Warum ich Studiengebühren befürworte
Samstag, 2. März 2013 um 13:56Das Kraut ist bereits ausgeschüttet, in Deutschland sind Studiengebühren nahezu komplett abgeschafft. Den Weg zu dieser Abschaffung habe ich mit großer Verwunderung beobachtet.
Das Hauptargument der Studiengebührengegner lautet: Studiengebühren stellen eine gesellschaftliche Ungerechtigkeit dar, da die Kinder von Wohlhabenden sie leichter aufbringen können als die Kinder von Menschen mit wenig Geld.
Ich halte dagegen: Mit Studiengebühren kommen diejenigen (zumindest zum Teil) für die Kosten der Universität auf, die später vom Studium am meisten profitieren. Ohne Studiengebühren hingegen zahlen alle gleich viel dafür, auch die Mehrheit der Bevölkerung, die nie davon profitieren wird.
Dagegen könnte man argumentieren, dass von einem höheren Bildungsdurchschnitt auch wieder die gesamte Bevölkerung profitiert. Aber dann müsste unter anderem auch die Ausbildung zum Handwerksmeister von der Gesamtbevölkerung getragen werden. Und komme mir bitte keiner mit den höheren Steuern, die Akademiker später aufgrund ihres höheren Einkommens in die Gemeinschaftskasse zurückzahlen: Das verdrängt unter anderem all die Akademikerinnen, gerne auch promoviert, die sich später aus der biologischen Kurve tragen lassen und ihren Platz bei ihren Kindern sehen, die höchstens noch ein wenig nebenher arbeiten. (Eine Gesamtkostenrechnung, die eine belastbare Prognose zulässt, ob diese Kinder wiederum jemals irgendetwas zur Rentensicherheit beitragen werden, ist wegen Komplexität der Einflussfaktoren unmöglich.)
Grundsätzlich führt die Diskussion auf die Frage zurück, für welche Annehmlichkeiten unsere Gesellschaft den Staat in der Pflicht sieht (also welche die Gesamtgemeinschaft zahlen soll). Und für welche Annehmlichkeiten allein die Nutznießerinnen aufkommen sollen. Eine erste Stoffsammlung lässt keine Systematik erkennen.
Autobahnen zum Beispiel zahlt die Gesamtgemeinschaft, auch ich als autolose Steuerzahlerin. Paradoxerweise kostet lediglich der Teil des Autobahnverkehrs Maut, von dem wieder die Gesamtgemeinschaft profitiert: Der Güterverkehr (nein, die Banane und der Biohonig sind nicht zu Fuß in Ihr Supermarktregal gewandert, auch nicht das im Internet bestellte Doppelbett zu Ihnen nach Hause).
Andere Annehmlichkeiten wie das Hallenbad und Opern oder Theater zahlt die Gesamtgemeinschaft zwar zum größten Teil, doch sie kosten zusätzlich eine Nutzungsgebühr, “Eintritt” genannt. Und genau solch eine Nutzungsgebühr halte ich auch bei Universitäten für angemessen (den allerallergrößten Teil der Hochschulkosten zahlt ja immer noch die Gesamtgemeinschaft).
Eher gefühlt und wenig belegbar ist eine weitere Funktion der Studiengebühren: Die Förderung der Wertschätzung für die Leistungen der Universität. Was nichts kostet, wird nicht wertgeschätzt. Schon vor fast 20 Jahren, als ich mich einige Zeit auf der Dozentinnenseite einer Universität befand, blieb mir immer wieder die Luft weg, wie nebensächlich manche Studentinnen dieses Uni-Dings behandelten: Da war zum Beispiel die Studentin, die um Aufschub für die Abgabe ihrer Hausarbeit bat, weil sie nach Ende des anstrengenden Semesters erst mal in den Urlaub fahren wollte.
Ebenso lediglich anekdotisch sind die Aussagen von aktuellem Universitätspersonal, die Studierenden träten inzwischen durchaus mit der Anspruchshaltung auf: Schließlich haben wir dafür bezahlt. (Ausnahmsweise ein Link zu einem Kommentar beim LSR-Schmarotzer SZ: “Sparen am falschen Ende des Bildungssystems“.)
In der jüngsten Diskussion um Studiengebühren in Deutschland fehlte mir eine Aufstellung, was denn in den vergangenen Jahren von den Studiengebühren bezahlt wurde. Allgemein hieß es immer wieder:
– längere Bibliotheksöffnungszeiten
– Tutoren und Tutorinnen
– Studiengangsberaterinnen
Letzteres weist bereits auf das Problem hin, die Auswirkungen der Studiengebühren zu belegen: Sie wurden nahezu zeitgleich mit der Bologna-Umstrukturierung eingeführt – die zum Beispiel Studiengangsberaterinnen erst nötig machte. (Ich konnte ja damals einfach ins Prüfungsamt gehen um herauszufinden, welche Scheine ich für meinen Magister brauchte.) Ebenso fehlt mir eine Analyse, ob sich die Zusammensetzung der Studierenden nach familiärem Hintergrund durch die Einführung von Studiengebühren verändert hat. Auch das machen die massiven und zeitgleichen Veränderungen durch den Bologna-Prozess vermutlich unmöglich.
Ein Mangel allerdings empörte mich seit der Einführung von Studiengebühren: Es fehlten und fehlen Finanzierungsmodelle. Ich hatte Studiengebühren Anfang der 90er in Großbritannien kennengelernt, gleichzeitig aber die Methoden sicherzustellen, dass jede sie sich leisten konnte: Spezielle Kreditangebote der Banken, zudem Stipendien aller Art – von Stipendien für Kinder von Einkommensschwachen der counties (die alle daran interessiert waren, dass möglichst viele ihrer Einwohner an einen Hochschulabschluss kamen) über Stipendien der einzelnen Unis für besonders leistungsstarke Bewerberinnen bis zu Stipendien von Fördergesellschaften aller Art. Das Fehlen solcher Strukturen in Deutschland machte es den Studiengebührgegnern einfach, die Gebühren als individuell ungerecht darzustellen.
§
Wie anscheinend alle Befürworter und Befürworterinnen der Studiengebühren drängt es mich, meinen eigenen Werdegang zur Akademikerin offenzulegen – vermutlich versuchen wir alle, einer unzulässigen Argumentation ad hominem vorzubeugen: Nein, wir verteidigen hier nicht insgeheim irgendwelche Privilegien, von denen nur Leute wie wir profitieren.
Ich bin das Kind einer Zwangsarbeitertochter und eines Gastarbeiters, beide in ihren Familien die erste Generation, die Lesen und Schreiben gelernt hatte. Beide aber auch mit hohen Bildungsidealen und Ehrgeiz. Ich strahlte wohl von klein auf die richtige Mischung aus aufgeweckt und systemkonform aus, so dass im Bildungssystem niemand meine Eignung für Gymnasium und Studium anzweifelte und ich nicht gegen Vorurteile ankämpfen musste. Studiert habe ich nach einer Berufsausbildung komplett eigenfinanziert: Meine Eltern zahlten meine Wohnungsmiete, und meinen Lebensunterhalt erarbeitete ich unter anderem in meinem erlernten Beruf als Zeitungs- und Rundfunksredakteurin. Ich kam nie auf die Idee Stipendien zu beantragen, da ich glaubte, sie seien etwas für Bedürftige. (Und Bafög-Anträge waren mir zu mühsam: In der Zeit ging ich lieber Geldverdienen.)
die Kaltmamsell48 Kommentare zu „Warum ich Studiengebühren befürworte“
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2. März 2013 um 14:33
Ich stimme zu. Als Studentin war ich in den 90ern noch gegen Gebühren (vor allem aber gegen die damit verbundenen Reformen, die ich nach wie vor nicht gut finde) auf der Straße, inzwischen, ebenfalls auf der anderen Seite, sehe ich das anders und befürworte die Gebühren. Mit genau den von Dir genannten Bedingungen: Es müssten vernünftige Finanzierungsmodelle her. Und die ein oder andere Reform des Gesamtsystems wäre nötig, aber das ist ein anderes Thema.
Ich stimme auch Deinen Argumenten zu und sehe außerdem, dass sich die Bedingungen tatsächlich verbessert haben.
Ergänzungen:
Hier gibt es (noch) Gebühren, und finanziert werden außer den genannten Dingen Lehre (nicht nur Tutoren), die aber nicht “grundständig” sein darf. Eine Einführung ist grundständig, darf also nicht gebührenfinanziert sein, die Doppelung dieses Kurses zur Verbesserung der Bedingungen aber sehr wohl. Es gibt zahlreiche Stellen (alle befristet natürlich, weil Studiengebühren auch befristet sind), die gebührenfinanziert neu eingerichtet wurden.
Bücher werden auch durch Gebühren angeschafft, und zwar dürfen Studierende auch selbst und direkt bei der Bibliothek die Anschaffung bestimmter Bücher aus ihren eigenen Mitteln fordern. Ich arbeite auch gerade mit einem Buch, das einen Aufkleber “finanziert durch Studiengebühren” trägt.
Hier wurde außerdem ein sehr umstrittenes Gebäude als Lernzentrum mit Arbeitsplätzen für Studierende finanziert.
Ein interessantes Detail: Die Kommission, die über die Verteilung der Gebühren entscheidet, und in der Vertreter aller Statusgruppen sitzen, wird von Studierenden geleitet.
