Archiv für September 2014

Journal Dienstag, 9. September 2014 – Clowns zur Bahn

Mittwoch, 10. September 2014

Zerschossener Schlaf mit frühem Ende bei Gewitter und Regen.

Kein Sport.

Statt dessen eine hinreißende Entdeckung: Die Deutsche Bahn räumt auch Menschen mit ausgefallenen Ausbildungen eine Chance ein.

DB_Jobboerse

Nachtrag: Wie Sie vielleicht am Scrollbalken erkennen, endet die Liste möglicher Ausbildungsberufe für die Bahn mit dem Buchstaben D. Irgendwas ist ja immer.

§

Wegen Urlaubs einer Kollegin in immer düsterere Tiefen der Stundenabrechnung und Rechnungsstellung geschickt worden. Wenn das so weitergeht, brauche ich wirklich eine Excelschulung.

§

Zum Nachtmahl versuchte sich der Mitbewohner ein weiteres Mal an Spaghetti Carbonara – er träumt von den gelb-cremigen, die wir in Rom bekamen. Doch trotz Guanciale, viel Parmesan und (selbstverständlich!) keiner Sahne war das Ergebnis recht weit entfernt von unseren Erinnerungen.

140909_Carbonara

§

Metaglosse auf Bahnglossen:
“Wenn die S-Bahn mal wieder im Tunnel hält”.
Aber genau das macht ja einen Reiz des Bahnfahrens aus: Man erlebt was. Autofahrten geben nur einen Bruchteil der Geschichten her.

§

Die FAZ hat einen Troll besucht und ihn portraitiert:
“Hass im Netz. Ich bin der Troll”.

Als ich die Geschichte am Montag las, fand ich sie nicht so richtig interessant: Sie rennt offene Türen ein, denn genau so haben wir uns die geifernden Hater in den Kommentaren von Zeitungen online immer vorgestellt. Also ein bisschen Hund beißt Mann.
Doch gestern bekam dieser Troll eine ungefilterte Möglichkeit, die Geschichte über sich zu kommentieren. Und wie bei Sexismus und bei Gerhard Polts Fast wia im richtigen Leben gibt es nichts Entlarvenderes als das Zitat, gesamt und im Kontext:
“Man hat es mir gegeben”.

Heutzutage ist es auf Grund der im Grundgesetz verankerten freien Meinungsäusserung schwierig, mit justiziablen Mitteln Freidenker einzuschüchtern, deshalb auch die Medienwillkürliche Zensur, um das politisch inkorrekte zu unterdrücken, denn die meisten Medien zeigen immer mehr Staatsdevotismus, vor allem bei brisanten Themen, und wenn diese auch noch populistisch sind, dann um so mehr.

qed

§

Ebenfalls in der FAZ: Der NSU-Abschlussbericht als Literatur gelesen. Ein nachvollziehbares Mittel, des Entsetzens Herr zu werden.
“Wie kaputt ein Teil dieses Landes sein muss”.

Ja, dieser Bericht ist ein großer Roman, weil man hier viel mehr über die deutschen Lügen und Leidenschaften erfährt als in den Büchern von Martin Walser oder Uwe Tellkamp; weil sich die menschliche Natur durch diese vielen Widersprüche und Lügen so schonungslos und unmittelbar offenbart wie in den Werken von Tolstoi. Und diejenigen, die sich hier immer wieder so erhellend widersprechen und lügen, unterscheiden sich nur in einem von den Helden der echten Romane: Sie können sich selten erinnern.

§

Es gibt für alles ein tumblr, zum Glück. Zum Beispiel für einen ganz bestimmten schrägen Blick: Side eyes.

Journal Montag, 8. September 2014 – Schwindelig

Dienstag, 9. September 2014

Crosstrainerstrampeln zu Beginn eines strahlenden Spätsommertags. Zu Fuß in die Arbeit.

Mittagspause auf einer Parkbank in der Sonne. Immer stärker werdender Schwindel.

Bedrückt, weil sich meine Zukunftsaussichten einfach nicht aufhellen wollen.

Nach der Arbeit mit beeindruckendem Schwindel vorsichtig nach Hause gegangen, dort erst mal flach gelegt. Veränderte den Schwindel nicht.

