Journal Dienstag, 9. September 2014 – Clowns zur Bahn
Mittwoch, 10. September 2014Zerschossener Schlaf mit frühem Ende bei Gewitter und Regen.
Kein Sport.
Statt dessen eine hinreißende Entdeckung: Die Deutsche Bahn räumt auch Menschen mit ausgefallenen Ausbildungen eine Chance ein.
Nachtrag: Wie Sie vielleicht am Scrollbalken erkennen, endet die Liste möglicher Ausbildungsberufe für die Bahn mit dem Buchstaben D. Irgendwas ist ja immer.
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Wegen Urlaubs einer Kollegin in immer düsterere Tiefen der Stundenabrechnung und Rechnungsstellung geschickt worden. Wenn das so weitergeht, brauche ich wirklich eine Excelschulung.
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Zum Nachtmahl versuchte sich der Mitbewohner ein weiteres Mal an Spaghetti Carbonara – er träumt von den gelb-cremigen, die wir in Rom bekamen. Doch trotz Guanciale, viel Parmesan und (selbstverständlich!) keiner Sahne war das Ergebnis recht weit entfernt von unseren Erinnerungen.
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Metaglosse auf Bahnglossen:
“Wenn die S-Bahn mal wieder im Tunnel hält”.
Aber genau das macht ja einen Reiz des Bahnfahrens aus: Man erlebt was. Autofahrten geben nur einen Bruchteil der Geschichten her.
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Die FAZ hat einen Troll besucht und ihn portraitiert:
“Hass im Netz. Ich bin der Troll”.
Als ich die Geschichte am Montag las, fand ich sie nicht so richtig interessant: Sie rennt offene Türen ein, denn genau so haben wir uns die geifernden Hater in den Kommentaren von Zeitungen online immer vorgestellt. Also ein bisschen Hund beißt Mann.
Doch gestern bekam dieser Troll eine ungefilterte Möglichkeit, die Geschichte über sich zu kommentieren. Und wie bei Sexismus und bei Gerhard Polts Fast wia im richtigen Leben gibt es nichts Entlarvenderes als das Zitat, gesamt und im Kontext:
“Man hat es mir gegeben”.
Heutzutage ist es auf Grund der im Grundgesetz verankerten freien Meinungsäusserung schwierig, mit justiziablen Mitteln Freidenker einzuschüchtern, deshalb auch die Medienwillkürliche Zensur, um das politisch inkorrekte zu unterdrücken, denn die meisten Medien zeigen immer mehr Staatsdevotismus, vor allem bei brisanten Themen, und wenn diese auch noch populistisch sind, dann um so mehr.
qed
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Ebenfalls in der FAZ: Der NSU-Abschlussbericht als Literatur gelesen. Ein nachvollziehbares Mittel, des Entsetzens Herr zu werden.
“Wie kaputt ein Teil dieses Landes sein muss”.
Ja, dieser Bericht ist ein großer Roman, weil man hier viel mehr über die deutschen Lügen und Leidenschaften erfährt als in den Büchern von Martin Walser oder Uwe Tellkamp; weil sich die menschliche Natur durch diese vielen Widersprüche und Lügen so schonungslos und unmittelbar offenbart wie in den Werken von Tolstoi. Und diejenigen, die sich hier immer wieder so erhellend widersprechen und lügen, unterscheiden sich nur in einem von den Helden der echten Romane: Sie können sich selten erinnern.
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Es gibt für alles ein tumblr, zum Glück. Zum Beispiel für einen ganz bestimmten schrägen Blick: Side eyes.