Archiv für November 2014

Journal Samstag, 22. November 2014 – Hihnebriehe

Sonntag, 23. November 2014

Nach wohligem Ausschlafen den ersten Teil der dieswöchigen StepStone-Ernte bearbeitet.

Auf dem Klenzemarkt ein Suppenhuhn besorgt. Während des 20-minütigen Anstehens am Fleischwagen genug Zeit gehabt, mir über die neumodischen Gereiztheiten in Zeiten industriellen Effizienzwahns Gedanken zu machen: Ob die einkaufende Köchin auch vor 100 Jahren schon genervt war, wenn die Kundin drei vor ihr erst in dem Moment ihre Einkaufswünsche bedenkt, in dem sie an der Reihe ist? Statt während des langen Anstehens ihre Order optimal vorzubereiten? Andererseits hätte vor 100 Jahren wohl nicht eine einzelne Verkäuferin den gesamten Samstagsansturm bewältigen müssen. Oder?

Erstbesuch in der neuen Basitschfiliale in der Müllerstraße, die ich viele Jahre lang habe entstehen sehen. Sehr originelle Regalaufteilung, die ich erst noch werde lernen müssen.

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Hihnebriehe aufgesetzt. Das Stollenbacken zwei Stunden verschoben, um im wundervollen Sonnenschein auf dem Wohnzimmersessel Freitagszeitung hinterherzulesen. Als die Sonne kurz nach vier hinter den umliegenden Häuserdächern verschwand, Stollen gebacken. Dabei reichlich fotografiert, um mein Stollenrezept als Bildergeschichte nachzuerzählen.

Zum Abendessen Hühnereintopf.

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“Men try sex toys for the first time” – keine Angst, völlig SFW (safe for work), und sehr lustig.
(Auf keinen Fall die Kommentare lesen.)

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Süßes Tierbild des Tages:
“one of these is not like the otters.”
(Wie zum Teufel mag es dazu gekommen sein? Und wie ging es weiter? Oder dann doch einfach einkopiert?)

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“Warum manche Leute lieber Ampelfrauen wollen”.

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Aus der Harvard Business Review:
“Rethink What You ‘Know’ About High-Achieving Women”.

The 50th anniversary of the admission of women to Harvard Business School’s MBA program inspired us to find out—specifically, to learn what HBS graduates had to say about work and family and how their experiences, attitudes, and decisions might shed light on prevailing controversies.

We trained our analytical lens on these graduates for two reasons. First, attending a top-tier business school is a reasonable indication of high levels of achievement, talent, ambition, and promise, and by looking at men and women who graduated from the same school, we had a level playing field for gender comparisons. Second, HBS graduates are trained to assume leadership positions, so their attitudes and experiences—interesting in their own right—shape the policies, practices, and unwritten rules of their organizations.

Die Daten weisen deutlich darauf hin, dass die beliebte Erklärung für den geringen Frauenanteil in Machtpositionen, Frauen würden sich bewusst dagegen entscheiden (“opting out“), haltlos ist.

Journal Freitag, 21. November 2014 – Rezeptpoetik

Samstag, 22. November 2014

Den Abend damit verbracht, nach einer Unterkunft in Rom zu suchen: Mitte Dezember heiratet eine italienische Kusine in der Nähe von San Marino, ich fahre mit meinen Eltern hin und bleibe anschließend noch eine Woche in Rom. Apartment in Trastevere gebucht.

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Eine schöne Liste von Jochen Schmidt, was für ihn nach 1989 neu war:
“Was habe ich nach der Wende lernen müssen?”

Für Westgeld bekam man nicht nur Schallplatten, Aufkleber und Luftschokolade, sondern man benutzte es auch, um Milch, Butter und Zwiebeln zu kaufen, dabei hätte man dafür ja auch weiterhin Ostgeld verwenden können.

Gibt es irgendwo eine Liste einer Westdeutschen, was sie nach der Wende lernen musste? Und was sagt es uns, dass nicht?

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Eine hoch löbliche Anleitung von Sabine Schlimm zum Rezepteschreiben:
“Rezepte schreiben: Eine Anleitung in 10 Geboten”.

Vieles davon ist natürlich persönlicher Gewichtung geschuldet.
Ich gebe zum Beispiel nie die Portionszahl an, weil das zum Subjektivsten überhaupt zu gehören scheint: Mit dem Mitbewohner verzehre ich fast immer zu zweit Mahlzeiten, die im Rezept für vier Personen angegeben sind.
Vielleicht sollte ich das in Zukunft einfach genau so subjektiv machen: “Eine Mahlzeit für Mitbewohner und mich”, “Zwei Portionen plus Reste für Brotzeit” – aber ob das einer Leserin hilft?

