Journal Montag, 9. September 2013 –
an der Wettervorhersage vorbei

Dienstag, 10. September 2013 um 10:21

Die Sache mit den selbstzerstörenden Wanderschuhen lässt mich nicht los. Wo immer ich mein Erlebnis erzähle, heißt es: Ja ja, so ist das halt bei Wanderschuhen. Ein Kollege berichtete von seinen Töchtern, die bei der Bergwacht-Jugend seien – vor jeder Übungseinheit prüften die Gruppenleiter alle Stiefel der Teilnehmer durch Biegen der Sohlen, ob diese die Übung auch überstehen würden; ein Paar sei immer dabei, das bei der Gelegenheit seine Sohlen verliere.

Hat da noch niemand Wind gemacht? Gerade diese “Outdoor”-Branche hatte ich aus der Ferne immer so verstanden, dass Sicherheit, Haltbarkeit und Belastbarkeit der Produkte Priorität haben. Wäre ich mit den Schuhen auf einem Berg gestanden, hätte ich ein echtes Problem gehabt – wie ja Kommentatorin Sabine von ihrer Tochter schreibt, die sich bei einer solchen Gelegenheit einen Bänderriss zuzog.
Steht irgendwo im Kleingedruckten der Beipackzettel dieser Schuhe: “Nicht länger als fünf Jahre nach Herstellung verwenden, sonst höchste Gefahr!”?
Selbst die Information, die Schuhe seien nur bei regelmäßiger Nutzung verlässlich seien, grenzt an Unverschämtheit. Oder ist das schon längst ein Aufregerthema, das ich bloß noch nicht mitbekommen habe?

Nachtrag: Lowa hatte schon gestern Mittag auf meine Anfrage reagiert: Neubesohlung bekomme ich für insgesamt 69,95 Euro. Im Anhang der Antwort-Mail zwei Magazinartikel, die genau den Mechanismus oben beschreiben: Selbstzerstörung bei zu geringer Benutzung. Ernsthaft?

§

Ein Regentag war angekündigt, doch in München hielt sich das Wetter nicht daran: Die Luft war zwar abgekühlt, doch die Sonne schien, die Menschen saßen draußen.

Nach Feierabend war ich in Haidhausen verabredet; die Radfahrt quer durch die Stadt kam mir gerade recht. An der Theke von Mauros Negroni gesessen, köstliche Cocktails und ein hervorragendes Club Sandwich bekommen, mit meiner Verabredung über das Leben derzeit gesprochen und mit dem freundlichen Barkeeper über das Oktoberfest im Wandel der vergangenen 20 Jahre.

Auch das nächtliche Heimradeln war ein Genuss.

die Kaltmamsell

11 Kommentare zu „Journal Montag, 9. September 2013 –
an der Wettervorhersage vorbei“

  1. Tine meint:

    also ich wollte mir ja eigentlich demnächst mal leichtere Wanderschuhe kaufen, da ich immer noch die Wanderschuhe meiner Mutter trage. Die sind 50 Jahre alt, also älter als ich und halt sehr schwer.
    Aber wenn ich das jetzt so lese, bleibe ich bei den bewährten. Wanderschuhe sind für die Ewigkeit oder man kann’s gleich bleiben lassen. Danke für den Hinweis.

  2. Preißndirndl meint:

    Meine Sohlen, ebenfalls von einem – nebenbei bemerkt sehr hübschen – Lowa-Schuh, haben sich am Berg verabschiedet: Leider bin ich damals nicht auf die Idee gekommen, dass man sie neu besohlen lassen könnte und habe den tollen 1a-Restschuh entsorgt. Tatsächlich standen meine Wandderschuhe relativ lange unbenutzt im Keller, das scheint die Gummisohle mürbe zu machen – was ich allerdings auch unglaublich finde. Ich bin auf einem Zwischenteil der Sohle den Berg heruntergekommen, zum Glück war’s nicht nass! Meine neues Paar Schuhe (andere Marke) sollte ich also ab und zu mal besser Gassi führen, oder?

  3. Sebastian meint:

    Das mit den Schuhen fand ich dann auch interessant, und schon wenn man “wanderschuhe s..” eingibt, ergänzt google gleich “..ohle löst sich ab”

    Also ein Thema, unter anderem wohl auch sehr bei Meindl, dazu gibt es sogar ein Youtube Video und einen aufschlussreichen Forumsthread beim Deutschen Alpenverein:
    http://www.dav-community.de/invisionboard/lofiversion/index.php/t28502.html

    Es scheint auch Bröselsohlen zu geben und war wohl früher alles nicht so ein Thema. Ich denke an DVD-Player, bei denen wir für die Vorteile ggü. Videospielern auch Nachteile nehmen (man kann nicht mehr aufnehmen) oder Eisenwokpfannen, die auch nur halten, wenn man sie oft benutzt. Aber gute Hersteller sollten darauf hinweisen.

    Der Jalapeno-Cheeseburger und der Negroni Tinto bei Mauro sind ebenso zu empfehlen.

  4. Sabine meint:

    Ja, aber beim DVD-Gucken oder selbst beim um vieles gefährlicheren Wokschwingen kann einem ja nichts lebensgefährliches passieren. Mir fallen aber auf Anhieb schon einige Touren meiner eher langweiligen Bergsteigerexistenz ein, bei denen eine abgelöste Schuhsohle ein gravierendes Problem dargestellt hätte, das nur die Bergwacht hätte lösen können.