Zur Zusammensetzung der Studierendenschaft: Ich kann das leider nicht verifizieren, aber in der Diskussion um die Abschaffung der Gebühren in Bayern im Deutschlandfunk wurde mehrfach auf eine Studie verwiesen, derzufolge die Anteile von Studierenden MIT Migrationshintergrund gestiegen sei in den Ländern mit Gebühren. Als Begründung wurde gesagt, dass nur etwas, was Geld koste, auch wertgeschätzt würde, und erst darum ein Studium für die Eltern dieser Studenten (meist 1. Generation) überzeugend würde. Interessant, das hätte ich auch gerne belegt.
Rein anekdotisch kann ich die Anspruchshaltung ebenfalls bestätigen, allerdings ist viel an der veränderten Haltung glaube ich wieder der Bologna-Reform und der Verschulung geschuldet.
Ein weiterer Aspekt noch, auch wenn das jetzt alles sehr unstrukturiert ist: Warum eigentlich sind Studiengebühren, die eben wie Du sagst nur einen Teil der Bevölkerung treffen und die für die (vermeintlich, aber lassen wir das mal so stehen) höchsten Bildungsansprüche erhoben werden, so unmöglich – aber Kitagebühren, die ein Vielfaches höher sind und für die Grundbildung ALLER erhoben werden, sind ok?
Ich wohne in einer Gegend mit günstigen Kindergartengebühren, zahle aber für die Betreuung meines Kindes im öffentlichen Kindergarten schon etwa 3000 Euro pro Jahr. Die Studiengebühren liegen in der gleichen Stadt bei 1000 Euro pro Jahr (Sozialabgaben, die es immer schon gab, nicht mitgerechnet), aber selbst das ist deutlich weniger als für die Kita.
Vielleicht muss ich für dieses Kind auch mal Studiengebühren zahlen, aber wäre es nicht sinnvoller, die ersten Jahre günstig zu gestalten und HIER niemanden auszuschließen oder gar, Achtung, neues Thema, durch Herdprämie auch noch dazu aufzufordern, doch lieber wenig Geld zu nehmen statt mehr zu zahlen?
(Auch merkwürdig: Kita kostet, Schule nicht, Uni kostet wieder, aber bald nicht mehr. Kann man da irgendeinen Zusammenhang zu den desaströsen Einkommen der Erzieher und den prekären Arbeitsbedingungen des universitären Nachwuchses ziehen, nur in der Mitte ist irgendwie alles prima?)
Nicht noch mal durchgelesen, schicke es so ab.
2. März 2013 um 14:55
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Gerne gelesen
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2. März 2013 um 15:06
Vielen, vielen, vielen, vielen Dank dafür. Ich redete mir schon als Studentin genau dazu den Mund fusselig.
Dazu kommt: Studiengebühren (zumindest die läppischen 500 Euro) machen das Studieren nicht teuer. Die Lebenshaltung als Student in einer großen Stadt allerdings ist ein finanzielles Wagnis. Besonders, wenn man nicht aus einer Akademikerfamilie kommt.
Ich habe als Studentin Gebühren bezahlt und hatte einiges davon. Eine sehr gut ausgestattete Bib, Kulturangebot (für einen 10er in die Münchner Staatsoper!), Exkursionen, PC-Labor, etc. Allerdings hat die Studentenvertretung an meiner kleinen HS dafür auch viel getan und konstant im Sinne der Studentenschaft eingesetzt. Das scheint nicht überall möglich/gewünscht gewesen zu sein. Was mich als Arbeiterkind schier das Studium gekostet hat: Bafög-Bescheide die 12 Wochen dauern dürfen. Solange wartet übrigens auch kein Studentenwohnheim auf seine Miete. Und während ich die 500 Euro pro Semester mit Jobben nebenher auch ohne Stress erbringen konnte, waren das Semesterticket, die Miete (!) und der tägliche Bedarf in den Monaten des Wartens ein Problem. Die Lebenshaltung als Student in einer großen Stadt ist einfach enorm heftig.
Und selbst wenn man Bafög bekommt: Ein lockeres Studentenleben ermöglicht das auch noch nicht. Schließlich liegt man damit immer noch unter dem Satz von Hartz IV+Miete. Weil ich ein extrem stundenaufwendiges BA-Studium absolviert habe, blieb mir nur der Studentenkredit.
Was ich darum nie verstanden habe: Es wäre als Partei so einfach gewesen für Studiengebühren zu sein – man hätte nur ein ordentliches Reformmodell zur eigentlichen Studienfinanzierung vorlegen müssen. Einfacheres Bafög, Studiengebühren die man erst im Nachhinein bei der Uni abzahlt und ein paar Anreize, damit Städte Studenten wieder günstigen Wohnraum zur Verfügung stellen.
Stattdessen dieses Theater und das Märchen von der Bildung die nichts kostet. Ein Studium ist für Kinder ohne entsprechenden Hintergrund auch ohne Gebühren teuer und aufwendig. Von den Gebühren hätten sie nur ein besseres Studium.
2. März 2013 um 15:10
So sehr ich begrüße, sich mit der Thematik diskursiv auseinanderzusetzen (und nicht emotional-ideologisch) – so ist doch der für mich wichtigste Aspekt völlig aussen vor gelassen.
Instrumente wie Studiengebühren haben nicht nur eine rein monetäre Wirkung. Im Gegenteil. Der Eindruck, ein Studium wäre eine finanzielle Belastung, hält Leute von den Universitäten fern. Und zwar – Überraschung! – genau die Leute, die es sich eher nicht leisten könnten zu studieren.
Dieser psychologische Effekt ist zentral, und Kosten + Erstattung ist aus dieser Perspektive etwas anderes als Kostenlosigkeit, sowohl was die Bürokratie angeht als auch was die eigenen Erwägungen zu studieren angeht. Genau deshalb hat Deutschland die geringste soziale Durchlässigkeit von fast alle OECD-Ländern, will sagen: wer hier sozial niedrig steht, bleibt es in aller Regel auch. Das ist eine Katastrophe, und Studiengebühren erschweren es, diese Katastrophe zu lindern oder ganz abzuschaffen.
Schließlich möchte ich – nicht ad hominem, sondern als Gegenargument zum persönlichen Standpunkt – noch kritisieren, dass Du Deinen eigenen Werdegang als Argument anführst und nicht abstrahierst. “Ich habe es geschafft, also sollen es die anderen auch schaffen müssen” – das ist in meinen Augen in keinem Fall ein sinnvoller Diskussionsansatz. Und zwar weil damit verkannt wird, dass die eigene Person nie als Blaupause für die Gesellschaft funktionieren darf.
Die Frage allerdings, was ein heutiges Studium wirklich bringt, der Person und der Gesellschaft – die ist absolut essentiell und muss dringend gestellt und diskutiert werden. Nur hat das wenig zu tun mit der Ungerechtigkeit, die Studiengebühren darstellen.
2. März 2013 um 15:12
Finanzierungsmodelle, ja. Die fehlen in Deutschland und ich habe manchmal Eindruck, das ist Absicht. Es ist für Kinder von Selbstständigen mit gutem Steuerberater kein Problem den BAFÖG Höchstsatz abzugreifen. Arbeiterkinder sehen dagegen oft in die Röhre, weil die Familie knapp an der Bemessungsgrenze schrammt, aber dem Sprössling eben doch kein Studium mit allem drum und dran finanzieren können, bzw. eben nicht mal die Wohnung in einer anderen Stadt.
Darüberhinaus nage ich sehr an dem “ja iiiiiich hab mir ja alles alleine finanziert”. Diese Art Hochmut mag ich gar nicht, denn wer steckt wirklich im anderen drin und weiß ob er Desinteresse vor sich hat oder Überforderung?
Mich haben damals Abendschule (~20 Stunden/Woche) plus 30 Stunden-Job gesundheitlich auf ein Jahr hinaus vollkommen zerlegt und ich bitte darum, dass Menschen nicht erst eine handfeste Behinderung oder Krankheit nachweisen müssen um nicht gefälligst doppelt und dreifach belastbar sein zu haben.
Und zum Erden noch diesen Link: http://jelena.myblog.de/jelena/art/149210120
2. März 2013 um 15:16
@Sascha Lobo
Ich möchte diese Abiturienten kennen lernen, die glauben 3000 Euro für ein BA-Studium hielten sie von der Uni ab, während sie die anderen Kosten ja anscheinend locker stemmen können.
Wer glaubt, Studiengebühren wären die einzigen Kosten die zwischen ihm und einem Abschluss stünden, sollte sich vielleicht doch mal genauer mit dem Thema beschäftigen. Ich mag dieses Argument nicht, weil es so tut als hätten Nicht-Akademikerkinder keine Ahnung von der Realität. Es unterstellt potentiell intelligenten jungen Menschen wahnsinnige Kurzsichtigkeit.
2. März 2013 um 15:21
Die OECD-Studie, Sascha Lobo, bemängelt die geringste soziale Durchlässigkeit, sieht die Ursache aber im deutschen Schulsystem, nicht im Universitätssystem. Deine Vermutung einer negativen psychologischen Auswirkung von Studiengebühren ist vermutlich genauso wenig belegbar wie die von percanta angeführte positive Auswirkung (Migranteneltern, die ein Studium für ihre Kinder nur in Betracht ziehen, wenn es seinen Wert durch Kosten beweist). Ich fände es sehr interessant, ihr nachzugehen.
