Archiv für April 2013

Auszeitjournal Montag, 22. April 2013 – Blüten

Dienstag, 23. April 2013

Ein grauer, größtenteils düsterer Tag, doch die Temperaturen steigen langsam und spürbar.

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Auf dem Weg zum Schwimmen ganz schwindelig geworden von all der Obstbaumblütenpracht in der Maxvorstadt und in Schwabing. Im Olympiapark noch viel mehr Blüten.

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Das Wasser im Olympiabad war ungewöhnlich dünnflüssig – ich schwamm meine 3.000 KilomMeter so leicht und zügig runter, dass ich immer wieder glaubte, ich hätte mich in den absolvierten Bahnen verzählt.

In der Dusche die Unterhaltung der alten Damen, die um diese Zeit aus irgendeiner Art Wassergymnastik kommen: Welche unbedingt wie viel abnehmen muss. Gerade als ich “Oh Gott, hört das nie auf?” dachte, informierte eine der Damen die anderen, wie wichtig es gerade im Alter sei, ein bisschen Reserven zu haben für den Fall einer Erkrankung: “Dann lebt man länger.”

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Ausführliches Frühstück mit Zeitunglesen im Café Puck. Gespräche an Nebentischen unter jungen Leuten (TM): Reisevorbereitungen, Modemarken und deren Online-Shops, durch Unfall verstorbene Altersgenossinnen.

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Die nachmittägliche Einführung ins Freihanteltraining war eine Enttäuschung: Es wurden lediglich Übungen mit Langhanteln gezeigt, die ich aus Hot Iron bereits kenne. Zumindest holte ich mir ab, dass ich sie korrekt ausführe.

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Abendliche spanische Weine in charmanter Begleitung. Die Sardinas a la plancha, die ich dazu aß, sprachen allerdings anschließend den ganzen Abend und die ganze Nacht mit mir.

Marcelo Figueras, Sabine Giersberg (Übers.), Kamtschatka

Dienstag, 23. April 2013

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Der Mitbewohner, ein großer Spielespieler vor und nach dem Herrn, wusste bei Nennung des Romantitels sofort, woher er kommt: „Risiko“, sagte er, nannte also das weltweit gespielte Strategie-Brettspiel, mit dem er aufgewachsen ist. Im Roman ist es zwar die spezifisch argentinische Variante, TEG, aber er hatte Recht: Auf dieses Land rechts oben auf dem Spielbrett verweist der Titel. Spiele, phantasie-beflügelnde Orte, geheime Passwörter, die als Kommunikationscodes eine enge Verbindung zwischen Menschen herstellen, die einander lieben, innere und äußere Kämpfe – die Ebenen in diesem Roman von 2003 sind reich und dicht. Es erzählt ein zunächst namenloser Ich aus der Perspektive eines Erwachsenen seine Erinnerungen an einige Monate seiner Kindheit, als er 1976 zehnjährig mit seiner Familie in Argentinien in die politischen Umstürze geriet.

Kamtschatka von Marcelo Figueras beginnt mit dem Abschied, den der Bub am Ende der Geschichte von seinen Eltern nehmen muss, um mit seinem kleinen Bruder bei den Großeltern unterzukommen. Dann geht es zurück an den zeitlichen Beginn der Geschichte, in den Schulunterricht (die fünf Großkapitel des Romans sind auch mit Unterrichtsfächern betitelt). Die Mutter des Erzählers ist Physikerin an der Uni, sein Vater ist Anwalt, beide widmen ihren Söhnen viel liebevolle Aufmerksamkeit.
Die Eltern sind politisch sehr aktiv; als 1976 das Militär die Macht übernimmt und die ersten Oppositionellen verschwinden, versteckt sich die Familie in einem Landhaus. Zur Tarnung geben sie sich neue Namen, und konsequenterweise werden nur diese im Roman verwendet. Aus dem Erzähler wird Harry.
Dieser Harry ist einerseits aufgeweckt und intelligent, gleichzeitig noch ganz selbstbezogenes und unvernünftiges Kind. Diese Mischung ergibt eine ungewöhnliche Perspektive auf die Ereignisse. Teils naiv, teils mit eigenen Erklärungen schildert er die weiteren Ereignisse und mögliche Hintergründe. Die Froschperspektive ermöglich es ihm, viel zu erleben und zu schildern, doch eine Einordnung in größere Zusammenhänge ist schwer. Seine und die Wahrnehmungen seiner Familie haben viel Ähnlichkeit mit der der Kröten, die nachts im ungepflegten Swimming Pool des Landhauses orientierungslos ertrinken. Gleichzeitig nutzt der Erzähler aus Erwachsenenperspektive den Abstand und die Erkenntnisse von 25 Jahren für Ausblicke und Analysen.

