Journal Montag, 17. Februar 2014 – Slapstick mit Servicehotline

Dienstag, 18. Februar 2014 um 7:17

Oh je, stellte ich nach Crosstrainerstrampeln und Duschen fest, da hatte ich beim Wühlen im Rabattstapel dicker Strumpfhosen eine mit “Controll Top” erwischt – Wurstpelle Dreck dagegen. Die Mütter der Älteren unter uns werden sich vielleicht noch an die Werbekampagne “mein Mieder bringt mich um” erinnern (seltsam: auf die Schnelle gibt das Internet nicht die Print-Anzeige her, die ich als kleines Mädchen noch in der Brigitte sah und die mich ängstigte: Man sah darin von der Seite eine nackte Frau, eingerollt in eine Holzkiste gepresst, ihre Hände stemmten sich verzweifelt gegen die Oberseite). Ich kann nur hoffen, das unbequeme Ding hatte wenigstens eine Blutzirkulations-fördernde Massagewirkung. Selber “Controll”, pft.

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Spaß im Büro: Kein Internet, kein Telefon. Und in meinem Fall auch kein Mobiltelefon, es ist ja immer noch Grapefruitsaft-verklebt. Für das Telefonat mit unserem treuen IT-Support musste ich mir das (ebenfalls private) Smartphone der Kollegin ausleihen.

Fehleranalyse Kasten für Kasten in unserem Serverschrank, bald stand fest: Der Provider ist schuld. Den ich dann ebenfalls mit dem Kolleginnenhandy anrief – womit ich in eine von diesen Grotesken geriet, zu deren Beschreibung Blogs im Grunde erfunden wurden. Beim Provider war nämlich gerade eine neue Nutzerführung im Kundenservice eingeführt worden (vergangene Woche hatte auf meine telefonisch Anfrage noch ein Mensch geantwortet). Nachdem ich mich lustig in die richtige Richtung gewählt hatte (“HErzlich willkommen beim Kundenservice! Wenn Sie eine Frage zu Ihrer Rechnung haben, wählen Sie die 1. Wenn Sie Ihre Anlage in Betrieb nehmen oder eine Störung melden wollen, wählen Sie …” – Sie kennen das Spiel.), nannte die Automatin “zur leichteren Identifizierung” die Telefonnummer, von der aus ich anrief, und ich sollte bestätigen, dass das die beim Provider gespeicherte Nummer sei. War sie natürlich nicht, denn die gespeicherte funktionierte ja nicht. Der mehrfache Versuch der korrigierenden Eingabe (ich hatte selbstverständlich die Unterlagen des Kontos beim Provider vor mir liegen) führte nur zu “diese Rufnummer ist bei uns nicht gespeichert”.

Eigentlich bilde ich mir ein, eine vorbildliche Dienstleistungsnehmerin zu sein, mich auf möglichst viele Sperenzchen des Dienstleistungsgebers einzulassen, die Unfähigkeit der Firma nicht am Einzelkontakt auszulassen etc. etc. Jetzt aber war ich in einer echten Notlage, die ganze kleine Agentur konnte nicht arbeiten (der Server ist nach dem Crash durch Stromausfall vorletzte Woche noch nicht wieder in Betrieb, alle arbeiten in der Cloud).

Um beim Provider irgendwie an einen Menschen zu kommen, der mich dann richtig weiterverbinden würde, testete ich also andere Abzweigungen aus (Fragen zur Rechnung, Privatkunden), bis mir nach einigem Getippe tatsächlich “Wir verbinden Sie mit dem nächsten freien Servicemitarbeiter” versprochen wurde. Tatsächlich wurde mir dann gut zehn Minuten Musik und Eigenwerbung vorgespielt. Ich legte auf. Versuchte es wieder ganz von vorne.

Nun hatte ich ja über die Jahre gelernt, Sprachführung bei Hotlines auszuhebeln (Brüllen, Fluchen, Absingen von Kirchenliedern – überhaupt Singen), doch gegen Tastenterror half das nicht. Beim fünften Anlauf – mittlerweile hatte ich fast 45 Minuten mit Frau Automatin gekämpft, hatte ich endlich einen Menschen am Apparat. Der selbstverständlich nichts dafür konnte und sofort zugab, dass dieses System eben erst eingeführt worden sei und eine Katastrophe, mit dem ich dann ein wenig über “Versteckte Kamera” etc. scherzte. Er fand im Handumdrehen heraus, dass der Verteilerkasten im Keller kurz nach Mitternacht den Kontakt abgebrochen hatte und versprach, einen Techniker vorbeizuschicken.

20 Minuten, nachdem das Team nach Hause verschwunden war, um von dort aus mit Internetzugang zu arbeiten, war auch das Büro wieder online.

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Neue Praktikantin eingewiesen (geboren ein Jahr bevor ich in die PR ging und nach München zog), antikes Kunden-CRM ausgetrickst.

Mittags die beiden neuen Jeans in die Änderungsschneiderei gebracht.

Abends Pizzaessen mit dem Mitbewohner gegangen, Genuss und Freude.

die Kaltmamsell

3 Kommentare zu „Journal Montag, 17. Februar 2014 – Slapstick mit Servicehotline“

  1. Preißndirndl meint:

    In Sachen Jeans würde ich gerne weiter von Ihren Erfahrungen hören (Ich komme gegen den Impuls hier zu siezen irgendwie nicht an, fällt mir gerade auf :-)
    Herzliche Grüße die Preißin

  2. Chris Kurbjuhn meint:

    Es war nicht das Mieder, es war der Hüfthalter: http://www.badische-zeitung.de/kultur-sonstige/wie-wurst-in-eine-pelle-gedrueckt–63170863.html

    Die Print-Anzeige ist aber auch mit dem Hüfthalter nicht zu finden.

  3. trippmadam meint:

    Ich glaube auch, es war der Hüfthalter. An das Mieder konnte ich mich nicht erinnern. Ist Ihnen klar, dass wir alt sind? Wir wissen noch, was Hüfthalter sind, auch wenn wir selbst sie nicht mehr getragen haben.

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