Journal Donnerstag, 12. September 2013 – ungebohrt
Freitag, 13. September 2013 um 7:59Eigentlich sollte hier der grausliche Bericht stehen, wie ich einmal einen Metallstift in den unteren Kieferknochen gebohrt bekam: Der 12. September hängt seit drei Monaten als Damoklesschwert über meinem Befinden. In der Arbeit war alles darauf eingerichtet, dass ich anderthalb Tage weg sein würde (die Ärztin hatte von einem OP-Termin am Freitag abgeraten; für den unwahrscheinlichen Fall von Komplikationen sollte ich am Tag nach der Operation die Möglichkeit haben, zu ihr zu kommen). Einkaufs- und Speisepläne waren für ein paar Tage auf Breiförmiges oder zumindest Weiches ausgerichtet, schwellungsverhindernde Kühlelemente kühlten im Kühlschrank, eine halbe Staffel The Good Wife war ausgeliehen, um mich von möglichen Schmerzen abzulenken.
Doch die Ärztin hatte den gestrigen Termin verbummelt.
Nein, das habe ich noch nie gehört (aber vielleicht ging das bislang lediglich an mir vorbei wie die selbstzerstörenden Wanderschuhe). Doch beim Betreten der Praxis sah mich die nette Sprechstundenhilfe gleich besorgt an: “Oh, ist was passiert?” Öhm, noch nicht? Schon da war mir klar, dass der Termin vergessen worden war, diese Angestellte kannte ich als immer sehr gut vorbereitet. Doch nun blätterte sie hektisch im großen Terminbuch – und fand nichts, keinen Eintrag, auch nicht an einem anderen Tag. Sie rannte der Ärztin hinterher, die wohl gerade die Praxis verlassen wollte, weil sie ebenfalls von nichts wusste. Wir rekonstruierten, dass die Zahnärztin den Termin vor drei Monaten nach unserem ausführlichen Gespräch an der leeren Praxistheke über das Für uns Wieder der Zeitplanung schlicht nicht ins Terminbuch geschrieben hatte, vor dem sie gestanden war. Sie war völlig zerknirscht und entschuldigte sich immer wieder von Herzen. Bei mir überwog das Amüsement über die unerwartete Situation, gleichzeitig hatte das Ganze etwas von Scheinerschießung: Ich hatte mich zwar vor den Schmerzen gefürchtet, aber dann wäre es zumindest vorbei gewesen. (Für diesen Vergleich muss man allerdings meine Haltung zum Lebenmüssen haben.)
Der Versuch, den Termin gleich auf nächste Woche zu verschieben, scheiterte bei meiner Rückkehr ins Büro: Da kann ich wegen Urlaubsausdünnung und direkt anstehender Kundenveranstaltung ausgesprochen schlecht wegbleiben. Und durch weitere Umstände verschiebt sich die Operation so gleich um einen Monat.
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Zu meinem Job muss ich mehr erklären. Im Gegenzug dafür, dass ich dort Sekretärin und Nichtmanagen lernen kann, profitiert der Arbeitgeber von meinen bisherigen PR-Erfahrungen und -Kenntnissen: Ich texte, übersetze, redigiere, lese Korrektur, helfe beim Finden von PR-Ideen, setze meine Interneterfahrung ein. Die Agentur ist zu klein, um eine Vollzeit-Sekretärin auszulasten, außerdem ist mir durchaus wohler, wenn ich mein Gehalt durch weiterberechenbare Leistungen wenigstens zum Teil wieder einhole – bei mir läuft als Ex-Kostenstellenverantwortlichen und Ex-Etatdirektorin ständig die Kostenstruktur der Agentur im Hinterkopf mit.
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@ankegroener hat atemberaubende Münchenbilder gefunden (manchmal einen Tick zu quietschbunt – aber immer aus sensationellen Pespektiven)
die Kaltmamsell2 Kommentare zu „Journal Donnerstag, 12. September 2013 – ungebohrt“
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13. September 2013 um 15:10
Zur Beruhigung, der Schmerz danach ist nicht so wild, zumindest war es bei mir so. Die OP an sich würde ich als unangenehm beschreiben, keine Vollnarkose. Bei mir waren es 3 Metallstifte, mit einem ist also alles easy, drücke die Daumen. Ach ja, die Zeit danach, die war lustig, schließlich hat man da so spitze Metalldinger im Mäulchen.:)
13. September 2013 um 15:27
Ich habe vor einigen Monaten das Setzen eines Frontzahn(!)Implantates überstanden, inklusive Kieferknochenaufbau. Ich habe dabei ziemlich gepokert, weil ich zwei Tage später einen wichtigen Vortrag halten musste und vier Tage später Weihnachten war, aber es ging nicht anders. Alles ging glatt. Ich habe danach nicht eine einzige Schmerztablette gebraucht und schon am dritten Tag wieder vorsichtig von weichen Sachen abgebissen, wenn auch natürlich nicht genau mit dem Zahn bzw. Provisorium. Im Nachhinein war das Schlimmste ohne Witz das Setzen der Betäubungsspritzen, das finde ich nämlich im Oberkiefer-Frontzahnbereich besonders ätzend.