Beifang aus dem Internetz – 32
Dienstag, 5. August 2014 um 6:27A bisserl viel vielleicht, dieses Mal?
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Rollstuhlfahrerin Christiane Link über ihre wilde Inklusion (das heißt wirklich so):
“Wie ich im Traum mein Abitur verlor”.
Als ich anfing bei BBC zu arbeiten, war das Erste, was mir auffiel, dass meine Kollegen überhaupt keine Berührungsängste hatten. Niemand stellte komische Fragen, alle fanden es völlig normal, eine rollstuhlfahrende Kollegin zu haben. Irgendwann habe ich dann komische Fragen gestellt. Ich wollte wissen, woher diese Normalität kommt, die ich so nicht gewohnt war.
Die Pointe lesen Sie bitte vor Ort.
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Auch die jungen Leute (TM) haben manchmal ein Leben in diesem Internet, in dem wir wohnen. Wir sind uns hoffentlich darüber klar, dass wir von diesem Leben ziemlich wenig wissen. Umso interessanter sind die Spuren:
“Wie wir* ignorieren, was junge Menschen bei Facebook, Twitter und Youtube interessiert“.
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Richard C. Schneider berichtet jeden Tag mehrfach für unter anderem die ARD aus dem Gaza-Krieg. Dass er es sich nicht einfach macht, hatte ich vorausgesetzt. Doch wie schwierig dieses Berichten im Detail ist, musste er mir in diesem Artikel erst mal erzählen:
“Über Gaza berichten
Gegen die Bilder ist unser Text machtlos”.
Tatsächlich habe ich in den vergangenen Wochen aufgehört, aus den Bildern über Gaza/Israel oder aus der Ukraine irgendetwas zu schlussfolgern (außer die grundsätzlichen Manipulationsversuche). Mag ein Bild von mir aus mehr sagen als tausend Worte: Ich vertraue gerade in diesen Zusammenhängen inzwischen am ehesten Worten.
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“Things on bike lanes” – Ein tumblr über “den ganz normalen Wahnsinn auf Hamburgs Radwegen”.
Wie oft hatte ich beim radelnden Umkurven durch München schon gedacht: ‘Zefix, das müsste man fotografieren und sammeln!’ Für Hamburg hat das tatsächlich jemand gemacht.
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Raul Krauthausen ist Macher, Unternehmer, Autor, Beweger, Aktivist, und das erfolgreich. Aber weil er zudem mit Rollstuhl und Assistenz lebt, darf er aus all dem bloß keinen materiellen Gewinn ziehen:
“Arbeit + Assistenz = Altersarmut”.
Diese Zusammenhänge sind mir nicht neu, doch sträubt mir jeder Fall die Haare.
Wir als Gesellschaft reiben diesen Menschen unverhohlen unter die Nase, dass sie ja wohl auf Kosten aller leben, die diese Unterstützung nicht nötig haben.
Ich denke an das rauschende “Nicht-Hochzeit”-Fest einer damaligen Freundin mit weit fortgeschrittener Nervenerkrankung, die in einer betreuten Wohnanlage lebte. Und die ihren voll berufstätigen Partner (E-Rolli-Fahrer) lieber nicht heiratete und auch nicht mit ihm zusammenzog, weil dadurch die staatliche Unterstützung halbiert worden wäre.
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Ich fürchte, den meisten Hiesigen ist nicht klar, wie schwierig Frauen in den USA eine Abtreibung gemacht wird. Esquire (ausgerechnet Esquire!) portraitiert einen Arzt, der seine glänzende Karriere aufgab, um diesen Frauen wenigstens so weit zu helfen, wie er es als Gynäkologe legal kann – aus christlichen Motiven:
“The Abortion Ministry of Dr. Willie Parker”.
In Mississippi, there is only one clinic where a woman can go if she needs an abortion. The state is trying to close it down. At that clinic, there is a doctor who tends to the needs of these women, and he has to fly in from out of state to do it. There is no shutting him down.
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“How To Build A Ninja Gym Culture That Kicks Ass (While Riding A Dragon)”.
