Archiv für Januar 2015

Journal Dienstag, 6. Januar 2015 – Schlangenöl für den Rechner

Mittwoch, 7. Januar 2015

Was kein Mensch braucht: Eine nächtliche Migräneattacke. Diesmal zwar ohne Alles-muss-raus auf dem Klo, sondern mit leichter Übelkeit und Schmerzen, die nur ein Will it blend-Versuch der Stirn ausgelöst haben kann. Aber wegzukriegen nur mit einem Schuss Triptan und nach glücklicherweise absehbaren Minuten existenziellen Gewinsels.

Trotzdem einen Techniktagebuch-reifen Traum geträumt: Google Geschirrspüler.

Insgesamt am Morgen des Dreikönigsfeiertags lieber kein Kraftttraining (das lass’ ich jetzt mal so mit drei T, passt), sondern Sandeln am Laptop. Aber zuerst das migräneverschwitzte Bettzeug in die Waschmaschine.

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Beim Twitterlesen über Milchkaffee bei @franziskript auf diese Geschichte gestoßen:
“How my mom got hacked”.

Auch wenn es unter Mac-Userinnen als gotteslästerlich gilt, zusätzliche Antivirenprogramme zu installieren, auch wenn IT-Experte Dentaku im Techniktagebuch-Redaktionschat schrieb “Virenschutzprogramme sind Schlangenöl”, habe ich mir jetzt eines geholt. Für Nullcheckerbunnys wie mich fühlen sich die meisten Handgriffe am Rechner ohnehin wie kabbalistische Rituale an – da kommt’s auf eines mehr oder weniger nicht an. Jetzt nur noch beim nächsten Vollmond den Rechner dreimal mit geschlossenen Augen neu starten – richtig?

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Schon wieder ein Fieberbläschen! Zwar auch dieses unauffällig im Mundwinkel, aber schmerzhaft und beunruhigend.

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Geburtstagsfeier in angenehmer Runde bei griechischem Mittagessen. Mutter des Jubilars (er wurde etwa Mitte 40) äußerte sich innerhalb von 15 Minuten drei Mal fassungslos erstaunt darüber, dass er so viele Freunde hat: “Des hätt i ja nie denkt!”

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Der am längsten offene Tab in meinem Browser ist derzeit dieser:
http://www.bialettishop.it/Moka-Break-Alpina/P=0002762/MR?selectedCdItem=3117503
Ich bastle immer noch an den Argumenten, warum ich dieses Ding (Tipp von @mmiedl auf dieses Foto hin) kaufen sollte, wo ich doch eigentlich am konsequenten Verringern meiner materiellen Habe bin, zudem mit zwei Cafeteras bereits komplett ausgestattet. Schon lange nichts mehr so haben wollen wie dieses blödsinnige Glump. (So süß!)

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Woher kommt eigentlich unser (auch Ihr, auch mein) Islambild? Welche Absichten und Auswirkungen hat das? Wie wurde daraus Islamfeindlichkeit? Jens Wernicke hat für die Nachdenkseiten die Medienkritikerin sowie Sprach- und Islamwissenschaftlerin Sabine Schiffer interviewt:
“PEGIDA ist das Symptom eines größeren Problems”.

„Unser“ Islambild stammt vor allem aus der Auslandsberichterstattung der letzten 30 Jahre.

Die stereotyp ausgewählten Fakten aus der so genannten islamischen Welt haben dabei zunächst starke Frames, also stereotypisierte Wahrnehmungen, und hierauf aufbauend schließlich ein handfestes Feindbild geformt. Die daraus resultierenden Ängste wurden dann spätestens ab dem Mord am niederländischen Filmemacher Theo van Gogh 2004 auch auf die in Deutschland lebenden Muslime projiziert.

(…)

Aber die Demonstranten behaupten doch, nicht gegen Muslime, sondern nur Islamisten zu sein…

Ob sie das selber glauben, weiß ich nicht. Die publizierten Äußerungen verraten jedenfalls eine große Verallgemeinerungstendenz. Aber in der Tat dienen Islam und Muslime vor allem zur Projektion. Um sie geht es faktisch überhaupt nicht. Und da das viele Muslime noch nicht begriffen haben, lenken sie mit der gut gemeinten Aufklärung über ihre Sicht auf den Islam nur noch mehr Aufmerksamkeit auf ihre Religion und sich, die dann für Ressentiments jedweder Couleur „verantwortlich“ gemacht wird.