§

Der britischen Guardian hat sich mit Michael Palin unterhalten, der gerade den dritten Band seiner Tagebücher veröffentlicht. Interessante Einblicke in die Monty-Python-Welt, auch nach Monty Python:
“Michael Palin: ‘The world is an absurd and silly place’
This summer’s Monty Python reunion was joyous, says Michael Palin. But that doesn’t mean he wishes he had stuck to comedy – or Hollywood”

“The great thing about a diary is that it’s about a day,” says Palin. “It’s not about a life. An autobiography is about a life. You look back. You work out how it was and see patterns. A diary is about that day, and the next day will be a completely different you.” Diaries are essays in juxtaposition. “The thing I always remember,” he adds, “is my dad dying in a hospital in Suffolk and the football results were on in the background. The number of times my dad and I used to listen to the football results: ‘Aldershot 3, Huddersfield Town 0.’” Death during Division Three – a Pythonesque exit.

Das gefällt mir und ich merke mir den Aspekt als Erklärung für Tagebuchbloggen: Es gibt täglich Einblicke, muss aber nicht den großen Bogen einer Biographie schlagen, mit all ihren Analysen und Zusammenhängen.

Mein Browser behauptete, der Artikel sei in Dänisch und bot mir eine Übersetzung ins Englische an. Ist da irgendwer bei Google Monty-Python-Fan und sorgt bei Auftauchen der Mitgliedernamen für ein wenig Blödsinn? Ich möchte bitte, dass das so ist.

Capture

Palin accepts that, no matter where his other creative wanderings take him, his tombstone will say, “Ex-Python”. There may be a sketch there.

§

Stephan Bartholmei schreibt über seine Bandarbeit bei VW 1989:
“Sommer 1989”.

Ich bin ziemlich sicher, dass bei Audi damals bereits keine Menschen mehr lackierten, sondern ausschließlich Roboter.
Und mag meine Geburtsstadt Ingolstadt auch nahezu völlig audisiert sein – Wolfsburg war und ist nochmal eine ganz andere Nummer an Gehirnwäsche:

Auf dem riesigen Werksparkplatz vor dem Nordtor ist mein Opel neben einem Camaro der einzige Nicht-Volkswagen. Jeden zweiten oder dritten Tag klebt ein Zettel an meiner Windschutzscheibe, der mich darauf hinweist, wie unkollegial es sei, keinen VW zu fahren und dass es günstige Mitarbeiterkonditionen gebe. Die Zettel sind handgeschrieben und stammen erkennbar von verschiedenen Leuten.

Es heißt, dass Audimenschen im mittleren Management bis heute gedroht wird, sie würden nach Wolfsburg versetzt, sollten sie nicht spuren.

Journal Sonntag, 7. September 2014 – Abschiede (Sekretär und Freibadsaison)

Montag, 8. September 2014

Sehr früh aufgewacht, schnell festgestellt, dass mit Weiterschlafen nichts ist. Also Brotbacken vorgezogen.

In den Gärphasen des Teigs den Sekretär ausgeräumt und gereinigt. Er enthielt deutlich weniger Inhalt als geschätzt – das Ding nahm wirklich einfach nur Raum weg. (Und womit fülle ich jetzt die übrigen vier der sechs bereits bestellten Deko-Boxen?)

Mach’s gut Sekretär. Ich war in der Kollegstufe sehr stolz darauf, dich statt eines normalen Schreibtischs zu haben und schätzte die Diskretion des Rollladens. Die Jahre allein im Haus meiner Eltern hattest du es vermutlich besser als in denen, nachdem ich dich nach München holte (weil der Mensch doch einen Schreibtisch braucht). Ich hätte gerne etwas Wichtiges auf Dir geschrieben in den vergangenen Jahren, aber es hat nicht sollen sein. Zudem warst du einfach nicht für bequemes Laptopschreiben gemacht.

§

Großer Eichhörnchenspaß am sonnigen Spätsommervormittag: Bis zu fünf Stück jagten einander vor unserem Balkon, hüpften auf den Ästen und der Wiese herum. Anziehungspunkt: Ein kleiner, unscheinbarer Walnussbaum.