Na, so ganz wäre das nicht mein ideales Sportstudio – “vulgär” mag ich wirklich nicht beim Sport.
Doch zu den vielen Unternehmen, die ich gerne gründen würde, hätte ich auch nur die Spur Unternehmerinnentums im Blut, gehört eine Sportstudiokette. Und zwar eine, die rein auf Spaß basiert, auf Health at every size, auf dem Feiern von Vielfalt.
Dass Bewegung gut tut (schrieb sie und vermied eisern das wenig belastbare “gesund”), und das vor allem wenn sie Spaß macht, hält jeder seriösen Überprüfung stand. Das Ziel meiner imaginären Sportstudiokette wäre, dass Bewegung innerhalb kurzer Zeit auch denen Spaß macht, die sie zunächst gegen inneren Widerstand und aus reinen Vernunftgründen angefangen haben.
Niemandem würde dort unterstellt, sie müsse anders aussehen, schon gleich gar nicht “schlank”, “straff”, “getont” – am liebsten vermiede ich sogar das Wort “Fitness”. Kürzlich habe ich gehört, dass es in den USA inzwischen Summer Camps gibt, in denen jegliche Bemerkung über das Äußere untersagt ist. Klingt nach einer guten Regel für ein Sportstudio.
Eine Trainerin, die als Ziel setzt: 5 Kilo abnehmen – hat dort nichts verloren.
Sehr wohl eine Trainerin, die als Ziel setzt: 5 Kilo mehr heben, 10 Minuten länger rudern, diese eine saublöde Kraftmaschine ins Programm einbauen, die besonders anstrengt, eine Freundin zum Durchhalten motivieren.
Ich bin überzeugt, dass das auch als Geschäftsmodell belastbar ist. Die Fitnessstudiokette, in der meine Mutter alt geworden ist, scheint da gute Ansätze zu habe (Kontakt auf Anfrage). Zumindest geht nicht nur mein über 70-jähriger Vater inzwischen begeistert hin (schon immer bewegungsfreudig, aber eigentlich studiofeindlich), sondern auch meine zeitlebens sportferne Taufpatin (Ende 70) – unter anderem weil sie festgestellt hat, dass sie ihren Alterszucker durch Bewegung in den Griff bekommt und überhaupt keine Medikamente mehr braucht.
Die Sportstätte meiner Träume böte (mit Kooperationspartner) auch Gehirngymnastik an – von Expertinnen-Vorträgen (“Was Sie schon immer erklären wollten, aber niemanden interessiert hat.”) über Sprachkurse bis Podiumsdiskussionen (zum Beispiel zum Thema Bikinifigur).
Und sie wäre ernsthaft barrierefrei.
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“Wie erkläre ich es meinem Kind?
Warum wir in Urlaub fahren”.
Ein Detail allerdings sollte man Kindern so lange wie möglich verheimlichen:
“Erwachsensein fühlt sich nämlich meistens an, als hörten die Hausaufgaben einfach nie auf.”
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“Why I’m Still a Butch Lesbian”.
Popular culture, and women themselves, often imply that I lack many of the most essential qualities of womanhood.
(…)
Ironically, one of the things I share with many women is my eagerness to point out all the ways in which I’m not like other women.
I mean, I’m masculine in all sorts of ways—I am ambitious, logical, aggressive, strong, and highly competitive. And I’m certainly not silly, frivolous, dainty, weak, or overly emotional … Oh dear. That’s where I run into a major problem, isn’t it? When I start listing traits of mine that I’d call masculine, they’re always positive. They’re points of pride. Whereas when I list traits I lack that I’d call feminine, they’re negatives. It seems I can’t consider my own masculinity or lack of femininity without relying on some of the worst and most pernicious sex-based stereotypes. This suggests to me that the enterprise itself is suspect.
Ich träume ja seit meiner Jugend sehr viel sehnsüchtiger von einem Frack als von einer großen Ballrobe. Ich bin überzeugt, dass ich darin großartig und attraktiv aussähe. Nur dass ich für einen Frack leider genauso wenig Verwendung habe wie für die große Robe.
