Journal Dienstag/Mittwoch, 18./19. November – Schalterdienst
Donnerstag, 20. November 2014 um 7:27Die vergangenen beiden Tage verbrachte ich jeweils gut 10 Stunden hinter einem Spezialinfoschalter auf einer Großveranstaltung, meist zu zweit.
Dabei trat ich leider bei Weitem nicht so freundlich und hilfsbereit auf, wie ich gerne wäre. Das lag zum einen daran, dass ich im Kern ein gehässiger und missgünstiger Mensch bin, was ich meist mit aller Kraft zu verbergen suche. Zum anderen daran, dass mir nur sehr wenig Informationen und Hintergrundwissen zur Verfügung standen, ich also zu etwa der Hälfte aller Anliegen, die an mich herangetragen wurden, keine Ahnung hatte und mir wie der letzte Depp vorkam. Mein Grundgefühl war als Ergebnis Renitenz statt Hilfsbereitschaft. Gleichzeitig bin ich ziemlich sicher, dass das niemand gemerkt hat.
Für eine wie mich, deren Arbeitsideal auf Strukturiertheit und Planung basiert, die ich bei selbstbestimmtem Arbeiten alles an optimale Vorbereitung setze, ist es hoffentlich zumindest persönlichkeitsbildend, keine Chance auf Souveränität und Brillanz zu haben – eine Lektion in Demut.
(Und fast hätte ich das nicht aufgeschrieben, weil es ein potenzieller Arbeitgeber lesen könnte.)
Gleichzeitig musste ich hinter diesem Schalter komplexe Büroarbeiten am Computer erledigen, die durch ständige Unterbrechungen (Infoschalter!) sehr anstrengten.
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Die Abende: Dienstag bestellte uns der Mitbewohner eine riesige Portion Sushi, gestern gab’s Ernteanteilsalat und kroatischen Presssack zu selbst gebackenem Brot vom Wochenende.
Früh ins Bett geflüchtet.
die Kaltmamsell4 Kommentare zu „Journal Dienstag/Mittwoch, 18./19. November – Schalterdienst“
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20. November 2014 um 8:50
ich bin der festen überzeugung, dass ein potenzieller arbeitgeber diese reflexionsfähigkeit sehr zu schätzen wüsste.
immer super organisiert zu sein und alles wie ein glöckchen laufen zu lassen ist sicherlich eine tolle sache. aber zwei tage lang mit nicht ausreichenden informationen (und offensichtlich auch keiner möglichkeit dieses auszugleichen) zu meistern, ohne, dass die veranstaltung wegen amoklaufs abgebrochen werden muss, ist tatsächlich ein zeichen, dass man sich in demut üben kann. und nur wer demut hat, kann andere in schwierigen arbeitssituationen begleiten und anleiten.
ich find das nicht schlimm. eher gut.
und ich find auch: man muss alles mal gemacht haben.
20. November 2014 um 14:13
So ist richtig , man muß sagen, dass einem manche Arten von Arbeit stinken, man sie aber trotzdem so gut es eben geht abliefert. Das ist ein Akt der inneren Hygiene.
Und dann muß man sich selbst sagen”…..es kommen auch wieder Sonnentage” ganz sicher!
Liebe Grüße von einer aus dem Berufsleben geschleuderten, weil sie den Mund nicht halten konnte
Hildegard
20. November 2014 um 15:27
Nö, es ist schätzenswert, im Vorhinein zu erfahren, wo man jemanden nicht einsetzen sollte.
Einen Job, in dem sie an einem Infoschalter ständig auf der Basis von Halbwissen Improvisation als Sicherheit verkaufen müssen, bekommen Sie zwar so nicht, ihnen wird damit Leiden erspart aber da gibt es andere, die das können. Und es gibt andere Arbeitsgebiete, die Sie können.
(Mir zum Beispiel ist Planung und Vorbereitung zuwider, Festgezurrtes langweilt mich, ich improvisiere gern und strahle dabei, sagte man mir, auch noch glaubhaft Kompetenz aus.)
Chefs träumen zwar von der ierlegenden Wollmilchsäuen, aber im Arbeitsleben kochen wir doch dann alle sowieso nur mit Wasser.
20. November 2014 um 18:29
Gehässig und missgünstig? Das kann ich mir nicht vorstellen, auch wenn ich Ihnen durchaus einen gewissen Haarwuchs auf den Zähnen zutraue.
Keine ausreichende Hintergrundinformation und trotzdem freundlich und kompetent wirken müssen? Das kenne ich aus meinen Callcenter-Zeiten. Wir hatten da teilweise nicht einmal einen Ansprechpartner für Rückfragen und Kulanzentscheidungen.