Auch die Krähen interessierten sich für diesen Baum, eine Krähe sah ich gar kopfüber darin hängen. Das führte zu kleineren Rivalitäten: Mal hüpfte eine Krähe drohend Richtung Eichhörnchen, mal stob ein Eichhörnchen Richtung Krähe – so richtig aggressiv wurde aber keine Seite.

§

Meine Eltern brachten Zwetschgen und Weinbergpfirsiche (nein, die sind nicht flach). Und sie nahmen den Sekretär mit (passt in einen Golf, sieh an).

Endlich konnte ich aufbrechen zum Schwimmen, nämlich zum Abschiedsschwimmen im Schyrenbad. Auf den Brustschwimmbahnen war mir ein bissl schwindelig, was daran gelegen haben könnte, das ich immer noch nichts gegessen hatte in den sechs Stunden seit Aufstehen (weil mir das beim Sport hochgekommen wäre).

Ich begann in strahlender Sonne, doch auf den letzten 1000 Metern zog der Himmel schnell zu. Während ich mich in der Umkleide trocknete und cremte, wurde es im Dusch- und Umkleidebau immer lauter: Offensichtlich kamen immer mehr Menschen herein. Als ich zum Föhnen ging, sah ich den Grund: Sie stellten sich vor einem Platzregen unter.

140907_Schyrenbad_Regen_3

140907_Schyrenbad_Regen_4

Anderthalb Kilometer weiter, bei mir daheim, war alles trocken.

§

Auf dem Balkon gesessen!

§

Aber nicht wirklich lang: Während ich den Würmern genug Zwetschgen für Latwerge abrang, lärmten Regen und Hagel, dazwischen herzhafter Donner.

§

Zum Nachtmahl Zitronen-Thymian-Huhn (immer noch mein Lieblingshuhn) und Tatort (weil aus der Schweiz wieder seltsam nachsynchronisiert).
Dazu einen spanischen Weißwein probiert: Einen im Holz ausgebauten Muga Rioja. Schmeckte mir zunächst recht gut (exotische Früchte und reichlich Säure), bald dominierten im Glas aber Vanille und Holz, die mich sehr an Chardonnay erinnerten. Der mir in dieser typischen Form seit einiger Zeit überhaupt nicht mehr schmeckt.

§

Sommerbettdecke gegen Federbett getauscht.

Journal Samstag, 6. September 2014 – Floridanische Verwandtschaft

Sonntag, 7. September 2014

Ausgeschlafen bis halb acht – was möglicherweise zu lange war, ich fühlte mich recht benommen.

Bei zwei gemütlichen Tassen Milchkaffee gebloggt und Internet gelesen.

Zwei Einkaufsrunden: Einmal zu Fuß Gemüse, Obst, Hähnchen und Käse am Klenzemarkt sowie Milchprodukte und Hefe beim Tengelmann. Dann mit dem Fahrrad zum Schreibwarenladen (Behältnisse für umgeräumte Inhalte Sekretär an neuem Aufbewahrungsort) und zum Müller (ja, genau, der mit dem Mehl) sowie zum Bäcker.

Semmeln von selbigem gefrühstückt.

§

Bahnfahrt zur Mitbewohnerfamilie: Sein US-amerikanischer Cousin war mit Partner bei den Mitbewohnereltern zu Besuch. Er ist nur wenige Jahre älter als der Mitbewohner, der Mitbewohner war immer fasziniert von ihm und erzählte viel. Die beiden Besucher haben recht bewegte Lebensgeschichten (Cousin hat in der halben Welt gekellnert, darunter einige Jahre im Berlin der 80er), sein Partner war lange Jahre Koch auf einer Yacht und kam viel herum. Zusammen betreiben sie seit einigen Jahren ein Cateringunternehmen in Naples, Florida. Sie werden für zum Teil beeindruckende Veranstaltungen engagiert, hatten ein örtliches Society-Magazin dabei, das ein solches Ereignis auf sechs Seiten präsentierte.

Dazu gab es Torte vom Konditor; der Cousinpartner liebt deutsche Kuchen und Torten – allein die seien regelmäßige Deutschlandbesuche wert. Die wahre Gastfreundschaft bestand also darin, dass Frau Schwieger (eine ausgezeichnete Bäckerin) sich das Backen verkniff, weil ihre Gäste beim Konditor selbst aussuchen konnten und viele verschiedene Torten kosten.