Allerdings glauben auch viele Politiker und Journalisten, die die Diskursentwicklung nicht genau verfolgt haben, dass es sich bei diesen Demonstrationen um Reaktionen auf eine Radikalisierung von Muslimen handele, was jedoch nicht der Fall ist – denn die Muslimfeindlichkeit hier ist deutlich älter als beispielsweise der so genannte „Islamische Staat“.

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Eine Mutter beschreibt, mit welchen Signalen die Umwelt ihrem Kind klarmacht, welches Geschlechterverhalten von ihm erwartet wird:
“Wie mein Kind ein Junge wurde – Teil 2”.

Journal Montag, 5. Januar 2015 – letzter Urlaubstag

Dienstag, 6. Januar 2015

Der erste Arbeitstag naht (Mittwoch), verfrühtes Angstaufwachen um 6 Uhr.
Für den Nachtmittag hatte ich mich wieder zum Kleidersortieren angemeldet. Zwar hatte ich davor eine Schwimmrunde geplant, im Detail war mir das aber dann doch zu umständlich, ich strampelte statt dessen auf dem Crosstrainer, ging eine Runde einkaufen.

Einer unserer beiden Putzmänner rief an und fragte, ob er kommen solle (ausgemacht war, dass er erst nächsten Montag wieder putzen würde): Wir baten sehr darum. Schon eine Woche Putzpause hatte ich deutlich gemerkt, trotz Küchesaubermachen nach jedem Kochen etc. Dass ich mir um die Grundreinigung der Wohnung keine Gedanken machen muss, ist wahrscheinlich der größte Luxus meines ohenhin Erstweltlebens.

Sonniges Radeln zur Kleidersortierstelle am Westfriedhof, einige Stunden emsiges Sortieren, begleitet von angenehmem Plaudern mit der Helferin gegenüber. Zurückradeln im Abendrot, immer wieder musste ich mich dazu zwingen, langsamer zu fahren: Meine Bronchien protestieren immer noch, wenn sie durch hohe Atemfrequenz kalte Luft abbekommen.

Zum Nachtmahl überraschend köstliche italienische Nudeln mit Linsen.

Im Fernsehen “Gernstl in Israel, Teil 1” – ganz wunderbar: Franz Xaver Gernstl zeigte und fragte mal wieder genau das, was mich interessierte. Hier zum Hinterherschauen in der BR-Mediathek.
Zudem schwelgte ich in Tel-Aviv-Erinnerungen.

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Antje Schrupp versucht sich in einer optimistischen Sicht auf gegenderte Produkte wie Essiggurken für Frauen / Essiggurken für Männer:
“Für eine Kultur der Unterschiede”.

Die Kunst besteht darin, Zugehörigkeit nicht mit Identität zu verwechseln. Wir müssen ins kollektive Bewusstsein bringen, dass sich aus der Zugehörigkeit eines Menschen zu einer bestimmten Gruppe – den Frauen oder den Männern, den Alten oder den Jungen und so weiter – rein gar nichts über diesen Menschen schlussfolgern lässt. Dass viele Muslime keinen Alkohol trinken, bedeutet eben nicht, dass der muslimische Gast auf meiner Party ebenfalls keinen Alkohol trinkt. Und auch wenn statistisch gesehen weniger Frauen als Männer ihren Status über die PS-Zahl ihres Autos definieren, kann ein fetter Dienstwagen genau das Richtige sein, um eine bestimmte Mitarbeiterin im Betrieb zu halten.

Das wäre schön. Nur dass Marketing eher interessiert ist an der Zementierung von Stereotypen (damit können ja auch unternehmensintern Kampagnen und Budgets begründet werden) als an Individualität.

Journal Sonntag, 4. Januar 2015 – Bagelfail

Montag, 5. Januar 2015

Wecker gestellt, um fürs Frühstück die Bagels zu kochen und zu backen. Sie sahen von außen sehr vertrauenserweckens aus, doch das Aufschneiden zeigte: So nicht.

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Die Krume eines Bagels hat dicht- und kleinporig zu sein.
Mein Verdacht: Der Teig müsste nach dem Gehen und vor dem Formen nochmal ordentlich durchgeknetet werden, nicht nur ein wenig ausgestoßen. Zudem misstraue ich der Anforderung des Rezepts ans Mehl: Hohen Glutenanteil will man eigentlich, wenn der Teig besonders viel Wasser halten soll und das Backergebnis große Poren aufzuweisen hat. Gluten braucht man für eine besonders elastische Stärkegitterstruktur. Ein Bagel aber ist fest, der Teig enthält wenig Wasser und soll kleine Poren haben. Aber Vorsicht, beim Testen immer nur einen Faktor verändern, sonst weiß man nicht, woran es gelegen hat. Das nächste Mal also wieder glutenstarkes Mehl Tipo 00, dafür vor dem Formen nochmal richtig kneten.

