Archiv für September 2014

Journal Montag, 22. September 2014 – Salaam in Lederhose

Dienstag, 23. September 2014

Morgenkaffee wieder vom Mitbewohner in der Bäckerei erjagt.

Um acht kam der Maler für den nächsten Schritt in der Küche.

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Es war ziemlich kalt geworden, ich brauchte zum Radeln in die Arbeit erstmals wieder Ledermantel.

Heftige, lange und verschiedene Arbeit.

Wie schon vergangenes Jahr hatte sich der Biergarten unterm Bürofenster in ein Mini-Oktoberfest verwandelt: Er liegt direkt an der Hackerbrücke, der S-Bahnhaltestelle, an der die meisten Besucher des Oktoberfests aussteigen. Und nun dudelt ab morgens Partymusik aus Lautsprechern (Roberto Blanco bis Herbert Grönemeyer), ab 14 Uhr immer häufiger übertönt vom Gröhlen Betrunkener.
Jedes Stückchen Grün im gesamten Häuserblock ist mit mannshohen Gittern umstellt, um die Wildpiesler wenigstens ein bisschen fernzuhalten.

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Abendessen im Sara Grill – wieder köstliche Grillspieße, exotisches Fladenbrot mit leichter Pfannkuchennote, aromatisches Sauergemüse.

Als in meinem bodengerichteten Blickfeld ein Paar Haferlschuhe auftauchte, wurde mir klar, dass ich nicht mal hier vor Oktifest-seligen Lederhosenträgern in Tischdeckenhemden sicher war. Was ich allerdings in Ordnung fand, als der entsprechend Gekleidete den Bedienerich herzte und mit “Salaam” grüßte.

Auf dem Heimweg noch an der arabischen Bäckerei Nawa in der Landwehrstraße hängen geblieben, gefüllte Kekse gekauft (Walnuss / Datteln / Pistazien) und ein Schälchen weißes Dessert, das der Herr hinter der Theke uns als “Milchpudding” erklärte. Ich wollte dann auch noch den Originalnamen wissen: Mihallabiyya (er musste ihn zweimal sagen, bis ich mich nachsprechen traute – das erste I hört man eigentlich nicht). Er schmeckte sehr gut, deutlich nach Kardamom.
Die Kekse waren sehr gut, deutlich frischer und mürber als die, die ich vor ein paar Wochen in der Schwanthalerstraße gekauft hatte. (Im Umkreis von 200 Metern öffneten vergangenen Winter auf einen Schlag drei arabische Bäckereien.)

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Stand der Küche, nachdem der Maler die Wände schön glatt und malbar gemacht hat.

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Jo Lendle probiert als Chef des Hanser Verlags aus, was mit E-Books so geht – zum Beispiel die Veröffentlichung von einzelnen Texten, die für ein eigenes gedrucktes Buch zu kurz wären (ich denke sofort an Stephen Kings Different Seasons, dessen vier Geschichten ja nur deshalb als Buch zusammen veröffentlicht wurden, weil sie einzeln zu kurz waren): Die Hanserbox.

Ich war ja sehr gespannt gewesen, welche praktische Auswirkung seine grundsätzliche Haltung zur Zukunft des Buchs haben würde: Diese gefällt mir sehr, zumal sie wahrscheinlich auch verlagsintern gut verträglich ist, dennoch ein anderes Lesen und Lesenkaufen eröffnet. Hier die Vorschau der Hanserbox.

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Wer hätte gedacht, dass doch noch mal der Tag kommen würde, an dem ich mir ein Make-up Tutorial ansehe? Ganz!

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http://youtu.be/zyNa9kqq8mk

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Das dörfliche China verschwindet. Wang Yuanling versucht dieses Verschwinden mit seinem Fotoapparat festzuhalten.
“Quiet, haunting photos of vanishing villages in China’s rural countryside”.

In his project The Degradation of Villages, Chinese photographer Wang Yuanling gives us a glimpse into a vanishing world. China’s near miraculous economic transformation has resulted in the largest internal migration in human history. As over 160 million Chinese, many of them young people, left their rural villages for the booming urban centers and the promise of a better life, the aging and the elderly were left behind in forgotten areas. Wang’s project focuses on just one of these places, a village in the Daba Mountains of remote Sichuan province.

Journal Sonntag, 21. September 2014 – Isarlaufen ist toll

Montag, 22. September 2014

Wieder lang geschlafen. Fehlende Küche zwang mich empörenderweise zum Ändern meiner Morgengewohnheit, erst lecker Milchkaffee zu trinken und mich dann zu waschen und anzuziehen: Ich zog mich erst an und holte extern den Morgenkaffee. Es wurde dann auch noch ein zweiter Kaffee, denn es regnete eine Weile, und das wollte ich fürs Laufen abwarten.