Auf der Bahnfahrt großes Amüsement über die heutige Modefotografie am Beispiel des freitäglichen Magazins der Süddeutschen Zeitung.

Laut Bildtext ist zu sehen: “Georgettekleid von Alessandra Rich, Kette: Line & Jo”.

§

Abends nach Langem mal wieder gekocht – und recht spektakulär gescheitert. (Kann es sein, dass der Mitbewohner mich so eifrig verköstigt, um mich das Kochen verlernen zu lassen?) Ziel war eine provenzalische Gemüsetarte gewesen, doch die Menge an Gemüse überstieg das Fassungsvermögen der Form weit.

140906_Provenzalische_Quiche_1

Das Ergebnis war nur als Auflauf zu essen, mit einem großen Löffel serviert.

§

Dritten Teil von Meet the Romans angesehen.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
http://youtu.be/1UvG0LDeYBA

Und auch den kann ich empfehlen: Wie sah Familienleben in Rom aus? Wie war es, in Rom ein Kind zu sein? Eine Frau? Ein Sklave? Die Antworten auf diese Fragen enthielten wenige amüsante Anekdoten, ganz im Gegenteil. Was mir hier wie schon in den ersten beiden Folgen auffiel: Die Präsenz von Frauen. Sie kamen sowohl bei den besprochenen Epitaphen als auch als Expertinnen explizit vor. Dass ich sie überhaupt bemerkte, bedeutet wahrscheinlich, dass sie etwa ein Drittel der Geschichte einnahmen (ohne Nachzuzählen) – man hat je herausgefunden, dass jede weibliche Präsenz über einem Drittel als Frauendominanz empfunden wird (nicht auf Frauen beschränkt, das gilt für jede sonst wenig sichtbare Bevölkerungsgruppe).

§

Meine Eltern hatten eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen, dass sie meinen ausrangierten Sekretär Sonntagvormittag holen würden (und wie vereinbart einen Teil der diesjährigen Ernte vom besten Zwetschgenbaum der Welt mitbringen). Da ich vor ihrer Ankunft Brot gebacken haben wollte, an diesem Sonntagvormittag Wäsche waschen und Schwimmen gehen, wurde ich ein wenig unruhig, wann ich den Sekretär ausräumen sollte. Papierkram der vergangenen anderthalb Jahre hatte ich schon vergangene Woche abgelegt, doch die Inhalte der Schubladen wollten sortiert werden (in Kisten im dann ehemaligem Küchenmonster archivieren / in neu definiertem Büromaterialschränkchen griffbereit). Spät nachts fing ich schon mal an.

Journal Freitag, 5. September 2014 – Wie viel Geld ist mir Körperpflege wert?

Samstag, 6. September 2014

Sehr früh aufgewacht. Beim Blick aus dem Fenster zunächst schmutzige Brille vermutet, aber nein: Das war Nebel da draußen.

Crosstrainergestrampelt, wie immer mit diesem Ausblick (dabei gesehen: knalloranges Eichhörnchen, dunkelbraunes Eichhörnchen)

140905_Crosstraineraussicht

§

Nach dem Duschen eine fast volle Flasche Körperlotion weggeworfen.
Ich versuche ja weiterhin, meine Ausgaben zu reduzieren. Dabei merke ich interessanterweise, was mir wichtig ist. Dass ich mich innerlich gegen Discounter-Nahrungsmittel sperre, wusste ich schon vorher. Doch bislang hätte ich versichert, dass mir Körperpflegeprodukte ziemlich egal sind. Ich glaube eh nicht daran, dass teure Cremes für ewige Jugend sorgen (wirklich effektiv wären andere Gene und Meiden von UV-Licht – rückwirkend). Zudem stören mich meine Falten nicht mal – alles hart erlacht. (über die Warzeninvasion, die das Altern mit sich bringt, schweigt sich die Kosmetikindustrie aus – oder kenne ich lediglich nicht das PR-Wort, unter dem Flachwarzen laufen?) Also, so dachte ich, kann ich ja auch zum billigsten Angebot an Drogerieeigenmarken greifen.