Gleichzeitig trage ich sehr gerne Kleider und Röcke – das eine hat mit dem anderen vermutlich nichts zu tun.
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Noch was zum Gucken:
“Too Cool! 54 ‘Colorized’ Photos From Last Century… The One Of Albert Einstein Will Blow You Away”.
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Und was zum Hören und Gucken:
http://youtu.be/XEhvCCGNEdw
die Kaltmamsell17 Kommentare zu „Beifang aus dem Internetz – 32“
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5. August 2014 um 7:52
Sollten Sie jemals Schweden bereisen, würde ich Ihnen herzlich einen Besuch beim Sportverein/Fitnesstudiokette friskis&svettis ans Herz legen. Dort ist das Hauptziel, Spaß am Sport zu haben, und jeder ist willkommen. Ich bin geradezu bekehrt von diesem Konzept, hätte nie gedacht, dass ich mal Spaß am Sport haben würde.
http://www.sthlm.friskissvettis.se/english/
http://en.m.wikipedia.org/wiki/Friskis_%26_Svettis
5. August 2014 um 9:01
Also mich würde interessieren, welche Fitnessstudiokette das ist. Dankeschön!
5. August 2014 um 9:20
NEIN! Nie zuviel wenns Dir nicht zuviel wird, uns davon zu entlasten, diese Perlen mühsam aus dem Netz zu sieben. (Sorry, Mollusken, aber das Bild ist so schön falsch, dass es bleibt.) Allein die Farbbilder.
Der Junge Mann, der vorwurfsvoll sich selbst und uns gegenüber zu erklären versucht, was Die Jungen Leute im Netz ohne uns machen (ohne dass ich es verstehe), kann beruhigt werden – noch ein paar Jahre, dann kann er es im wahren Leben bei den Teenagern in seiner Umgebung beachten, natürlich falls es welche gibt und er einen Draht zu ihnen hat. (Wireless reicht da nicht.)
5. August 2014 um 9:37
Im Moment, Liisa, heißt diese lokale Ingolstädter Kette LifePark. Der Besitzer hat sie in den etwa 25 Jahren, in denen meine Mutter dort turnt, aber immer wieder umgemodelt, verbessert. Meine Mutter fing in einem Studio namens “Lady Fitness” an, das ihm gehörte.
Wenn ich die Erzählungen meiner Eltern richtig verstehe, gibt es in dieses Studios zwar auch das schreckliche Men’s-Health- / Fit-for-Fun-Training mit Abnehmen, aber auch ein riesiges Angebot an Spaßtraining, vieles gezielt an die Alten gerichtet.
5. August 2014 um 13:06
Na, das ist aber mal wieder eine tolle Sammlung! Vielen Dank!
5. August 2014 um 14:39
Eine schöne, interssante Sammlung. Danke für’s Zusammentragen!
5. August 2014 um 14:50
http://girlsinsuits.tumblr.com/
Vermutlich kennen Sie das Blog eh schon.
5. August 2014 um 18:03
Oh ja, C, die schwedische Unternehmung macht einen ausgezeichneten Eindruck – und der non profit-Ansatz unterstreicht das Konzept.
Den tumblr kannte ich noch nicht, Barbara, vielen Dank!
5. August 2014 um 20:53
Vielen Dank für die zusätzlichen Informationen zur Fitness-Kette. Ich dachte, es wäre vielleicht eine bundesweite Kette. Sehr schade, aber toll, dass Ihr sowas bei Euch habt! Hier oben in MeckPom gibt es insgesamt nicht sehr viel solcher Studios und wenn doch dann die eher unsympathische Variante.
5. August 2014 um 21:24
Aaaah! Ich liebe die Girls in suits. Ich werde an die Damen denken, wenn ich das nächste Mal vor dem Spiegel stehe im blauen Hosenanzug und aussehe wie ein dicker Junge. Ob ich auch eine Krawatte brauche?
5. August 2014 um 21:26
Ich bin überzeugt, Modeste, dass die Krawatte den Ausschlag gibt.
5. August 2014 um 23:27
Ich möchte dann zur Eröffnung Ihrer Kette bitte benachrichtigt werden.
