Journal Donnerstag, 25. September 2014 – Reparaturen
Freitag, 26. September 2014 um 9:28Nochmal Morgenkaffee vom Bäcker (Instant-Espresso bräuchte ja Milch, die ich ohne Herd nicht erhitzen kann).
Da der Mitbewohner und ich beide den ganzen Tag außer Haus waren, sprangen meine Eltern zum Handwerkerbeistehen ein – wie schon vergangenen Donnerstag. Ich hätte es eigentlich ahnen können: Mein Vater kann nicht einfach herumsitzen (Lesen beschäftigt ihn nicht länger als 15 bis 30 Minuten), er muss sich irgendwie beschäftigen. Und das nimmt fast unweigerlich die Form von Reparieren an.
Am Telefon hatte er mir bereits erzählt, dass er letzte Woche die Deckenlampe im Wohnzimmer gereingt habe – weil dort so viele tote Insekten ruhten, habe er vorher ein örtliches Bestattungsinstitut informieren müssen. Nun stellte sich heraus, dass er sich auch um das kaputte Schloss (abgebrochener Schlüssel) des alten Garderobenschranks im Flur gekümmert hatte: Da drei Schlüsselläden behauptet hatten, oh, das sei schwierig, das müsse man einschicken und maßfertigen lassen (kein handwerklicher Ehrgeiz), hatte mein Vater im Baumarkt einen schlichten einbärtigen Schlüssel besorgt und in seiner kleinen Werkstatt so lange bearbeitet, bis er passte (handwerklicher Ehrgeiz).
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Als Hiwi arbeitete ich während meines Studiums bis Mitte der 90er für einen Professor (Englische Literaturwissenschaft), der bei seiner wissenschaftlichen Recherche keine Quellen notierte. Wenn er seine Aufsätze zur Veröffentlichung fertig machte, bat er dann uns Hiwis, die Quellen für die verwendeten Zitate zu recherchieren und als Fußnoten einzufügen. (Das verschwieg ich, als ich später als Dozentin den Studierenden einbläute, bei Notizen immer gleich die Quelle abzuschreiben.) Es minderte seinerzeit ein wenig unseren fachlichen Respekt vor dem Professor, doch lernten wir Hiwis so nicht nur die Bibliothek gründlich kennen, sondern hatten am Ende unseres Studiums alle vorhandenen wissenschaftlichen Zeitschriften mal in der Hand gehabt und die Gesamtwerke praktisch aller großen Schriftstellerinnen und Denker mindestens einmal durchgeblättert. In verschiedenen Ausgaben. Vor der Verfügbarkeit digitaler Versionen.
Nietzsche? Kenn’ ich. Ich musste einmal einen einzelnen Satz in seinem Gesamtwerk finden. (Von Verstehen hat niemand was gesagt.)
Daran musste ich gestern denken, als ich gebeten wurde, in den Dateien der Firma etwas aus dem Jahr 2012 zu finden. Von jemanden, der das Material damals erstellt und abgelegt hat.
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Wo kam eigentlich die ganze Arbeit her? Und dann auch noch so viel?
Mittags den Teil des Ernteanteils verarbeitet, der wirklich schnell gegessen werden muss: Blattsalat. Dazu Tomaten und Frühlingszwiebeln aus dem Ernteanteil. Den Spinat hatte ich meinen Eltern mitgegeben.
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Abends Termin bei der Kosmetikerin – in der Küchenumbruchszeit eigentlich blöd, doch den Termin hatte ich schon vor zwei Monaten vereinbart, Abendtermine sind rar. Und damals sollte ja alles in der ersten Septemberwoche rum sein.
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Der Mitbewohner wollte daheim essen und hatte eine Discounterbrotzeit angerichtet. Immerhin mit einem vom Kollegen gebackenen Brot.
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Der Stand der Küche. Die Spülenseite, noch ohne Wasserhahn:
Gegenschuss Herdseite, noch ohne Herdanschluss:
Nochmal alles zusammen:
Es fehlt noch das Anschließen von allem, das eine oder andere Stück wurde nicht oder falsch geliefert, die Unterseite der Hochschränke links sollte eigentlich Lämpchen enthalten. Wie’s halt so ist. Von Lampen ganz zu schweigen.
Dafür muss ich Ihnen zeigen, wie zauberhaft der Mülleimer unter der Spüle einer solchen Luxusküche aussieht:
Mit Schäufele und Besen!
die Kaltmamsell12 Kommentare zu „Journal Donnerstag, 25. September 2014 – Reparaturen“
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26. September 2014 um 9:41
Guten Morgen, sehr ungewöhnliches Abendessen, sind das da Haribos in der
Plastikdose?
Schönen Freitag und schönes Wochenende
26. September 2014 um 9:46
hihi, Schäufele, das essen wir im elterlichen Baden ja an Heilig Abend.