Doch ich muss gestehen: Der durchdringend billige Geruch dieser Körperlotion, sehr an verdorbenes Parfum erinnernd, macht mich traurig. Sicher hatte ich vor dem Kauf den Deckel geöffnet und daran geschnuppert – nur dass sich dieser Geruch erst beim Eincremen entwickelt. Die schleimige Konsistenz mochte ich auch nicht, die hatte ich aber auch an etwas teureren Produkten erlebt (diese dennoch aufgebraucht, wenn sie gut rochen).
Im Gegensatz dazu genieße ich den Duft meiner Oliven-Körperbutter wirklich bei jedem Cremen – auch wenn in meiner Welt 16 Euro für 200 ml ganz schön happig sind. Ich werde sie mir künftig gönnen: Wohlgefühl statt Traurigkeit zu Beginn des Tages sind es mir wert.

Bei Duschgel und Shampoo spare ich durch Großpackungen. Auch hier ist mir der Geruch am wichtigsten: Er muss angenehm sein und weder zu süß noch zu SPOCHTLICH, damit sich sowohl der Mitbewohner als auch ich damit gerne säubern (Ziel: möglichst wenige Flaschen am Badewannenrand). Meine Anti-Gelbstich-Haarkur bekomme ich für wenig Geld und sie hält lange. Bei Zahnpasta und Zahnseide darf es auch das Billigste sein.

Weiters benutze ich Deodorant (mein Ideal effektiv und möglichst geruchsneutral gibt es zum Glück auch in Billig) und Gesichtscreme. Letztere gibt es erträglich riechend als Drogeriehausmarke, zu hohen Feiertagen leiste ich mir ein teureres Produkt, das richtig gut riecht und sich besonders gut beim Eincremen anfühlt (meist entdeckt durch Probepackungen) – auch das erfreut mich.

§

Mittags traf eine E-Mail vom Mitbewohner ein: “Alles losgeworden.”
Ich jubelte hörbar und musste deshalb auch den Kolleginnen den Grund erklären. Seit Jahr und Tag steht in unserem Wohnzimmer meine ausgemusterte Stereoanlage, die ich gerne loswerden möchte, außerdem sind vom letztjährigen Schallplattenrauswurf noch ein paar Dutzend Exemplare übrig, die immer noch ein Schrankteil blockieren, das ich gerne für Tischwäsche nutzen würde. Der Mitbewohner hatte einen jungen Kollegen gefunden, der sich für Teile der Stereoanlage interessierte. Und der nahm gestern alles mit, inklusive der Schallplatten – hurra!

§

Feierabends in milder Luft heimspaziert.

Zum Nachtmahl teilte ich mir mit dem Mitbewohner ein mächtiges Porterhousesteak, davor servierte er Kale Chips aus dem Federkohl des Ernteanteils, der auch die Ofenkartöffelchen zum Steak lieferte. Als ich den Teller Chips eingeschnauft hatte (so gut!), bemerkte der Mitbewohner: “Das waren acht Bleche.” Er gab aber zu, nachmittags bereits eine kleine Portion gegessen zu haben.

§

Zweite Folge von Mary Beards Meet the Romans angeschaut: Insulae! Klos! Kneipen!

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
http://youtu.be/9JFw8M4PBUI

Journal Donnerstag, 4. September 2014 – Küchenwechselverzögerung

Freitag, 5. September 2014

Crosstrainerstrampeln mit neuen Display-Batterien – so schön!

§

Mit wachsender Unruhe vormittags die nicht reagierende Küchenplanerin angeschrieben, ob es nun beim zweimal verschobenen Zeitplan bleibt und nächste Woche unsere alte Küche abgerissen wird, wir übernächste Woche unsere neue Küche bekommen.
Endlich antwortete sie: Ach, habe sie uns nicht durchgeben, dass sich das Ganze um eine weitere Woche verschiebt und erst übernächste Woche abgerissen wird?