Der Roman ist eine meisterliche Mischung aus leichtfüßiger Erzählfreude und inhaltlichem Reichtum, aus der sich viel Komik ergibt. Ob es die unkonventionelle Figur der Mutter ist, die Leidenschaft des Erzählers für Superhelden oder Entfesselungskünstler (auch hier viel Material für allegorische Bezüge), die Schilderung von Religion (Erzähler und Bruder wurden atheistisch erzogen und kommen an der neuen Schule erstmals in intensiven Kontakt mit Katholizismus) oder die nachvollziehbare Ratlosigkeit der Erwachsenen, was gerade passierte und wie es weitergehen würde: 1976 begannen in Argentinien Menschen zu verschwinden, doch die Eltern des Erzählers und ihre Freunde wussten damals nur, dass sie von Autos ohne Kennzeichen abgeholt wurden. Dass sie zu Folter und Mord verschleppt wurden, war damals offenbar noch undenkbar. Einige Erzählstränge werden sogar nur angerissen (Was wird es wohl sein, was die exzentrische Großmutter Mathilde noch wie angekündigt so politisiert?).

Die deutsche Version schien mir auffallend gut übersetzt; zum Beispiel findet Sabine Giersberg immer wieder elegante Lösungen, spanische Wörter oder Liedtexte, die in ihrer Ortsbezogenheit nur auf Spanisch funktionieren, durch unauffällige Übertragungen in Klammern zu behalten.

Auszeitjournal Wochenende 20./21. April 2013 – im Nest

Montag, 22. April 2013

Das Wochenende war kalt, zum Teil nass und ungemütlich. Ich ließ das Draußen weitgehend draußen sein.

Als es Samstagvormittag zu regnen aufhörte, schaute ich auf dem Theresienwiesenflohmarkt zumindest vorbei. Die Reihen waren deutlich gelichtet, wir marschierten im kalten Wind nur einmal quer übers Gelände.

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Nachmittags zum Sport. Zusätzliche Übung bei Hot Iron: Augenrollen. Weil die Vorturnerin zwar sehr sorgfältig erklärte und korrigierte, auch neueste Erkenntnisse über Haltungen einbrachte, aber dann doch wieder den Blödsinn mit “der Sommer kommt bestimmt”, “Bikinifigur”, “eine der drei weiblichen Problemzonen bekämpfen, schlaffe Oberarme”, “eine schlanke Taille” bekommen und “Kalorien verbrennen” als Motivationsversuche verwendete. Zumal sie selbst die für Vorturnerinnen typische Kombination ist: Superfit, ausdauernd, kräftig, inklusive ordentlicher und kerniger Speckschicht mit ordentlichem Bauch. Wer sich von dreimal Sport in der Woche eine Veränderung seiner angeborenen Figur erhofft, kann doch nur enttäuscht werden.

Aber ich hatte auch Spaß: Gerade in dieser Stunde gucke ich mich gerne um, weil fast alle weiblichen Körperformen zusammenkommen – außer sehr dick, aber die sehe ich im Sportstudio leider eh nicht. (Die gesamte Kommunikation der Studiokette macht ja auch deutlich, dass die nicht gemeint sind.)

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Vergangenes Jahr verfolgte ich lediglich die Berichterstattung über die Kalakotkas auf Twitter und in Blogs, heute schaue ich selbst rein – in den Horst zweier Fischadler in Estland. Mich begeistern allein schon die Geräusche der hervorragenden Live-Übertragung: Die estnische Amsel klingt wie ihre Schwester vor meinem Wohnzimmer. Gestern hat sich das Adlerpaar wohl gepaart.

