Eltern und ihre studierenden Kinder

Dienstag, 5. Februar 2013 um 8:06

Seit ein paar Monaten sitze ich fast jede Woche einmal frühstückend in Münchner Cafés, meist um Zeiten, zu denen andere Leute Mittag essen. Ich lese Zeitung und auf meinem Smartphone im Web, hin und wieder auch in einem ein Buch. Ein Teil meiner Aufmerksamkeit gehört aber den Menschen um mich herum, in meinen bevorzugten Cafés ist immer etwas los. Dabei bemerkte ich in den vergangenen Wochen immer wieder einzelne Mütter oder Väter, die ihre in München studierenden Kinder ausführen. Einige davon verband etwas Schmerzhaftes.

Der Vater, der seinen Anfang-20-jährigen Töchtern eine Episode aus Star Trek Next Generation erzählt, über die er sehr lachen muss, und erst mal ausholt zu erklären, was Raumschiff Enterprise ist, was Klingonen sind, dass Data ein Android ist.

Die Mutter, die nicht nur ihr Töchterlein, sondern auch deren WG-Mitbewohnerin verköstigt, beiden sehr laut und bestimmt Vorträge über derzeit laufende Kunst-Ausstellungen hält.

Die Mutter am Tisch mit einer jungen Frau (sicher ihre Tochter, sie wird von ihr mit “Mami” angesprochen) und einem jungen Mann – der Freund oder Bruder der jungen Frau. Die ihnen strenge Anweisungen für Studium und Berufswahl gibt.

Die Eltern der sehr jungen Frau, Vater dröhnend und jovial, Mutter fast unsichtbar mausig, die bei dieser Gelegenheit wohl einige ihrer Mitbewohnerinnen (Studentenwohnheim?) kennenlernen sollen.

Wie sehr sich diese Eltern bemühen, ihren Kindern etwas zu bieten (“Ich wollte euch eigentlich noch ein Glas Prosecco spendieren.”). Wie sie beschwören, es sei doch so schön, hier zusammenzusitzen: “Mensch, hättest du gedacht, dass wir mal zusammen in München …?” Wie sie sich anstrengen, für ihre Kinder interessant zu sein, von denen sie doch wissen, dass sie gerade die wahrscheinlich interessanteste und aufregendste Zeit ihres Lebens verbringen. Wie sie um ihren Platz in deren Leben fürchten.

Und wie pflichtschuldig und nebenbei fast alle dieser Kinder sind, gleichgültig in Gesten und Körpersprache, in ihren wegwerfenden oder im besten Fall angestrengten Antworten, die meiste Zeit ohnehin in ihr Smartphone vertieft – und nur in ihrer Beschäftigung damit beweisen, dass sie sehr wohl zu fröhlichen und liebevollen Blicken fähig sind.

Ja ja, ich weiß: Aber wenn sie dich EINMAL anlächeln …

die Kaltmamsell

37 Kommentare zu „Eltern und ihre studierenden Kinder“

  1. helmut meint:

    Naja, da ist man gerade ausgezogen, hat sich einen Platz in der großen Stadt erkämpft. Aber jetzt wo die Eltern da sind weiß man nicht so richtig ob man die Sache in die Hand nehmen soll, oder wie zu Hause wieder Kind ist. Das macht die Situation ein bischen schwierig. Warten Sie noch zwei oder drei Jahre dann hat sich das eingependelt und Eltern und Kind sind wieder entspannt.

  2. Julia meint:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************

    Genau!

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  3. Alice meint:

    Da enstpannt sich nichts. Das ist ein Phänomen unserer Zeit. Im Extremfall: http://de.wikipedia.org/wiki/Helikopter-Eltern

    Professoren beklagen, dass Eltern mit zur Studienberatung kommen und mehr Fragen haben als ihr Nachwuchs. Die Hochschulen in Münster veranstalten einen „Elternalarm“, einen Infotag speziell für Mütter und Väter von Studienbewerbern, mittlerweile haben viele deutsche Universitäten nachgezogen, wie in Cottbus, Freiburg oder Berlin. Im Übrigen steigt die Anzahl der deutschen Studierenden, die bei ihren Eltern wohnen, seit 2002 wieder ständig an. Und wenn es doch weg gehen muss, dann kauft Papa eine kleine Wohnung, – aber mit Gästezimmer.

