So richtig wurde das mit dem Wetter in Berlin bis zum Schluss nicht, an meinem letzten Urlaubstag präsentierte es sich britisch: Himmel in allen Wolkenfarben mit Blau dazwischen, mal windig, mal warm, immer wieder Regengüsse.
Deshalb fuhr ich zum Schwimmen nicht wie erhofft ins Prinzenbad unter freiem Himmel, sondern ins Stadtbad Tiergarten (Auswahlkriterien: gute Erreichbarkeit und 50-Meter-Becken). Nach einer Woche sportfrei war mein Körper ausgeruht und energiegeladen, ich zog meine 3.000 Meter kraftvoll und mit Genuss durch. Allerdings ging mir nach der erlebnis- und menschenreichen Woche so viel durch den Kopf, dass ich mich immer wieder in den Bahnen verzählte; möglicherweise bin ich also 3.300 Meter geschwommen, denn im Zweifel nehme ich die niedrigere Zahl.
Als ich unter der abschließenden Dusche stand, kamen fünf kleine nackige Mädchen mit einer Betreuerin in den Duschraum, ca. 6-7 Jahre alt, fröhlich und sehr unterschiedlich bunt und geformt. Die fand sogar ich Kinderverächterin niedlich.
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Mein Plan war gewesen, anschließend an der Friedrichstraße in der Trattoria Peretti mittagzuessen, wo ich mehrfach richtig gut gegessen hatte, auch mit interessanten Weinen. Doch als ich im kräftigen Regen vor der Adresse stand, sah ich ein völlig anderes, sehr improvisiert wirkendes Lokal, und die schwarzen Male über den Fenstern wiesen auf einen Brand hin. Riesiger Hunger, Regen – ich sah keine Möglichkeit, als mich in die nächstbeste Touristenfalle zu stürzen. Ich schaute zwar noch bei einem italienischen Restaurant in der Hannoverschen Straße vorbei, an das ich mich vom Sehen erinnerte, doch das Cavallino rosso war mir für einen Spontanbesuch allein eine Klasse zu hoch. So landete ich im Due Fratelli. Ich habe schon sehr lange kein derart lieblos zubereitetes Mahl vorgesetzt bekommen: Angetrocknete Salatschnipsel irgendwie auf den Teller geworfen, aufgewärmte Pasta. Aber die Bedienung war sehr nett, und frische Kräuter gab es zumindest aufgemalt am Tellerrand der durchgeweichten Supermarkttortellini (der Hunger trieb’s rein) mit Pressschinken (da half nicht mal Hunger).
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Der nächste Punkt auf meinem Tagesplan (nein, ich kann mich nicht “einfach treiben lassen”, meine Phantasie macht unentwegt Pläne) war der Erwerb eines Gürtels. Als ich Sonntag mit Frau Gaga im Bikinihaus war und überlegte, wonach ich suchen könnte, fiel mir mein Gürtelmangel ein: Ich besitze genau einen Gürtel, und der kam vor etwa 15 Jahren mit einem Businesskostüm, das ich längst aussortiert habe. Doch Frau Gaga hielt mich davon ab, im Bikinihaus zu suchen: Es gebe in den Hackeschen Höfen einen Gürtelhersteller, der mir genau nach meinen Vorstellungen einen machen könne, Gürtel Hoffnung. Und da ging ich gestern hin. Ich sah mich gründlich unter den ausgestellten Modellen um und traf meine Wahl. Die bezaubernde Verkäuferin beriet mich, maß meine Gürtelweite (ich wusste zwar die für Kaufhausgürtel, doch bei einer Maßanfertigung muss ja nicht in 5-Zentimeter-Schritten gearbeitet werden), wählte mit mir den Lederriemen aus, und bat mich, in 20 Minuten wiederzukommen.
Ich setzte mich ins Café Hackescher Hof, das ich ohnehin sehr gern mag, weil es ein richtiges Kaffeehaus ist. Außerdem sehe ich bei jedem Besuch, dass sich hier nicht nur Berlinbesucherinnen gütlich tun, sondern auch ganz offensichtlich Menschen, die in der Umgebung arbeiten oder wohnen.
Die gute Orangen-Joghurt-Torte versöhnte meine Geschmacksknospen.
Und dann holte ich meinen Gürtel ab.
Was Sie sich bei all dem dazudenken müssen: Kontinuierlicher Kontakt mit den kleinen Internetfreundinnen und -freunden über mein Smartphone, sei es im Redaktions-Chat des Techniktagebuchs auf Facebook, auf Twitter oder per E-Mail.
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Überhaupt: Derzeitige Mode in Berlin.
1) Der Haarschnitt, mit dem ich in München as G’schau habe, ist in Berlin Mainstream. Und dann steht er Tanja Haeusler auch noch besser.
2) Kopftuch: Die besonders schicken jungen Frauen tragen ihr Kopftuch voluminös, ausgestopft bis auf Teletubbie-Größe. Oder sind diese Tücher riesig und werden mehrfach gewickelt? Auf jeden Fall habe ich die in München immer noch angesagte Wickelart mit Pillbox-Einsatz am Hinterkopf praktisch nicht mehr gesehen.