Tolle Küche. Können Sie etwas näher auf die Deckel der zauberhaften Mülleimerlösung eingehen? Ich suche schon lange nach einer Lösung die einhändige Müllentsorgung zu optimieren.
Außerdem immer wieder Danke für Ihre täglichen Beiträge.
26. September 2014 um 10:29
sehr schön. herd direkt gegenüber des backofens, i presume?
und: spritzschutz für die wände? wird da noch was gekachelt?
und: die kühlschranktüren zur flurseite zu öffnen, nicht zur küchenseite?
26. September 2014 um 11:12
Spritzschutz, adelhaid: Auf der Herdseite ist eine Platte aus dem Material des Arbeitsfläche an der Wand angebracht (in Weiß, muss man genau hinschaun), über der Spüle bekommt die Wand hoffentlich heute einen Latex-Anstrich.
Kühlschrank geht zur Küche auf, Türen sind wohl symetrisch gebaut und haben an beiden Seiten Griffe.
(Wenn’s nach meinem Vater ginge, würde der Boden auf Werkeinstellung zurückgesetzt. Ich habe mich – noch – erfolgreich gesträubt. Was haben die Leute bloß gegen anthrazitfarbene Fugen?)
26. September 2014 um 11:59
ahja. und welches material ist das?
wir haben um unseren biomülleimer herum die wand auch schützend gestrichen, mit etwas, dass uns als elefantenhaut verkauft wurde. das musste natürlich sofort gekauft und genutzt werden. auch sehr praktisch (latexfarbe war vorher an den küchenwänden, sehr zum ärger des malers, der sich um eben diese kümmern sollte).
sehr schick, alles. und so schön hell für die folgenden fotos von tollen gerichten!!!
26. September 2014 um 12:31
Der Mülleimer ist ja die reine Pracht. Ich glaube ich könnte mich nur schwer überwinden und verschämt meinen alten weiter benutzen, aber ihnen schöne kommende Küchenorgien.
26. September 2014 um 12:59
Oh, das Kehrensemble kenne ich, da weiß ich den Küchenhersteller, glaub ich :-) Wir hatten das tatsächlich damals wieder zurückgebracht, weil uns das zu niedrig war (dabei haben wir es noch gar nicht im Rücken) und ein Nicht-Küchen-eigenes angeschafft mit vier Riesenmülleimern. Und was soll ich sagen: Voll werden sie immer (ok und in einem lagern wir Tüten und Taschen). Viel Spaß mit der neuen Küchen! Ist herrlich, grad das Einräumen!
26. September 2014 um 13:45
Sieht jetzt bereits wunderschön aus! Mein Highlight wäre der Ich-muss-mich-nicht-bücken-Backofen!
26. September 2014 um 16:30
Sehr, sehr schöne Küche, schlicht und edel zugleich. Meine Prognose: Das Backrohr in Augenhöhe wird Sie begeistern!
26. September 2014 um 16:45
Congratulations!
26. September 2014 um 18:52
Das Mülleimerschubladenfoto erinnert mich an Wien.
(in der Ferienwohnungs-Superküche mit dem komischen Induktionsherd war genausoeine Schublade, leider waren unten im Hof keine adäquaten Tonnen für den vielfältig getrennten Müll – oder ich habe sie nicht alle gefunden).
Bei mir hat die Schublade allerdings keine Begehrlichkeiten geweckt, weil die einzelnen Einheiten für meine Bedürfnisse ein bißchen zu klein wären. Die größte Partition ist bei mir daheim immer noch der “Restmüll”, und der kommt in einen bildschönen, nicht zu kleinen Chromzylinder. Papier, Pappe und Glas kommt in den Schrank unter der Spüle. Bei Trennung von Plastiksahnebechern vom Aluminiumdeckel hört bei mir die Trennung auf. Bzw. schon vorher. Ich habe auch noch andere Lebensaufgaben. Lieber beim Einkaufen übermäßige Verpackungen vermeiden. Biomüll füttere ich auch nicht. Die Sporen sind mir unheimlich (und auch nicht ungefährlich für ehemalige Asthmatiker), die da hochsteigen, wenn man den Deckel aufmacht. Bin ich auch zu faul.
29. September 2014 um 12:52
Ja bei Schäufele hatte ich auch eher eine kulinarische Impression – allerdings in meinem Fall die fränggische Variante ;-)
Eng kommt sie mir vor die Küche – ist da kochen à deux möglich (oder überhaupt vorgesehen)?
Hier in der CH gehört die EBK mit zur Mietwohnung, was sich in meiner Wahrnehmung gerade in die nahgelegenen dt. Mietangebote durchschlägt. Erleichtert den Umzug, nur mit Wunschküche ist’s halt nix.
Grüsse
antje