Auch Zubereitungszeit scheint mir schwer festzulegen: Die Zeiten, die ich in offiziellen Rezepten finde, stimmen nie mit meinen überein. Ich brauche immer länger, bis zum Doppelten der angegebenen Zeit – und halte mich nicht für sehr langsam.

Mein Ideal ist die Gestaltung, die ich im legendären Plätzchenbackbuch von Olli Leeb kennenlernte. Schon der 15-jährigen Kaltmamsell fiel auf, wie anders als andere Rezepte diese aussahen – da hatte sich offensichtlich jemand gründlich Gedanken gemacht (brauchte dafür allerdings ein fast quadratisches Format):

Allein durch den Satzspiegel braucht es keine Doppelung von Zutatenliste und Zutatennennung bei der Verarbeitung. Zudem wird der Irrtum vermieden, eine Zutat ganz zu verwenden (z.B. Butter), die in Wirklichkeit für zwei verschiedene Arbeitsschritte nötig ist (z.B. Einrühren und Anbraten).

Lediglich das nützliche Sternchen für “braucht Vorbereitungszeit” habe ich nicht übernommen – und muss immer wieder kurzfristig umplanen, weil ich für die geplante Mahlzeit bereits vor Stunden oder gar am Vortag etwas einlegen / marinieren / einweichen hätte müssen. Sollte ich einführen.

Was ich hingegen sehr gerne mache und für eine bezaubernde Freiheit von Blogrezepten halte: Unerwartetes betonen. Das habe ich bei Katharina Seiser gelernt, die “kein Knoblauch” in ihr Caponata-Rezept schrieb, oder warnte “(nicht schrecken, teig ist weich!)”.

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Und nun noch etwas Musik zum Wochenende.

Wurde gestern in einer Twitterunterhaltung zitiert, und ich stellte fest, dass ich es noch komplett auswendig kann (intensive Erinnerung an meine damalige Freundin Gisi, die nicht nur die Rodgau Monotones, sondern auch Die Erste Allgemeine Verunsicherung sowie Qualtinger und Hüsch für alle Lebenslagen parat hatte):

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
http://youtu.be/BH4YAgf4y8Y

Abgefahrenes Halligalli via @fraudiener – auch in den 60ern gab es bereits Bollywood.

http://youtu.be/XnBbjc5hmho

Journal Donnerstag, 20. November 2014 – die Fee

Freitag, 21. November 2014

Aus Gründen treibe ich mich seit einigen Monaten auf rumänischen Websites herum. Und dort bin ich tatsächlich auf eine Werbung gestoßen, die mich jedes Mal wieder erfreut. Zum einen hindert sie mich nicht am Blick auf den eigentlichen Inhalt (also kein Overlay, Pop-up oder so), zum anderen sieht sie so aus:

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Diese bezaubernde Fee wirbt für Privatkredite. Und beweist: Ein Diadem verschönert jeden Menschen.

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Ein Tag allein im Büro, mit kurzem Besuch am Nachmittag von Kollegen, die Zeugs von der Großveranstaltung zurück brachten.

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Auf dem Heimweg Einkäufe fürs Stollenbacken am Wochenende: Die italienische Tante, die ich im Dezember anlässlich der Hochzeit ihrer jüngeren Tochter besuchen werde, hat drei statt der zwei Stollen der vergangenen beiden Jahre bestellt.

Journal Dienstag/Mittwoch, 18./19. November – Schalterdienst

Donnerstag, 20. November 2014

Die vergangenen beiden Tage verbrachte ich jeweils gut 10 Stunden hinter einem Spezialinfoschalter auf einer Großveranstaltung, meist zu zweit.

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Dabei trat ich leider bei Weitem nicht so freundlich und hilfsbereit auf, wie ich gerne wäre. Das lag zum einen daran, dass ich im Kern ein gehässiger und missgünstiger Mensch bin, was ich meist mit aller Kraft zu verbergen suche. Zum anderen daran, dass mir nur sehr wenig Informationen und Hintergrundwissen zur Verfügung standen, ich also zu etwa der Hälfte aller Anliegen, die an mich herangetragen wurden, keine Ahnung hatte und mir wie der letzte Depp vorkam. Mein Grundgefühl war als Ergebnis Renitenz statt Hilfsbereitschaft. Gleichzeitig bin ich ziemlich sicher, dass das niemand gemerkt hat.

