Journal Montag, 15. September 2014 – Pfandflaschen
Dienstag, 16. September 2014Bei Dunkelheit aufgewacht und aufs Klo gegangen, nicht mehr recht einschlafen können. Blick auf die Uhr: Halb sechs. Na, wegen der halben Stunde konnte ich ja auch gleich aufstehen. Doch als ich den Wecker meines Telefons ausschalten wollte, stellte ich fest, dass es erst halb fünf war – die Uhr war stehen geblieben.
Dann ging doch noch ein bisschen leichter Schlaf.
Crosstrainergestrampel, derzeit wegen Küchenumräumens ein wenig weiter rechts.
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Nach der Arbeit Pfandflaschen zurückgebracht. Ich glaube, ich lass das mit dem Bier- und Limotrinken einfach ganz: Die Pfandflaschen stehen bei uns immer derart lang hässlich herum, bis ich oder der Mitbewohner Gelegenheit zum Wegbringen finden.
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Wetter bis zum Nachmittag düster und wolkig, zumindest mild. Im Lauf des Nachmittags kam Sonne dazu.
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Zum Nachtmahl bereitete der Mitbewohner in einem der letzten unverräumten Töpfe aus Küchenschrankbestand Nudeln mit Tomatensoße.
Über YouTube auf Fernsehbildschirm “Mary Beard in Pompeii” geguckt:
http://youtu.be/mnIY6AE4m6E
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Frau Nessy hat sich Braunkohletagebau angesehen und ein verschwindendes Dorf fotografiert.
“Braunkohletagebau Inden & Pier”.
Als ich in Pier ankomme und dort herumgehe, steht vor einem der Häuser ein Mann und schaut hinauf. Er trägt Rennradkleidung, hat einen Helm auf. Er ist ein bisschen älter als ich, vielleicht Anfang 40. Ich frage ihn, ob er hier aus dem Ort komme.
“Meine Eltern hatten die Kneipe hier.” Er deutet auf das Haus gegenüber, ein Mehrfamilienhaus. Rechts und links vom Eingang hängen zwei kaputte Außenleuchten. Die Leuchtreklame am Haus ist zersplittert. “Es gibt so eine Facebookgruppe von dem Ort hier. Einer hat dort geschrieben, dass es jetzt soweit ist. Dass diese Woche abgerissen wird. Deshalb bin ich nochmal hergekommen.”
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Kleinerdrei ist zurück aus der Sommerpause. Mit einer persönlichen Geschichte, die nochmal die Frage beantwortet: Warum verlässt sie ihn nicht einfach?
“Jede fünfte Frau erlebt häusliche Gewalt. Ich bin eine von ihnen.”
Ich saß beim Arzt, unfähig, mir eine Geschichte auszudenken. Er fragte: “War das der Vater?” Und dann: “Sie schlagen alle immer auf das linke Ohr. Wenn es das linke Ohr ist, dann war es immer der Mann.”
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Gerne im jüngsten SZ-Magazin gelesen:
“Nass und Gewalt”.
Über das Columbiabad in Berlin-Neukölln. Ungewöhnlich geschrieben, wohl mit dem Ziel, möglichst wenig Partei zu ergreifen.
An diesem ersten heißen Wochenende seit Pfingsten also, 28 bis 32 Grad, zwölf bis 20 Securitys, wird sich zeigen, ob das neue Konzept funktioniert. Familienbatt. Das ist der Test, sagt Sven. Die Frage ist, wie es weitergeht mit dem Sommerbad Neukölln, so der offizielle Name, zwischen Tempelhofer Feld und Hasenheide gelegen, mit 83-Meter-Rutsche, 50-Meter-Schwimmbecken, Babybecken und Wasserpilz. 1951 eröffnet zur Abkühlung für die Nachkriegsbengel. Ist viel passiert seitdem. Nebenan landen keine Rosinenbomber mehr, da steht jetzt eine Moschee.
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Auch ungewöhnlich: Um die Wende zum 20. Jahrhundert gab es einen Fotografen im Süden der Vereinigten Staaten, der alle Bevölkerungsschichten portraitierte. Alle? Alle.
“The photographer who rejected racism in the American south”.
Der BBC-Artikel zeigt eine Auswahl dieser Bilder.
In an era that was marked by growing racial discrimination and the introduction of what were known as the “Jim Crow” segregation laws, a relatively unknown photographer, Hugh Mangum, did a rare thing – he opened his doors to everyone regardless of their race, gender or how much money they had.