Journal Samstag, 17. Januar 2015 – Ausflug nach Nürnberg

Sonntag, 18. Januar 2015 um 8:28

Zu ihrer Goldenen Hochzeit hatten die Schwiegers von ihren drei Söhnen einen gemeinsamen Ausflug mit gesamten Sohnfamilien geschenkt bekommen, der war nach Nürnberg und gestern. (Organisiert per Doodle. Dieses eigentlich schlichte Online-Werkzeug hat die Menschheit möglicherweise weiter nach vorne gebracht als die Erfindung des Tablets.)

Wir fuhren mit Gruppenticket im ICE dorthin und hatten bereits im Zug Spaß.

Spaziergang durch Nürnberg, leider meist im Regen, Umgucken in St. Lorenz.

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Aliens!

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Zu Mittag Schäuferl:

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Ein Programm für den Tag hatte niemand vorbereitet, wir würden vor Ort schon sehen. Jemand hatte einen kleinen Reiseführer als Büchlein dabei, zudem standen sechs Smartphones und ein Tablet zur Verfügung (eine sehr technikfreundliche Familie: die Söhne wuchsen mit C64 auf, alle sind offen für neueste digitale Entwicklungen, mit dem End-70jährigen Vater als größtem Gadgetfan), so drehten wir auch nur zwei Schleifen, als zwei angesteuerte Restaurants gerade Ferien machten – das Internet brachte uns problemlos zum nächsten.

Die Kaiserburg haben wir auch besichtigt. Auf dem Weg dorthin schob eines der beteiligten kleinen Kinder seine Hand in meine. Ich fand, dass ich recht souverän damit umging, doch später erfuhr ich, dass das Kind eigentlich gerne getragen worden wäre und ich die sehr subtilen Signale in diese Richtung übersehen hatte.

Dennoch wurde von allen eine gute Zeit gehabt.

§

Novemberregen erzählt, wie es ist, ihr Kind in eine Schule mit überwiegend Einwanderern zu schicken.

Ich bin Deutsche, mein Kind ist, im ganz klassischen Sinne, “wurzeldeutsch” und wir leben in einer Stadt, die in der Tagesschau neulich als die deutsche Stadt mit dem höchsten Migrantenanteil beschrieben wurde. Ich habe keine Kopf für Zahlen, so grob waren es im 2. Quartal 2014 60% Migranten hier, in den einzelnen Bezirken variiert das natürlich sehr. Wir wohnen in der Innenstadt, der Schulbezirk von Mademoiselle müsste einen Migrantenanteil von über 70% haben (…). Oder ganz auf unseren Einzelfall bezogen: im Kindergarten waren von 44 Kindern drei komplett deutsch, und in der jetzigen Schulklasse – 24 Kinder – fallen mir zwei (Mademoiselle eins davon) Kinder ein, deren Eltern nicht noch muttersprachlich eine weitere Sprache sprechen (über Nationalität kann ich nichts sagen, ich habe dort noch nie jemanden nach dem Ausweis gefragt). Feshalten können wir jedenfalls: mein Kind ist eins dieser deutschen Kinder, die in der Schule und beim Fußball in der absoluten Minderheit sind.

Selbst gehörte ich ja als Gastarbeiterkind zur anderen Seite und wuchs mit zwei Zuhause-Sprachen auf (ich finde immer noch schade, dass meine Eltern mich nicht auch noch mit Mutters Polnisch versorgten). Das empfand ich von klein auf als Privileg und hielt mich in diesem Bezug ein wenig für etwas Besseres, gerade weil ich damit an allen Schulen zur Minderheit gehörte. Im Anfangsunterricht Latein wurde ich auch immer wieder nach spanischen Entsprechungen der Vokabeln gefragt, um deren lateinische Wurzeln zu untersuchen, und fühlte mich recht wichtig. Amüsierte mich allerdings auch, wenn ich bis in die Mittelstufe von Lehrern für mein gutes Deutsch gelobt wurde.

die Kaltmamsell

16 Kommentare zu „Journal Samstag, 17. Januar 2015 – Ausflug nach Nürnberg“

  1. HP meint:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************

    Gerne gelesen

    *******************************************************

  2. Lempel meint:

    Das ist doch kein Schäuferl. Die Schäufele (!) sind den Nürnbergern heilig, über deren Qualität wacht sogar ein eigener Verein (Freunde des fränkischen Schäufele).

