Auszeitjournal Samstag, 1. Dezember 2012 – der schwierige Monat wanzt sich an

Sonntag, 2. Dezember 2012 um 10:42

Dezember ist immer schwierig. Erinnerungsschatten umzingeln mich. Oder jede Erinnerung, die im Dezember auftaucht, färbt sich traurig.

Dieser erste Dezember versuchte sich mit blauen Flecken am Himmel und Sonnenskizzen einzuschmeicheln, ich folgte ihnen an die Isar zum Dauerlauf:

Leider meldete sich ein alter Bekannter zurück, den ich fast vergessen hatte: Wadenschmerzen nach 40 Minuten Laufen, von da an immer schlimmer. Etwa ein Jahr hatte ich sie nicht mehr, bis heute weiß ich nicht, was sie verursacht. Mechanische Gründe schließe ich aus, weil ich mit denselben Schuhen und Einlagen im selben Bewegungsablauf laufe wie in den vergangenen Monaten – in denen diese Schmerzen nicht mal ansatzweise auftraten. Ich ernähre mich auch nicht anders. Ist es dann doch die Kälte?

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Nach einer Einkaufsrunde (Weihnachtseinkäufe sind ganz offensichtlich bereits in vollem Gang) landete ich mit dem Mitbewohner auf dem Christkindlmarkt am Sendlinger Tor. Dort schlage ich mir alljährlich den Bauch mit Pommes frites voll, gehört für mich zum Advent wie Stollen.

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Auf delicious:days war am Vortag ein Rezept für Quittenkompott mit Ingwer und Schwarztee aufgetaucht, das ich umgehend probierte, gleich in doppelter Menge. Ich glaube, man kann die Unterschiede in den Temperamenten von Misses Delicious und mir allein schon an der Optik des Ergebnisses erraten (“Oh, but you got them all the same size!”). Original hier, mit dekorativ verteilten Vanillekörnchen und ebenso dekorativer Verteilung der Quittenspalten im Glas. Bei mir Dys-bastlin sieht das so aus.

Übrigens veröffentlicht die Dame im Februar ihr drittes Kochbuch: Sweets, diesmal wieder von Rezepten über Texten bis zu Layout und Fotos von ihr selbst. Ich hatte das Privileg, es vor Drucklegung schon mal zu lesen – und hätte die Schwarz-weiß-Ausdrucke am liebsten nicht mehr hergegeben, weil ich mindestens zwei Drittel der Rezepte umgehend nachbacken und kochen wollte. Herzliche Empfehlung schon jetzt.

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Zum Nachtmahl bereitete uns der Mitbewohner auf meinen Wunsch eine Grünkohl-Quiche nach diesem Rezept zu. Unsere regionale Ökokiste hatte wieder Grünkohl enthalten, und ich suche immer noch einen Weg, über die drahtig-papiererne Konsistenz des gekochten Grünkohls hinweg zu kommen, die mir den Genuss bislang immer ein wenig eingetrübt hatte. Das Ergebnis schmeckte mir sehr gut, das Konsistenzproblem ist allerdings dadurch noch nicht ganz überwunden.

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Neben Internetlesen im Fernsehen Illuminati laufen lassen, den Mitbewohner süß gefunden, weil er sich über die hanebüchene Faktenverschwurbelung fast ernsthaft aufregte (Antimaterie, genau).

Der Kalauer, der gestern durch meine Twitter-Timeline ging: EU-Komission plant, Glühwein künftig verpflichtend durch Energiesparwein zu ersetzen.

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Die #609060-Ausbeute der vergangenen Woche:

die Kaltmamsell

15 Kommentare zu „Auszeitjournal Samstag, 1. Dezember 2012 – der schwierige Monat wanzt sich an“

  1. Josef meint:

    Genauso ist es zurzeit im Englischen Garten. Ich habe mich gestern geweigert mit dem Fahrrad anzuhalten und zu fotografieren, aber bei diesen schönen Fotos überlege ich es mir doch wieder beim nächsten Mal. Herzliche Grüße vom Tivoli, Josef

  2. Frau Klugscheisser meint:

    Der MANTEL!!!

  3. Micha meint:

    Der Mantel! Kann ich auch nicht anders sehen!

  4. Modeste meint:

    Der schöne Rock mit dem grafischen Muster ganz unten ist aber auch ein Hingucker. Gefällt mir.

  5. haehtinaeh meint:

    Der Mantel ist toll und steht Ihnen ganz ausgezeichnet!

  6. die Kaltmamsell meint:

    Vielen Dank für die Komplimente! Genau so einen Mantel wollte ich seit Jahren, bis ich ihn vor zwei Jahren fand. (Für das Geld muss er allerdings noch mindestens sieben weitere Jahre halten.)