Das Warten lohnte sich, mein Isarlauf war traumhaft – und förderte genau die Ideen zutage, die ich gerade brauche und auf die ich gehofft hatte. Ich hatte tatsächlich mein Telefon dabei, um eventuell auftretende Ideen draufzusprechen (wie in so’m doofen Woody-Allen-Film!).

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Ideen notiert, entsprechende Recherchen angestellt, nach einem Geburtstagsgeschenk gejagt (im Draußen, nicht im Web).

Zum Nachtmahl mochte ich nicht schon wieder Kühlschrankreste, der Mitbewohner holte uns Spinatbörek (für mich) und ein Döner (für ihn) vom freundlichen Nachbarschaftstürken.

Geradezu unklamaukiger Münster-Tatort. “Interessiert Sie meine Meinung als Koryphäe?” sollte man tatsächlich öfter anwenden.

Journal Samstag, 20. September 2014 – Hoffest im Kartoffelkombinat

Sonntag, 21. September 2014

Ungewöhnlich lang geschlafen, nach halb neun sah der Mitbewohner besorgt nach mir (Nichtaufstehen ist gerne mal ein Hinweis auf Migräne). Doch vermutlich fand mein Organismus ohne Morgentermin und ohne Aussicht auf Kaffee schlicht keinen Anlass zu endgültigem Wachwerden. Angenehmerweise ließ sich der Mitbewohner zum Holen von Togo-Kaffee in einer benachbarten Bäckerei manipulieren.

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Kurzer Einkauf in der bereits zu 95% verdirndelten Innenstadt. In der Drogerie Hela sah ich mich beim Anblick der Verkäuferinnen gezwungen, mit “Hollereidulljö” zu grüßen statt mit Grüß Gott. Um nicht zum naheliegenden Helau zu greifen.

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Auf Twitter berichtete ich, dass meine Mutter sich zum 70. Geburtstag ein Fest mit Landhauskleidung wünscht. Und klagte, dass ich nur noch knapp 3 Wochen habe, genug Liebe für eine unzynische Kleidungsidee zusammenzukratzen – schließlich ist es ihr Geburtstag, und ich möchte gerne endlich die Pubertät überwunden haben, in der ich meine Idiosynkrasien selbst bei solchen Anlässen über schlichte Freundlichkeit stelle. Und im Freundeskreis meiner Eltern (Mischung aus gebürtigen Oberbayern und Oberbayerinnen mit vielen zugezogenen aus Franken, Osnabrück, Berlin, Madrid) gilt halt als schönster Festtagsschmuck, was noch vor 30 Jahren Rindern beim Almabtrieb vorbehalten war.

In diesem Fall zeigte sich, wozu all die #609060-Fotos der vergangenen Jahre gut waren: Hilfreiche Twitterinnen empfahlen gezielt Kleidungsstücke aus dieser Bilderreihe, mit denen in Kombination mit Trachtenhalstüchern und Brezelschmuck Landhaustaugliches wird. Problem gelöst! (Ich liebe das Internet.)

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Wir vom Kartoffelkombinat feierten am Nachmittag und Abend ein Hoffest in der hauptbeliefernden Gärtnerei. Da es vormittags heftig geregnet hatte, entschied ich mich gegen Radeln ab S-Bahnhof und freute mich über den Shuttleservice, den die Organisatoren bereitstellten.

Schon am S-Bahnhof Karlsfeld erkannten wir Genossenschaftler einander an Kuchen und Schüsseln im Arm (ich in Ermangelung einer Küche leider ohne) oder Gummistiefeln an den Füßen.

Es war eine wundervolle Atmosphäre zwischen und in den Spätsommersonne-beleuchteten Gewächshäusern. Genossenschaftsgründer und Vorstandsmitglied Daniel zeigte uns die Gärtnerei, führte ins Thema Hybrid-/samenfeste Pflanzen ein, mit dem gerade experimentiert wird (und wieder lernte ich: Es ist kompliziert), erzählte vom derzeitigen Stand der Genossenschaft (500 Haushalte, gerade beginnen 40 weitere die Testphase), erläuterte anhand von Details wie Gewächshausbeheizung (nein) neueste Entwicklungen in der globalen Landwirtschaft sowie Struktur und Hintergründe des Kartoffelkombinats. Ich fühlte mich bestätigt, dass ich hier richtig bin: Schmunzelnd berichtete Daniel von den entsetzten Reaktionen befreundeter Unternehmer und Start-up-Gründer, wenn er in solchen Kreisen von der gründlichen Missachtung betriebswirtschaftlicher Glaubenssätze berichtet. Nein, es wird nicht so viel Gewinn herausgeholt wie möglich. Nein, es werden nicht so niedrige Preise und Gehälter gezahlt wie möglich. Aber auch: Nein, das hier ist keine Dienstleistung wie die Ökokiste, sondern ein Gemeinschaftsprojekt aller Mitglieder.