Für eine wie mich, deren Arbeitsideal auf Strukturiertheit und Planung basiert, die ich bei selbstbestimmtem Arbeiten alles an optimale Vorbereitung setze, ist es hoffentlich zumindest persönlichkeitsbildend, keine Chance auf Souveränität und Brillanz zu haben – eine Lektion in Demut.
(Und fast hätte ich das nicht aufgeschrieben, weil es ein potenzieller Arbeitgeber lesen könnte.)

Gleichzeitig musste ich hinter diesem Schalter komplexe Büroarbeiten am Computer erledigen, die durch ständige Unterbrechungen (Infoschalter!) sehr anstrengten.

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Die Abende: Dienstag bestellte uns der Mitbewohner eine riesige Portion Sushi, gestern gab’s Ernteanteilsalat und kroatischen Presssack zu selbst gebackenem Brot vom Wochenende.

Früh ins Bett geflüchtet.

Journal Montag, 17. November 2014 – Küchenendspurt

Dienstag, 18. November 2014

Als ich frühmorgens auf dem Crosstrainer strampelte, stürmte der Mitbewohner herein: “ZWEI Kaninchen!” Leider war es noch zu dunkel, als dass seine Fotos vom Gehoppel unter der Kastanie vorm Balkon etwas geworden wären.

Kurz bevor ich das Haus Richtung Arbeit verließ, kamen die Schreiner, um die Küche fertig zu stellen: Arbeitsplatte auswechseln (hatte beim Einbau eine heftige Macke bekommen), fehlende Teile einbauen, falsch gelieferte Teile tauschen. Nun haben wir also direktes Licht über der Arbeitsfläche und wir können endgültig einräumen. Zum Foto der fertigen Küchen fehlen dann nur noch zwei Lampen.

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Arbeit zum Teil im Büro, zum Teil am Veranstaltungsort, an dem ich die beiden Folgetage verbringen werde. Wie gut, dass ich vor einem halben Jahr durch Herbeiziehen eines Telefontechnikers dafür gesorgt hatte, dass sich die Bürotelefone auf andere Apparate umleiten lassen: So musste ich nicht meine private Telefonnummer für Notfallkontakte während der Veranstaltung angeben (geht’s noch?), sondern nannte meine Büronummer, die ich auf mein Handy umgeleitet hatte.

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Es gab großartiges Abendessen, am Sonntag als Link dem Mitbewohner geschickt, gestern schon auf dem Tisch (mit viel Mangold statt mit etwas Spinat und mit Cabanossi statt Pfefferbeißer): Kartoffeln in scharfen Sahnelinsen.

Köstlich in Würze und Leichtigkeit, die Würste hätte es gar nicht gebraucht.

Journal Sonntag, 16. November 2014 – Haushistorie

Montag, 17. November 2014

Wieder weit vor Ende Müdigkeit aufgewacht.

Zweiter Versuch Gewürzbrot ohne Gewürz – trotz kürzerer Stückgare gleiches Ergebnis wie gestern. Daran lag’s also nicht.

Nach vielen Jahren mal wieder einen Regenbogen gesehen.

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Meisen am Knödel beobachtet: Keine beherrschte das Kunststück, sich am Markisenführungsdraht festzuhalten und den Meisenknödel mit einer Kralle heranzuziehen – Fressen ohne blöde Schaukelei. Vergangene Saison konnten das fast alle. Vergessen, oder ist das eine völlig durchgewechselte Population?

Einige Zeit an beruflicher Zukunft gebastelt: Nach einem Jahr gezielter Schüsse, die alle daneben gingen, versuche ich jetzt die Methode Schrotgewehr.

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Isarlauf in herbstlicher Buntheit, an Bäumen, am Himmel – wundervolles Licht. Immer noch deutliche Plusgrade, Handschuhe brauchte ich nicht.

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Abendesseneinladung bei Nachbars (der Preis für meine Keksidee). Sehr gut orientalisch gegessen: Wir waren uns einig, in welchem türkisch-arabischen Einkaufsparadies wir hier leben. Diese Nachbars leben etwa so lange in diesem Haus wie der Mitbewohner und ich, kennen aber offensichtlich alle anderen Nachbarn persönlich und wissen deren Lebenshintergrund. Welchen Unterschied es macht, wenn man mit Leuten redet!