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Nachtrag 18 Uhr: Die Kalakotka-Cam ist verrutscht, muss erst wieder geradegerückt werden.

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Dass die deutsche Küche ein ganz eigenes Profil hat, ist mir durchaus klar. Doch es brauchte The Wednesday Chef Luisa Weiss, um mir bewusst zu machen, dass auch das deutsche Frühstück etwas ist, was im nicht-deutschsprachigen Raum exotisch wirkt. Die wundervollen Frühstücke mit Freunden in meiner Studienzeit, die bis in den Abend reichten, funktionieren tatsächlich nur mit dem vielfältig gedeckten Tisch, an dem diese Mahlzeit nicht, wie sonst auf der Welt, nur aus einem Gericht besteht.

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Alison Bechdels Fun Home gelesen, große Empfehlung. Hier ein sehr erleuchtender Guardian-Artikel von 2008 über das Buch, die Autorin, über die Auswirkungen der Veröffentlichung und von autobiografischem Schreiben allgemein (für mich als Autorin eines persönlichen Blogs besonders interessant und etwas erschreckend).

Dadurch endlich genug Interesse für meine eigenen frühesten Tagebuchaufzeichnungen aufgebracht, aus den Jahren 1979 bis 1983, als ich 12 bis 15 Jahre alt war; bislang hatte ich mich vor der Peinlichkeit des Wiederlesens gefürchtet. Ja, ein wenig peinlich fand ich sie schon, gleichzeitig sehr interessant, obwohl Themen (Schulnoten, wechselnde Gefühle gegenüber Freundinnen, guckt er oder guckt er nicht) und Aussagen (Mama ist ja so doof) erwartbar waren. Unter anderem: Ja, der Druck, den meine Mutter auf meine Schulleistungen ausübte, war tatsächlich so groß wie in meiner Erinnerung. Untern anderem bekam ich in der 6. Klasse nach einer 4 in Latein Fernsehverbot “bis zu einer guten Lateinnote” (im Tagebuch Verzweiflung, weil ich in der nächsten Ex = Stegreifaufgabe wieder nur eine 4 hatte – “Jetzt werde ich noch ein Verbot bekommen. Wahrscheinlich Stubenarrest.”).

Eine Fuhre frischer Lieblingstweets

Sonntag, 21. April 2013

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Auszeitjournal Freitag, 19. April 2013 – möglicher guter Ausgang

Samstag, 20. April 2013

Letzte Woche mehrfach bedauert, dass mir die Möglichkeit echten Betrunkenseins fehlt. Lust auf alkoholische Betäubung hatte ich oft, doch schon nach anderthalb Gläsern Wein und minimalem Beschickertsein (bayr. Suri) mochte ich nicht mehr trinken und schob das halbvolle Glas dem Mitbewohner rüber. Und selbst wenn ich das eine oder andere weitere Glas hätte trinken mögen, hätte ich mir damit sehr wahrscheinlich eine Migräne eingefangen.

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Morgens Telefonat mit der Hausverwaltung: Der Hausbesitzer besteht nicht auf einem Tausch aller Schlösser im Haus, nur das an unserer Haustür soll Schließanlagen-kompatibel erneuert werden. Da die Anlage so alt ist, muss das zwar eigens angefertigt werden, dennoch ist der drohende Betrag von vier auf drei Stellen gesunken.

Auffallend: Der junge Mann von der Hausverwaltung spricht hartnäckig vom Mitbewohner als “Ihr Lebensgefährte” umgekehrt ihm gegenüber von mir als “Ihre Lebensgefährtin”. Ich flechte zwar immer im nächstmöglichen Satzteil “mein Mann” ein, doch das hat bislang nichts geändert. Nun bin ich in einer seltsamen Situtaion: Einerseits ist es für mich reichlich irrelevant, dass ich vor inzwischen 17 Jahren mit dem damals noch nicht Mitbewohner auf dem Standesamt war. Doch möchte ich andererseits bei jeder Gelegenheit die Lanze dafür brechen, dass Menschen bei der Eheschließung nicht ihren Namen und damit ihre bisherige Identität und Namenshistorie gegen die eines oder einer anderen tauschen. Dann wiederum habe ich überhaupt kein Bedürfnis, den freundlichen Herrn am Telefon zu belehren. Und im Grunde hat er ja auch recht: Der Mitbewohner ist mein Lebensgefährte.