  3. Lempel meint:

    Entschuldigen Sie bitte, dass ich auf dem Unterschied beharre. Hier in Franken ist man zur Zeit etwas dünnhäutig, was die schleichende Bajuwarisierung der Alltagssprache anbetrifft. Zuletzt hat ja das ZDF die Serie “Tannbach” auf Oberbayerisch abgedreht. Dabei ist Tannbach an das historische Mödlareuth in der Nähe von Hof angelehnt. Die Verantwortlichen haben den deplazierten Dialekt sogar völlig bewusst ausgewählt, obwohl man sonst jeden Zaunpfosten so original wie möglich hingestellt hat.
    Näheres dazu auf http://www.infranken.de/regional/hof/Dialektforscher-fordert-neue-Synchronfassung-fuer-Tannbach;art155656,919103

  4. Trolleira meint:

    Uuuhhhhh Schäufele!!!! Meine Beste, Schäufele!!!!
    :-)

  5. Susann meint:

    Wenn das kleine Kind WIRKLICH intensiv gewünscht hätte, dass Sie es tragen, hätten Sie das gemerkt…glauben Sie mir. Also – alles richtig gemacht! :-)

  6. die Kaltmamsell meint:

    Google Bildersuche zeigt bei “Schäuferl” die richtigen Bilder. Ich schreibe in meiner Muttersprache, in der ich ja auch Danzig schreibe, nicht Gdańsk, Katalonien und nicht Catalunya.

  7. crazycook meint:

    Als Klugscheisser : Das “Schäuferl” ist eine kleine Schaufel. (aus dem Östereichischen übernommen) Schäufele muttersprachlich wäre Schweineschulter.

  8. Susann meint:

    Na, crazycook, des is a Schauferl, net a Schäuferl. Zumindest im Oberösterreichischen. Was immer ein “Schäuferl” ist, ein Schauferl ist es jedenfall nicht. Nicht bei uns. Vielleicht in Wien.

  9. Viktor meint:

    Wenn man schon Google bemüht:

    “Schäuferl” – 9560 Treffer
    “Schäufele” – 345000 Treffer

    Wir Franken sind eine bedrohte Minderheit, also bitte auch unseren aussterbenden Dialekt berücksichtigen.

    …also SCHÄUFELE

    Danke! ;-)

  10. Stefan meint:

    Ich bin (als Württemberger im fränkischen “Exil”) auch über die fehlende Endung beim Schäuferla (bzw. Schäufele, hochdeutsch Schäufelchen, also durchaus “kleine Schaufel”) gestolpert. Beim Kulinarischen sind die Franken schon eigen. Man isst in Nürnberg ja auch “Drei im Weggla” und nicht “Drei in der Semm’l” oder gar “Drei im Brötchen”. Wobei sich in Nürnberg die bayrische “Brotzeit” wohl gegen das eher schwäbische “Vesper” durchgesetzt zu haben scheint, spannendes Thema…

    Ansonsten ein nachträgliches “Willkommen in Nürnberg!”

  11. Lempel meint:

    Frau Kaltmamsell, Ihre Muttersprache in allen Ehren, aber da sie das Stück Schulter in NÜRNBERG gegessen haben, ist das eben kein Schäuferl, sondern ein Schäufele. Ich halte Ihnen zugute, dass Sie als Oberbayerin, die wahrscheinlich noch nicht sehr oft in Nürnberg war, nicht die Bedeutung des Schäufele für Nürnberg/Mittelfranken kennen. Bitte schauen Sie sich doch deswegen mal die Seite http://www.schaeufele.de/ an.
    Gerade in einem Foodblog sollte man die Gerichte mit dem korrekten Namen bezeichnen. Sie würden doch in Italien auch nicht sagen, dass Sie meinetwegen Bandnudeln mit Raukesoße statt Tagliatelle mit Rucolapesto (mir fällt gerade kein besseres Beispiel ein) gegessen haben und auf ihrer Muttersprache beharren.
    Dann müssten Sie Hummus ja auch zukünftig als Kichererbsenpampe bezeichnen.