Jetzt bin ich dann doch ungehalten. Ganz zu Beginn des Projekts, beim ersten Gespräch Ende April, hatte ich mein Vorurteil angeboten, dass sich bei Küchenlieferungen bekanntlich eh alles immer um Monate verschiebe. Und Verwunderung geerntet: Nein, also auf ihre Lieferanten könne sie sich immer verlassen.
Sicherheitshalber hatten wir den Küchenwechsel dann aber lieber doch nicht für die Pfingstferien geplant (Mitbewohner ist Lehrer), sondern bis zu den Sommerferien gewartet, die mit ihren sechs Wochen mehr Spielraum lassen. Um jetzt, nach mehrfacher Verzögerung, dann doch in der Schulzeit zu landen, in der der Mitbewohner nicht vor Ort sein und ich wegen heißer Projektphasen keinen Urlaub nehmen kann. Zähneknirschend werde ich das liebe Angebot meiner Eltern annehmen, zur Bauaufsicht anzureisen.

Wenn ICH meine Projekte je so geleitete hätte! Aber gut, Publizistik mit oft unverrückbaren Veröffentlichungsterminen ist vermutlich etwas substanziell Anderes.

Nehmen wir also das Tempo raus beim Ausräumen der Möbel, die wegkommen – neben der alten Küche aus Umstrukturierungsgründen auch mein Sekretär, den ich eh nie zum Schreiben nutze, sondern nur als Stauraum.

§

Dasnuf versucht Kinderkleidung zu kaufen. Nein, nicht Mädchenkleidung oder Bubenkleidung: Kinderkleidung. Haben die Marketingschranzen wohl erfolgreich ausgerottet:
“Nicht ODER! NICHT ODER! UND! UND!”

Doch außerhalb meiner Filterblase ist die Mehrheit der mir bekannten Mütter überzeugt, dass Mädchen nunmal. Und Jungs halt.
Ich habe inzwischen aufgegeben, auf ihre geschlechtspezifische Einordnung des exakt selben Verhaltens zu verweisen. Die kleine Ersttochter konnte an keiner Baustelle vorbeigehen, ohne ausführlich Bagger anzuschauen? Mei, halt ein bisschen nervig. Der kleine Zweitsohn muss jede Baumaschine intensiv betrachten? Mei, Jungs halt. Die Tochter hat sehr spezifischen Essensvorlieben? Mei, bei einem Mädchen muss man halt auf Zickerei gefasst sein. Der Sohn weigert sich, irgendwas außer Pommes zu essen? Männer!
Und das sei, so versichern sie, ganz ganz sicher angeboren, genauso wie die Vorliebe der Tochter für Rosa ab Kindergarten – schließlich habe man ganz echt ehrlich völlig geschlechtsneutral erzogen.

Aus den Kommentaren bei dasnuf:

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
http://youtu.be/381belOZreA

§

Wiesenraute ist in den Sommerferien die einstige deutsch-deutsche Grenze entlanggewandert. Was eine Bloggerin mit Ehre im Leib ist, hat sie das auch aufgeschrieben. Mit Bildern. Hier geht’s los:
“Grünes Band (1) – Sie wandern, oder?”

§

Die Zeit lässt Ostdeutsche über ihre Herkunft sprechen:
“Tut doch nicht so, als sei alles in Ordnung”.

Es ist mir immer arg, wenn ich merke, dass jemand aus der lustigen Runde eben nicht Bonanzafahrrad und Rotbäckchensaft als verbindendes Kindheitselement kennt, weil sie in Ostdeutschland großgeworden sind. Und dass ich sie großsprecherisch die ganze Unterhaltung hindurch ausgegrenzt habe. Dabei wüsste ich so gerne mehr über diese Seite deutscher Jugend. Wir in Oberbayern hatten kein DDR-Fernsehen oder -Radio, das uns hätte teilhaben lassen am DDR-Leben. Wir guckten ORF, um über den Zaun zu schauen.

Ich bin ja schon sehr froh, wenn ich am Dialekt höre, dass jemand wahrscheinlich eine Ostvergangenheit hat – dann kann ich mich zumindest darauf einstellen. ICH WEISS, DASS JÄGERSCHNITZEL BEI DIR WAS ANDERES IST ALS IN MÜNCHEN! Doch mich verunsichert die Gewissheit, dass ich so vieles Andere nicht weiß.