Mein eigener Werdegang (absichtlich abgetrennt am Ende), auch an Mela, ist eben für gar nichts ein Argument.
2. März 2013 um 15:39
Ich studiere privat neben meiner Berufstätigkeit und zahle dafür 300 Euro pro Monat. Und dennoch habe ich eine klare Meinung zu Studiengebühren: Ich bin dagegen. (Einschränkung: Für ein Erststudium.)
Ich bin sehr wohl der Meinung, dass die Gebühren, wie auch immer mit Finanzierungsmöglichkeiten flankiert und mit Stipendien abgefedert, gerade die Nicht-Akademikerkinder davon abhalten, sich dem finanziellen Stress und dem Behördenwirrwarr auszusetzen. (Was Sascha schon schrieb.)
Zudem ist es für mich eine gesellschaftliche Frage. Wir leben von der Bildung in diesem Land, wollen aber ausgerechnet die Hochschulbildung mit Eintrittsgeld versehen? Das ist doch ein Widerspruch.
Dass der nichtstudierte Rest von Deutschland Draufzahler ist, lasse ich mal so stehen. Da ist mir zu viel Vermutung dabei mit zu wenig Fakten. Wie sollte man das auch messen. Ich glaube aber ganz fest daran, dass ein hoher Bildungsgrad ein gesamtgesellschaftlicher Gewinn ist, von dem nicht nur die profitieren, die der Staat dazu geführt hat.
(Und dann finde ich es noch befremdlich, dass die Studiengebührendiskussion immer mit der Bolognareform verknüpft wird. Das hat nichts miteinander zu tun.)
2. März 2013 um 15:54
Johannes, die Gebühren und die Reformen haben inhaltlich nichts miteinander zu tun, kamen aber gleichzeitig. Ich habe es in meinem ersten Satz oben nicht sauber formuliert, aber im Ist-Zustand ist es kaum zu beurteilen, ob die m.E. durchaus zu bemerkende Erwartungshaltung bei vielen Studierenden eher damit zu begründen ist, dass sie für ihr Geld nun mehr erwarten (was übrigens auch heißt, dass man sich als Dozent nicht mehr traut, noch etwas von den Studierenden kopieren zu lassen oder für aus eigener Tasche (ja) angefertigte Kopien einen Klingelbeutel rumgehen zu lassen – sie haben ja schon 500 Euro gezahlt, da sind die früher eingesammelten Kopierkosten nicht mehr drin) oder ob sie sich einfach an die Häppchen und schulähnlichen Strukturen gewöhnt haben und darum erwarten, dass geliefert wird. Vielleicht eine Mischung aus beidem.
Und da zB der Akademische Mittelbau etwa gleichzeitig zur Einführung der Gebühren (Reformen auch auf der Ebene) abgebaut wurde und die entstehenden Löcher dann durch die oben skizzierten Notfall-Stellen durch Studiengebühren gestopft wurden, sind die beiden Prozesse vielleicht auf vielerlei Ebenen nicht ganz zu trennen.
2. März 2013 um 15:57
Ich weiß momentan nicht, ob ich für oder gegen Studiengebühren bin. Neben der grundsätzlichen Einstellung halte ich die pragmatische aber für wichtiger, also was wird erreicht durch die bestehenden oder kommenden Regeln, und da muß ich eindeutig sagen, daß ich gegen Studiengebühren bin. Weil es nämlich bei uns kein Finanzierungsmodell gibt, das eine freie Entscheidung, ob man studiert oder nicht, unabhängig vom Vermögen ermöglicht.
Ich habe 1991 mein Studium aufgenommen. Das Argument, daß ein Studium zu einem höheren Einkommen führt und deswegen sich die Nutznießer auch an den Kosten dafür beteiligen sollten, halte ich im Prinzip für richtig. Aber trifft das denn auch noch zu? Was ist denn mit den ganzen Geisteswissenschaftlern, die immer schon schlechte Aussichten hatten, und die jetzt durch die strukturellen Änderungen (noch mehr Ebbe in den öffentlichen Kassen, Anstieg der befristeten Stellen und Werkverträge, Absinken des Lohnniveaus) noch mehr Probleme haben? Das soll kein Mimimi sein, man muß schon wissen, worauf man sich einläßt, aber das höhere Einkommen sehe ich nicht. Auch Juristen müssen gut sein, um gut zu verdienen, Sozialpädagogen haben für diese Sichtweise wahrscheinlich immer schon nur ein Lachen übrig gehabt.
Logopäden und Ergotherapeuten kennen das allerdings auch, auf einem noch niedrigeren Niveau. In dem Bereich sind private Schulen schon immer ein Teil des Ausbildungsangebotes gewesen, und ich habe letztens mit meiner Schwägerin (Ergotherapeutin) durchgerechnet, daß es finanziell unsinnig ist, ohne Aussicht auf Übernahme der elterlichen Praxis diese Kosten auf sich zu nehmen. Das spricht dann allerdings eher für eine Ausweitung der Ausbildungsförderung als für Studiengebühren.
Die Sichtweise, daß das, was nichts kostet, nicht geschätzt wird, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Ob man das so sieht, hängt davon ab, was man bisher kennengelernt hat und warum man etwas tut. Unserer Schulen sind auch umsonst. Werden die deswegen weniger geschätzt? Als weiteres Beispiel mag die Einführung des eingeschränkten Lohnfortzahlung im Krankheitsfall zählen. Die Krankmeldungen gingen teilweise nicht zurück, sondern erhöhten sich, weil die Leute ja jetzt einen Preis zahlten, wenn sie krankfeiern.
Daß Studenten teilweise eine etwas überhöhte Anspruchshaltung an den Tag legen, würde ich eher als Wohlstands- oder Autoritätsproblem ansehen. Aber diese Haltung wird durch Studiengebühren eher noch gefördert.
Autobahngebühren für LKW sind sehr sinnvoll, weil die Schädigung der Autobahnen hauptsächlich durch sie verursacht wird. Die Belastung der Fahrbahn steigt exponentiell durch das Gewicht an. Die Spediteure können sich die erhöhten Kosten von ihren Kunden zurückholen. Ähnliches würde bei Studenten bedeuten, daß sie höhere Gehälter von ihren Arbeitgebern forder werden, um ihren Bildungskredit abbezahlen zu können.
Die Frage der Finanzierung ist wesentlich. Wie können Studierwillige ein Studium bezahlen? Einen Kredit abbezahlen zu müssen hätte ich damals abschreckend gefunden. Ich bin auch eher ängstlich. Am besten finde ich das Modell eines späteren erhöhten (zeitweiligen) Steuersatzes, aber während ich noch darüber nachdenke, fallen mir auch dagegen wieder Argumente ein. Ach, das ist schwierig.
Also solange es keinen guten Weg gibt, das laufende Studium a) auch ohne Zusatzjob zu finanzieren (Leute, die schnell und intensiv studieren wollen sollen das auch können) und b) das Scheitern eines Studiums ohne finanzielle Katastrophe für das weitere Leben zu ermöglichen halte ich Studiengebühren für schlecht. Eine verstärkte Ausbildungsförderung für Handwerker wäre auch wünschenswert.
Wenn ich mir die Einkommensverteilung in Deutschland anschaue, dann halte das aber für nicht das größte Problem. Es wäre vielleicht sinnvoller, mehr Steuereinnahmen bei den deutlich überdurchschnittlichen Gehältern/Einkommen zu erzielen.
Auch ich kann meinen Kommentar nicht mehr genau durchlesen. Ich würde mich gerne noch weiterbeteiligen, aber jetzt muß ich erstmal wieder in Sachen Familie unterwegs sein.
LG Dieter
2. März 2013 um 16:02
Ich finde, um Studiengebühren zu rechtfertigen, müssten zwei Dinge geändert werden:
1. Man sollte Lehrbeauftragte davon bezahlen dürfen (ich meine, dass die Gelder dafür nicht genutzt werden dürften).
2. Studierende sollten die Möglichkeit haben, Studiengebühren ratenweise zu zahlen. Fast 900 Euro auf einmal sind manchmal schwer zu wuppen. Und man hat nur vier Wochen Zeit, zu zahlen, bevor exmatrikuliert wird.
Ansonsten habe ich es auch geschafft, mein Studium in Niedersachsen plus Leben (familiäre Schicksalsschläge leider inbegriffen) zu finanzieren. Ich hatte aber auch Glück mit sehr guten Jobs nebenbei. Andererseits war ich nach meinem Studium wirklich fertig, weil 20 Stunden Arbeit nebenher schlauchen.
2. März 2013 um 16:18
Sich für eine zusätzliche Studienzugangshürde mitsamt bürokratischer Umgehungshürden (Bildungskredite, Stipendien) stark machen und am Ende des Textes lapidar bekennen: “Und Bafög-Anträge waren mir zu mühsam: In der Zeit ging ich lieber Geldverdienen.”
Das kommt mir überraschend zynisch vor.
2. März 2013 um 16:18
Liebe Kaltmamsell, wenn Ihre Eltern Ihre Miete bezahlt haben, haben Sie Ihr Studium ja auch nicht komplett selbst finanziert. Außerdem kann man damals mit heute nicht vergleichen.
Mein Kollege z. B. hat Eltern, die ihn nicht finanziell unterstützen können. Wir sind hier im Ruhrgebiet, wo es generell kaum Jobs gibt. Der arme Mensch lebt in Düsseldorf in einer WG, arbeitet tagsüber in Duisburg, studiert in Essen und hat einen Bereitschaftsnachtdienst in Krefeld, er kommt mit unglaublichem Streß gerade mal so über die Runden. Für ihn waren die Studiengebühren ein Horror.
