Journal Sonntag, 5. Oktober 2014 – grauer Herbst
Montag, 6. Oktober 2014 um 8:35Ein weiterer grauer Tag unter Hochnebel oder Wolken, ich weiß es nicht genau und es ist mir auch egal. Grau halt. Jetzt hatten wir hier unten im Süden schon keinen Sommer, dann sind es schon wieder die nördlichen Deutschen, die einen goldenen Herbst bekommen – und auch noch die Stirn besitzen, darüber zu mäkeln.
Zumindest hielt sich die Kälte in Grenzen: Als ich am späten Morgen zu einer Stepaerobicstunde an den Ostbahnhof radelte, brauchte ich noch keine Handschuhe.
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Meine Nachmittagsverabredung wurde abgesagt, also legte ich mich nach dem Frühstück (Käsesemmel, Melone, Apfelkuchen) zu einer Siesta hin.
Die Entdeckung des Himmels von Harry Mulisch (übersetzt von Martina den Hertog-Vogt) ausgelesen. Ich mochte das dicke Buch sehr, es ließ sich gut kapitelweise abends lesen, und obwohl ich für mich ungewöhnliche fünf Wochen dafür brauchte, verlor ich nie den Faden, freute mich im Gegenteil jeden Abend auf eine Wiederbegegnung mit Geschichte und Figuren. Ohne Schwanken ins Bücherregal gestellt, wohin inzwischen nur noch Bücher kommen, die ich ganz sicher nochmal lesen werde, oder in denen ich nachblättern werde.
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Widerwillig mittelgroße Mengen gebügelt, musste halt sein. Das Umräumen Sommer-/Winterkleidung auf nächstes Wochenende verschoben.
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Zum Nachtmahl bereitete der Mitbewohner im Römertopf Hirschgulasch, dazu gab es die restlichen Semmelnknödeln von gestern in Scheiben gebraten. Geschmack ganz hervorragend, das Gulasch hätte möglicherweise 30 bis 60 Minuten länger als im Rezept gebraucht (Ira König, Römertopf), wir kauten kräftig.
Für den Nachtisch hatte der Herr ein indisches Eis Kulfi gemacht, das er schon lange mal ausprobieren wollte – schmeckte hervorragend.
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Abends zeigte arte Singin’ in the rain (deutsch damals als Du sollst mein Glücksstern sein in den Kinos) – einer meiner großen MGM-Lieblinge. Da der Mitbewohner den Film seit Kindheit liebt und gerne Dialogzeilen der deutschen Synchronfassung zitiert, freue inzwischen auch ich mich auf “Ich kannnich liem!”. An Kostümen finde ich die der Herren sogar bemerkenswerter als die der Damen (obwohl es eine Modenschau-Tanznummer gibt) – der muskulös-gedrungene Gene Kelly war sicher nicht einfach auszustatten.
Viele großartige Tanznummern (Cyd Charisse!).
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Ilse war in Kopenhagen und hat darüber gebloggt.
– Kopenhagen, zum Ersten
– Am Meer
– Das Louisiana
– Tourismus in Kopenhagen
Klar war, ich würde mich in den ersten Stunden wie ein Depp fühlen – ich kenne das vom Tourismus. Mir tun immer diese armen Leute Leid die in der Hauptbahnhofgegend rumirren mit ihren Rollkoffern und denken, “Ach so, das ist also München”. Weil, das ist es natürlich nicht.
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Heartbreaking ist der richtige Ausdruck: Wie Shai Agassi die mögliche Zukunft einer individuellen Mobilität in den Sand setzte.
“A Broken Place: The Spectacular Failure of the Startup that was going to Change the World”.
Ich habe Agassi auf dem DLD 2008 vortragen sehen – ich war von seiner Idee hingerissen.
die Kaltmamsell9 Kommentare zu „Journal Sonntag, 5. Oktober 2014 – grauer Herbst“
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6. Oktober 2014 um 9:41
Süden ist nicht gleich Süden. ;-)
Wir haben wunderschönstes Herbstwetter, nach einem nicht vorhandenen Sommer.
Allerdings wohne ich auch so weit süd-westlich wie es fast nur geht, aber nur fast. =D
Ich wünsch Dir noch einige sonnige Tage zum genießen!
Viele Grüße,
Sarah
6. Oktober 2014 um 11:43
Wie schon meine Vorrednerin feststellte: diesmal ist’s offensichtlich auch noch der Unterschied zwischen SW (bzw. bei mir exakterweise der NW der CH) und dem SO: auch wir holen hier seit (gefühlten) Wochen den Sommer nach, mit angenehmen Temperaturen und strahlendstem Himmelsblau. (Nur zum rheinschwimmen ist’s leider doch schon zu kalt).
Ich versuch ihnen mal was rüber zu schicken vom Basler Sonnenüberfluss
antje
6. Oktober 2014 um 15:13
Singin’ in the rain – mein zweitliebstes Musical (nach Finian’s Rainbow).
Auch ich liebe die Deutsche Version (Aber, verehrte Frau Kaltmamsell, es heißt: “Ich kanninnich liem!” – und nicht vergessen: Runde Töne). arte-Ausstrahlung war schön, da zum ersten mal in Französich gehört und Lina auch in dieser Sprachversion wunderbar piepst.
Bevor ich es vergesse: Oktoberfest ist aus, also alle Hemden wieder zu Tischdecken umnähen!
6. Oktober 2014 um 19:10
Die Pflanzen auf meinem Balkon sagen, der Herbst kommt jetzt bald mit Macht. Die letzten drei Erdbeeren sind zwar noch nicht ganz reif, und der Lavendel hat noch Knospen, alles andere aber fängt an, sich für den Winter einzuigeln. (Manche Pflanzen sehen kurz, bevor es kälter wird, aus, als bräuchten sie einen Schal. Sie werden trotz Pflege spilleriger und trockener, d.h. sie wollen einfach nicht mehr.)
6. Oktober 2014 um 21:08
Der Sommer fand in Süddeutschland schon im Juni und August statt, da war es teilweise affenartig heiß. Kann sich nur keiner mehr dran erinnern (vermutlich, weil die meisten vorm TV saßen und WM geguckt haben)… Von daher ist “kein Sommer” stark übertrieben, lediglich der August war ein bißchen zu nass und kalt. Einer von drei Monaten…
6. Oktober 2014 um 22:05
ICH beschwer mich nicht, dass ich Anfang Oktober in kurzer Hose im Garten in der Sonne schwitze. Der Text des Herrn Buddenbohm ist ja wunderschön, aber seine Ansichten sind schon etwas seltsam, selbst für einen Norddeutschen ;-)
7. Oktober 2014 um 7:15
Die zusammengerechnet 3 Wochen, an denen es gerne auch noch abends geregnet hat, Sabine, akzeptiere ich nicht als Sommer. Die Hälfte meiner Sommergarderobe wandert aufgebügelt und ungetragen ins Winterquartier.
8. Oktober 2014 um 17:01
70 ist nicht alt! Meine Oma – sie wurde 91 – sagte immer, mit 79 ist man noch nicht alt, erst mit 80 fängt es an.
9. Oktober 2014 um 14:29
@Micha: Das sag’ mal bitte meiner Mutter, meinem Vater und meinem Schwiegervater, die alle mit 73 (einen natürlichen Tod) starben.