Das war, so erfuhr ist, das erste Hoffest, das ganz von den Genossen und Genossinnen organisiert wurde – für die Gründer und Manager ein Zeichen, dass sich die Unternehmung in die richtige Richtung entwickelt, dass sich immer mehr Mitglieder aktiv beteiligen.

Es gab Tomatensorten zu probieren (meine Lieblinge waren die kleine Favorita und die gelbe Ochsenherz):

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Eine herzliche Begrüßung:

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Interessantes während der Gärtnereiführung: Das hier ist abgeerntete Minze, die sich bis zum nächsten Jahr selbst überlassen wird. Sollten die hübschen Käfer überhand nehmen, leiht sich die Gärtnerei einige Hühner vom Nachbarn aus, die dann eine Woche in diesem Gewächshaus leben und die Käfer wegfressen.

Gewächshaus, unbeheizt (rechts wachsender Pak Choi, ganz links Tomaten in Endphase):

Sieht belanglos aus, ist aber das angrenzende Stück Land, das wir sehr gerne pachten würden, um viel mehr im Freiland anzubauen als bisher (vor allem Lagergemüse für den Winter, also Wurzeln). Doch der Bauer, dem der Grund gehört, mag einfach nicht recht. Der verhandelnde Daniel meinte, dass er auch hier viel lerne, was in keinem Buch über Betriebswirtschaft steht.

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Wenn ich schon Gummistiefel anhatte, wollte ich sie auch ausnutzen (ich musste allerdings suchen, bis ich eine wirklich befriedigende Pfütze fand):

Köstlichkeiten vom Buffet, der Salat frisch geerntet:

Nicht abgebildet unter anderem:
– Kinder, die mit frisch geernteten Karotten am Grün herumliefen, immer wieder daran knabbernd.
– Ein riesiger Wasserkessel, in dem vor Ort gemachte Gnocchi gekocht wurden, serviert mit vor wenigen Wochen gemeinschaftlich eingekochtem Tomatensugo.
– Die beiden Bienenvölker, an denen eine Gruppe Genossenschaftlerinnen seit Anfang dieses Jahres das Imkern lernt, das vielleicht irgendwann in Jahren zur Versorgung der Genossenschaft mit Honig führt.

Journal Freitag, 19. September 2014 – Kloster Seeon

Samstag, 20. September 2014

Kurz nach 7 das Haus verlassen, weil die Firma sich zu einer Firmenveranstaltung im tiefen, nur mit Auto erreichbaren Chiemgau traf, wohin uns die einzige hiesige Autobesitzerin des Teams (neben Chef) fuhr, an deren nächstgelegender S-Bahn-Station sie uns einsammelte. Sogar noch Zeit für einen Togo-Kaffee gehabt.

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Die Örtlichkeit im Chiemgau war das Kloster Seeon, das wirklich ganz zauberhaft ist, nicht nur als Tagungsort. Ein Luftbild zum Überblick zeigt deren Website. Manche Details wirken, als käme gleich der junge Peter Alexander mit einer schmissigen Band um die Ecke gebogen.

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Anderes erzählt von der früheren und der jetzigen Nutzung des Klosterbaus.

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Zurück fuhr Chef einen Kollegen und mich bis zur S-Bahn Sauerlach. Bereits die letzten 10 Minuten dorthin gewitterte es und regnete kübelweise. In München holte ich mir noch unterirdisch Semmeln zum Abendbrot (unseren alten Kühlschrank übernimmt einer unserer Putzmänner, deshalb steht er noch nutzbar im Wohnzimmer und enthielt Käse), doch auch hier regnete es inzwischen, wie der Spanier so schön lautmalerisch sagt, chorros. Ich wollte vor allem schnell heim, gesellte mich also nicht im U-Bahnhof Sendlinger Straße zu den unterstehenden Menschen, sondern krempelte die Hosenbeine hoch, nahm die Sandalen in die Hand und stürzte mich hinaus. Nach 150 Metern war ich daheim und so nass, dass ich mich lieber aller tropfender Kleidung direkt hinter der Wohnungstür entledigte.