  7. Helena meint:

    Hm, Stimmungstief und Muskelschmerzen –> Vitamin-D-Mangel?
    In hiesigen Breitengraden können wir in dieser Jahreszeit nicht ausreichend Vit. D bilden, weil zu wenig Sonne und zu schräg.
    Das Defizit über die Nahrung kompensieren, ist quasi unmöglich.
    Zu empfehlen ist ein Blutwert (25-OH Hydroxy-D3) von mind. 30 ng/ml, besser noch 40-50 ng/ml.
    Die Substitution (zunächst Aufsättigung, dann Erhaltungsdosis) kann bequem mit Kapseln wie “Dekristol” oder Tropfen “Vigantol” aus der Apotheke erfolgen. Zuvor am besten kurz Blutwertmessung beim Arzt.

  8. Ruth Urban meint:

    Auch ich stand mit Grünkohl vor einem Rätsel. Aber bitte einmal Grünkohl mit Erdnußbutter in die Suchmaschine eingeben und – ausprobieren. Die Konsistenz kann man selber regulieren und den Crunchy-Effekt mit Kernen verstärken.

    PS: Der Mantel ist einfach toll – auch an Ihnen.

  9. Julia meint:

    Bei den Wadenschmerzen kann es tatsächlich die Kälte sein, die zwickt. Deshalb ist Dehnen oder Aufwärmen im Winter wirklich wichtig – auch wenn ich sonst immer einfach loslaufe. Aber die fiesesten Wadenreißer bekam ich IMMER bei knackiger Kälte. Wer nicht dehnen oder aufwärmen will: Mit etwas Massageöl die Wade vorher schön kneten und dadurch quasi zur Durchblutung anregen. Warm anziehen und trotzdem nach den ersten paar Schritten dehnen. Hillft ja nix…

  10. Stefan meint:

    @Frau Kaltmamsell: Haben Sie früher in der »gesundheitsorientierten Muckibude« die beiden Geräte für die Muskeln der Unterschenkel benutzt? Die B8 (Fußheben) und die J1 (Fersenheben) haben nach meiner Erfahrung den größten Einfluss auf das Laufen. Möglicherweise fehlt Ihnen dieses Training jetzt. Es dürfte ausreichen, die Übungen zu Hause durch entsprechende Gymnastik zu ersetzen, aber es sollte nicht vernachlässigt werden. Zusätzlich klingt Julias Tipp gut.

  11. Milla meint:

    Liebe Frau Kaltmamsell,

    bei uns hier in Westfalen ist der Grünkohl unsere Palme im Wappen. Bitte langsam und lange kochen und für die Sämigkeit mit etwas Hafergrütze abbinden. Crunch wird beim klassischen Grünkohl nicht gewünscht, eine gewisse Bitterkeit wird geschätzt. Dazu gehören Röstkartoffeln und Schweinernes: Mettenden, Kasseler, Schweinebauch. Senf und Bier. Und aufgewärmt schmeckt er am besten. (Draussen auf dem Balkon über Nacht durchziehen lassen) Leider habe ich noch kein modernisiertes Rezept gefunden, dass mir gefallen hat. Meiner Meinung geht GK nur als Klassiker, vielleicht noch als Eintopf mit Kartoffeln “durcheinander”. Liebe Grüße nach München, Milla

  12. die Kaltmamsell meint:

    So klassisch habe ich den Grünkohl auch schon probiert, Milla, inklusive über Nacht am Balkon. Aber was tue ich dagegen, dass ich beim Kauen immer das Gefühl habe, aus Versehen ein Stück Plastiktüte mitzerkleinert zu haben?

  13. Nicky meint:

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    Made my day

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  14. Milla meint:

    Liebe Frau Kaltmamsell,

    wenn sich das Plastiktütengefühl einstellt, hat das Zeug noch nicht lange genug gekocht!
    Vielleicht müssen Sie auch feiner schneiden?
    Aus der Trickkiste meiner rheinischen Großmutter (ich mags persönlich nicht): Grünkohl
    grob hacken, blanchieren und durch die grobe Scheibe des Fleischwolfs drehen. Fetten gewürfelten Speck auslassen, durchgedrehten Kohl darin 1,5 – 2 Stunden auf kleiner Flamme schmoren (Flüssigkeit angiessen) Mit einigen ebenfalls durchgedrehten gekochten Kartoffeln abbinden – ist dann eher so eine Art Mus, Ge-müse eben.
    Ziemlich viel gedreht. Vielleicht passt das.
    Lieben Gruß, Milla

  15. Ilse meint:

    So schwierig sieht der Monat auf den schönen Bildern gar nicht aus…
    Coraggio!
    Dass es bei MsDelicious bald wieder ein Kochbuch gibt, hatte ich vermutet ob der weniger werdenden Blogeintragungen. Sieht sweet aus!

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