Jahreszeitliches
Sonntag, 13. Januar 2013 um 13:381. Schnee
Ich versuche ihn mit so viel Haltung wie möglich zu ignorieren. Er erschwert mir halt wieder das Fahrradfahren mit seiner Kälte und Glitschigkeit. Bei dieser Gelegenheit: Seit vergangener Woche habe ich ein Nabendynamo und neue Fahrradlichter (LED mit SO EINER LEUCHTKRAFT) – ein Traum.
2. Vorsatzsportler
Fast hätte ich vergessen, den Punkt auf dem ewigen Bloggerkalender abzuhaken: Maulen über die Vorsatzsportler. Dabei bin ich ihnen bereits in Vielzahl und typischer Formation an der Isar begegnet (nämlich pärchenweise zur gegenseitigen Motivation), ebenso werden während meiner Strampelzeiten im Fitnessstudio auffallend viele Neukundinnen mit dem Gelände vertraut gemacht. Vielleicht habe ich deshalb darauf vergessen, weil es noch keinen störenden Vorfall mit ihnen gab. Maule ich einfach mal blanko.
3. Kino
Die Oscar-Nominierungen sind draußen. Zunächst war ich angesichts der neun nominierten Filme gelangweilt, doch das lag vermutlich daran, dass ich von vielen so gut wie nichts wusste. Auch dieses Jahr versuche ich sie vor der Award-Verleihung zu sehen. Mit Ausnahme der Filme, die aktiv nicht sehen will, als da wären
– Argo. Ich habe überhaupt keine Lust, in die amerikanische Botschaft in Teheran 1980 zurückzukehren. Ja, die Revolution in Persien war das erste Weltereignis, wegen dem mich die Tagesschau zu interessieren begann (ich war 12). Vielleicht mag ich mir deshalb nicht ihre Fiktionalisierung aus US-amerikanischer Sicht anschauen.
– Les Misérables. Die Standbilder sehen ganz, ganz schlimm aus, nämlich nach völliger Abwesenheit von Brechung oder gar Humor. Und auch wenn ich weiß, dass Hugh Jackman, also Wolverine, vom Musical kommt, finde ich Wolverine in solcher Umgebung lächerlich. Zu allem Überfluss habe ich ein Problem mit der Musik von Andrew Lloyd Webber (Korrektur: Selbst wenn sie gar nicht von ihm, sondern von Claude-Michel Schönberg stammt.)
– Life of Pi. Das Buch kam umgehend auf meine ewige Bestenliste, hauptsächlich wegen seiner Erzählkunst in Wörtern (habe mir zahlreiche Passagen angestrichen/rausgeschrieben). Ich will nicht sehen, wie sich jemand anderer die Geschichte in Bildern vorstellt.
– Zero Dark Thirty. Wo Bigelow draufsteht, sind US-amerikanische Elitesoldaten drin. Will ich sowas von nicht sehen.
Bleiben fünf, von denen ich schon gesehen habe
– Amour. Großartig und herzzerreißend.
– Silver Linings Playbook. Nett. Entweder nicht komisch genug oder nicht ernst genug. Vielleicht aber gehen mir überzeugende Darstellungen von erkrankten Seelen auch zu nahe. Reicht die Botschaft “By all means, do take your medication”, wenn es um bipolare Störungen geht? Pluspunkte: Es kommt Tanzen drin vor (sogar ein Ausschnitt aus Singing in the Rain), und Jennifer Lawrence fand ich ganz ausgezeichnet. Der Abspann überraschte mich mit der Information, dass Tim Burtons Hauskomponist Danny Elfman für die Filmmusik verantwortlich war – mir war kein einziger eigens komponierter Akkord aufgefallen, ich hatte nur Evergreens und Pop gehört.
– Beasts of the Southern Wild. Wollte ich sehen, obwohl ich wusste, dass die Hauptfigur ein kleines Kind ist. Der Film erzählt aus der Perspektive dieses (komplett niedlichkeitsfrei gezeigten) Kindes, vom hippie-artig selbstbestimmten Leben in einem Südstaaten-Sumpf, vom seltsamen Vater, der viel trinkt, vom Schulunterricht mit seinen Warnungen vor Erderwärmung und gefährlichen Auerochsen, vom großen Sturm, der alles überflutet. Wir als Erwachsene entnehmen den Bildern viel mehr und ganz andere Informationen als die kleine Hushpuppy, doch auch ihre sparsam eingesetzte voice over wird nicht zu witzigen kindlichen Fehlinterpretationen missbraucht. Ihre Vorstellung von der Rückkehr der Mutter und von den anrückenden Auerochsen vermischt sich immer wieder mit den Ereignissen, doch eine Unterscheidung ist auch nicht wichtig. Sehr amerikanisch, dieser Film, mit seinem Hochhalten der individuellen Selbstbestimmung und des Gleichgewichts im Universum, also Sundance-Filmfestival-amerikanisch (das Sundance Institute hat auch mitfinanziert).
Auch hier eine überraschende Information im Abspann: Es handelt sich um ein verfilmtes Theaterstück. Diese Geschichte kann ich mir auf der Bühne gar nicht vorstellen.