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Für eine Stepstunde an den Ostbahnhof gefahren (brav mit der U-Bahn), den Sport genossen.
Wetter weiterhin düsternasskalt.

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Geschmeckt haben die Bagels zum Frühstück gut, mit meinem Lieblingsbelag Frischkäse und getrockneten, eingelegten Tomaten, die kalte Gare über Nacht ist sicher eine gute Sache.

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Eine höchst originelle Art, Feminismus medial zu behandeln: Die Washington Post hat Feministinnen nach ihren Zielen für 2015 gefragt.
“What leading feminists want to accomplish this year”.
Wie traurig, dass das originell ist und nicht naheliegend. Mag kein deutsches Mainstream-Medium die Idee aufgreifen? Und damit gleich mal belegen, dass deutschsprachiger Feminismus nicht deckungsgleich ist mit Alice Schwarzer?

Journal Samstag, 3. Januar 2015 – weiter genesend

Sonntag, 4. Januar 2015

Da ich mich wieder ein bisschen weiter genesen fühlte, traute ich mich nach fünf Tagen Pause an sowas wie Sport und nutzte ein Stündchen gemütlich den Crosstrainer. Tat mir gut.

Den Teig für Perfect Bagels zubereitet. Ohnehin eine interessante Serie im Guardian: Für die Rezepte wird gründlich recherchiert – historischer Hintergrund, Erfahrungen von Profis – und getestet. Das Ergebnis ist immer ein buchstäbliches Ausprobieren wert. Diese Bagel bekommen eine Stückgare bis zum nächsten Tag im Kühlschrank, und ich habe endlich einen, in den dafür das gesamte Blech passt! (Das war eine der wenigen Vorgaben an die Küchenplanerin gewesen: Ein Kühlschrank, in den ein Backblech passt.)

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Am frühen Vormittag begann ich die Zubereitung des Nachtmahls: Ochsenschwanz nach latinischer Art aus dem GruUnz-Kochbuchklassiker Die echte italienische Küche. Ich hatte nach meiner Romreise darin gezielt römische Rezepte gesucht und mich dankbar erinnert, wie viel ich aus diesem Buch gelernt habe. Zu meiner großen Freude hatte ich ja bereits Gelegenheit, Autorin Sabine Sälzer persönlich dafür zu danken. Sie erzählte mir, wie komplett neu bei der Veröffentlichung 1990 das Konzept gewesen sei, Hintergrund und Reportagen über die Regionen mit den Rezepten zu verbinden, Fotografen hinaus zu schicken in die Gegenden, um aktuelle Fotos von Landschaften, Lebensmitteln, Menschen zu bekommen.

Nachdem mein bislang einziger Versuch mit Ochsenschwanz wegen zu geringer Garzeit nicht wirklich geglückt war, legte ich eine gute Stunde Köcheln drauf. Das Ergebnis war ausgesprochen köstlich.

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Einen Wein aus Lazio hatte ich leider nicht zur Hand (wir erinnern uns an die Kombinationsregel für Italien: “What grows together goes together.”), doch der Verdejo aus Rueda vertrug sich durchaus gut mit dem Gericht.

Den Nachmittag hatte ich lesend verbracht, denn München taute weiter, es regnete kräftig. Zurück blieben Reste von Schneehaufen.

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Der Beweis: Die Islamisierung des Abendlands ist schon längst passiert.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
http://youtu.be/0LM23KeMzPQ

via André Herrmann

Journal Freitag, 2. Januar 2015 – #nopegida

Samstag, 3. Januar 2015

Eigentlich hatte ich kurz nach Weihnachten auf der Website der Münchner Diakonia nur nachsehen wollen, welche Dinge die in München untergebrachten Flüchtlinge gerade am dringendsten brauchen (wird ständig aktualisiert). Doch erst mal sah ich “diakonia sucht ehrenamtliche Unterstützung”, nämlich für die Sortierung und Ausgabe der Kleiderspenden. Koordiniert wird das Ganze über doodle, und wenige Minuten später hatte ich mich für den gestrigen Vormittag eingetragen. Denn wie so viele möchte ich gerne etwas tun, um die Situation der Flüchtlinge zu verbessern; doch für alles, was mir selbst einfiel, bin ich zu bequem und zu feige. Das hier las sich perfekt, zumal ich frei hatte (samstags wird aber auch Hilfe gesucht):

Für die Sortierung und Verteilung von Spenden suchen wir engagierte ehrenamtliche Helfer/-innen. In der Sortierung in der Dachauer Straße 164 werden die gespendeten Textilien nach Größe in Kisten für Frauen, Kinder und Männer verteilt.

