Journal Donnerstag/Freitag, 15./16. Januar 2015 – Musiksentimentalität

Samstag, 17. Januar 2015 um 7:17

Ohrwurm dieser Tage: Héroes del silencio

http://youtu.be/YVgZtUZXyfI

Gehört zur Musik für das neue Hot-Iron-Programm, und Dienstagmorgen war ich in Grinsen ausgebrochen, fast so breit wie die Langhantel, die gerade auf meinem Nacken lag: Mein kleiner Bruder, der mich damals bereits überragte, hörte diese Kapelle und dieses Lied sehr gern. Selbst hatte ich zu dieser Zeit ein zu großes Problem mit der manierierten Aussprache des Sängers (aspirierte P, T und K sind komplett unspanisch). Doch mit genug zeitlichem Abstand überlagert Sentimentalität Geschmack, und jetzt freute ich mich über das Zeugs.
Lange Locken und eine Bandana zum Hirnzusammenhalten (so scherzten wir damals) trug auch mein Brüderchen Anfang der 90er, sah aber deutlich besser damit aus als Enrique Bunbury.

Gestern holte ich bereits Luft, um den Werkstudenten gegenüber zu fragen, wie er diese Band sieht. Ließ sie ungenutzt wieder raus, als mir einfiel, dass der 19-jährige 1992 noch gar nicht auf der Welt war.

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Donnerstagabend gab es mal wieder Unsichtbaren Salat, wieder war er ein Ereignis. Dazu im Fernsehen den zweiten Teil “Unsere Tracht und die Macht”, diesmal mit der Rolle der Salzburger Festspiele (zu denen sich auch Gäste aus anderen Ländern als Tageskleidung Trachtiges schneidern ließen) bis zu den jüngsten Jahrzehnten, in denen das Oktoberfest Zentrum der Trachtenkleidung wurde (davor unzählige Foto- und Filmbelege, dass auf dem Oktoberfest traditionell nicht Tracht getragen wurde, im ältesten Festzelt Schottenhammel bis heute die Bedienungen keine Dirndl tragen, sondern Kellnerinnenkleidung). Zum gegenwärtigen Umgang mit Tracht meinten die Expertinnen, jetzt sei die Trachtenkleidung wieder dort angekommen, wo sie angefangen habe: Jede und jeder kleide sich damit so, wie es zu ihnen passe, unabhängig von irgendwelchen Diktaten.

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Freitagabend Fischmenü im Il Castagno, gut gegessen. Mein Lieblingsgang:

150115_Il_Castagno_7

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Weswegen wir Blogs mögen: Sie machen die Auswirkungen von Geschehnissen in der großen Welt auf die kleine Welt einzelner Menschen nachvollziehbar. Zum Beispiel die Aufhebung der Deckelung des Schweizer Franken im Bezug auf den Euro bei GrenzgängerinWahlschweizerin Frau Bruellen:
“Währungsspekulanten”.

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2010 machte eine Studie die Runde, nach der auch dicke Frauen in den Medien lieber ganzganz dünne als Models in der Werbung sehen wollen, Diversität in der Darstellung also geschäftschädigend wäre. Auf diese bezieht sich die Branche seither.
Dass die Ergebnisse dieser Studie sich mittlerweile als gefälscht herausgestellt haben und zurückgezogen wurden, dass einer ihrer Herausgeber schon 2012 wegen des Vorwurf der Fälschung von seiner Professur zurück getreten ist – das macht nicht die Runde. Vielleicht mögen Sie nachlesen:
“Ooops, Studie gefälscht! Aber wen interessiert’s?”

