Papierlektüre zum Morgenkaffee. Das jüngste SZ-Magazin hatte ein Philipp-Lahm-Interview zum Titelthema gemacht. Ja, ich weiß, dass das ein berühmter deutscher Fußballspieler ist, das gehört zur Allgemeinbildung. Obwohl mich das Thema überhaupt nicht interessierte, las ich rein: Gut gemachte Geschichten zeichnen sich ja dadurch aus, mich für ein Thema zu interessieren. Bis zur Hälfte drangeblieben bin ich allerdings aus Faszination an den spektakulär bescheuerten Fragen:
Erinnern Sie sich noch an Ihr erstes Länderspiel in Februar 2004 gegen Kroatien? Ihre erste Ballberührung in der Nationalmannschaft war ein Fehlpass.
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Versuchen Fußballspieler, sich vor jedem Spiel eine perfekte oder besonders schöne Spielsituation in Gedächtnis zu rufen, um sich so wie beim autogenen Training aufzubauen?
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Bei der EM 2012 hat Bastian Schweinsteiger bemängelt, nicht alle Ersatzspieler hätten mitgefiebert. Spricht so etwas der Kapitän an oder macht das der Trainer?
Wenn das rauskommt, wenn man Fußballkundige Interviews mit Fußballstars führen lässt, bitte ich fürs nächste Mal um so fußballferne Interviewende wie möglich. (Meine Kontaktdaten stehen hier.)
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Das Wetter war so wundervoll, dass ich meine geplante Schwimmrunde nicht im Drinnen drehen wollte. Die Freibäder sind natürlich schon lange geschlossen, doch München bietet ja den Luxus eines Winterfreibads, sogar mit 50-Meter-Becken: Das Dantebad. Gestern war mir das die 7,80 Euro Eintrittsgeld wert. Da das Buch von Laura Waco, das ist zuletzt las, zum größten Teil in exakt dieser Gegend spielt (Borstei, Dantebad), hatte ich eh in letzter Zeit oft daran gedacht.
Das Hinradeln war wundervoll, doch dann folgten 75 Minuten Kampfschwimmen. Das Dantebad widmet eine seiner drei Schwimmerbahnen den Rückenschwimmern, also hatte ich angenommen, die anderen beiden Bahnen seien frei von Rückenschwimmerinnen. Irrtum: 50 Prozent schwammen Rücken, außerdem war ständig Schwimmspielzeug im Einsatz. Ein scharfkantiges Handpaddel auf der Nachbarbahn schrammte mir einen roten Striemen in den Oberschenkel.
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Im sonnigen Wohnzimmer Laura Waco, Von Zuhause wird nichts erzählt für meine Leserunde fertig gelesen.
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Schaufensterbummel zur blauen Stunde durch die Sendlinger Straße und die Theatinerstraße – alle paar Jahre habe ich Lust darauf. Aber eben nur alle paar Jahre, und so kenne ich die Shoppinggegend östlich von meiner Wohnung wenig. Ich sah Geschäfte ihre Schließung ankündigen, von deren Existenz ich nicht mal wusste, obwohl ich nur 500 Meter entfernt wohne.
Die Touristen saßen auch bei Dunkelheit noch tapfer in den Straßencafés auf dem Marienplatz und der Theatinerstraße.
Dass so viele Menschen vor dem geschlossenen Apple Schtore rumlungerten – stehend, auf dem Boden sitzend oder kauernd – und mit ihren Smartphone beschäftigt waren: Gibt’s da ein offenes W-LAN? (Ich war ohne Telefon unterwegs und konnte nicht nachsehen.)
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Mir ist schon klar, dass vier Tage Strohsingleleben sich nicht mit dauerhaftem Alleinleben vergleichen lassen. Aber die Erklärung fürs Niekochen “ach, für mich allein habe ich keine Lust” fällt mir schon schwer zu verstehen. Vielleicht liegt der Unterschied in der großen Freude, die mir ganz persönlich gutes Essen bereitet? Und die Niekocherinnen nicht kennen?
Zum Nachschwimmfrühstück bereitete ich mir Guacamole zu (beim Verdi war ich an einer reifen Avocado vorbeigekommen), dazu gab’s das letzte Eck des Mittwoch aufgetauten Viertels Frankenlaib von letztem Sonntag, außerdem Kaymak (also streichfähige Sahne, gerne verglichen mit clotted cream) mit Apfelmarmelade. Der Kaymak von Gazi enthält allerlei Stabilisatoren, kennt jemand einen Hersteller, der darauf verzichtet?
Und zum Abendbrot schnippelte ich mir Ofengemüse, dazu Couscous und Feta. Die zweite Hälfte nehme ich mir Montag als Brotzeit mit in die Arbeit.
Allerdings gebe ich zu: Lebte ich dauerhaft allein, probierte ich wahrscheinlich seltener neue Rezepte aus. Und lernte dadurch weniger dazu.
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Zum Ofengemüse gab’s Tagesschau und den Schrecken, Recht gehabt zu haben:
Letzte Woche hatte ich dem wehrlosen Werkstudenten (natürlich kann ich mir auch als Sekretärin nicht die PR-Kriegsgeschichten verkneifen) Vorträge über die möglichen Auswirkungen des Veranstaltungstitels “Hooligans gegen Salafisten” gehalten: Auch wenn an den Krawallen und Attacken vergangenes Wochenende kein Salafist weit und breit beteiligt war, würde es irgendwann heißen, es habe sich um Gewalt zwischen Rechten und Salafisten gehandelt.
Dass das so schnell passieren würde, hätte ich nicht prognostiziert.
Schon gestern zitierte die 20-Uhr-Tagesschau in einem Beitrag über Bundespräsident Gauck eben diesen Herrn in indirekter Rede, er sei besorgt über “Straßenschlachten zwischen Salafisten und Hooligans”. Da waren keine Salafisten!
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Bizarritäten: HilliKnixibix twitterte
Und schlagartig fiel mir ein, wie ich vor längerer Zeit in der Umkleide des Olympiabads beim Haarefönen ein kleines, unauffälliges Fotoshooting beobachtet hatte und noch dachte: “Wenn’s nicht extrem unwahrscheinlich wäre, hielte ich die abgelichtete Dame für Frau Almsick.” Sie war’s wohl tatsächlich.
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Am Fernsehprogramm hängen geblieben, weil Pro7 überraschend Alice in Wonderland von Tim Burton zeigte und ich den endlich nachholen konnte. Gefiel mir, enttäuscht war ich allerdings von der Musik: Danny Elfman hatte wohl keine Lust und klaute lediglich ein bisschen von sich selbst.
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Die New York Times portraitiert Menschen, die in einer Ebola-Station in Liberia arbeiten. Heldentum ist ein belasteter Begriff, hier aber vielleicht doch mal angebracht.
“Braving Ebola. Portraits of those who labor and those who survived at an Ebola treatment center in rural Liberia.”