2. März 2013 um 16:45
Auch ein bisschen Biografie eines Studiengebührablehners: Mutter Buchhalterin, Vater erst Bergmann, dann Schweißer, beide im Krieg herangewachsen mit zusammen(!) ca. 15 Schuljahren. Drei Geschwister, immer gerade genug Geld um keine Not leiden zu müssen. Die Furcht vor finanziellen Wagnissen ist bei mir sozialisationsbedingt immer noch tief verwurzelt und jedes Finanzierungsmodell hätte mich damals zuverlässig vom Studium abgehalten – da gebe ich Sascha Lobo uneingeschränkt recht.
In meinem Beruf als Lehrer für Mathematik und Physik an einer Realschule habe ich mehrmals pro Woche das sichere Gefühl, der Gesellschaft die Investition in meine Ausbildung mehr als zurückzuzahlen.
Ich bin nicht der Ansicht, dass nur studieren sollte, wer sich traut sich zu verschulden. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass das Ausfüllen meiner BaFöG-Anträge mich von meinen Studienjobs abgehalten hätten, die natürlich zusätzlich nötig waren.
2. März 2013 um 16:59
Wenn hier von Facharbeitern und Angestellten die Rede ist, die den angehenden Akademikern das Studium finanzieren sollen, möchte ich zu bedenken geben: Diese Berufsgruppen finanzieren sich ihre Aufstiegsfortbildung auch selbst.
Wenn eine Kauffrau im Einzelhandel eine IHK-Fortbildungsprüfung zur Handelsfachwirtin und nachher eine zweite IHK-Fortbildungsprüfung zur Geprüften Betriebswirtin ablegt, hat sie für ihre Fortbildung insgesamt 5.000 bis 6.000 Euro ausgegeben.
In teuren Gegenden wie München dürfte das nicht einmal reichen.
Wenn ein Facharbeiter den Weg über den Industriemeister zum Geprüften Technischen Betriebswirt geht, bezahlt er einen ähnlich hohen Betrag, vermutlich sogar mehr. Das ist der Preis, um ohne Hochschulstudium in eine Führungsposition zu kommen.
Seit einigen Jahren gibt es für all diese Fortbildungen das sogenannte Meister-BAFöG. Im Grunde ist das eine staatliche Förderung der Weiterbildung. Nebenbei gesagt: Es wird dann bei den Bildungsträgern stichprobenartig kontrolliert, ob die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wirklich anwesend waren.
Doch selbst wenn die Kauffrau und der Facharbeiter daneben noch einige Ausgaben steuerlich geltend machen können, tragen sie trotzdem mindestens 500 Euro pro Halbjahr selbst.
Für diese jungen Leute (meist zwischen Mitte 20 und Anfang 30) sind die Kosten auch nicht leicht zu tragen und für manche vielleicht sogar »ein Horror«. Aber ich habe noch nie jemanden fordern gehört, dass man ihre Fortbildung und ihre Prüfungen kostenfrei stellen soll. Sie arbeiten. Sie lernen. Sie zahlen. Und später steigen sie im Unternehmen auf und verdienen (meist) besser.
Allein die IHK-Prüfungsgebühren bis zur Geprüften Betriebswirtin oder bis zum Geprüften Technischen Betriebswirt bei der IHK betragen (je nach Bundesland) mindestens 1.000 Euro. Das gilt aber nur, wenn man in allen vier Teilgebieten alle Einzelprüfungen gleich beim ersten Mal besteht: Zwei Teilgebiete z. B. bis zum Industriemeister, zwei weitere bis zum Geprüften Technischen Betriebswirt. Man zahlt für jede Wiederholungsprüfung neu.
Vielleicht relativiert das ein wenig die Klagen der Studiengebührengegner. Ich bin ganz der Meinung unserer Gastgeberin: Ein Studium darf 500 Euro im Monat kosten. Über die Art und Weise der Zahlung kann man gern diskutieren. Aber dass ein Studium einen gewissen Eigenbeitrag kosten sollte, steht für mich nicht in Frage.
2. März 2013 um 17:17
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Genau!
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2. März 2013 um 17:51
Symphonee,
1. Man sollte Lehrbeauftragte davon bezahlen dürfen (ich meine, dass die Gelder dafür nicht genutzt werden dürften).
Das ist möglicherweise standortabhängig, aber wie oben beschrieben werden hier viele Lehraufträge durch Studiengebühren finanziert – wenn sie keine grundständige Lehre ersetzen. (Dann enstehen andere Probleme, wie eben dass keine Dauerstellen mehr geschaffen werden, sondern immer nur Löcher gestopft werden und es für Akademiker an der Uni keine vernünftigen Stellen gibt. Ich bspw. unterrichte regelmäßig einen Kurs “regulär” bezahlt und einen zweiten studiengebührenfinanziert. Eine volle Stelle (und eine längerfristige oder gar unbefristete) wäre natürlich toller (und da krankt das System wirklich gewaltig!, das ist aber eine neue Baustelle in der Diskussion), aber ein bisschen ist so beiden geholfen, den Studierenden mit mehr Kursen und mir, naja, schon auch, ein kleines Zubrot verdiene ich, um bspw. mit einem Semester Unterricht zwei bis drei Monate Kita zu bezahlen.
2. März 2013 um 17:53
Das oben ab 1. sollte ein Zitat sein. Ts, Wissenschaftler. Bitte “” nachtragen.
2. März 2013 um 18:04
Mit den Argumenten “nur, was etwas kostet” und “die profitieren, sollen auch zahlen” könnte man auch die gymnasiale Oberstufe kostenpflichtig machen. Ja, was spricht dann eigentlich dagegen?
Was die Finanzierung betrifft, so gibt es ja neben den armen Arbeitern und den sich arm rechnenden Selbständigen* auch noch den Vater, der noch nie Unterhalt für sein Kind gezahlt hat, welches auch jetzt nicht mit der Bitte um eine Unterschrift auf dem bafög-Antrag bei ihm betteln gehen möchte. Gar nicht so selten anscheinend, ich kenne gleich zwei davon. (Ich weiß nicht, ob Sie das kennen, wenn man einfach nicht in so ein Formular passt.)
Und genau diese jungen Frauen schrecken deshalb vielleicht noch nicht vor einem Studium zurück, aber sehr wohl davor, dafür ein paar Schulden zu machen. Doch während sie mit ihrem 20-Stunden-Job gerade so über die Runden kommen, sind es diese zusätzlichen Gebühren, die ihnen finanziell das Genick brechen.
Gegnern der Studiengebühren, die damals schon auf die schlechten Studienbedingungen hinwiesen, wurde immer entgegnet: Aber dann können die Studenten fordern! Dann sind sie Kunde! Und jetzt wundert man sich doch nicht im Ernst darüber, daß die Leute etwas fordern, für das sie mit hart neben dem Studium erarbeitetem Geld bezahlt haben?
Wenn es stimmt, daß es einen Fachkräftemangel gibt, wenn es nötig ist, daß die Hochschulabsolventenquote steigt, dann kann es keinen Grund geben, warum das Studieren etwas kosten soll.
*Stimmt das alles heute noch? Es ist schon bekannt, was ein Facharbeiter verdient? Und was z.B. eine freie Journalistin?
2. März 2013 um 18:21
Ich denke, dass die Lösung eine Kostenbefreiung für Lehrberufe ist, um der Gerechtigkeitsfrage Rechnung zu tragen. Dies sollte dann durch eine andere Steuerstruktur gegenfinanziert werden, also durch eine Progression, die höhere Einkommen stärker besteuert als niedrige und nicht so grob ausgestaltet ist wie heute.
Ich finde die Struktur von Studiengebühren lässt sich sehr gut erkennen, wenn man sie als Gedankenspiel auf die letzten Jahre der Schule anwendet. Mit den gleichen Argumenten der Befürworter von Studiengebühren könnte man auch argumentieren, dass es nicht gerecht ist, dass der Staat dem Gymnasiasten 2 Jahre mehr Ausbildung finanziert und wir diese deswegen mit 100 Euro im Monat zur Kasse bitten sollten.
Auch Studienkredite sind nicht günstig und insb. für Jugendliche aus privatinsolventen Familien oft unzugänglich. Wie sehr sich Studiengebühren negativ auf die Zahl der Studenten auswirkt, kann man sehr gut am Beispiel Großbrittanien sehen, wo (bei zugegebenermaßen höheren Gebühren) immer weniger ein Studium anfangen. Dies ist weder unter volkswirtschaftlchen noch unter ideellen Gesichtspunkten vorteilhaft für unsere Gesellschaft.
2. März 2013 um 18:45
Stimme dem Ausgangsbeitrag zu.
Ich selbst habe unterschiedliche Studiengebühren bei meinen Studien gehabt.
Das 1. Studium war vollständig gebührenlos und durch die Eltern finanziert. Das Aufbaustudium war zur Hälfte (Einführungszeitraum) mit Gebühren belegt und eigenfinanziert 250€ (wg. Teilzeit). Das Aufbaustudium in Frankreich kostete für 2 Semester plus Masterarbeit 10.000€, wobei ich über Erasmus “nur” die Hälfte zahlen musste – den Rest ich selbst.