  4. adelhaid meint:

    die helikoptereltern sind wirklich ein interessantes phänomen. ich bin sicher, dass sie wirklich nur das beste für ihre kinder wollen. was mich viel mehr schockt als diese eltern sind allerdings die kinder. warum sagen die nicht mal nein zum vater, der die studienberatung anruft. warum sagen die nicht, tschüss bis später, wenn sie das erste mal in die uni kommen um was zu fragen. wie fühlen sich diese kinder, wenn sie die hochschulreife erlangt haben und nun die eltern wieder alles in die hand nehmen? und, und das wundert mich noch viel mehr, was denken diese kinder denn, was die hochschulmitarbeiter von ihnen denken, wenn sie hier als erwachsene mit ihren eltern auftauchen? dass man sie für voll nimmt und ernst und als erwachsene behandelt? kommt ihnen in den kopf, dass wir unsere köpfe schütteln, wenn sie den raum verlassen und wir sie recht schnell und automatisch als häschen abstempeln?
    elternalarme haben wir auch, elterncampus hieß das mal. wurde wieder abgeschafft, weil die angestellten der hochschule den organisatoren den vogel gezeigt haben und darauf hingewiesen haben, dass sie wahrlich besseres zu tun haben als die eltern zu bespaßen, dass die kinder schon genug arbeit machen, thankyouverymuch.
    wenn die eltern schon nicht loslassen können, warum können die kinder es denn nicht? wollen die nicht auch mal leben? (wahrscheinlich nicht. denn nach turboabi und ständigem pushen, nachhilfe und überwachung können die sich vermutlich gar vorstellen, wie ein leben ohne mama und papa so ist)
    meine mutter hätte mir was gehustet wenn ich sie gebeten hätte in der uni anzurufen.

  5. Susann meint:

    @adelhaid
    Meiner Beobachtung nach schätzen viele dieser jungen Erwachsenen durchaus die Bequemlichkeit, die Rebellion ist nicht besonders ausgeprägt. Und bequem ist es ja allemal für sie, wenn Mama und Papa das schon alles stemmen. Ich hab vor allem mit jungen Menschen im Abialter zu tun, und so richtig große Visionen und Pläne haben nur sehr wenige – auch den Drang, Dinge allein zu schaffen und die Welt zu entdecken. Die meisten z. B. wollen überhaupt nicht von Zuhause weggehen – sie wollen in München studieren, unbedingt am Wohnort bleiben, “weil dort hat man ja die Freunde und Familie”. Den Drang zu neuen Ufern, den haben sie nicht. Vielleicht, weil sie den EIndruck haben, ohnehin in einer unsicheren Welt zu leben, wo sich’s Zuhause noch am Sichersten lebt?

  6. walküre meint:

    “Vielleicht, weil sie den Eindruck haben, ohnehin in einer unsicheren Welt zu leben, wo sich’s Zuhause noch am Sichersten lebt?” Diese Frage könnte der Wahrheit schon ziemlich nahe kommen.

    Was ich bei solchen Eltern denke: Sie haben anscheinend das Gefühl, aus welchen Gründen auch immer ihren Kindern nicht genug immaterielles Werkzeug mit auf den Weg gegeben zu haben und fürchten daher, ihre Sprößlinge kommen alleine nicht zurecht. Wobei mich auch der Gedanke beschleicht, ein möglicher Hintergrund könnte jener sein, dass die Eltern dieser Eltern (in meiner Generation nicht wenige) dem Werdegang ihrer Kinder weitgehend desinteressiert gegenüberstanden und man den eigenen Kindern deshalb jetzt die Hilfe angedeihen lassen möchte, die einem selber verwehrt geblieben ist – und dabei weit übers Ziel hinausschießt.