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Lassen Sie uns noch ein wenig spielen: Wie sähen die Harry-Potter-Filme aus, wenn sie “Hermione Granger” hießen? Hier eine Bildergeschichte:
“If Hermione Were The Main Character In ‘Harry Potter’
Hermione Granger and the Goddamn Patriarchy.”

die Kaltmamsell

8 Kommentare zu „Journal Donnerstag/Freitag, 15./16. Januar 2015 – Musiksentimentalität“

  1. berit meint:

    Hehe das mit den Praktikanten kenne ich. Ich erntete auch nur verständnislose Blicke als ich im Büro vom Glücksrad redete. Auch Ekel Alfred war niemanden ein Begriff. Dabei bin ich nur 5 Jahre älter :/

  2. Frau Brüllen meint:

    Danke fürs Verlinken. Und ja, das “Runterbrechen aufs Persönliche”, das mag ich auch an Blogs (Nur eine kleine Korrektur: Grenzgängerin bin ich nicht, das wäre jemand, der im einen Land wohnt und im anderen Land arbeitet. Ich bin nur Währungstouristin und Schnäppchenjägerin. Und “Scheissusländer”, wie ich jetzt wieder gehört habe ;-))

  3. Sabine meint:

    Die volle Wucht der Fotostrecke “Hermione Granger und das Sch***patriarchat” spürt man erst dann, wenn man sie mit einem Elfjährigen und seinem zweijährigen Englisch, gemeinsam unter einer Decke steckend, durchschaut. Der Elfjährige ist nämlich voll auf der Seite der UN-Hermione und ihrer “He For She”-Kampagne, weil Elfjährige sehr konkret den Zwang von Geschlechterrollen erfahren.

    Elfjähriger: “Die Jungs in meiner Klasse geben so an und machen voll einen auf Babo, aber das finden die Mädchen voll toll und rennen denen nach. Ich versteh das nicht. Und warum müssen die Mädchen alle nur noch über Lipgloss reden und die Buben dauernd abservieren?”

    Mutter: “Na, die probieren halt alle so Geschlechterrollen aus. Vielleicht gefallen sie ihnen ja gar nicht.”

    Elfjähriger: “Ich find das voll blöd. Da mache ich nicht mit und ich will auch nicht so sein. Weil, das sagt ja auch die Emma Watson, dass das blöd ist mit den Rollen. Und ich mag die Emma Watson! Sch***patriarchat!”

    Und der Wortschatz des Elfjährigen hat sich nach der Lektüre der Fotostrecke auch enorm erweitert. Das wird die Lehrer freuen…

  4. die Kaltmamsell meint:

    Verzeihung, Frau Brüllen, jetzt zeigt sich, wie ungenau ich bei dir lese. Ist korrigiert.

  5. die Kaltmamsell meint:

    Vielen Dank für die Geschichte, Sabine, und das Bild, das ich jetzt davon im Kopf habe.

  6. mariong meint:

    Danke für die Hermione Fotostrecke.
    Das musste mal gesagt werden.
    Hermione war auch schon immer meine Heldin.
    Und dann das letzte Bild,
    das vielleicht eigentlich das erste war.
    Autsch.
    Emma Watson, das weiß auch Sabines Elfjähriger.

  7. Christian meint:

    Entschuldigung, ich mus das Thema kurz wechseln:
    Héroes del silencio. Oh mein Gott, die hatte ich ja ganz vergessen.
    Die waren damals für uns(TM) der Anfang vom Ende, die waren immer dafür gut, die Tanzfläche zu verlassen weil dann die schicken Mädchen kamen, eine Handtasche in die Mitte stellen und im Kreis um dieses Täschen Step-Left-Step-Right machten. Die schicken Mädchen, die bei MTV gelernt hatten, dass der Krach den wir hörten schick war und aber eigentlich nichts damit anfangen konnten.
    Als die in den Diskos liefen hätten wir wissen können: Jetzt ist der Grunge tot.

    (Auch dafür sind Blogs ja gut: Meinungsvielfalt innerhalb der Filterbuble, nicht wahr?)

  8. die Kaltmamsell meint:

    Danke, Christian, ich hatte ja keine Ahnung! Muss unbedingt mein Brüderchen fragen, wie er sich heute erinnert, sonst hatte er es ja eher mit ganz schnellem Schraddelkrach.

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