Auszeitjournal Montag, 29. April 2013 –
A trip down memory lane
Dienstag, 30. April 2013 um 7:11
Rechenaufgabe:
Eine Lieferung ist für “zwischen 7 und 11 Uhr” angekündigt, der Fahrer werde sich “etwa eine Stunde” vor tatsächlicher Lieferung telefonisch melden. Jetzt ist es 11.15 Uhr, einen Telefonanruf gab es noch nicht. Wann wird die Lieferung erfolgen?
(Formuliert hatte ich diese Rechenaufgabe bereits um 9.15 Uhr. Pessimismus? Selbsterfüllende Prophezeiung?)
Richtige Lösung: 12.55 Uhr (Wer mag, kann einen Ansatz/Rechenweg in die Kommentare schreiben. Der Anruf kam übrigens um 11.20 Uhr und lautete “in etwa 50 Minuten sind wir da”.)
§
(Ja, das hinter der Theke an der Wand sind Musikkassetten, viele, viele Musikkassetten.)
Jetzt habe ich es wohl gefunden, das Café, in dem ich 1986 – möglicherweise zum ersten Mal im Leben – aushäusig frühstückte. München kannte ich damals, mit 18, praktisch nicht; mein damaliger Freund, der in München studierte, nahm mich an einem Sonntag zu einem Frühstück mit Freunden mit. Die hohen Becher, in denen hier der Milchkaffee serviert wurde (in den 80er tranken wir Milchkaffee, vielleicht noch Café au lait), hatten bleibenden Eindruck hinterlassen. Und jetzt begegnete ich ihnen zum ersten Mal wieder, nachdem ich all die Jahre, die ich nun in München wohne, vergeblich in Cafés danach Ausschau gehalten hatte. Im Baadercafé.
Die 80er sind hier noch ziemlich präsent (laut Speisenkarte hat der Laden 1985 aufgemacht). Hinter der Theke, an der Stereoanlage (!), stapeln sich Musikkassetten, die junge Bedienung sieht auf zeitlose Weise geschmackvoll abgeschraddelt aus (den Blumen-Tüftelirock zu den Schnürstiefelchen hätte sie in den 80ern wohl auf dem Flohmarkt gekauft, heute vermute ich eher H&M als Quelle), mehr als die Hälfte der Gäste geht regelmäßig zum Rauchen vor die Tür. Auch die Preise sind von damals: Das teuerste Gericht, “Bio-Schweineschnitzel ‘Wiener Art’ mit Bratkartoffeln, Preiselbeeren, Salat” kostet 10,80 Euro. Und als ich reinkam, lief Kraftwerks “Spiegelsaal”. Ich fühlte mich sofort wohl.
Wäre das ein Anlass für den Klassiker “Brief an die 18-jährige Kaltmamsell”?
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Abends durfte ich La Gröner in einen Vortrag begleiten: “Ich schon wieder? Welches Gesicht hat die Renaissance?” Geschichtsprofessor Valentin Gröbner über den von der jeweiligen Gegenwart geprägten Blick auf vergangene Epochen, warum wir heute in Renaissance-Portraits Individualismus erkennen und welche Belege darauf hinweisen, dass das reine Projektion sein könnte. Gefiel mir sehr gut, außerdem genoss ich die Umgebung des Kunsthistorischen Instituts sowie die Möglichkeit, gleich im Anschluss mit der Kunstgeschichte-Zweitsemesterin Gröner das eben Gehörte über einem Bier zu bekakeln (unter anderem schüttelte sie gleich mal aus dem Ärmel, wer die Herrschaften waren, die Herr Gröbner eben zitiert hatte).
die Kaltmamsell4 Kommentare zu „Auszeitjournal Montag, 29. April 2013 –
A trip down memory lane“
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30. April 2013 um 8:25
Die Webseite des Baadercafés scheint auch völlig aus der Zeit gefallen zu sein: ein Frameset mit Tabellenlayout, die eigentliche Information steht in einem Bild, und die Adresse des Cafés ist nicht dabei. Dazu eine web.de-Mailadresse und eine Veranstaltungsankündigung ohne Jahresangabe.
30. April 2013 um 9:47
Ich habe mich früher auch immer über vermeintliche Verspätungen von Lieferanten geärgert. Bis mir klar wurde, dass Oops und Konsorten aus Gründen der Lieferoptimierung im einsteinschen Raum-Zeit-Kontinuum unterwegs sind, in dem die räumlichen und zeitlichen Koordinaten bei Transformationen in andere Bezugssysteme miteinander vermischt werden können. – Aus Sicht des Fahrers werden alle Zusagen (telefonische Kontaktaufnahme, Anlieferungszeitpunkt und deren zeitliche Abfolge) wie vereinbart eingehalten. Aus Kundensicht hingegen ergeben sich zwangsläufig Parallaxenverschiebungen, die sogar zu Dissoziation – also der Trennung von Wahrnehmungs- und Gedächtnisinhalten – führen kann.
Machen Sie sich also nichts d’raus :-)
30. April 2013 um 10:08
ich hoffe es ist recht wenn ich nichts zum Textteil des Beitrages kommentiere, sondern nur zum Outfit – das sieht nämlich richtig, richtig toll aus! Absolut gelungener Mustermix, und die roten Schuhe sind noch das I-Tüpfelchen dazu. Steht Ihnen wirklich ganz ausgezeichnet :-)
3. Mai 2013 um 21:37
@wortmischer: so lässt sich sicher auch erklären, warum mein Internet- und Telefonanbieter mir mitteilte, mein Entstörungsauftrag sei zu meiner vollen Zufriedenheit erledigt worden. Ja, es ging dann wieder, nachdem ein technisch begabterer Nachbar das Handbuch mehrmals durchgearbeitet hatte. Nur der Telekommunikationsanbieter war daran meines Wissens unbeteiligt.