Kurz bevor wir uns (mit ehrlich gemeinter Gegeneinladung) verabschiedeten, erfuhren wir noch die Geschichte dieses Hauses – die völlig anders ist, als ich bislang dachte. Und die Details enthält, die mich fast an sowas wie Schicksal glauben lässt.
Ich recherchiere mal und werde berichten.

Journal Samstag, 15. November 2014 – Backofenbedienung

Sonntag, 16. November 2014

Um fünf müde und mit Kopfweh aufgewacht, nach einer Stunde vergeblicher Einschlafversuche aufgestanden und mich ans Gewürzbrot des Brotdocs gemacht, allerdings ohne Gewürz. Ging im Ofen nicht ganz wie gewünscht auf, beim nächsten Versuch (am Sonntag, dieses Brot wird Gastgeschenk) werde ich die Stückgare etwas verkürzen.

Dabei zum zweiten Mal die Dampffunktion des neuen Backofens genutzt. Der Hersteller nennt sie “Klimagaren”, weswegen ich seinerzeit lang recherchierte, bis ich sie richtig einordnete. Die Funktion ist ziemlich kompliziert einzustellen:
1) Linken Knopf auf Klimagaren drehen
– da hiermit eine bestimmte Beheizungsart, Temperatur und Bedampfungsfunktion verbunden ist, die sich nicht zum Brotbacken eignen, über die Änderungsfunktion und den rechten Knopf:
2) manuell Beheizungsart ändern
3) manuell Temperatur ändern
4) manuell die Bedampfung auf manuell ändern
5) Variante einmaliger Dampfstoß wählen
6) Wasser für Bedampfung einsaugen lassen (über ein herzallerliebstes Metallröhrchen, das man links im Backofenrand ausklappt)

Wenn der Ofen die gewünschte Temperatur erreicht: Brot einschießen, Ofen schließen, Bedampfungstaste drücken.
Das meiste davon müsste man auch programmieren können, der Ofen bietet eine Anzahl frei belegbarer Programm-Slots. Aber damit befasse ich mich später; da die Anzeige etwa den Komfort eines Fahrkartenautomaten von 1998 bietet, brauche ich dafür Muße und Kraft.

Meinen Traum von der Webcam im Backofen habe ich längst nach hinten geschoben: Mittlerweile wundere ich mich viel mehr, warum ich all die sensationellen Funktionen und Programme zeitgenössischer Küchengeräte nicht über meinen Heimrechner bedienen kann oder über Apps meines Smartphones. Warum ich an jedem Geschirrspüler und Backofen, an jeder Waschmaschine einzeln Knöpfchen drücken muss (letzthin versuchte ich bei einem Freund den Geschirrspüler einzuschalten und scheiterte, denn die Beschriftung der Knöpfchen am oberen Innenrand der Klapptür war abgerieben – die Bedienung war Expertenwissen geworden). Die Geräte enthalten doch alle Prozessoren.

Tatsächlich ahne ich schon, warum das nicht so einfach ist: Sind ja alles eingebettete Systeme, deren Entwicklung aus einer ganz anderen Richtung kommt und nie eine Schnittstelle nach außen vorsah. Dann wiederum: Unterhaltungselektronik beruhte ursprünglich ja auch auf eingebetteten Systemen, und jetzt kann ich unseren Fernseher übers Wlan und meinen Rechner bedienen.

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In der Dämmerung Amseln getratzt: Ich sah sie in der Kastanie vor dem Balkon, legte Rosinen auf die Brüstung, verschwand aber nicht gleich im Wohnzimmer, sondern blieb draußen stehen – vielleicht würde sich ja doch eine trauen. Taten sie dann aber erst, als ich zumindest drei Schritte weit weg stand.

Dabei ein Kaninchen auf der Wiese gesehen und lange beobachtet.

Späteres Munich Wildlife: In der mächtigen Lärche, die sich erst jetzt herbstlich zu verfärben beginnt, gerieten eine Krähe und ein Eichhörnchen aneinander. Wobei es das Eichhörnchen war, das auf die Krähe losging, die auf einem nahegelegenen Ast saß – und die sich tatsächlich vertreiben ließ, wiederkam, wieder verjagt wurde. Das Eichhörnchen zog sich erst stammabwärts zurück, als es von fünf Krähen umstellt war.

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Was ein echter Trampel ist, zerdeppert eine Rosenthalvase durch einfachen Aufenthalt am Fenster. (Die Vase stand auf dem Fensterbrett, und ich drehte mich leicht. Das reichte.)