  5. antje meint:

    Liebe Frau Kaltmamsell,

    also mir sind auch nach 5 Jahren intensiver Benutzung nie die Sohlen abgefallen. Nach diesem Zeitraum wurden in der Regel neue Schuhe gekauft weil völlig abgelaufen oder besseres Modell erblickt. Ernsthafte Probleme gab es nur einmal, da habe ich die Schuhe allerdings als Arbeitsschuhe auf einer Bergbahnbaustelle genutzt.
    Also spricht vielleicht doch einiges für die These das Wanderschuhe einfach bewandert werden wollen…und wegen der Gefährlichkeit: des ohne Profil absteigens: Kletterschuhe habe ja gar kein Profil und damit geht das notfalls auch ;-))
    lG
    antje

  6. Susann meint:

    Mir ist ähnliches bei sauteuren Wanderschuhen passiert, allerdings direkt auf dem Berg.
    Ja, die Wanderschuhe haben ich vorher länger nicht benutzt, aber was ist denn das für ein Argument? Ich kaufe Schuhe, die ich in einem potentiell risikoreichen Umfeld verwenden möchte, und bei denen klar ist, dass ich sie nicht ständig verwenden werde (wer trägt denn täglich seine Wanderschuhe, bitte?).
    Die gehören schon so gebaut, dass sie nicht gleich zerbröseln, wenn man sie nach längerer Wanderpause anzieht und einen Bergpfad hinanwandert!

  7. barbara meint:

    Herrgott noch eins. Bitte, warum bröseln denn die Schuhe, gibt’s da vielleicht mal eine Erklärung der Hersteller?
    Was ist, wenn ich mit solchen Schuhen mich auf den Färöern rumtreibe und da nicht mehr vom Berg runterkomme ohne mir den Hals zu brechen?
    Hätte ich hiervon vor meinem Besuch im Fachgeschäft erfahren, man hätte mich nicht mit kryptischen Aussagen abgespeist.
    1/3 des Kaufpreises für eine neue Besohlung, ist das nicht etwas übertrieben?

  8. mariong meint:

    das ist eine bodenlose frechheit!
    wenn mein opa im letzten jahrtausend seinen dörflern solche schuhe gemacht hätte, hätten sie ihn wahrscheinlich an den ohren durch den nächsten misthaufen gezogen. er hat noch gelernt, dichte anglerstiefel aus leder maßzufertigen. oder andere derbe schuhe. die mussten aber dann auch viele jahre halten.

    heute wird sowas akzeptiert. unglaublich.

  9. Rob meint:

    Die letzten “Wanderschuhe”, mit denen ich zu tun hatte, waren die Bergstiefel bei der Bundeswehr, vor fast 30 Jahren. Die halten ein Leben lang, mit denen könnte ich heute noch stundenlang Spaten in trockene Erde treten. Oder wandern.

    Sicher gibt es auch heute noch Schuster, die solche Stiefel bauen können. Ob die Käufer allerdings den Preis in Form eines erstaunlich hohen Gewichts bezahlen würden? Mit drei Kilogramm an den Füßen geht es sich nicht so leicht. Allerdings gewöhnt man damit schneller an den gleichmäßig wiegenden Gang der Bergbewohner.

    Ich habe keine Ahnung von Wanderschuhen, könnte mir aber vorstellen, dass der Wunsch nach leichtem, atmungsaktiven Material mit dem nach Haltbarkeit kollidiert.

  10. Peter Lustig meint:

    Mit den Sohlen ist es wie mit allen Dingen des modernen Konsums, es soll nicht lange halten, es soll ja wieder neu gekauft werden müssen. Keine Nachhaltigkeit, ökologische Sinnhaftigkeit, nö, wer gerne Produkte über einen längeren Zeitraum benutzen möchte, der ist eben der ewig Gestrige ;-) Ich bin gerne altmodisch, wenn Produkte noch sehr gut funktionieren, dann verwende ich sie auch weiterhin, egal wie alt diese Produkte auch sind.

  11. antje meint:

    Naja, jetzt finde ich die Diskussion allmählich etwas absurd werdend.

    Ad 1) Ich kann mir keinen(!) Wanderweg vorstellen (und ich wandere im Hochgebirge und auf Weitwanderwegen seit 30 Jahren) , den man zwar nicht angenehm, aber auch nicht das Leben gefährdend auch ohne Sohle notfallsmässig runter käme – auch nicht auf den Färoern (wohlgemerkt: Wanderweg, nicht Klettertour und nicht Klettersteig!)
    Ad 2) Der genannten Preis für eine Vibramneubesohlung ist in Hinblick auf die erwartete Lebensdauer und die Qualität m.E. absolut ok. Ist nicht eher die Frage ob das Verhältnis zum Kaufpreis daran krankt dass ersterer nicht stimmt?! Wen der Preis der Neubesohlung stört hat ja die “Alternative” einen neuen “Einwegschuh” zu kaufen.
    Ad 3) Jeder der die Highend-Alternative mit immerwährender Garantie so lange der Schuh lebt sucht kann ich gerne eine Adresse vermitteln: da werden die Wanderschuhe, Skistiefel oder Militärstiefel zudem von einem diplomierten Schuhmacher an die Füsse angepasst. (Kostenpunkt für meine Skitourenstiefel waren damals 1’600CHF – und sie sind es wert.).
    lG
    antje

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