  7. die Kaltmamsell meint:

    Seltsam, gerade bei den beschriebenen Eltern und Kindern hatte ich NICHT den Eindruck, dass es sich um ein Helikopter-Abhängigkeitsverhältnis handelt. Sondern um die von Helmut beschrieben Unsicherheit auf dem Weg in neue Rollen.

  8. Alice meint:

    “Helikopter” sind ein Extremfall. Jedoch sind die beschriebenen Szenen

    doch Ausdruck für ein nicht loslassen wollen. Übrigens ist “Abhängigkeit” ein Gefühl, dass zumindest einer der Beteiligten haben muss. Vielee jungen Erwachsenen würden es nicht so empfinden, da sie es nicht anders kennen. Auch durch Handy, Internet usw. ist die Verbindung zu Freunden, aber eben auch zu den Eltern sehr kurz.

  9. helmut meint:

    Danke Kaltmamsell. Die Situation habe ich selber schon so erlebt. Gleiches gilt für Baustelle im eigenen Haus/Wohnung zu der man den eigenen Vater zum Helfen holt. Eigentlich ist er nur Helfer, aber wir beide haben bisher nur im umgekehrten Rollenverhältnis gearbeitet. Ist immer ein bischen krampfig.
    Beim Einrichten seinen PCs geht das lockerer. Da war ich schon immer der Hilfespender.

  10. Renate meint:

    Ach, immer so interessante Themen hier… ich komme gar nicht zum Arbeiten! Ich kenne dieses seltsame Eltern-Kinder-Ding auch, und glaube, dass es nicht so viel mit Unsicherheit der gerade ausgeflogenen Kinder zu tun hat. Bei den Eltern (meistens Mütter), die ich beobachte, ist es auch nicht Sorge und Angst ums Kind. “Wie sie um ihren Platz in deren Leben fürchten” trifft es eher. Ich kenne vier Mütter, die jeden Tag mit ihren Töchtern/Söhnen telefonieren, jede Entscheidung mit denen durchquatschen, immer teilhaben wollen, Referate probehören, Diplomarbeiten lektorieren und mitschreiben, Bewerbungen schreiben, Arbeitgeber aussuchen, am neuen Arbeitsort mit auf Wohnungssuche gehen etc. Die Kinder sind 32, 30, 26 und 19 Jahre alt. Die ersten drei mit erheblichen Auslandserfahrungen, also keinesfalls lebensuntüchtig. Alle vier ohne Partner, die beiden Ältestens noch nie in einer festen Partnerschaft gewesen. Mein Befremden über diese engen Beziehungen können die Beteiligten nicht verstehen. Besonders die Mütter finden es großartig, die besten Freundinnen hrer Töchter zu sein.

  11. Neli meint:

    Da ich auch so eine Mutter habe, verkneife ich mir solche Sachen bei meinem 20jährigen Sohn. So alle 14 Tage rufe ich ihn kurz an, ob er noch lebt. Manchmal treffen wir uns auch, wenn größere Probleme auftauchen. Ansonsten kriegt er schon ziemlich viel allein geregelt. Dazu muss ich auch sagen, das er eigentlich seit seiner 1.Lehrausbildung mit 16 schon von zu Hause ausgezogen ist.

    Aber ich habe auch das Gegenteil in der Familie: mein Bruder wohnte bis zu seinem 32. Geburtstag zu Hause und weil er Fernfahrer ist und damals wochenlang unterwegs war, hat alles meine Mutter für ihn erledigt, seine Handyschulden bezahlt. dannn zog er zu seiner damaligen Freundin, hat mit ihr wieder schulden gemacht. Dann wieder Schluss mit Freundin und wieder bei Mama gelandet, die ihn wieder scheuchen muss, damit wieder alles in Ordnung kommt.

    Ich selber bin auch mit 16 in die Lehre, weit weg von meinen Eltern. War anfangs zwar hart wegen Heimweh und Zickenkrieg im Wohnheim. Aber ich würde es immer wieder so machen. Nur so lernt man eigenverantwortliches Leben und Handeln.

