Um fünf müde und mit Kopfweh aufgewacht, nach einer Stunde vergeblicher Einschlafversuche aufgestanden und mich ans Gewürzbrot des Brotdocs gemacht, allerdings ohne Gewürz. Ging im Ofen nicht ganz wie gewünscht auf, beim nächsten Versuch (am Sonntag, dieses Brot wird Gastgeschenk) werde ich die Stückgare etwas verkürzen.
Dabei zum zweiten Mal die Dampffunktion des neuen Backofens genutzt. Der Hersteller nennt sie “Klimagaren”, weswegen ich seinerzeit lang recherchierte, bis ich sie richtig einordnete. Die Funktion ist ziemlich kompliziert einzustellen:
1) Linken Knopf auf Klimagaren drehen
– da hiermit eine bestimmte Beheizungsart, Temperatur und Bedampfungsfunktion verbunden ist, die sich nicht zum Brotbacken eignen, über die Änderungsfunktion und den rechten Knopf:
2) manuell Beheizungsart ändern
3) manuell Temperatur ändern
4) manuell die Bedampfung auf manuell ändern
5) Variante einmaliger Dampfstoß wählen
6) Wasser für Bedampfung einsaugen lassen (über ein herzallerliebstes Metallröhrchen, das man links im Backofenrand ausklappt)
Wenn der Ofen die gewünschte Temperatur erreicht: Brot einschießen, Ofen schließen, Bedampfungstaste drücken.
Das meiste davon müsste man auch programmieren können, der Ofen bietet eine Anzahl frei belegbarer Programm-Slots. Aber damit befasse ich mich später; da die Anzeige etwa den Komfort eines Fahrkartenautomaten von 1998 bietet, brauche ich dafür Muße und Kraft.
Meinen Traum von der Webcam im Backofen habe ich längst nach hinten geschoben: Mittlerweile wundere ich mich viel mehr, warum ich all die sensationellen Funktionen und Programme zeitgenössischer Küchengeräte nicht über meinen Heimrechner bedienen kann oder über Apps meines Smartphones. Warum ich an jedem Geschirrspüler und Backofen, an jeder Waschmaschine einzeln Knöpfchen drücken muss (letzthin versuchte ich bei einem Freund den Geschirrspüler einzuschalten und scheiterte, denn die Beschriftung der Knöpfchen am oberen Innenrand der Klapptür war abgerieben – die Bedienung war Expertenwissen geworden). Die Geräte enthalten doch alle Prozessoren.
Tatsächlich ahne ich schon, warum das nicht so einfach ist: Sind ja alles eingebettete Systeme, deren Entwicklung aus einer ganz anderen Richtung kommt und nie eine Schnittstelle nach außen vorsah. Dann wiederum: Unterhaltungselektronik beruhte ursprünglich ja auch auf eingebetteten Systemen, und jetzt kann ich unseren Fernseher übers Wlan und meinen Rechner bedienen.
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In der Dämmerung Amseln getratzt: Ich sah sie in der Kastanie vor dem Balkon, legte Rosinen auf die Brüstung, verschwand aber nicht gleich im Wohnzimmer, sondern blieb draußen stehen – vielleicht würde sich ja doch eine trauen. Taten sie dann aber erst, als ich zumindest drei Schritte weit weg stand.
Dabei ein Kaninchen auf der Wiese gesehen und lange beobachtet.
Späteres Munich Wildlife: In der mächtigen Lärche, die sich erst jetzt herbstlich zu verfärben beginnt, gerieten eine Krähe und ein Eichhörnchen aneinander. Wobei es das Eichhörnchen war, das auf die Krähe losging, die auf einem nahegelegenen Ast saß – und die sich tatsächlich vertreiben ließ, wiederkam, wieder verjagt wurde. Das Eichhörnchen zog sich erst stammabwärts zurück, als es von fünf Krähen umstellt war.
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Was ein echter Trampel ist, zerdeppert eine Rosenthalvase durch einfachen Aufenthalt am Fenster. (Die Vase stand auf dem Fensterbrett, und ich drehte mich leicht. Das reichte.)
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Vergeblicher Versuch, mein Fahrrad zum Winterfestmachen zu bringen: Mein Fahrradschrauber ist die nächste Woche nicht da und bat mich, übernächste Woche wiederzukommen.