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Über Käsesemmeln Twittertimeline hinterhergelesen und in der reizenden Website Sekundenschaf geblättert, gekichert, gleich selbst einen Beitrag eingereicht.

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Stand der Küche: Gestern verschloss der Maurer die Kabelschächte und -löcher in den Mauern. Die Vormittagsschicht des Beistands übernahmen meine Eltern (und schmückten bei der Gelegenheit das Wohnzimmer mit zwei Blumensträußen, beluden zudem den Kühlschrank mit Wurst und Käse), nachmittags war der Mitbewohner da.

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Journal Donnerstag, 18. September 2014 – Geburtstagswagyu

Freitag, 19. September 2014

Wenn ich mir eh keinen Kaffee machen konnte, konnte ich gradsogut zum Sport radeln. Also ein Stündchen an Geräten gedrückt und gehoben. War ungewohnt anstrengend, ein wenig Sorgen bereitete mir die deutliche Schwäche meines linken Arms. Dass die durch Knochensporn im Halswirbel beengten Nerven zu konstanten mittelleichten Schmerzen und regelmäßiger Taubheit in Schulter und Arm führen, darauf bin ich ja eingestellt. Doch Kraftverlust hatte der Neurochirurg als irreversibel bezeichnet.

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Wundervolles Spätstsommerwetter, durch das offene Bürofenster kam herrliche Luft herein.

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Küchenstand, nachdem der Elektriker die Leitungen nach meinen Steckdosen- und Lichtwünschen verlegt hatte.

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Die Steckdose rechts über der Spüle ließ er eigens durch Telefonanruf nochmal verifizieren. Aber ja: Wenn ich nach heißem Wasserbad die Mischung durch kaltes Wasserbad schnell abkühlen möchte, brauche ich für den Elektromixer eine Steckdose bei der Spüle, und zwar oben, weil Wasser und Strom.

Der Mitbewohner erzählte, die Arbeiten seien sehr, sehr laut gewesen. Es sei eine Nachbarin aus dem Nebenhaus vorbeigekommen und habe sich besorgt erkundigt, wie lange das noch gehen werde. Ich hatte zwar einen warnenden Zettel an den Eingang unseres Hauses gehängt, aber nicht das Nebenhaus bedacht – die geplagte Dame arbeitete in dem Büro, das direkt an die Küche grenzte. Ich erinnere mich noch zu gut und mit Schrecken an den Lärm, den vor anderthalb Jahren die Komplettrenovierung der Wohnung über uns verursacht hatte, vor allem die Mauerarbeiten.

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Zur Feier des Mitbewohnergeburtstags gab’s Fleisch in einem darauf konzentrierten Lokal, dem Goldenen Kalb. Wir hatten ein T-Bone vom Wagyu, aus dem Reifeschrank ausgesucht, das ausgezeichnet schmeckte. Auch die Artischocke, die ich als Vorspeise aß, war sehr gut (mit Korianderkörndln zwischen den Blättern gekocht, gute Idee). Doch es ist schon arg laut im Lokal, auch dunkel (deshalb keine Bilder), eher was für größere Gruppen.

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Nicht frisch, aber gerade erst entdeckt:
“What do you get when you take a former Australian prime minister’s epic ‘Misogyny Speech’ and set it to music? This.”

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http://youtu.be/tpavaM62Fgo

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Schlimm, wenn jemand einen schlimmen Tag hat, an dem praktisch alles daneben geht. Seit es Blogs gibt, können sich zumindest andere daran ergötzen.
“Blogging November – 1051”.

Als ich die Brille wieder aufsetzte, sah die Küche aus, als habe jemand aus der Achterbahn gekotzt. 30 qm Fußboden, Tisch, 4 Stühle, 2 Arbeitsplatten, 2 Kaffemaschinen, Kühlschrank, Schränke. Alles voll. Mit Stücken.

Meine erster Reflex war, wegzugehen und so zu tun, als wäre nichts gewesen. Leider steht mir diese Option im Büro nicht zu Verfügung, da ich dort eine Person spiele, die alles total im Griff hat.

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Wir hier auf der unglaublich weltgewandten und mondänen Vorspeisenplatte wissen natürlich, dass in USA immer noch per Scheck gezahlt wird, inklusive Miete und Einkommen. Dank dem Techniktagebuch-Korrespondenten André Spiegel wissen wir jetzt aber auch, dass es in den USA banktechnisch vorwärts geht. Wenn man unter “vorwärts” wie André Spiegel “Postkutsche mit Tastatur” versteht:
“1776ff.”

