Journal Sonntag, 16. Februar 2014 –
American Hustle
Montag, 17. Februar 2014 um 6:38
Mit ordentlichem Muskelkater vom gestrigen Krafttraining aufgestanden (wenn er schneller als nach 24 Stunden kommt, sorge ich mich ja gerne, dass ich was falsch gemacht habe), und zum Klang des Regens, der meine Laufpläne durchkreuzte.
Bunte Strumpfhose zur Aufmunterung.
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Statt Isarlauf Kino: American Hustle.
Ich habe schon lange kein so gutes Drehbuch gesehen: Auch wenn sich der Film um bekannte Topoi drehte (Con Men, korrupte Politiker, überfeifrige Ermittler), blieben die Details der Handlung und vor allem die Charaktere ganz weit weg von Klischees. Das Resultat waren unerwartete Verhaltensweisen, Dialoge, Entwicklungen. Die Schauspieler und Schauspielerinnen konnten auf dieser Basis zu Höchstform auflaufen: Allen voran gab Amy Adams eine überaus kluge Gaunerin, die bei allem Selbsterhaltungstrieb nie zynisch wirkte (ebenso wenig wie der herzerweichende Christian Bale), Jennifer Lawrence war sehr überzeugend die reichlich unterbelichtete und dadurch verantwortungslose Figur, die sich für besonders schlau hält. Ich mochte auch sehr die Erzählstruktur, vor allem den Anfang, der uns Zuschauerinnen völlig im Unklaren lässt, was da eigentlich passiert und wie die Personen zueinander stehen. Danach werden erklärende Off-Stimmen der beiden Hauptfiguren vorbildlich zum Vorantreiben der Handlung eingesetzt.
Etwas irritierte mich die konsequente 70er-Ausstattung und -Kleidung, die vermutlich nicht mal in den 70ern so 70er-haft war – wieder gut gemacht allerdings durch geschickte Umgehung von Perfektion (unvorteilhaft zerlegene Haare, verschmierter Lippenstift).
American Hustle ist für zehn Oscars nominiert. Ich wünsche ihm den für beste Hauptdarstellerin, bestes Originaldrehbuch, beste Regie, bestes production design (der Link führt zur Pinterest-Seite, die Hintergründe zu diesem Design erklärt).
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Zeitungen weggelesen, gebügelt, zum Nachtmahl Kathas Unsichtbaren Salat gemacht.
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Gelesen:
Sehr erhellend erklärt Norbert Mappes-Niediek in der Frankfurter Rundschau Armutszuwanderung und die Ökonomie dieser Armut (die einfach und aus guten Gründen anderen Regeln folgt als unsere Ökonomie des Wohlstands): “Warum wir Roma nicht verstehen”.
Wer in einem südosteuropäischen Elendsviertel lebt und dort vielleicht schon groß geworden ist, verhält sich am besten so, wie Slumbewohner das auf der ganzen Welt aus guten Gründen tun: Er setzt sich seine Existenz wie aus einem Flickenteppich zusammen. Man verrichtet Gelegenheitsjobs, sammelt Eisen oder Flaschen, treibt ein wenig Handel, beantragt Transferleistungen, wenn es so etwas gibt. Reicht das nicht aus, kommen vielleicht auch Betteln, Prostitution und kleine Diebereien hinzu.
Das Grundgesetz des Überlebens im Slum lautet: Nie alles auf eine Karte setzen! Ein Arbeitsplatz, eine Lohnersatzleistung – das sind flüchtige Versprechen. Man nimmt sie mit, wenn man kann. Aber es wäre viel zu gefährlich, wegen eines Arbeitsplatzes oder wegen Hartz IV den Wohnort zu wechseln. Der Job oder die Leistung sind schnell weg, und dann steht man wieder vor dem Nichts. Alle hier haben die Erfahrung schon gemacht: Nie das Netzwerk aufgeben, nie sich vereinzeln lassen! Wenn es ernst wird, helfen mir kein Staat und kein Arbeitgeber, nur die Familie tut es und vielleicht die engsten Freunde.
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Wenn Sie auch nur halb so leicht zu erheitern sind wie ich: Etwas Spaß zum Montag.
http://www.youtube.com/watch?v=H3lHpF5Aj0Q&feature=share&list=PL040AC7C9087AC9CD&index=9
6 Kommentare zu „Journal Sonntag, 16. Februar 2014 –
American Hustle“
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17. Februar 2014 um 9:04
“Are you serious?” Noooooo.
17. Februar 2014 um 9:18
you so need a dog :-)
17. Februar 2014 um 11:16
Habe gestern Abend auch American Hustle angeschaut und stimme zu was die Bewertung des Films angeht. Auch schön fand ich, dass es endlich mal nicht die üblichen verdächtigen Schauspieler waren, ausser vielleicht Amy Adams, aber selbst die gabs noch nicht so oft. Bin mal gespannt was bei den Oskars rauskommt.
Und der Salat sieht sehr lecker aus…
20. Februar 2014 um 6:22
Das Drehbuch von American Hustle und vielen anderen Filmen können Sie hier laden und lesen: http://gointothestory.blcklst.com/free-script-downloads/
24. Februar 2014 um 12:49
Ich muss mich sehr für die Filmkritik bedanken – nachdem ich die Werbung gesehen hatte, hatte ich nicht den Eindruck, dass der Film sehenswert sei.
Nach Ihrer Kritik habe ich mich aber doch aufgerafft und einen wunderbaren Abend bei “American Hustle” verbracht. War echt grandios.
Vielen Dank, und Weiterempfehlung des Films an alle anderen!
(Die Szene, wie die beiden Lockenköpfchen miteinander telefonieren, während sie an ihrer Haarpracht arbeiten – grandios!)
13. März 2014 um 11:26
Obwohl heute nicht Montag ist habe ich gerade Tränen gelacht über die talking animals. das beste ist: ultimate dog tease. Vielen Dank!