aufrafft und weiterlebt, besonders, weil sie jetzt für die Tiere verantwortlich ist.
Ich sehe schon, ich muss das Buch wiederlesen.
22. Oktober 2012 um 13:14
Na, die Graureiher werden gewusst haben, warum sie sich in Baumhöhen geschwungen haben, bei den samstäglichen sonnenhungrigen Massen an der Isar. Im Lieblingsbiergarten am Starnbergersee hindoch war es genüsslich ruhig. Entspannte Gesichter in die Sonne gehalten und ruhiges Geplauder auf dem Dampfersteg. Herrlich!