Der Zugang zum Gebäude war durch den vielen Schnee schwer zu finden, aber das ging zwei anderen Helferinnen genauso, zu dritt fragten wir uns erfolgreich durch. In der improvisierten Küche des Lagergebäudes sammelte sich ein knappes Dutzend Menschen für die gesuchte Unterstützung, bis auf eine Ausnahme waren alle zum ersten Mal da. Die Leiterin der Stelle gab uns eine kurze, gründliche Einführung, wir verteilten uns an die Sortiertische und sortierten. Es herrschte eine sehr angenehme Atmosphäre, alles war durchdacht und reibungslos organisiert, wir fragten einander in Zweifelsfällen um Rat, sobald ein unsortierter Container leer war, wurde ein neuer herangefahren.
Und es war klar: Was wir Freiwilligen taten, war wirklich nützlich (bei Einhaltung der Anweisungen).
Sehe ich da einen sinnvollen Vorsatz fürs neue Jahr am Horizont?

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Nach Lebensmitteleinkäufen den Nachmittag mit Lesen verbracht, zum Nachtmahl ungarisches Paprikahähnchen zubereitet.

Journal Donnerstag, 1. Januar 2015 – Tiefschneesonne

Freitag, 2. Januar 2015

Zum ersten Mal seit vielen Jahren kein Neujahrslauf an der Isar: Dazu war ich immer noch zu erkältet. Nun, dafür zum ersten Mal seit vielen Jahren das Neujahrskonzert der Wieder Philharmoniker live im Fernsehen – die eine Tradition, die ich tatsächlich von meiner polnischen Oma übernommen habe.

Manchmal übernachtete ich als Kind bei ihr an Silvester, weil meine Eltern ausgingen oder selbst Partygäste hatten, in ihrer Wohnung im Ingolstädter Polackenviertel mit Gasherd und Ölheizung ohne fließend warmem Wasser, weswegen sie zum Baden immer zu uns in unsere Neubauwohnung kam. Dann war um Mitternacht mit Sekt angestoßen worden (damals sah man das mit Kindern und einem Schlückchen Alkohol noch nicht so eng, ich durfte auch am Eierlikör nippen, bekam in Spanien mit einem Schuss Rotwein Farbe ins Limo, und angeblich war mir sommers im Biergarten der Diezl ins Bier getaucht worden, wenn ich nicht einschlafen wollte – ich habe also jederzeit eine Ausrede für heutige Schäden und Gebrechen), meine Oma hatte ein wenig Feuerwerk besorgt und es krachen lassen, während im Fernsehen die für mich elendslangweilige Silvestergala mit Peter Alexander, Anneliese Rothenberger und steif abgespulten Scherzdialogen mit Harald Juhnke weitergelaufen war. Am nächsten Morgen musste unbedingt das Neujahrskonzert geguckt werden, meine Oma deutete in ihrer Kittlschirze Walzerschritte an und schwärmte vom jeweiligen Dirigenten, erklärte mir auch, welchen sie lieber und weniger mochte (ohne sich an die Namen zu erinnern).

Das Konzert passte wunderbar zum gestrigen gloriosen Tiefschneesonnentag. Irritiert war ich allerdings, dass Dirigent Zubin Mehta nicht im Stresemann am Pult stand, sondern in einer schlecht sitzenden Hose-Sakko-Kombi. Ein Gelübde?

Es zog mich mit Macht in die Sonne und an die Isar, dann halt nicht in Joggingschuhen, sondern in Schneestiefeln. Wie die anderen paar Hundert Münchner und Münchnerinnen auch.

Über den alten Südfriedhof.

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An die Isar.

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Es war so schön, dass ich am liebsten eine weitere Schleife gedreht hätte, doch mein Begleiter drängte zur Heimfahrt. Erst dann merkte ich, dass mein Körper schon länger signalisiert hatte, dass jetzt aber genug war – ich habe einfach keine Erfahrung im Kranksein.

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Journal Dienstag/Mittwoch, 30./31. Dezember 2014 – Zwischenwelt

Donnerstag, 1. Januar 2015

Meine Atemwegsinfekt in Kombination mit Schneemassen hat es geschafft, die Tage zwischen Weihnachten und Silvester wie früher werden zu lassen, ganz früher: Rumhängen in einer Zwischenwelt ohne Wochentage, ohne Pläne, Hangeln von Twitterlesen zu Zeitunglesen zu Buchlesen, dazwischen Duschen und Anziehen, ein wenig Nahrungsmittel besorgen, kochen, essen. Ohne Sportmöglichkeit verlieren meine freien Tage Struktur. (Schrieb sie und verheimlichte ihre Liste mit Kochplänen.)