  12. Alter Sack meint:

    Wie sich die Zeiten Ändern. Ich habe mich immer gefreut wenn meine Eltern mal in der Stadt waren, weil sie sowieso in der Gegend waren. Das war immer mit einer oder mehreren Einladungen zum Lecker Essen verbunden. Wenn es an einem Wochenende war, dann war das auch eine Gelegenheit zum Sightseeing in Ecken der Stadt, die ich ohne sie nie gesehen hätte.

    Das Studium war Nebensache. “Läuft’s?” “Läuft.” Oder “Läuft’s?” “Geht so.” “Schlimm?” “Na ja.” “Du schaffst das schon”.
    “Wie sieht es mit dem Geld aus?” “Ist Ok” “Sag Bescheid wenn es knapp wird.”

    Dann sind sie wieder abgezogen, bis zum nächsten Mal.

  13. ellebil meint:

    Sehr schön hat die Helikopter-Eltern auch dieser Mitarbeiter der Uni Bonn beobachtet. Ernsthaft? Da schreiben Eltern vorab die Universität an und erkundigen sich was für Junior*in wichtig ist?
    http://www.dkriesel.com/blog/2012/1206_wir_hatten_lange_nichts_mehr_zu_helikopter-eltern

  14. Pfiffika meint:

    hmpf.
    Ich gehe mal davon aus, dass von volljährigen Studenten, die somit voll geschäftsfähig sind, hier die Rede sein soll.
    Dann bin ich ganz auf Helmuths Seite.
    Aber ich mache mir schon so meine Gedanken um die Abiturienten, die eben noch nicht 18 sind und für jeden P** Mamas oder Papas Unterschrift brauchen. Dank G8 werden das langsam, aber sicher mehr werden.
    Ich fürchte, da bleibt ein gewisses Helikoptern nicht aus.

  15. Eule meint:

    “dass sie gerade die wahrscheinlich interessanteste und aufregendste Zeit ihres Lebens verbringen”

    Das fände ich ja ernsthaft traurig, wenn dem so wäre.

  16. Sebastian meint:

    Hey Ihr Helikopter-Leser, erst Gespräche am Nachbartisch belauschen und sich dann noch hinterm Rücken ‘s Maul über die Leut zerrreissen, also wirklich! Na ja, uns geht’s ja eh nichts an, weil wir schicken die Kinder seit Generationen auf die gleiche Elite-Internat, man kennt sich und die Cafewirte kennen uns noch als Studenten, und wer’s da nicht schafft, dem ist eh nicht zu helfen.

    Ansonsten möchte ich das auch gastronomisch betrachtet wissen: Dieser Moment, wenn man mit den Eltern auf Besuch da hin geht, wo man es einfach am schönsten findet – und in dem Moment in dem wir das Lieblingscafe betreten wird mir klar, dass ich hier grad einen höchst lebendigen Virus aus meinem anderen, schon totgeglaubten Leben einschleppe, der dieses hier sofort infiziert und alles verzerrt – das Cafe ist plötzlich so unbehaglich wie eine gebügelte Lieblingsjeans, man schämt sich für die Lieblingskellnerin und für seine geliebten Eltern zugleich, das verwegene Frühstück Amsterdam macht jetzt nur noch verlegen und den Eltern geht alles genau so, nur umgekehrt. Auch ihr Blick kriegt beim Eintritt was Gehetztes unter aller Coolness.

    Wie damals, als man eben noch mit den Freunden in der Freistunde durch die Fußgängerzone johlte und dann stand plötzlich Mama gebeugt unter ihren Einkaufstüten vor einem – Zweiweltenkater, und keiner weiß bis heute, wie man ihm beikommt.

    Und dann sitzen sie da in dem Cafe, wo sie sonst mit ihren Freunden rumratschen und tun das jetzt ganz besonders, nur halt am Smartphone, und die Eltern halten sich an dem fest, das sie noch mit den Kindern verbindet und warum sie überhaupt hier hocken – am Studium.