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Durch deutlich gesunkene Temperaturen zur Lieblingshüpfstunde geradelt, dabei zweimal das Rad auf dem Fußweg ein paar Dutzend Meter geschoben, um in den Gässchen des Glockenbachviertels hoffnungslos verkeilte Pkw-Lkw-Staus zu umgehen (schönes Gefühl).

Nach Sport und Arzttermin beim Dehner am Viktualienmarkt Vogelfutter besorgt: Dieses Jahr wollen wir uns die Vogelshow auf und an Balkon ganzjährig erhalten, die Rechtfertigung dafür habe ich hier gefunden. (Zwei Schwanzmeisen sind übrigens tatsächlich hier geblieben. Aber zum Futter kommen sie noch nicht – vielleicht ja generell nicht, wo sie doch in Wirklichkeit Sperlingsvögel sind und keine Meisen.)

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Es wurde immer kühler, und am Abend setzte Regen ein – schlechte Aussichten für den diesjährigen Theresienwiesenflohmarkt.

Auszeitjournal Donnerstag, 18. April 2013 – Was kommt nach Winter? Frühsommer

Freitag, 19. April 2013

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Im Frühsommervormittag zum Bürgerbüro geradelt, um Personalausweis- und Reisepassangelegenheit zu regeln. Es ging alles flott und unproblematisch (nein, ich speichere nirgendwo meine Fingerabdrücke, wenn ich nicht muss, also auch nicht im neuen Personalausweis), ich meldete auch gleich den Diebstahl meines Personalausweises und holte mir ein vorläufiges Ausweispapier. Kosten insgesamt fast 98 Euro.

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Zum ersten Mal seit Jahrzehnten beim Bäcker (Zöttl) ein Kastenweißbrot gekauft – es hatte mich beim Warten an einen der besten Brotgenüsse meines Lebens erinnert: Das war in Avila, als ich nach einem Lauf entlang des Adaja hungrig ans Frühstücksbuffet des Parador Nacional kam und mir dort, nach einer monatelangen fast Kohlenhydrat-freien Phase eine dicke Scheibe frischen Kastenweißbrots holte und nur mit Butter aß. Eine bleibende Erinnerung.

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Ich werde den Teufel tun, mich nach dem langen Winter über die hohen Temperaturen zu beklagen (das tue ich dann im Hochsommer bei mehreren Tagen über 30 Grad, die auch nachts nicht abkühlen). Aber nach einigen Erledigungen per Fahrrad strich ich den geplanten mittäglichen Isarlauf: Die Bäume sind noch völlig unbelaubt, und bei 25 Grad im Schatten kann Dauerlauf in praller Sonne schon zu heftig sein.

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Nachmittag im Rosengarten, dessen fast noch winterliches Aussehen nicht zu den Frühsommertemperaturen passte: Rohe Beete, Rosen höchstens als kahle Stöcke sichtbar, an Bäumen und Büschen gerade mal eine Ahnung von Grün, nur vereinzelt voll erblühte Bäume. Ich setzte mich in den Schatten einer Eibe und las.

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Zum Nachtmahl das hiesige Gegenstück zum Einkehren bei MacDonalds’s: Fischstäbchen! Hatte ich seit mindestens 15 Jahren nicht mehr, doch plötzlich ereilte mich eine nostalgische Sehnsucht nach diesem Kinderessen. Dazu den für mich klassischen Kartoffelsalat mit Gurken, den es nach meiner Erinnerung bei uns daheim immer dazu gab. Der Kartoffelsalat gelang mir sehr gut, die Fischstäbchen bereiteten nicht so recht den erhofften Genuss. Aber das weiß ich jetzt zumindest.