Ich wertschätze vor allem den französischen Abschluss! Nicht, weil es was kostete, sondern weil wir hochkarätige Professoren und eine sehr gute Betreuung und Ausstattung der Hochschule hatten. Und der Stundenplan war so voll, dass zum Feiern kaum Zeit war. – OK – zum jobben nebenher auch nicht. Aber bummeln war nicht vorgesehen!
Die Franzosen u.a. Nationalitäten hatten fast alle einen Studienkredit mit Zinsätzen um die 2,5%, den sie variabel nach Abschluss abbezahlen konnten!
In diesen Ländern ist es durchaus üblich mit 20.000€ Schulden ins Berufsleben zu starten. Aber keiner hat ein Problem damit…
Mir fehlt in Deutschland a) die Mentalität dafür, dass es durchaus legitim ist für Bildung Kredit aufzunehmen, und b) die Stipendienkultur anderer Länder.
=> dann sind Studiengebühren auch kein Problem.
2. März 2013 um 19:05
Wenn “diejenigen für die Kosten der Universität auf (-kommen sollen), die später vom Studium am meisten profitieren”, könnte man ja zum Beispiel ein klitzekleines bisschen die Steuern derjenigen erhöhen, die durch ihr Studium später wirklich die große Kohle machen. Und nicht schon mal vor Studienbeginn bei den Ärmsten Mut zur Verschuldung (bei Banken!) voraussetzen.
Ich finde in dieser Diskussion subjektive Anekdoten und persönliche Geschichten ausnahmsweise mal sinnvoll und unverzichtbar. Unter finanziellen Gesichtspunkten sind ein paar Hundert Euro wirklich nicht der Rede wert. Die Diskussion in einer Familie, in der das Kind studieren möchte, die Eltern aber skeptisch sind und zur sicheren Ausbildung in der Stadtverwaltung raten/drängen, wird immer von solchen “Kleinigkeiten” entschieden. Für meine Eltern wäre es ein willkommenes Argument gewesen (erstes Kind mit Abitur in der weitläufigen Verwandtschaft, drei jüngere Geschwister, Mutter ungelernt und Hausfrau, Vater “kleiner Angestellter”).
2. März 2013 um 20:21
Ich war und bin gegen Studiengebühren. Hört sich vielleicht abgedroschen an, aber Bildung ist eine Investition einer Gesellschaft in ihre Zukunft und sollte daher vom Kindergarten zumindest bis zum ersten berufsqualifizierenden Abschluss kostenlos sein.
Der Vergleich eines Studiums mit der Fortbildung zum Handwerksmeister oder der Aufstiegsfortbildung an der IHK hinkt nur dann nicht, wenn es sich um ein Zweit- oder Aufbaustudium handelt. Doch nicht jeder hat vor dem Studium bereits eine Berufsausbildung abgeschlossen. Das Erststudium zum Erwerb eines ersten berufsqualifizierenden Abschlusses (nach Bologna wäre das leider nur der Bachelor, aber das ist ein anderes Thema) sollte kostenlos sein. Schließlich muss auch ein Handwerker oder eine Kauffrau im Einzelhandel seine/ihre erste Berufsausbildung nicht bezahlen, im Gegenteil, er/sie erhält vom Ausbildungsbetrieb noch eine Vergütung.
Das Argument, Studieren sei ohnehin teuer und die 500 Euro pro Semester machten da auch nichts mehr aus, halte ich für zynisch. 500 Euro bzw. ein Berg entsprechender über die Jahre angesammelter Schulden können sowohl finanziell als auch psychologisch gesehen (stimme hier SaschaLobo absolut zu) eine riesige Hürde darstellen, überhaupt ein Studium aufzunehmen. Und nicht jede/r hat die Möglichkeit, nebenher genügend Geld zu verdienen, z.B. in einem zuvor erlernten Beruf (s.o.).
Zudem erscheint es mir nicht gerade sinnvoll, Studiengebühren erst von allen zuu erheben und sie dann durch einen Wust von Ausnahmeregelungen, Finanzierungsmodellen, Stipendienmöglichkeiten, Kreditvarianten samt dem entsprechenden Verwaltungswasserkopf wieder auszugleichen. Von der Unübersichtlichkeit und dem möglichen Abschreckungseffekt auf potentielle Studierende (s.o.) ganz zu schweigen.
Sicherlich verändern Studiengebühren die Anspruchshaltung der Studienden. Dass es sich dabei jedoch um verstärkte Wertschätzung der universitären Leistungen handelt, wage ich zu bezweifeln. Zu beobachten ist eher eine Konsum- und Erwartungshaltung gegenüber der Universität und ihrem Personal, bei der von Selbständigkeit und eigenversantwortlichem Lernen und Handeln keine Rede mehr sein kann.
2. März 2013 um 22:30
Da schließe ich mich Sannie an: warum soll nicht jede Art von Bildung über Hauptschule hinaus Geld kosten?
Und das ist der Punkt: Sie besprechen ausführlich Ihr Studium. Wundern Sie sich gar nicht, dass Sie überhaupt Abitur haben? Wären Sie zufällig 10 oder 15 Jahre früher in diese Welt geworfen worden, hätten sich die Eltern womöglich weniger Gedanken um den Wert von Bildung gemacht als um einen schnellen Beitrag zum Familieneinkommen. Zur Not auch ohne Hauptschulabschluß.
Die Lohnsteigerungen der 60er ermöglichten den Eltern überhaupt erst den Gedanken, dass man mit Bildung mehr erreichen könnte. Später flankiert von einer Politik, die Arbeiter- und Handwerkerkindern ganz ausdrücklich neue Chancen schaffen wollte.
Ich bin der erste in einer sehr großen Familie, der Abitur gemacht hat.
Ohne diese beiden Komponenten, Beteiligung an der Produktivität und Bildungsförderung, hätten wir eine Uni höchstens zum Anstreichen der Wände von innen gesehen.
3. März 2013 um 1:05
Ich stimme Sascha Lobo selten zu, hier aber doch. Diese Gebühren sind zudem wirklich eine psychologische Schwelle, das hat nicht unbedingt etwas damit zu tun, ob es rational betrachtet zustemen wäre oder nicht. Zudem stimmt in vielen Fällen (u. a. in München, wenn ich mich recht erinnere) die zweckgebundene Verwendung der Gebühr nicht. Das Geld floß, so war es jedenfalls in der FAZ (oder war es doch die SZ, ich habe die Quelle nicht mehr) mal ausführlich dargestellt, eben nicht in die Ausstattung der Studienplätze, sondern in den normalen Haushalt.
Und: “Ebenso lediglich anekdotisch sind die Aussagen von aktuellem Universitätspersonal, die Studierenden träten inzwischen durchaus mit der Anspruchshaltung auf: Schließlich haben wir dafür bezahlt.” Genau dies war aber u.a. einer der gewünschten Effekte bei der Einführung der Gebühren. Es sollte aus der Studentenschaft mehr Druck kommen, um einen “Wettbewerb” unter den Unis auszulösen.
Ich bitte auch zu bedenken, daß es nicht jeder/m Studierenden möglich ist, neben dem Studium zu jobben. Aus Krankheitsgründen, weil man alleinerziehend ist, weil man sich um die Eltern kümmert…
Steuern rauf, für die, die nach ihrem Studium wirklich das große Geld verdienen. Ansonsten sollten wir nicht vergessen, daß Bildung unser einziger Rohstoff ist. Angesichts von Milliardensubventionen in anderen Industriebereichen kann das nicht ernsthaft ins Gewicht fallen.
3. März 2013 um 1:52
Ich kann Dir nicht zustimmen, Kaltmamsell. Und wenn wir ganz ehrlich sein wollen -da braucht man weder Statistiken noch angehäufte Beobachtungen oder zusammengestellte Erfahrungen herbeizubemühen-, zielt eine Studiengebühr ganz klar darauf -alles andere ist Weithergeholtes&pure Gedankenakrobatik-, eine Psycho-Schwelle für jene Schicht aufzubauen, die man nicht irgendwann in irgendeiner Position der Macht haben will (es gibt für einen Parvenü-Akademiker eine gewisse Wahrscheinlichkeit für so ein Ereignis), obwohl das Grundgesetz dazu ja irgendwie verpflichtet, sogar einen Wirtschaftsdeutschen wie mich gleich zu behandeln (Deine Herkunft und was Du aus Dir gemachst hast in allen Ehren, aber ich erlebe täglich etwas weinger Rosarotes). Will man Orwell bemühen: Einige sollen am Ende bisschen gleicher sein. Am liebsten die Schweine. Die Autokratie ist im Arsch, also versucht man neuerdings (neuerdings ist gut!) mit neokonservativem Darwinismus.
3. März 2013 um 10:28
@kid, in München wurde zu Semesterbeginn eine Sonderausgabe der SZ an Studis verteilt. Darin die üblichen Tipps für Erstis, wo kann man in München feiern, wie teuer ist die U-Bahn etc. Aber auch ein Bericht über die Studiengebühren. Dort hieß es, dass 70 Prozent der Gebühren für Nettigkeiten wie die von der Kaltmamsell angesprochenen längeren Bib-Öffnungszeiten, Tutorien und Lehrkräfte bzw. wissenschaftliche Mitarbeiter_innen rausgehen.