  12. Lempel meint:

    So, ich habe jetzt eine Nacht über das Schäufele geschlafen und bin aber immer noch nicht ruhiggestellt. Auf Ihrer Seite geben Sie sich große Mühe, gerade regionale Spezialitäten hervorzuheben und bezeichnen diese grundsätzlich (mir ist auf jeden Fall noch keine Ausnahme aufgefallen) mit den landestypisch üblichen Benennungen. Ihre Berichte aus Italien sind mir dahingehend beispielsweise noch sehr angenehm in Erinnerung. Warum machen Sie beim Schäufele eine Ausnahme? Weil Nürnberg ja auch irgendwie zu Bayern gehört? Aber Mittelfranken ist eben nicht Oberbayern und deswegen empfinde ich es als eine Sache des Respekts der “fremden” Kultur gegenüber, den einheimischen Namen zu verwenden, gerade wenn die Speise geradezu typisch für die Region ist. Die Dinger haben in Nürnberg/Mittelfranken eben den Charakter eines Stadtheiligtums, wovon Sie sich auf der angegebenen Schäufele-Freunde-Seite überzeugen können.

    Wenn Sie im Burgenland Palatschinken verzehren, sagen Sie schließlich dazu in Ihrem Blog auch nicht Pfannkuchen, auch wenn Sie die seit Kindesbeinen kennen und das so in Ihrer Muttersprache so heißt.

  13. Sabine meint:

    Als abstammungsmäßige Doppelfränkin bin ich auch bei “Schäuferl” zusammengezuckt, ja, es trappelt mir nur schwer über die Tastatur, so arm und amputiert. Deshalb bin ich sehr erleichtert, dass es den anderen Kommentatoren auch so ging. Wir bringen den Kindern (immerhin noch Dreiviertelfranken, wenn auch geborene Münchner) hier bei, in Franken nur ja keine Knödel, sondern Klöß zu bestellen (Singular: Ein Klöß) und auch sonst die dortigen kulinarischen Gepflogenheiten in hohen Ehren zu halten.

    Um das Sprachkarma wieder in Ordnung zu bringen, empfehle ich drei tiefempfundene “Allmächd” gefolgt von drei Wiederholungen von “Sou a goude Läibergnidlasubbn hamma scho lang nimmer gessn”, dann wiederum drei Allmächd und das ganze begossen mit einem Bocksbeutel Frankenwein.

    Mein Vater, der für sein Leben kein hartes und kein weiches B unterscheiden kann, kannte mal in der Augustenstraße einen fränkischen Fischhändler, der in einer geheimen Schublade für Landsleute die herrlichsten fränkischen Wurstwaren unter der Hand und vermutlich unter Umgehung allerlei Gesetze bereithielt. Das Essen wird in Franken sehr ernst genommen.

  14. adelhaid meint:

    es gab also schweinebraten? sehr lecker!

  15. Die Toni meint:

    Passen Sie bloß auf Frau Kaltmamsell,

    wenn sie weiter so frei daher bajuwarisieren, gründet Herr Lempel noch die PfgBdA (=Patriotische Franken gegen die Bajuwarisierung des Abendlands). Montagsdemos in Nürnberg, nicht auszudenken. Gegen die Lügenblogs.
    Der Begriff des Schäufele wurde in den letzten Jahren ja auch tabuisiert.

    Herzlichst, die Toni

  16. Lempel meint:

    @die Toni: Ihr Humor gefällt mir!
    Sie kennen nur die Franken wohl nicht sehr gut. Demos? Nee, da setzt man sich doch lieber mit einem Seidla und einem SCHÄUFELE ins Wirtshaus und stiert vor sich hin.
    Von einem Nachbarort hier wird berichtet, dass einige aufständische Arbeiter zu Zeiten der Revolution 1918 von einem Mitglied der Obrigkeit ins örtliche Wirthaus umgeleitet wurden und die Revolution damit seeehr schnell beendet war. Glaub ich sofort.

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