RAUS! Für den gestrigen Samstag war schönes, mildes Wetter angekündigt, das wollte ich dringend in einem schönen Draußen verbringen, am liebsten südlich von München mit potenziellem Alpenblick als Kulisse. Freitagabend hatte ich wieder in meinem Büchl Wandern mit dem MVV geblättert, immer längere Touren waren mir attraktiv erschienen. Die Entscheidung fiel auf die 24 Kilometer von Aying über Kastenseeoner See und Steinsee nach Kirchseeon (der Mitbewohner ist mir noch eine Erklärung dieser eigenartigen Wortbildung schuldig).
Aying war ganz bezaubernd, sicher nicht nur dem goldenen Morgenlicht geschuldet. Und die Wanderung gefiel uns insgesamt sehr gut. Doch wieder hatten wir in diesem Wandern mit dem MVV von 1997 eine unzuverlässige Beschreibung erwischt (hier fast wörtlich nachzulesen). Zweimal war ein angegebener Weg nirgends aufzufinden, auch nicht auf dem Kartenmaterial in des Mitbewohners Tablet: Das, was dem “Feldweg am Waldrand” nach Schlacht am nächsten kam, war eine schmale Autostraße, stark von Radlern frequentiert. Und von Schlacht aus war der “Feldweg zum Waldrand (Fuchsberg)” schlicht nicht existent. Das führte zu einigen wilden Durchquerungen von Wiesen, Feldern und Gebüsch, bis wir uns wieder auf Wanderwegen befanden (die Bundesstraße wollten wir dann doch nicht entlanglaufen). Ohne das Tablet des Mitbewohners mit seinem GPS wären wir aufgeschmissen gewesen.
Da trifft es sich, dass der MVV (Münchner Verkehrsverein) gerade eine “Freizeit App” herausgebracht hat, die genau solche Wanderungen erleichtern soll und auf den ersten Blick einen guten Eindruck macht. (Beim Versuch, die angebotenen zusätzlichen Karten zu laden, hängte sie sich allerdings gleich mal auf.)
Wir gingen durch sonnengesprenkelten Mischwald, zwischen bereits umgegrabenen Feldern, sahen beim Heuwenden zu, schreckten versehentlich einen jungen Rehbock auf, entdeckten über uns zweimal einen mächtigen Greifvogel (Mäusebussard? sein Ruf klang zumindest so).
In Oberseeon stand ein Tischerl vor einem Anwesen, darauf eine Schale mit Birnen und ein Zettel, dass das Stück 20 Cent koste. Darauf hätten wir schon Lust gehabt, nur überhaupt kein Kleingeld dabei. Kaum waren wir ums Anwesen gebogen, sprang ein Kind herbei uns bot uns Birnenschnitzen an. Sie schmeckten wunderbar, und wir erklärten unser Dilemma. Aber auf einen Schein könne man doch herausgeben, argumentierte das geschäftstüchtige Kind, rief ein anderes Kind herbei und bat um Wechselgeld. Das dauerte dann allerdings so lange, dass wir nicht nur ein wenig Smalltalk machten (wie laufen die Geschäfte denn so? habt ihr auch noch andere Obstbäume?), sondern ich mir auch vorstellte, dass das andere Kind gerade sämtliche Geldbeutel und Sparbüchsen im Haus nach Kleingeld durchschüttelte.
Den Steinsee nutzte der Mitbewohner für ein kühlendes Fußbad; er hatte sich ein wenig in der Schuhwahl vertan. An der Badestelle, die mir Ilse vor zwei Jahren gezeigt hatte, stellte er sich ein paar Minuten ins Wasser – umgeben von wechselnden Schwimmerinnen und Schwimmern, die mit dem Rad ankamen, eine Runde schwammen, sich abtrockneten und umzogen, um wieder fortzuradeln, und die einander alle zu kennen schienen.
Schlimm war der Anblick auf der Straße hinunter nach Moosach: Eine Radlerin war böse gestürzt, ihr Begleiter versorgte sie gerade, ein Autofahrer hatte angehalten und eben Hilfe angerufen. Ich brachte der Verletzen ihre Sonnenbrille, die mitten auf der Straße lag, konnte zumindest dem Begleiter auf seine Bitte seine Fahrradtasche bringen. Doch als uns versichert wurde, dass wir nichts weiter tun konnten, wanderten wir weiter. Ich bin immer noch unschlüssig, ob es richtig war, den sicher auch ganz schön erschütterten Begleiter da beim Wort zu nehmen. Wirklich tun konnte ich sicher nichts, aber hätte ich besser mit beruhigendem Gemurmel, Dasein, Handhalten und für alle Fälle dabeibleiben sollen?
Bis hinüber nach Kirchseeon, vorbei am Gut Deinhofen war das insgesamt dann doch eine spürbar weite Strecke, die mich daran erinnerte, dass mein Kreuz noch nicht ganz wiederhergestellt ist. Und dass ich bei über vier Stunden Marsch das nächste Mal meinen Füßen zuliebe meine sensationell bequemen Wanderstiefel tragen sollte. Die letzte Stunde spürten wir nämlich beide deutlich unsere Knochen und unsere Füße, machten mehr Pausen, phantasierten vom Einkehren in einer Kirchseeoner Wirtschaft (Mitbewohner: “Das Ziel ist das Ziel!”).
Aying, das große gastronomische Anwesen der Brauerei
– inklusive Kegelbahn.
Egmatinger Forst
Kastenseeon
mit Schabrackentapirrindern.
Holz
Oberseeon
Moosach
Beim Gut Deinhofen
§
Daheim einen gestürzten Zwetschgenkuchen gebacken.
Wollen Sie mir verraten, wie Sie aus Puderzucker Karamell bekommen?
Karamell mache ich, seit ich ein Kind war. Ernsthaft: Flan gehörte zu unseren Familienstandards, und ich esse ihn auch heute noch für mein Leben gern. Karamell mache ich immer so: Ganz normalen Zucker mit ein bis zwei Esslöffeln Wasser (je nach Zuckermenge) erhitzen, hin und wieder umrühren, aufpassen, dass er nicht zu dunkel wird, verwenden.
Dieses Rezept wollte, dass ich dafür Puderzucker erhitze. Nun, ich lerne gerne neue Methoden. Doch mit dieser scheiterte ich. Zweimal. Die unterste Schicht des Puderzuckers im Topf wurde auch bei geringer Hitze bereits bräunlich, während die obere noch trocken war, und wenn ich umrührte, ergab sich eine krümelige Schweinerei, die nicht im geringsten schmolz, sondern lediglich immer härter wurde.
Erster Versuch, bereits im Einweichen zur Topfreinigung.
Zweiter Versuch.
Mehr als 300 Gramm Zucker wollte ich wirklich nicht in Müll verwandeln, also kehrte ich doch wieder zu meiner gewohnten Methode zurück.
Der Kuchen selbst wurde ausgesprochen köstlich, mit dem wunderbaren Teig (ich verwendte Walnüsse statt Pekan) will ich unbedingt auch noch anderes tun.