Stereotypisierung wegen Dialekt kenne ich als Bayerin allerdings auch.

§

Expat Katrin Scheib war in ihrer neuen Heimat Moskau im “flauschigsten Musikfestival aller Zeiten”:
“‘Spasskaja Baschnja’, das Moskauer Militärmusikfestival”.

§

Den Abend für mich gehabt. Ofengemüse, Süßkram, Telefonat mit Muttern, ausgeschalteter Fernseher, offene Balkontür, da es über den Nachtmittag noch sonnig und warm geworden war.
Im Techniktagebuch etwas zu Sportstudiotechnik geschrieben.

Journal Mittwoch, 3. September 2014 – Neues übers alte Rom

Donnerstag, 4. September 2014

Morgenkaffee mit Lesen und Bloggen statt Morgensport. Ja, da war ein Muskelkater, aber nicht wirklich schlimm.

§

Anruferin, nachdem ich mich mit $Firmenname gemeldet habe: “Bin ich nicht beim Kindergarten?” Na komm’Se – JEDE hätte geantwortet: “Auch wenn’s hier manchmal so zugeht – nein.”

(Ihr hörbares Schmunzeln als Reaktion riss den ganzen Tag raus. Sollte ich mich doch auf Komikerin umschulen lassen? Wird das vom Arbeitsamt gezahlt?)

§

Mein Blog steht mal wieder verstärkt unter Spambeschuss. Die meisten Spamkommentare fängt hier Akismet ab, aber derzeit kommen täglich gut hundert bis in den Spamordner durch, zwei bis drei schaffen es sogar bis in die Kommentare. Ich schaue zwar alles vor dem endgültigen Löschen durch (und wundere mich über Spam, der auf die Startseite von Google oder Wikipedia verlinkt) – sollte ich dennoch versehentlich einen Kommentar von Ihnen gelöscht haben, melden Sie sich bitte!

§

DA! Eine gute Nachricht! In diesen Zeiten mit fast flächendeckendem Krieg und Mord hatte ich die bitter nötig. Deshalb bitteschön:
“NDR dreht fünf neue “Tatortreiniger”-Folgen mit Bjarne Mädel”.

§

Abends YouTube auf dem Fernseher gesehen (jahaha! unser neuer kann das!). Hocherfreut festgestellt, dass mir etwa 90% der Informationen neu waren (so einfach wurde man römischer Bürger? fast das gesamte Olivenöl des alten Roms kam aus Spanien? Sklaventum war eher eine vorübergehende Phase im Leben eines Rombewohners? ein Bäcker stellte sich schon mal ein riesiges, superkitschiges Grabmal hin?).

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
http://youtu.be/rggk_H3jEgw

Nachtrag: Eine Sache fehlte mir in Mary Beards/BBCs Meet the Romans: Es wurde fast nie dazugesagt, wo die Epitaphe stehen, die uns Frau Beard zeigt. War sicher eine bewusste Entscheidung, vermutlich um die Ausführungen nicht zu überfrachten. Aber wo könnte ich mir die Urne der Luxusschneiderin ansehen? Wo das Grabmal des Purpurarius?

§

Noch ein bisschen Sterne (wenn’s blinkt: Sterne / wenn’s nicht blinkt: Planeten):
Unser friendly neighbourhood Astronom Aleks Scholz hat wieder fürs Culturmag geschrieben:
“Die drei einfachen Fragen”.

“Was ist das helle Ding da am Himmel” ist die klassische Standardfrage für Astronomen. Wer die nicht beantworten kann, sollte den Job wechseln.
(…)
“Können wir durch das Teleskop sehen?” Oft wird die Frage nicht einmal gestellt, sondern die Antwort, ja, in einer Sternwarte kann man durch Fernrohre sehen, implizit einfach vorausgesetzt. Dann große Enttäuschung, wenn es nicht so ist.
(…)
“Wo ist dein Teleskop?” Ja, wo habe ich es nur hingelegt.

Wenn Sie beim Lesen eines Astronomietexts mal so richtig heiter werden wollen: Der hier ist eine Bombenempfehlung.
(Für erheiternde AstroLogietexte ist ja Herr Buddenbohm zuständig.)