Ich studiere seit WS 12/13 in München und habe vor 25 Jahren in Niedersachsen und Bremen studiert. Ich hoffe, dass die Ausstattung, die Technik, die Qualität der Lehre und die Sauberkeit der Räume in den 25 Jahren überall besser geworden ist. Falls das nicht der Fall ist: An der LMU zu studieren, ist traumhaft, ganz im Gegenteil zu den Unis, die ich vor langer Zeit kennengelernt habe. Ich kann nicht beurteilen, ob das an den Gebühren liegt, aber ich ahne, dass sie etwas damit zu tun haben könnten.
3. März 2013 um 11:01
@ Sannie
Wenn ich mir so ansehe, wie Zeit & Steuergelder an der gymnasialen Oberstufe von Schülern verbrannt werden, die offensichtlich nicht wissen, warum sie dort sind und was sie überhaupt dort machen, frage ich mich, ob eine klitzekleine Gebühr so verfehlt wäre… aber wahrscheinlich wäre sie das doch, denn die höheren Söhne und Töchter (bzw. deren Eltern), die mangels sich anbietender Alternative an der gymnasialen Oberstufe herumhängen, würde die Gebühr nicht schmerzen, die sprichwörtlichen im sozialen Aufstieg begriffenen Arbeiterkinder (bzw. deren Eltern) jedoch schon.
3. März 2013 um 12:20
Ach Susann, das ist doch die immer gleiche Klage über die Jugend von heute. Ich war damals auch nicht jeden Tag dankbar dafür, daß ich weiter und kostenlos zur Schule gehen darf. Eigentlich war ich nur froh, irgendwann endlich diesen Wisch zu haben, der mir so viele Türen öffnet.
Und was genau heißt, dort werden Steuergelder verbannt? Gehen diese Schüler nachher alle direkt in Hartz IV oder oder wie mißt Du das?
3. März 2013 um 13:23
als bürger bayerns, nichtakademiker 8 klassen volksschule, tochter machte aber ohne ehrenrunde abi am anna in münchen.
studierte dann in berlin sinologie mit 1jährigem auslandsstudium in taiwan. erhielt 700mark im monat von den eltern.
reichte für miete und leben.
fun verdiente sie sich selbst.
ärgere ich mich über das einknicken der csu in bayern wegen der studiengebühern wenn man bedenkt, daß trotz gebühr die unis in münchen aus den nähten platzten. sollte wirklich die gebühr nachfrage verhindert haben so wird nun durch noch mehr andrang nach münchen sich für den teil der allgemeinheit der nicht so gut verdient die wohnungssituation noch mehr verschlechtern.
3. März 2013 um 16:25
Kann, als Studentin, nicht zustimmen.
@Richard: Dass die Unis aus den Nähten platzen stimmt zwar, dies sollte aber nicht über Gebühren geregelt werden sondern durch NCs. Es kann nicht sein dass die Auswahl dadurch erfolgt, dass manche sich die Uni nicht leisten können. Nicht weil man das Geld dazu hat, sondern weil man dafür gearbeitet hat und sich Mühe gibt, sollte man zur Uni gehen können.
Insgesamt: Ich habe als “Arbeitertochter” mit 4 Geschwistern auch noch nie finanzielle Unterstützung für mein Studium erhalten. Dafür gibts Bafög und ich war arbeiten. Aber von vorneherein habe ich mich in Ländern beworben, die keine Studiengebühren haben, die zusätzlichen 500 Euro hätten mich, wie oben schon einige angemerkt haben, definitiv von der Uni abgehalten. 500Euro mehr zu erarbeiten, neben dem Studium, pro Semester, ist ganz schön viel. Außerdem ist es mit 500 Euro nicht getan. Verwaltungsgebühren sind – zumindest in dem Bundesland in dem ich studiere (RLP) – 211 Euro. Diese kämen zusätzlich hinzu (evtl. ein bisschen weniger, das weiß ich nicht, aber ich weiß dass in BaWü nicht 500 Euro sonder 650 (+/-) fällig waren.)
3. März 2013 um 18:47
Ich muss sagen, finanziell hat sich meine universitäre Ausbildung nicht gelohnt (und das ohne Studiengebühren!). Nach sechs Jahren Studium und 5 Jahren Promotion verdiene ich jetzt im öffentlichen Dienst gerade mal soviel, dass ich mit mit meiner vierköpfigen Familie nur 100 Euro von der Grenze zum Wohngeld entfernt bin. Und damit darf ich dann noch mein Bafög abstottern. Die Vorstellung, dass auf dem Schuldenberg noch 3000 Euro mehr für Studiengebühren lagerten, gruselt mich.
Und mal so: Leute, die mit mir in der Schule waren, nach der 10. Klasse eine Ausbildung angefangen haben, verdienen auch beinahe so viel wie ich. Und das schon 10 Jahre länger als ich. Die haben inzwischen alle ein Haus. Ich hab noch nicht mal nen Bausparvertrag.
Von dem her bin ich klar gegen Studiengebühren. Zumal ich auch nicht weiß, ob sie wirklich sinnvoll eingesetzt werden/wurden. An einem der Insitute, wo ich gearbeitet habe, wurden einfach mal alle Mitarbeiter, die in der Lehre tätig sind, zu einem Workshop geschickt. Gebracht hat das nichts und finanziert war es aus Studiengebühren. In Karlsruhe haben die geisteswissenschaftlichen Institute nicht mal das die vollen Gebühren der eigenen Studenten zugeteilt bekommen.
Achja, die Unis in München sind meines Wissens durch den Exzellenzstatus so hervorragend ausgestattet, nicht durch die Studiengebühren.
3. März 2013 um 19:05
Interessante Überlegungen. Mir stellt sich bei Diskussionen um Studiengebühren auch immer wieder die Frage: warum wehren sich so viele gegen Studiengebühren, aber kaum einer gegen Kita-Gebühren?
* Studierende können sich – bei allen Nachteilen die das hat – etwas hinzuverdienen. Kleinkinder können das nicht.
* Studierende haben bereits einige Eigenverantwortung für ihr Leben – Kleinkinder nicht
* Eltern von Studierenden dürften im Schnitt besser verdienen – einfach aufgrund von Berufserfahrung – als die von Kleinkindern
* Die Prägung von Studierenden ist schon weit fortgeschritten – die von Kleinkindern noch nicht, hier kann “Bildungsgerechtigkeit” noch viel eher zum Tragen kommen.
Also, wenn ich nur wählen könnte, ob gebührenfreie Kindergärten und Kitas oder gebührenfreie Uni, ich würde mich für ersteres entscheiden.
3. März 2013 um 19:35
Martina: Ich befürworte Kita-Gebühren nicht. Ich bin der Ansicht, dass Kinder eine Gesellschaftsaufgabe sind und die Eltern die finanzielle Last nicht alleine schultern sollten.
Und auch wenn ich oben gegen Studiengebühren (oder eher die Art wie sie verargumentiert wurden) gesprochen habe, ich bin tatsächlich für Studiengebühren.
Warum? Weil ich gerade an einer Fernuni in UK studiere und merke, wie sehr ein Bezahl-Studium die Athmosphäre für die Studenten verändert. (Auch wenn mir manchmal das Anspruchsdenken meiner englischen Kommilitonen auf den Sack geht. Als jemand der deutsche Verhältnisse kennt, bin ich eben etwas dankbarer.)
Allerdings wäre ich nur unter gewissen Voraussetzungen für Studiengebühren und ich traue unserer Regierung zum jetzigen Zeitpunkt diese Weitsicht bzw. diese soziale Empathie nicht zu.
Diese wären:
* Keine Gebühren während des Studiums (Staat gibt dem Studenten Geld, Student gibt der Uni das Geld)
* Rückzahlung erst 5 Jahre nach Studienende
* Rückzahlung sozial verträglich (kein entsprechendes Einkommen, Rückzahlung aufschieben)
* Rückzahlung zinslos
* Finanzierung (wenn nötig) unabhängig vom Elternhaus (Wenn die Eltern den Studienwunsch nicht mittragen, u.a. Unterlagen für die BAFÖG-Anträge verweigern, muß man juristisch gegen die eigenen Eltern vorgehen. Ich finde es nicht gut junge Menschen mit solch einem Druck alleine zu lassen)
* Finanzierung muß ausreichen um ein Bachelor-Studium ohne Extra-Jobben über die Runden zu bringen. Schaut euch mal die Ausgestaltung der Bachelor-Studiengänge an. Da steht offen drin, dass sie zeitlich so bemessen sind, dass Arbeiten neben dem Studium, politisches oder familiäres Engagement (Pflege) nicht vorgesehen oder möglich ist.
* Die Beantragung muß ohne großen Bürokratie-Foo möglich sein. In England ging das auch, bis Cameron alles kaputt gemacht hat.
Ich sähe diese Rahmenbedingungen als grundlegend für ein Land, in dem der Übergang von der Industrie- zur Wissensgesellschaft eine gemeinsame Aufgabe ist. Fachkräfte kommen zwar natürlich der Industrie zu Gute, aber denen darf man alleine die Bildung nicht überlassen. Sie glauben sie wissen was sie wollen und wie sie das bekommen, aber Wissen und Kreativität lässt sich nun mal nicht unter Fabrikbedingungen produzieren.
Und ja, ein gewisses Anspruchsdenken der Studenten finde ich gut. An meiner Uni werde ich ausgebildet und ich spüre ein deutliches Interesse der Uni mir etwas beizubringen. Bei deutschen Unis hat man das Gefühl, dass sie ihre Studenten am liebsten schnell wieder loswürden.