    Ganz normales fatales Leben, sehr ruhig beobachtet, schönen Dank.

  17. Seinsein meint:

    Den bis jetzt härtesten öffentlichen Fall von Helikoptereltern gab es letzten April, als einige Eltern eine Unidozentin durch die Presse trieben, nachdem das 22jährige Töchterlein eine Klausur nicht bestanden hatte, obwohl es eine völlig gleichartige Probeklausur gab. Das war eine Anfängermatheklausur für Grundschullehramtsstudenten. Lest mal den folgenden Artikel und lasst euch Mona Morschel auf der Zunge zergehen: http://www.dkriesel.com/blog/2012/0414_wollt_ihr_wissen_wer_eure_kinder_in_der_grundschule_praegt

    Witzigerweise auf derselben Seite wie der oben von Ellebil verlinkten. Der Schreiber ist nämlich vom Fach und ich kannte die Seite daher, dass dort letzten April die Presseberichte und die sich beschwerenden Studenten fachlich und satirisch völlig vernichtet wurden :-) Also hinsetzen und Lachanfall erwarten.

  18. Montez meint:

    Ein herzhaftes Dankeschön an Sebastian. Genau so.

  19. adelhaid meint:

    @sebastian, ich glaub, so isses eigentlich nicht. gerade das von der geschätzten frau kaltmamsell oft frequentierte cafe ist doch das vorzeigecafe für die eltern geworden. dort, und wenn man die straße runter, über die ampel und bis zum ende richtung vorstadt geht, da führt man halt seine eltern hin, wenn sie da sind. wenn sie wieder weg sind, dann geht man in die eigenen kneipen, die erst seit 5 und nicht seit 25 jahren da sind. man führt die eltern da hin, wo sie vielleicht auch schon waren. ist das dann der liebesbeweis der kinder an die eltern? das finde ich ein bisschen zu einfach. und macht sicherlich auch die rollenfindung der eltern nicht einfacher.
    nun muss man auch beachten, dass es sich gerade um das semesterende handelt, und wenn die eltern jetzt gerade zum ersten mal zu besuch kommen, dann will man ja nix gesagt haben. die wollen, und sollen, schließlich auch mal kucken, wie’s den lieben kleinen so geht.
    der sohn von kollegen schickt regelmäßig bilder seiner teller um den eltern zu beweisen, dass er isst (so zumindest die vermutung der eltern, die sich bisher noch nicht an den studienort aufgemacht haben, da sie noch keine einladung empfangen haben).
    problematisch sind nicht diejenigen, die vor lauter stolz um die brut kaum die tränchen verdrücken können, sondern die, die die unis verklagen, wenn das kind durch die klausur fällt, die, die mit der tochter während der semesterferien schon mal kommen um den schönsten platz im seminarraum (der dann abgeschlossen ist) auszusuchen und die sich bei der gelegenheit die sprechstundenzeiten von den türen der dozenten abschreiben.
    eine freundin hat ihren sohn in den usa in diesem jahr zum college geschickt und bei der elterninfoveranstaltung wurde gefragt, warum der campus nicht eingezäunt sei (because we have an open campus and we are part of the city) und wie die uni denn zu drogen und alkohol stünde (it’s illegal.) kann man von eltern nicht erwarten, dass sie ein gewisses kontextuelles weltwissen mitbringen?
    (was weiß denn ich, ich hab ja keine kinder)

  20. mariong meint:

    Vielleicht kann man es auch wirtschaftlich sehen: viele Eltern legen sich wirtschaftlich krumm, machen zweit und drittjobs, damit sie es finanziell geregelt kriegen, die kinder auf bessere schulen zu schicken. Diese Investition hört nicht nach dem Abi auf. Der Konkurrenzdruck auf dem Arbeitsmarkt wird immer schlimmer. Das sind manifestierte Zukunftsängste.

  21. die Kaltmamsell meint:

    “viele Eltern”, mariong? Das überrascht mich. Hängt doch nirgends in Europa die Bildung der Kinder so sehr von der Herkunft ab wie in Deutschland. Oder müssen heutzutage auch Akademiker Zweitjobs annehmen, damit die Kinder studieren können?