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Und noch was fürs Herz: Das neuseeländische Parlament stimmte einer Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Ehen zu, dem (Definition of) Marriage Amendment Bill.

This bill seeks to amend the Marriage Act 1955 to ensure that its provisions are not applied in a discriminatory manner. The bill aims to ensure that all people, regardless of sex, sexual orientation, or gender identity will have the opportunity to marry if they so choose.

Woraufhin das Publikum im Parlament “Pokarekare Ana” zu singen begann, ein altes neuseeländisches Liebeslied:

Hier ein wenig Hintergrund (ich empfehle auch das Filmchen darin), unter anderem der Hinweis, dass die neuseeländische australische Premierministerin weiter explizit dagegen ist.

Wer mitsingen möchte: Bei miss caro gibt’s den Text.

Auszeitjournal Mittwoch, 17. April 2013 – Idiotengebühr

Donnerstag, 18. April 2013

Morgens mit der (sehr freundlichen und immer hilfreichen) Hausverwaltung gesprochen: Das wird teuer. Alle Schlösser des Hauses stammen aus der Bauzeit in den 50ern, derselbe Schlüssel, der die Haustüre sperrt, sperrt die Wohnung. Und in diesem alten System ist es kein Problem, Schlüssel beim nächsten Schnelldienst nachmachen zu lassen. Ein Tausch aller Schlösser im Haus scheint im Moment unvermeidlich. Die Hausverwaltung gab gleich Tipps für das Telefonat mit der Versicherung, doch die halfen nichts: Dieser Fall ist durch unsere Versicherungen nicht abgedeckt, die Idiotengebühr für das Mantelklauenlassen schießt gerade in den Himmel. Oh meiomeiomei.

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Ablenkung: Kurz spielte ich mit dem Gedanken, mir so lange Dokus über Mord, Krieg, Hunger, Krankheit und Leid anzusehen, bis ich mich nicht mehr über mein Pech grämen würde. Verwarf das wieder. Statt dessen machte ich eine Runde Krafttraining, radelte durch den duftenden Frühsommertag, las, machte biometrische Passbilder für neuen Personalausweis und Reisepass (letzterer nicht geklaut, nur abgelaufen – wodurch ich zusätzliche für einen vorläufigen Personalausweis zahlen werde, damit ich Anfang Mai nach Berlin zur re:publica fliegen darf, weil ein regulärer Ersatz vier Wochen braucht. Gnarf.), guckte den Vögeln am und vor dem Balkon zu. Abends die Vogelsensation des Tages: Der Sperber ist noch da, wir sahen das Männchen (nur unwesentlich größer als eine Taube) vorbeifliegen, nachdem wir heftige Bewegung in den Büschen vorm Haus bemerkt hatten. Das deutlich größere Weibchen hatten wir zuletzt vor einem Jahr im Regen auf einem Lampenkabel über der Straße gesehen, patschnass.

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Die regionale Ökokiste enthielt so frische Radieserln (die ersten des Jahres), dass ich die Blätter in den Salat mischen konnte.

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Ein wenig Ernte aus meinen Ablenkungsversuchen:

Sebastian, der Mittagesser, hat sich ein paar Wochen in einheimischer Begleitung durch Jakarta gefuttert und erzählt bei den Küchengöttern davon:
“‘If it smokes, it’s Saté!’ Auf Streetfoodtour in Jakarta”

In Diskussionen über Sexismus gibt es anscheinend ein paar unvermeidliche Reflexe. Mit einem davon befasst sich ein schöner, ruhiger Erklärtext auf dem Netzfeminismus-Blog Feminismus 101:
“Was ist falsch daran, zu sagen, dass auch Männern ‘Dinge’ passieren? (‘What about teh menz?’)”
(Übersetzung dieser englischen Quelle)
Darin ein Link zur Empfehlung der “3 comment rule” in Diskussionen, die mir ebenfalls sehr gut gefällt.

Und dann noch ein paar Verdeutlichungen und Fantasien:
“18 Kickass Illustrated Responses To Street Harassment”