Journal Mittwoch, 17. September 2014 – Schnitzelgartennachschlag

Donnerstag, 18. September 2014

Der letzte selbst gemachte Morgenkaffee bis auf Weiteres, denn um acht kamen die Handwerker: Zwei Herren, die die vorhandene Küche beseitigen sollten, ebenso die Wandfliesen. Das übernahm nämlich in unserem Fall interessanterweise gleich die Firma der Installateurin. Diese kam dazwischen vorbei und sah sich die bereits freigelegten Wasseranschlüsse an, testete zudem, wie gut die Kacheln von der Wand zu entfernen sind. Sie war zuversichtlich, meinte aber, dass voraussichtlich auch am Samstag gearbeitet werden müsste – je nachdem, wie heftig der Elektriker am Donnerstag die Wände rannähme.

(Jetzt muss ich einen Absatz lang von der umwerfenden sommersprossigen Niedlichkeit dieser urbayerischen Installateurin schwärmen, auf die Gefahr hin, das könnte wirken, als nähme ich sie nicht ernst. Dabei nahm ich sie echt ehrlich ungeheuer ernst, wie sie da in Hosenanzug und Ballerinas unter die Spüle kroch, um kurz mal nach dem Leck zu sehen, von dem ihr Mitarbeiter gesprochen hatte, und wie lediglich hin und wieder ihr hochgewurschtelter Blondschopf hervorlugte. Ein bestimmter Typus Frau mit Werkzeug macht mich überfallartig verliebt.)

10.15 Uhr kam der Mitbewohner aus der Schule (hatte nur die ersten beiden Stunden zu unterrichten) und ich radelte ins Büro.

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Hochkonzentrierte Arbeit, während unten im Biergarten echter Altweibersommer ausbrach.

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Erste Mahlzeit ohne Küche war dann auch ein wunderbarst überraschender Nachschlag im bereits verabschiedeten Schnitzelgarten.

Wir hatten enormes Glück, noch eine Tischdecke zu erwischen, die nicht bereits zu Hemden für Oktifestverkleidung verarbeitet war.

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Stand der Küche:

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Journal Dienstag, 16. September 2014 – Friseur und Küchenabschied

Mittwoch, 17. September 2014

Nochmal Crosstrainerstrampeln, bevor das mindestens eine Woche wegen Küchentauschs nicht mehr möglich ist (Crosstrainer unter Dingen begraben, morgens Handwerker und Handwerkerinnen im Haus).

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Nach bedecktem Morgen Altweibersommerwetter, mittags eine halbe Stunde Zeitunglesen in der Sonne.

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Abends der lang ersehnte Friseurtermin – sehr kurze Haare fühlen sich überraschend schnell zu lang an. Unterhalten wurde ich mit Geschichten aus dem Gefängnis (LARP in der JVA Landshut, “Hotel Stalin”). Sie bekommen beim Haareschneiden immer nur Klatsch und Tratsch aus Königshäusern? Tja, Augen auf bei der Friseurwahl!

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Daheim Überraschung und große Freude: Anne Wizorek hat mir ihr Buch schicken lassen, Weil ein #Aufschrei nicht reicht. Für einen Feminismus von heute.

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Dem Mitbewohner war zum Abendessen doch noch etwas eingefallen, was zumindest den Backofen ordentlich verdreckt: Spareribs, aka Schberrips.

Tschüss, Küche, danke fürs Durchhalten.

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Heftiger Artikel in GQ über sexuelle Gewalt im US-amerikanischen Militär:
“’Son, Men Don’t Get Raped’”.

Vielleicht hilft das zu verstehen, dass es bei Vergewaltigung nicht um Sex geht, sondern um Gewalt und Macht.

“In a hypermasculine culture, what’s the worst thing you can do to another man? Force him into what the culture perceives as a feminine role,” says Asbrand of the Salt Lake City VA. “Completely dominate and rape him.”
(…)
Men develop PTSD from sexual assault at nearly twice the rate they do from combat.
(…)
Whistle-blowers have alleged that the VA’s regional offices routinely destroy veterans’ medical records in an effort to escape a massive systemic backlog. Nearly 60,000 new patients have been made to wait ninety days or more since 2004, with some 65,000 others never getting to see a doctor at all. At least twenty-three veterans have died while waiting for care. In May, Eric Shinseki, the head of Veterans Affairs, resigned under pressure.

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Etwas heiterer: Bin sehr verliebt in diese Überschrift:
“Male birth control: if you build it, will they come?”
Und teile Jessica Valentis Bedenken.