3. März 2013 um 19:45
Genauso wenig, wie ich die Vermengung von Studiengebühren mit Bologna verstehe, ist auch der Vergleich zu Kita-Gebühren zu weit hergeholt. Kita-Gebühren sind ein ganz anderes Thema, auch äußerst diskussionswürdig, aber nicht primär bildungsrelevant. Familienpolitik ist ein trauriges Gebiet, das es gesondert zu betrachten gilt.
3. März 2013 um 20:05
Ich finde Kiga-/Kita-Gebühren sehr bildungsrelevant. Da werden doch die Weichen gestellt für den schulischen Erfolg und damit die Frage, ob jemand überhaupt je in die Situation kommen wird, über Studiengebühren nachdenken zu müssen.
3. März 2013 um 20:26
Ich bin für Studiengebühren. Ich habe in den Neunzigern in NRW studiert, und habe schon damals die miese Ausstattung der Unis, teilweise an Verwahrlosung grenzend, als ausgesprochen unangenehm empfunden. Um einmal nicht reflexhaft über die sicher sehr wenigen Prozent der Studenten zu sprechen, die sich möglicherweise psychologisch vom Studium abgeschreckt fühlen könnten (und für die man Lösungen finden würde): Als Otto Normalstudent hätte man es mit Studiengebühren möglicherweise ein wenig netter. Eine Uni ist schließlich in erster Linie nicht eine Maßnahme, die der gesamtgesellschaftlichen Egalisierung dient, auch wenn man in den öffentlichen Diskussionen über Bildung bisweilen den Eindruck gewinnen könnte, dies sei die einzige Funktion, die Bildung hätte.
3. März 2013 um 20:42
Die Aussage »Kita ist nicht bildungsrelevant« habe ich zum letzten Mal vor der Jahrtausendwende gehört. Kita ist in Wahrheit viel mehr als Betreuung.
Die meisten Bundesländer haben inzwischen wissenschaftlich fundierte Programme für die frühkindliche Bildung. Ich habe hier in Dresden erleben dürfen, was für Projekte Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren selbst auf die Beine stellen, wenn man sie lässt. Und was sie dabei lernen.
Wie Martina Diel sagt: Im Kindergarten werden ganz wichtige Grundlagen für die Schule gelegt. Der Stellenwert der frühkindlichen Bildung wird nur in der Öffentlichkeit viel zu wenig wahrgenommen.
4. März 2013 um 7:21
Vielleicht sollte man mal ein wenig über das Studium hinaus denken? Bildung, Fachkräfte, Experten. Alles gut und schön, werden gebraucht, Deutschlands Schicksal, usw. Wenn ich aber sehe, dass z.B. in Berlin mit 150.000 Studenten und jährlich 30.000 Absolventen, (konservativ gerechnet, ohne die Uni-Pendler nach Potsdam. Magdeburg, Cotbus, Frankfurt/O. usw.) am Ende eine sehr große Anzahl in der prekären oder unterqualifizierten Beschäftigung enden, weil sie trotz des schwierigen Arbeitsmarktes aus Berlin nicht raus wollen, dann zweifele ich an der sozialen Rendite eines kostenfreien und mit weiteren Geldern wie Semesterticket usw, subventionierten Studiums.
Jede Ausgabe, die solidarisch oder aus öffentlichen Mitteln finanziert wird, muss sich der Frage nach dem Nutzen für die Gesellschaft stellen lassen. Master für die Halde langt nicht. Studiengebühren könnten die Passgenauigkeit an den Bedarf und die Motivation, mit dem Studium auch was anzufangen steigern.
4. März 2013 um 10:38
Ich bin etwas erschrocken über Ihre Argumentation, Frau Kaltmamsell, angesichts Ihres biographischen Hintergrunds. Wer wie ich als Nicht-Akademiker-Kind, von der sozialliberalen Bildungsreform und –offensive der Siebziger Jahre profitierend, kostenfrei und wohnortnah studieren konnte (mit Unterstützung der Eltern, mit Nebenjobs und mit punktuellem Bafög, das zurückgezahlt werden musste) und anschließend sogar das Glück hatte, auf Umwegen und mit reichlich Verzögerung (10 Jahre), aber immerhin, sogar noch einen Job zu bekommen, dessen Eingruppierung meinem Hochschulabschluss entspricht, KANN in meinen Augen einfach nicht für Studiengebühren sein. Das verbietet sich von selber. Alles andere erscheint mir unredlich, bereits ohne jede weitergehende politische Debatte.
Politisch argumentiert, lehne ich grundsätzlich alles ab, was Bildung und jede andere Form von Daseinsfürsorge (incl. KITA-Betreuung) zur Ware macht oder auch nur den Hauch von sozialer Exklusivität/Exklusion annimmt. Und das ist eine reale Funktion von Studiengebühren, Sonntagsreden hin oder her. Da spreche ich dann doch lieber erst mal von Steuer/Subventionsgerechtigkeit und gerechter Einkommensverteilung. Im übrigen zahle ich gerne Steuern und kann so (auch als Kinderloser, der nicht mittelbar davon profitiert) von meinem Einkommen etwas in ein steuerfinanziertes Bildungssystem zurückzahlen, von dem ich selber profitierte. Steuererhöhungen und –umverteilungen zu Gunsten des Bildungs- und Hochschulsystems, dagegen hätte ich nichts einzuwenden.
4. März 2013 um 11:56
ich glaub, ich brauche kaum noch ein weiteres mal zu sagen, dass ich für die studienbeiträge bin (gebühren sind die administrationsgebühren, die wir alle, die wir studiert haben, gezahlt haben, und die das hochsubventionierte essen in der mensa finanzieren, in einigen städten und länder die tickets für den öpnv und das günstige wohnen in studentenwerkseinrichtungen, welches auch nicht von allen studierenden wahrgenommen wird, was aber von allen finanziert wird. beiträge sind die 333 bis 1.000 euro, um die es hier geht). ich bin auch der festen überzeugung, dass eine kita der erste schritt im bildungsinstitutionsmarathon ist, und dass dieser erste schritt wenn nicht kostenlos, so dann doch auf jeden fall zu einem bruchteil dessen zu haben sein sollte, was er derzeit kostet. es kann nicht sein, dass ein jahr kita soviel kostet wie ein hochschulabschluss. das ist einfach falsch.
die länder, die jetzt die beiträge abschaffen, werden einen rapiden qualitätsverlust an den hochschulen hinnehmen. aber nicht sofort. und darauf muss man diejenigen, die nach 6 monaten schon schreien wollen und mit den fingern auf die hochschulen zeigen wollen und damit drauf hinweisen wollen, dass es ja alles gar nicht so schlimm ist und nichts geschlossen wurde und pipapo, schon jetzt hinweisen. wartet noch kurz ab! es wird nämlich, wie so oft bei solchen ‘generationenverträgen’ erst die nächste studierendenkohorte treffen. denn genauso, wie die ersten ‘zahler’ nicht viel davon gemerkt haben, dass sie gezahlt haben (die hochschulen mussten ja erstmal sehen, wieviel da kommt, was da kommt, mussten auf hochschulgesetznovellen warten und hatten außerdem mit der blöden bologna reform und ihrer irrwitzigen realisierung in deutschland zu tun), werden die ersten ‘nicht-zahler’ auch nicht merken, dass sich etwas verschlechtert. denn: noch gibt es rücklagen und es wird kompensationsmittel geben. doch diese kompensationsmittel werden irgendwann wegfallen, denn die länder haben sich schon lange von ihrer verpflichtung den hochschulen gegenüber verabschiedet. und dann, aber wirklich erst dann, dann wird man ca. 1 Jahr später die Auswirkungen bemerken. und der grund, warum dass dann noch ein jahr dauert, sind die hochschulen und ihre mitarbeiter. wir wollen nämlich nicht, dass uns der laden zusammenbricht. wir haben uns auch an die gute betreuungsrelation gewöhnt. daran, dass maximal 40 leute in einem masterseminar sitzen dürfen, in übungen maximal 20 und in sprachkursen maximal 25. das funktioniert nämlich. da kann man nämlich was lernen. und als lehrender kommt man auch noch mal zu wort, anstatt das ganze semester referate zu hören. und die mitarbeiterInnen an den hochschulen werden sich sehr ins zeug legen, um allen studierenden weiterhin vom ersten semester an das händchen zu halten und sie zum abschluss zu bringen (woher die händchenhaltmentalität kommt klären bitte die kommentatoren unter dem helikopterelternbeitrag von vor ein paar wochen, bitte, danke). uns ist daran gelegen, unseren studierenden die bestmögliche ausbildung zu geben. und das werden wir weiter tun. auch wenn wir unsere kollegen, unsere freunde, unsere wegbegleiter verlieren werden, weil ihre verträge nicht verlängert werden. weil sie lieber ins ausland gehen, als sich der unsicherheit hier auszusetzen. weil sie lieber in die schulen gehen als an der uni zu forschen und gerade mal 100 euro unterm wohngeldantrag zu leben.
was ich aber aus der wirklich guten diskussion in den kommentaren gelernt habe, ist, dass ich mich bei http://www.arbeiterkind.de engagieren werde. um jungen menschen die angst vor der uni, vor den beiträgen, vor den gebühren und den formularen zu nehmen. um zu zeigen, dass man ein studium, eine ausbildung, auch schaffen kann, ohne das händchen gehalten zu bekommen. und dass man irgendwann schon ausreichend geld verdienen kann, um bildungskredite abzuzahlen. und dass es sich lohnt. des weiteren werde ich versuchen, meine jährliche geldspende für karikative zwecke in ein akademisches stipendienprogramm zu leiten, damit damit jemand unterstützt werden kann, der sich ein studium sonst vielleicht nicht so kommod finanzieren könnte.
gleichzeitig werde ich aber weiterhin von allen studierenden verlangen, dass sie das studium ernst nehmen, und nicht nebenbei 30 bis 40 stunden arbeiten. studium ist ein vollzeitjob. wer das nicht leisten will, der soll sich zu einem teilzeitstudium bekennen (denn auch hierfür haben sich die hochschulen verpflichtet offen zu sein, und jeder studiengang ist auch in teilzeit zu studieren – inkl. seminarzeiten am abend oder frühen morgen um betrieblichen arbeitszeiten raum zu geben). und in dem moment, in dem es keine studienbeiträge mehr gibt, geht wieder der klingelbeutel für kopien durch und die workload wird ausgeschöpft – schließlich muss ja niemand mehr arbeiten, um die ungerechten gebühren zahlen zu können – oh, nein, halt. die bleiben ja.