4. #609060
Winterwetter führt zu Verwahrlosung.
die Kaltmamsell14 Kommentare zu „Jahreszeitliches“
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13. Januar 2013 um 14:24
Ähem. Les Miz ist nicht von Webber, sondern von Claude-Michel Schönberg.
http://en.wikipedia.org/wiki/Les_Mis%C3%A9rables_(musical)
13. Januar 2013 um 15:19
Hoppla, Anke: Das, was vor 22 Jahren rund um die Uhr aus dem Zimmer der Wohnheimnachbarin in Wales tönte, klang so 100 Prozent nach Phantom of the Evita Express Cats, dass ich gar nicht erst nachgeschlagen habe.
13. Januar 2013 um 16:57
Webber ist schlimm – auch wenn Schönberg drauf steht. Es ist nämlich die gleiche hirnverbrannte Soße, die Weltliteratur zu Kaffeefahrtenniveau schrumpft. Ich fürchte Anne Hathaway wird den Oscar für ihre Rolle bekommen, weil sie den “Mut” hatte, sich ihre Haare abzuschneiden.
Niemals vergessen werde ich übrigens den Dialog in einem großen Frankfurter Buchkaufhaus zwischen Käufer und Verkäufer: Käufer: “Haben Sie “Die Legion der Verdammten” von Hugo?” Verkäufer: “Hä?” Käufer: “Na, Les Miserables auf deutsch.” Verkäufer: “Ach so, das Muscial. Naja, das fand ich nicht so toll. Musik CDs haben wir aber nicht.”
13. Januar 2013 um 17:02
Die englische Dramatik kann sehr, sehr phantasievoll sein. Spielbergs Verfilmung von “War Horse” (Gefährten) basiert nicht auf dem ursprünglichen Jugendbuch von Michael Mopurgo, sondern aus der ausgesprochen clever gemachten Dramatisierung von 2007 (Nick Stafford). Obwohl einige deutsche Theatermacher es gern leugnen: “well made plays” können sehr spannend und überraschend sein.
13. Januar 2013 um 18:45
An die Kaltmamsell als Profi-Muckibuden-Userin:
gehen die Vorsatzsportler wieder weg, sagen wir, so im Februar?
Im Moment ist es in meiner Muckibude erbärmlich eng, ein Schritt in die falsche Richtung bedeutet eine Massenkollision, und der Schweiß der Nebenfrau spritzt einem ungehemmt in die Augen.
Ich hoffe auf eine günstige Prognose!
13. Januar 2013 um 19:09
Mh. Sie sind gelangweilt von den nominierten Filmen, kennen die Hälfte aber nicht und wollen sie vor allem auch nicht kennenlernen? Seltsam. Sie sind doch sonst so GAR nicht oberflächlich.
13. Januar 2013 um 20:07
Ja, Susann, die gehen wieder weg, meist Ende Februar.
13. Januar 2013 um 20:13
Die Filme, Nicole, die ich nicht sehen will, will ich nicht sehen, weil ich sie kenne.
14. Januar 2013 um 9:29
Gibt es eine Nabendynamo-Empfehlung? Man kauft da am besten gleich ein Rad dran, oder?
14. Januar 2013 um 10:00
Angesichts der schönen roten Schuhe kann von Verwahrlosung doch nicht die Rede sein! Camper?
14. Januar 2013 um 13:31
Genau. Schick und warm.
Bei mir führte die Heimarbeit zur Verwahrlosung.
14. Januar 2013 um 18:31
Ja, Sebastian, bequem als Gesamtrad kaufen, dann muss man es nur noch verkabeln. Ich braucht auch neue Lichter (LED!) und habe das alles den Radlschrauber machen lassen. Es gibt aber auch Naben, die man an langen Winterabenden selbst einspeichen kann.
Die roten Schuhe, Cornelia, sehen bei besserem Licht leider so abgetragen aus, wie sie durch die vergangenen sechs Jahre wurden. Von der britischen Marke Schuh (kein Scherz).
14. Januar 2013 um 21:17
Liebe Frau Vorspeisenplatte,
für eine Winterradlerin (und das in einer Stadt wo es tatsächlich Winter gibt!) sind Sie alles andere als verwahrlost. Stattdessen praktisch, warm aber nicht verunstaltet angekleidet!
Und meine – ungefragte – Empfehlung für den Herr Mittagesser in Hinblick auf Nabendynamo (Achtung Werbung folgt, aber immerhin gestützt auf 20 Jahre tägliche Ganzjahresradelerfahrung mit Immer-Licht-an): SON – unbedingt! Und am besten Vorderrad incl. Nabendynamo kaufen, vergessen Sie das mit dem Selbereinspeichen!
Grüsse aus dem schneefreien Basel
antje
14. Januar 2013 um 21:51
Ich lese immer Einspeicheln, antje & kaltmamsell, aber das ist wohl berufsbedingt. Aber auch das andere habe ich nicht vor, verzweifel ja selbst manchmal beim Aufpumpen. Vielen Dank für die Bestärkung; auch für den werblichen Tipp, ist ein tolles Ding fürs Lebnen, aber was ich da so an Angeboten gefunden habe, würde den Wert meines Rades mindestens verdoppeln… Werde auch mal die drei Händler bei mir ums Eck fragen.