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Vergeblicher Versuch, mein Fahrrad zum Winterfestmachen zu bringen: Mein Fahrradschrauber ist die nächste Woche nicht da und bat mich, übernächste Woche wiederzukommen.

Schwatz mit Nachbarinnen im Hausflur. Diejenige, die mich seit Jahren vergeblich zum gemeinsamen Schimpfen über unsere Ehemänner einlädt, nennt ihren jetzt “mein Rentner”. Oy.

Leider keine Meyer-Zitronen beim nächst gelegenen Denn’s gefunden: Katharina Seiser hatte Lieferung in ihrer Wiener Filiale gemeldet, das hatte mich hoffen lassen.

Also statt damit zu backen Gewürzkuchen gemacht.

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In zweistündiger Siesta Schlaf nachgeholt.

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Ernteanteilverarbeitung zum Nachtmahl: Aus Rosenkohl am Stiel und Hokaidokürbis wurde Blechgeröstetes.

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“Und warum seid ihr aus eurer Heimat geflohen?”

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Die Archäologin, die derzeit eine Ausstellung zur Schlacht von Lützen (6. November 1632) vorbereitet – ihr Fachgebiet ist der 30-jährige Krieg – geriet in die diesjährige Gedenkveranstaltung und erzählt ein wenig Hintergrund dieser Schlacht. Und zwar genau die spannenden Details, die wohl für unsere Schulgeschichtsbücher zu speziell waren.
“Lützener Nebel”.

Der schwedische König ritt sein teures Pferd Streiff irgendwo bei der Kavallerie in der Mitte des rechten Flügels. Was nun genau geschah, warum der König im Kampfgetümmel von seiner Leibgarde getrennt wurde und mitten in die feindliche Reiterei geriet, wird sich wohl nicht mehr herausfinden lassen, ob es der berühmte “Lützener Nebel”, der wieder wie aus dem Nichts entstanden sein soll (schwedische Redensart bis heute!) oder schlichtweg der Pulverdampf aus den abgefeuerten Waffen oder die Kurzsichtigkeit des Königs oder sein Pech war?

Kurze Zeit später war er von einer Musketenkugel am Arm, mehreren Pistolenschüssen aus nächster Nähe und von mehreren Stichen von Blankwaffen getroffen, lag am Boden und starb. Und noch schneller waren die Plünderer aus den kaiserlichen Reihen da: bis heute fehlen sein goldener Siegelring, die Halskette, die Uhr, seine Stiefel und die Sporen. Seine berühmtes Elchkoller, eine Art kurzer Reitjacke aus dickem Elchleder, wurde bis nach dem 1. Weltkrieg als Trophäe in Wien aufbewahrt, dann aber aus Dankbarkeit für humanitäre Hilfe Schwedens in den Hungerjahren nach dem 1. Weltkrieg zurück gegeben. Die Leiche des Königs wurde erst etwa eine halbe Stunde, nachdem er verschwunden war, gefunden und geborgen, bis auf’s letzte, vorletzte und vorvorletzte Hemd geplündert (es war ja kalt und der König trug drei Hemden übereinander).

(Zu Pferden schwedischer Könige habe ich aus Herkunftsgründen ein besonderes Verhältnis.)

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Australischer Artikel über heterosexuelle männliche Prostitution – und was die unterschiedliche Perspektive auf männliche und weibliche Prostitution über tief verwurzelte Geschlechterstereotype verrät, unter anderem:
1) Männer können und wollen immer / Frauen suchen in Wirklichkeit emotionale Nähe
2) Männliche Prostituierte sind beneidenswerte Helden / weibliche Prostituierte sind bedauernswerte Opfer

“Male escorts
Is the growing market for male escorts a sign of female sexual liberation or just a re-run of the same old stereotypes?”

Zudem Ergebnisse empirischer Untersuchungen, die genau diese Stereotype widerlegen.

via @journelle

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Ein weiterer Fall von: Habe ich mir nie Gedanken drüber gemacht, aber jetzt, wo du’s sagst.
Wie es zum heutigen Keyboard-Layout kam und warum das vermutlich beste Keyboard aller Zeiten 30 Jahre alt ist.
“King of click: the story of the greatest keyboard ever made”.

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Der Mittagesser hat sein Blog reanimiert und tagebuchbloggt per “Berichtsheft”. Zum Beispiel über den Baustellenstand in Giesing.