  22. Sebastian meint:

    Hm, @adelhaid, vielleicht liegt es zwischen alldem, und ist halt auch nicht so eindeutig, wie es auch @helmut und die Kaltmamsell sagen. Ich meinte es nicht negativ, sondern finde das ganz natürlich in seiner Unklar- bis Unbehaglichkeit. Ausbildung als Schnittstelle von vielem.

    Aber was ich grad am heutiigen Bundesbildungstag gerne mal anregen möchte: Bei jedem Satz, der öffentlich zum Thema Bildung gesagt wird, einfach mal “Ausbildung” oder gerne auch den alten Begriff “Lehre” (ich meine die Handwerkslehre) einsetzen.

    Die Ergebnisse sind da oft zum Schreien komisch bis traurig in ihrem Widersinn, weil sie immer wieder zeigen: Davon ist fast nie die Rede, wenn bei uns von Bildung gesprochen wird. Dabei wird trotz aller Kritik bei uns die duale Ausbildung Deutschlands in der Welt sehr bewundert und als weit einzigartiger gesehen als die Universitätsbildung.

    Probiert’s mal aus – vielleicht gleich mal mit den Helikoptereltern-Sätzen? Ich selbst denke das sehr gerne beim Begriff “Bildungschancen” für meine Söhne, und schon ist das nicht mehr so schlimm mit dem Leistungsdruck für uns Eltern.

  23. Katia meint:

    Ich glaube, dass es — egal, ob “Helikopter” oder “normal” — für viele Eltern ziemlich schwer ist, wieder ins eigene Leben zurückzufinden, sich wieder mehr auf die Beziehung zu konzentrieren etc. Wahrscheinlich kämpfen manche Eltern mehr mit der Abnabelung ihrer Kinder als die Kinder selbst (die dann gelangweilt die Annäherungsversuche von Mama und Papa an sich abprallen lassen).
    http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/2012/08/30/menschen-hautnah.xml

  24. mariong meint:

    vielleicht hätte ich sagen sollen “viele Eltern die nicht selbst Akademiker sind”
    auch Nichtakademiker schicken ihre Kinder auf Gymnasien, dann aber unter vollem Einsatz, Zweitjobs sind nicht so selten hier in Rhein-Main

  25. Ilse meint:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************

    Genau!

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  26. helmut meint:

    Naja wer sich mit viel Mühe nach Hauptschule/Ausbildung/Technikerschule/Hausbau einen Ingenieures-Arbeitsplatz erkämpft hat, der weiß das solche Biografien in Zukunft selten sein werden und das er seinen Kindern etwas ersparen kann wenn er sie gleich auf die Akademische Laufbahn bringt.

  27. Alice meint:

    “auch Nichtakademiker schicken ihre Kinder auf Gymnasien”,

    … aber sie studieren seltener.

  28. Frau-Irgendwas-ist-immer meint:

    @renate
    Besonders die Mütter finden es großartig, die besten Freundinnen hrer Töchter zu sein.
    Das ist ja wohl des Pudels Kern – eine Mutter ist eine Mutter und eine beste Freundin ist eine beste Freundin!!!

  29. Emmi meint:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************

    Genau!

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  30. Cecily meint:

    Ganz schön von oben herab, wie Sie die armen doofen Eltern mit ihren desinteressierten Kindern beschreiben. Die verhalten sich so, weil sie ihre Kinder lieben. Das macht sie natürlich uncool. Wer immer schön souverän und unabhängig sein will, darf sich halt keine wichtigen Menschen zulegen.