6. August 2014 um 9:46
Zum Thema “die jungen Leute”. Ich ahabe das Glück in meiner Patchwork-Familie 3 Teenager im Alter von 13-17 zu haben. Da bekommt man einiges aus diesem “Dark-Net” mit. Icxh wundere mnich schon lange, dass das von den traditionellen “Kanälen” und den Leuten, die sich professionell Gedanken um die Zukunft des Internets machen, ignoriert wird. Auf dem deutschen Youtube gibt es eine 11-Jährige, die über ihre Klamottenkäufe und Styling-Vorleiben berichtet und deren Videos im Schnitt 50.000 views haben. Das ist die wahre Generation “Internet”.
7. August 2014 um 22:44
Den Bericht der Rollstuhlfahrerin Christine fand ich besonders interessant. Hier in den USA ist der Abbau von Barrieren für Rollstuhlfahrer Gesetz, auf dessen Einhaltung streng geachtet wird, und auch in den Schulen ist Inklusion Pflicht.
Die Sache mit den hasserfüllten Pro-Choice-Gegnern ist dagegen wirklich beklemmend. Wenn man hier als Europäer lebt, ist der religiöse Fundamentalismus und die Wissenschaftsfeindlichkeit, auf die manche Politiker auch noch stolz sind, kaum nachzuvollziehen.
Zum Glück lebe ich in Maine, einem der liberalsten und “ungläubigsten” Staaten.
8. August 2014 um 21:57
Entschuldigung, aber der Tumblr über die Hamburger Radwege macht mich aggressiv. Die zahlreichen parkenden Streifenwagen dort sagen eigentlich alles, wie es um Hamburg als “Fahrradstadt” bestellt ist. Ich werde den Link mal an König Olaf weiterleiten.
9. August 2014 um 10:56
Bin ich als Radfahrer in Hamburg unterwegs ärgere ich mich vor allem über die schadhaften Radwege, nutze deshalb gelegentlich, wenn auch ungern, die Fahrbahn und ich ärgere mich über Fußgänger, welche die gesamte Breite des Fußwegs (incl. Radweg) besetzen.
Bin ich als Autofahrer unterwegs ärgere ich mich allerdings auch über Radfahrer. Ein Großteil scheint nicht die geringste Ahnung zu haben, wie man sich im Straßenverkehr zu verhalten hat. Richtungsänderung wird nicht angezeigt, Ampelfarben spielen keine Rolle usw.
zu Christiane Link: ich habe viel gelesen über Inklusion in der letzten Zeit und fände es gut, wenn sie ihre eigene Behinderung bei der Beurteilung nicht zum Maß aller Dinge machen würde. Rollstuhlfahrer, Legastheniker hat es während der Schulzeit meiner Söhne im Gymnasium (einer machte auch 1996 Abitur) schon gegeben.
Wenn aber z.B. Eltern eines Jungen mit Down-Syndrom (ZEIT-Artikel) darauf bestehen, er solle zusammen mit seinen Mitschülern ins Gymnasium aufgenommen werden, obwohl er – wie sie einräumen – niemals in der Lage sein würde, Abitur zu machen, bin ich schon der Meinung, dass der Gedanke einer an sich wünschenswerten Inklusion ad absurdum geführt wird. Ob dem Kind damit wirklich etwas Gutes widerfährt?
Und das sollte doch der zentrale Gedanke sein: es muss gut sein für das betreffende Kind. Deshalb ist Differenzierung m.E. zwingend notwendig
9. August 2014 um 14:46
Das Fitnesskonzept klingt klasse! Ich finde mein derzeitiges Fitness Studio (nur für Frauen) sehr angenehm, weil dort viel Wert auf Gesundheit der Besucherinnen gelegt wird und eine bunte Altersstruktur vorherrscht – so ganz ohne den üblichen Abnehmkram gehört es dort aber nicht. Ich vermute mal, dass die Zielgruppe das auch so fordert und ein Studio, welches ganz auf die Abnehmthematik verzichten würde, es wirtschaftlich schwer hätte… :-(