Das hieß aber auch: Kein Isarlauf im bezaubernden Schnee. Kein Schwumm im Dantebad mit den Arm kitzelnden Schneeflocken. Dass mich das nur auf einer Metaebene verstimmte, belegte, dass ich wirklich krank war.

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Auch am Dienstag die Mühen eines Arztbesuchs zwecks Krankschreiben gescheut und lieber Einkaufen geschlichen. Wo ich mich doch unter anderem so darauf gefreut hatte, endlich mal wieder in der Hofbräumühle ausführlich Mehle zu besorgen.

Iles flottantes ausprobiert (siehe Kochpläne).
Science rocks: Endlich mal Creme panikfrei zur Rose abgezogen, weil im Rezept stand: “Das wird bei 80-82 Grad passieren”. Ein Thermometer habe ich, und während ich sonst stundenlang rührte (“das Zeug dickt nicht an, das Zeug dickt nicht an”), um dann potenziell – schwupps! – vor Rührei zu stehen, maß ich diesmal immer wieder die Temperatur, und bei kurz über 80 Grad dickte die Milch leicht an, ich zog den Topf von der Hitze, und alles war gut.

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Beim Zu-Bett-Gehen bereits gefühlt, dass meine Erkältung nach dem Kommen und Bleiben (je zwei Tage) am nächsten Tag die Besserungsphase starten würde. Und so war es auch. Am Mittwoch war der Kopf lediglich ordentlich benommen, aber ich musste keine Explosion mehr befürchten, die Schmerzen waren fast komplett weg.

Draußen hatte das Wintermärchen eine weitere Schicht aufgelegt.

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Kartoffelbrot gebacken (siehe Kochpläne), hervorragend gelungen.

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Da ich weiterhin zu krank für gesellige Feiern war, sagte ich eine bezaubernde Einladung ab. Statt dessen Silvester bei Fondue und Ananasbowle (Erstnutzung Set!) zu zweit.

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Das Schöne am Erwachsensein: Wenn man am 31.12. um 23 Uhr sehr müde ist, geht man einfach ins Bett. Mit Ohrstöpseln. Hach!

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Steigende Begeisterung über meinen neuen Computer: SSD macht nicht nur sensationell schnell, sondern verlängert die Akkuleistung ins Unglaubliche. 26 Stunden war das MacBook ausgestöpselt und zwar nicht ohne Unterbrechung, aber sehr viel in Gebrauch, ich war schließlich krank daheim. Dann erst war der Akku alle. Zum kompletten Aufladen brauchte er nur zweieinhalb Stunden. Ich habe erstmals einen wirklich mobilen Rechner.

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Zu den vielen Gedanken, die mir an Antje Schrupps bisherigem Werk eingehakt blieben, gehört dieser aus ihrem Text zu paternalistischem Feminismus: Wir müssen erst mal sicherstellen, dass jede Frau tun und sein kann, was sie will. Erst wenn jede ihre Entscheidung frei trifft, ist es fair, sie dafür zu kritisieren.

Das passt perfekt auf eine derzeitige Diskussion in meiner Ecke des Internets, in der es um das Schneewittchendasein mancher Frauen geht.

Sie begann mit diesem sehr verständnisvollen Artikel von Anna Papathanasiou auf Zeit online: “Ach du Schreck, so viele Schneewittchen!”
Der Text hinterließ bei mir ein diffuses Unbehagen (darüber, wie zentral es meiner Meinung nach ist, für den eigenen Lebensunterhalt zu sorgen, schreibe ich nochmal gesondert).

Schneewittchenfieber ist keine Bewegung. Vielmehr beobachte ich, dass die Frauen kapitulieren. Sie sehen keinen Sinn darin, die Strapazen der sogenannten Doppelbelastung auf sich zu nehmen, und bleiben lieber ganz zu Hause.

Journelles Überlegungen weisen auf die ungenannten Konsequenzen dieser Lebensform hin: “Schneewittchen in der Grube”.

Die Entscheidung für ein Dasein als Hausfrau und Mutter hat (…) nur für einen relativ elitären Kreis tatsächlich was mit freier Wahl zu tun.

Frau Kreis konkretisiert klug, “Warum das Schneewittchendasein doch keine ganz private Entscheidung ist”.

Ein Schlüsselsatz: “Die Arbeitswelt ändert sich nicht durch Rückzug ins Private.”