  31. Susann meint:

    @Cecily
    Ich habe die Beschreibung von Kaltmamsell gar nicht so negativ gefunden, sondern sie hat mich sehr berührt. Ich habe ein Kind im Abnabelungsalter und fand mich und das Kind in der Beschreibung wieder. Da hat man mühevoll das Kind großgezogen und so viel Zeit und Gedanken investiert, und nun muss man sich so schön langsam da rausziehen. Da schwingt auch Wehmut mit – einmal waren wir eine Familie, Vatermutterkind, alle an einem Tisch – und jetzt fehlt auf einmal das Kind. Und hier im Cafe sind dann wieder Vatermutterkind an einem Tisch versammelt, aber es ist alles ganz anders und keiner weiß so richtig, wie es noch werden wird und kann, wieviel Nähe und wieviel Luft man einander lassen muss…nein, ich glaube gar nicht, dass Kaltmamsell die Eltern hier als arm und doof hinstellen will.

  32. Cecily meint:

    @Susann: Danke für die Antwort, so verstehe ich es. :-)

  33. Uschi meint:

    Der Text macht mich traurig. Denn die Kluft, sie bleibt. Das schreibe ich unter dem sehr frischen Eindruck von ein paar Tagen, die ich (53) gerade mit meiner Mutter (72) in Berlin verbracht habe.

  34. Sebastian meint:

    @alice

    ” “auch Nichtakademiker schicken ihre Kinder auf Gymnasien”,

    … aber sie studieren seltener.”

    Ist das schlimm?

  35. Susann meint:

    “Die Kluft, die bleibt…” schreibt Uschi.
    Ich bin sehr froh, dass wir Geschwister das nicht so erleben.
    Als junge Erwachsene haben wir diese Kluft unseren Eltern gegenüber sehr gespürt, aber mittlerweile (20 Jahre später) haben wir ein sehr gutes Verhältnis. So viel, was während dieser Zeit der immerwährenden “Wer bin ich”/”Wer bist du”/”Wie unterscheiden wir uns”-Grabenkämpfe wichtig war, hat einfach an Bedeutung verloren. Im Angesicht der Endlichkit des Lebens (ja, ich weiß, klingt pathetisch) ist es egal, ob wir unterschiedliche Ansichten zur Homoehe haben oder ob die eine akribisch das Bett macht und die andere nicht. Die Zeit, die man miteinander hat, ist so begrenzt – bei den Eltern bemerken wir, dass sie älter werden – und man hat sich ja nicht ewig.
    Vor 20 Jahren hätte ich mir eher die Zunge rausgerissen als das zuzugeben, aber mittlerweile bin ich sehr dankbar für meine Eltern und dafür, dass ich sie eben nicht nur als “Eltern” kenne, sondern als “Mitmenschen”, die mir besonders nahe sind, schätze und mag.
    Also, nur Mut, liebe Eltern von jungen Erwachsenen! Es gibt ein Leben nach den Stressjahren mit Teenies und Twens. :-)

  36. Lila meint:

    Ach das war aber sehr berührend, fand ich. Ja, man hat nun mal sein Herz an diese davonstrebenden jungen Menschen gehängt und hat Jahrzehnte hart dafür gearbeitet und daran gearbeitet, daß sie nun selbständig werden. Gestern haben wir unseren Primus zum Flughafen gebracht, er fängt ein neues Kapitel auf einem anderen Kontinent an. Stolz bin ich, besuchen will ich ihn auch, aber er kommt auch ohne mich zurecht. Aber wo in seinem zukünftigen Studienort die besten Kneipen sind, hab ich ihm noch hinterhergerufen…

    Vermutlich habe ich die Nabelschnur weder in diese noch in jene Richtung wirklich je durchtrennt. Solange nur Liebe durchfließt und kein Kontrollwahn (der ja eigentlich nur Mißtrauen ist, in mundfertigen Häppchen), ist das ja auch nicht schlimm.

    Oder?

  37. Sven meint:

    oh, wie sich die Zeiten anscheinend ändern. Ich habe mich damals gefreut, zum Studium auszuziehen. Ich fand es dann aber auch genauso schön, zu den Feiertagen zu Hause aufzutauchen. Da unsere Jungs noch nicht mal annähernd im Studienalter sind, wird sich bis dahin die Zeit wieder ändern ;-) – hoffe ich mal.

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