4. März 2013 um 14:43
Das mit arbeiterkind.de unterstütze ich, bin dort selbst aktiv.
Außerdem nochmal der Hinweis, dass es viele Stipendien gibt und nur ein Bruchteil derzeit abgerufen wird. Wie man sich um Stipendien bewirbt, auch dazu kann man bei arbeiterkind.de HIlfestellung bekommen.
5. März 2013 um 17:03
Warum sollte man den künftigen Erfolg einiger durch gegenwärtige Schulden aller möglich machen? Ich finde es befremdlich, Verschuldung gut zu heißen und vorauszusetzen. Warum nicht nach Wegen suchen, das marode bestehende System ohne Exklusion zu verbessern? Viele künstlerische Studienrichtungen werfen nie das ab, was an Geldwert investiert wurde, bereichern aber unsere Kultur auf andere Art. Soziale Fächer oft auch.
Bologna verdrängt schon viele “Arbeiterkinder” und Studierende mit eigenen Kindern. Das sehe ich jeden Tag. Studiengebühren würden noch weitere von diesen Nicht-Idealtypischen verscheuchen.
Wer schon lange nicht mehr wirklich knapp bei Kasse war vergisst, wie unglaublich viel Geld 100 monatliche Euros sein können. Wohlhabende verlieren mit der Zeit ein Gespür dafür, wie wenig Bewegungsspielraum prekäre Verhältnisse zulassen. Auch wenn sie selbst mal in der Lage waren.
Ein wirklich überraschender Post. Ich bin noch leicht irritiert, weil Personen, deren reflekierte Meinung ich immer gerne lese PRO Gebühren sind!
Dennoch eine bereichernde Diskussion.
5. März 2013 um 19:30
Wenn ich das richtig sehe, läuft unsere Diskussion hier auf die Frage hinaus: Halten Studiengebühren Kinder aus universitätsfernen Schichten vom Studium fern oder nicht? Oder meinen wir überhaupt alle dieselben Schichten, die möglicherweise ausgeklammert werden? Was ist ein größeres Hindernis: Die Herkunft aus einer bildungsfernen Schicht oder die Herkunft aus einer armen Schicht? Priorisieren Akademikerfamilien selbst bei sehr wenig verfügbarem Geld tendenziell ein Studium vor anderen Anschaffungen? Halten universitätsferne Schichten selbst bei mehr verfügbarem Geld ein Studium für unnötig?
Aber selbst wenn wir annehmen, dass wir alle dieselben “Arbeiterkinder” meinen.
Die Gegner von Studiengebühren in dieser Diskussion meinen: Ja, sie werden durch Studiengebühren von Unis ferngehalten.
Wir Befürworter von Studiengebühren bestreiten das.
Der große Haken: Weder das eine noch das andere lässt sich anhand der Zahlen aus den vergangenen Jahre belegen, weil die gleichzeitigen Umstrukturierungen durch den Bologna-Prozess es unmöglich machen, die Ursachen für welche Entwicklung der Studierendenzahlen und -herkunft zu eruieren. Beide Seiten sind auf Spekulationen angewiesen.
6. März 2013 um 12:42
Ich mag mich täuschen, aber ist die Bedeutung von frühkindlicher Bildung nicht wesentlich besser belegt? Vielleicht sollte man also das Geld wirklich lieber dahin stecken.
Die Diskussion hier ist sehr interessant, praktisch jeder Standpunkt hat ja etwas für sich. Darf ich mir erlauben, einen ikonoklastisch-egoistischen Standpunkt hinzuzufügen? Ich wäre im Prinzip ja für Studiengebühren, so es ordentliche Stipendien und Finanzierungsmodelle gäbe, aber habe mich halbherzig entschlossen, dagegen zu sein, weil ich einfach keine Lust mehr habe, zu der demographischen Gruppe zu gehören, die nicht von familienpolitischen Neuerungen profitiert. Elterngeld? 3 Jahre nach dem jüngsten Kind eingeführt. Recht auf Krippenplatz? Nicht bei uns damals! Steuerliche Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten? Erst, als die schlimmsten Kosten schon getätigt waren. Das Familiensplitting (das ich nun wirklich aus tiefster Überzeugung befürworte) werden sie dann einführen, wenn wir nicht mehr für unsere Kinder aufkommen müssen, und wir zahlen dann den Rest unseres Ehelebens hohe Steuern. Ich hab ja nicht mal was gegen hohe Steuern, aber gemein ist das schon.
Da hilft nur noch, die innere FDP-Wählerin zu entfesseln und für das zu sein, was uns vielleicht mal 6000 Euro in die Tasche spült.
Im Ernst, mir ist das Thema zu wenig greifbar und zu komplex, als dass ich große Motivation verspüre, mir eine mit Verve vertretbare Meinung zu bilden. Es wird ja doch immer wieder hin und her geändert werden, je nach dem politischen Lüftchen. Und wenn man sich anschaut, was in England inzwischen verlangt wird, kann man eh nur dankbar sein.
6. März 2013 um 16:07
Ganz einfach: ich und mein Bruder (beide während des gesamten Studium (teilweise Vollsatz-)Bafög und nebenbei arbeitend) hätten mit Studiengebühren nicht studieren können.
Und wegen Krediten: ich fand es schon nicht sehr beruhigend mit damals 40.0000 Mark BaföG-Schulden ins Berufsleben zu starten – ist kein beruhigendes Gefühl insbesondere wenn die Wirtschaftslage für den Abschluss nicht so rosig ist und wenn klar ist das ab definiert ist ab wann das BaföG zurück gezahlt werden MUSS. Da noch Kreditschulden drauf?! Das hätte ich mich wohl dann nicht getraut.
lG
antje
6. März 2013 um 17:27
Als jemand, der lange gezögert hat, bis er Bafög beantragt hat, weil ich eben nicht mit einem Berg Schulden nach dem Studium dastehen wollte und weil ich auch nicht meinen leiblichen Vater anrufen wollte, den ich seit 15 Jahren weder gesehen noch gesprochen hatte, kann ich durchaus verstehen, dass Studiengebühren abschreckend wirken. Sicherlich habe ich dank Jobs und Bafög durchaus komfortabel gelebt, aber ich weiß, dass selbst damit die Rückmeldegebühren immer ein zäher Brocken waren. Wenn neben diesen Verwaltungsgebühren auch noch Studiengebühren angefallen wären, kann ich wirklich nicht sagen, ob ich mich dann noch für ein Studium entschieden hätte.
Dennoch könnte ich mich mit Studiengebühren anfreunden, denn ich habe erlebt, wie klamme Unikassen dafür sorgten, dass Posten unbesetzt blieben und bei Materialien gespart wurde. Allerdings muss dann eben auch eine unkomplizierte Finanzierung bereitgestellt werden, bei der man nicht Monate auf einen Bescheid und Geld wartet. Und das Geld sollte tatsächlich auch bei den Unis ankommen, auch das erschien mir bei der ganzen Debatte (die ich zugegebenermaßen nicht vollständig verfolgt habe) nicht immer gewährleistet.
27. März 2013 um 12:22
Studiengebühren gelten als sozial ungerecht. Daher werden sie überall abgeschafft. Die Logik dahinter ist allerdings komplett lächerlich. Denn was hier gefolgert wird, ist doch offensichtlich: Arme-Menschen-können-nicht-bezahlen-also-muss-niemand-mehr-bezahlen. Arme Menschen können aber auch keine Einkommensteuern bezahlen. Daraus folgert aber erstaunlicherweise keiner, dass deswegen niemand mehr Einkommensteuern bezahlen muss. Soziale Gerechtigkeit verlangt nach Differenzierung, nicht nach Gleichbehandlung. Man kann und sollte daher Studiengebühren erst nach dem Studium und dann auch nur von den Besserverdienden erheben, dann hat man mehr als genug für soziale Gerechtigkeit getan. Und da Akademiker in ihren Lebem im Durchschnitt etwa 1,5 Mio. Euro brutto mehr verdienen als Nichtakademiker, können die meisten ihr Studium locker selbst bezahlen. Wieso man aber dieser privellegierten Bevölkerungsgruppe das Studium auf Kosten der Allgemeinheit grundsätzlich schenken soll, das verstehen eh bloß Akadeimker.