Schwatz mit Nachbarinnen im Hausflur. Diejenige, die mich seit Jahren vergeblich zum gemeinsamen Schimpfen über unsere Ehemänner einlädt, nennt ihren jetzt “mein Rentner”. Oy.
Leider keine Meyer-Zitronen beim nächst gelegenen Denn’s gefunden: Katharina Seiser hatte Lieferung in ihrer Wiener Filiale gemeldet, das hatte mich hoffen lassen.
Also statt damit zu backen Gewürzkuchen gemacht.
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In zweistündiger Siesta Schlaf nachgeholt.
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Ernteanteilverarbeitung zum Nachtmahl: Aus Rosenkohl am Stiel und Hokaidokürbis wurde Blechgeröstetes.
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“Und warum seid ihr aus eurer Heimat geflohen?”
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Die Archäologin, die derzeit eine Ausstellung zur Schlacht von Lützen (6. November 1632) vorbereitet – ihr Fachgebiet ist der 30-jährige Krieg – geriet in die diesjährige Gedenkveranstaltung und erzählt ein wenig Hintergrund dieser Schlacht. Und zwar genau die spannenden Details, die wohl für unsere Schulgeschichtsbücher zu speziell waren.
“Lützener Nebel”.
Der schwedische König ritt sein teures Pferd Streiff irgendwo bei der Kavallerie in der Mitte des rechten Flügels. Was nun genau geschah, warum der König im Kampfgetümmel von seiner Leibgarde getrennt wurde und mitten in die feindliche Reiterei geriet, wird sich wohl nicht mehr herausfinden lassen, ob es der berühmte “Lützener Nebel”, der wieder wie aus dem Nichts entstanden sein soll (schwedische Redensart bis heute!) oder schlichtweg der Pulverdampf aus den abgefeuerten Waffen oder die Kurzsichtigkeit des Königs oder sein Pech war?
Kurze Zeit später war er von einer Musketenkugel am Arm, mehreren Pistolenschüssen aus nächster Nähe und von mehreren Stichen von Blankwaffen getroffen, lag am Boden und starb. Und noch schneller waren die Plünderer aus den kaiserlichen Reihen da: bis heute fehlen sein goldener Siegelring, die Halskette, die Uhr, seine Stiefel und die Sporen. Seine berühmtes Elchkoller, eine Art kurzer Reitjacke aus dickem Elchleder, wurde bis nach dem 1. Weltkrieg als Trophäe in Wien aufbewahrt, dann aber aus Dankbarkeit für humanitäre Hilfe Schwedens in den Hungerjahren nach dem 1. Weltkrieg zurück gegeben. Die Leiche des Königs wurde erst etwa eine halbe Stunde, nachdem er verschwunden war, gefunden und geborgen, bis auf’s letzte, vorletzte und vorvorletzte Hemd geplündert (es war ja kalt und der König trug drei Hemden übereinander).
(Zu Pferden schwedischer Könige habe ich aus Herkunftsgründen ein besonderes Verhältnis.)
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Australischer Artikel über heterosexuelle männliche Prostitution – und was die unterschiedliche Perspektive auf männliche und weibliche Prostitution über tief verwurzelte Geschlechterstereotype verrät, unter anderem:
1) Männer können und wollen immer / Frauen suchen in Wirklichkeit emotionale Nähe
2) Männliche Prostituierte sind beneidenswerte Helden / weibliche Prostituierte sind bedauernswerte Opfer
“Male escorts
Is the growing market for male escorts a sign of female sexual liberation or just a re-run of the same old stereotypes?”
Zudem Ergebnisse empirischer Untersuchungen, die genau diese Stereotype widerlegen.
via @journelle
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Ein weiterer Fall von: Habe ich mir nie Gedanken drüber gemacht, aber jetzt, wo du’s sagst.
Wie es zum heutigen Keyboard-Layout kam und warum das vermutlich beste Keyboard aller Zeiten 30 Jahre alt ist.
“King of click: the story of the greatest keyboard ever made”.
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Der Mittagesser hat sein Blog reanimiert und tagebuchbloggt per “Berichtsheft”. Zum Beispiel über den Baustellenstand in Giesing.