Freitag, 13. März 2015 – das Gefühl verregneter Einfallsstraßen

Samstag, 14. März 2015 um 8:11

Ein hochgradig seltsamer Tag, an dem ich immer wieder emotionale Backflashes an Erinnerungen hatte, die gar nicht meine zu sein schienen, sondern aus Filmen und Träumen zu stammen. Gefühle von einsamer Großstadt mit gesichtslosen, verregneten Einfallstraßen.

Frühmorgens große Kaninchenshow, vor dem Balkon, vor dem Crosstrainerfenster, wieder vor dem Balkon.

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Mittelstressiges Arbeiten. Kurz Hochstress, weil ich mit mehreren Dokumenten gearbeitet hatte und beim Schließen des falschen auf “Änderungen nicht speichern” geklickt hatte.

Kurzes Feierabendgetränk mit einer vorbeiziehenden Bloggerin, die meinetwegen viel näher wohnen dürfte.

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Dieser Bericht ging mir sehr nahe (und erinnerte mich an Sex, Lies and Videotapes, sollte ich mal wieder anschaun)1:

“What I learned from a male sex surrogate”.

I’m a 44-year-old spinster. I hate that word – “spinster” – but it’s the most succinct way of describing me. I turned to Surrogate Partner Therapy (SPT) in a desperate attempt to change my life, because I could count the number of sexual encounters I’d had on one hand. Dating makes me extremely anxious. I haven’t experienced any obvious trauma, like rape or molestation. I have no physical handicap. The reasons for my anxiety are complex and nuanced, a combination of screwed-up circumstances and family dynamics, augmented by self-imposed physical obstacles along the way, like weight gain and scars.

§

Dazu kann es gar nicht genug Argumentationshilfe geben:
“Mädchen, warum dürfen wir keine Witze über euch machen?”

Doch. D. O. C. H. Da ist noch ein Machtverhältnis, das ihr zementieren könnt.

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Richtig ist jetzt: “nach langem, schwerem Leiden”.
Die frühere Regel, dass in diesen Fällen beim Dativ Singular das zweite Adjektiv schwach gebeugt werden muss, gilt nicht mehr.
WATT?! WARUM HAT MIR DAS KEINER GESAGT!
“Sport fürs Wort – parallel beugen”.

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Technische Probleme, für deren Erfindung man eine Romanautorin wegen komplett an den Haaren herbeigezogen verdreschen würde:
Rückdatierung in tumblr.

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Angela Leinen hat wieder für das Deutschlandradio von der Leipziger Buchmesse geschrieben. Zum Beispiel (mit niedlichen Schuhen):
“In der großen Halle des Volkes – Messesplitter”.

Auf dem Weg zur Straßenbahn quert eine Ratte meinen Weg, bleibt kurz stehen, sieht mich an und läuft weiter. Wäre die Buchmesse ein Roman, wäre die Ratte ein Symbol. Für dieses Mal hat sie Glück gehabt.

  1. James Spader war mal richtig niedlich. Aber am lebendigsten habe ich diese Dialogzeile im Kopf: “Anyway, being happy isn’t all that great. I mean, the last time I was really happy… I got so fat. I must have put on 25 pounds. []
die Kaltmamsell

4 Kommentare zu „Freitag, 13. März 2015 – das Gefühl verregneter Einfallsstraßen“

  1. Thomas meint:

    Danke! Was gelernt!

    Das mit dem parallelen bzw. eben zuvor nicht parallelen Beugen der durch Komma getrennten Adjektive war mir bislang schlicht nicht bewusst…

  2. berit meint:

    Danke für die grammatikalische Aufklärung, das ging auch vollkommen an mir vorbei, obwohl ich zu Zeiten der Rechtschreibreform noch in der Schule war.

    Bei dem Artikel Süddeutsche-Artikel kräuseln sich mir allerdings grad die Fußnägel. Jungs fragen Mädchen und umgekehrt. Ehrlich jetzt? Jungs? Mädchen? Wie alt seid ihr denn alle? Warum nicht Frauen und Männer? Wäre das zu erwachsen? Zu ernst?

  3. Frau Brüllen meint:

    Ich fand es sehr toll gestern! (und das mit dem beugen: watt? Muss man das jetzt so machen oder ist das optional so wie “wegen dem …”?)

  4. die Kaltmamsell meint:

    Neue Regel, Frau Brüllen, muss man im Zuge der Rechtschreibreform – war völlig an mir vorbei gegangen.

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