Erst die Pflicht, dann das Vergnügen. Der Dienstagvormittag gehörte dem Einkaufen. Allerdings gönnte ich mir erst mal einen Spaßpunkt von meiner Liste: Bei Waterstones das Buch von @herdyshepherd1 geholt.
(Bild: Herr Kaltmamsell)
Dann eisern nach Hosen gesucht (ähnlich wie Schuhe ist hier das Risiko bei Onlinekauf zu groß, die müssen anprobiert werden). Schon aus dem dritten Laden kam ich mit vier Stück raus (ausbeuterische Billigware, leider), davon zwei reine Bürokleidung, war somit abgehakt.
Das mit den Schuhen wurden anstrengend. Von den drei Paaren, die ich beim Schaufensterbummeln entdeckt hatte, fragte ich bei zweien nach meiner Größe. Einer wurde mir nach längerem Warten in meiner Größe gebracht, allerdings in einer anderen Farbe. Der Vorschlag: Ich könne ihn ja in der vorrätigen Farbe probieren und bei Passen in der anderen bestellen. So machte ich es, denn er passte. Damit allerdings begann ein komplizierter Prozess. Die freundliche Verkäuferin bestellte an einem Tablet und brauchte dafür von mir praktisch alle persönlichen Daten – warum nicht, stehen eh im Internet. Als wir bei meiner Wohnadresse ankamen, scherzte ich dann doch, dass die für eine Abholung der Schuhe hier im Laden aber schwerlich relevant sein könne. Woraufhin ich erfuhr, dass ich die Schuhe gar nicht im Laden abholen konnte, sie müssten mir zugestellt werden. Nein, nach Deutschland ginge das nicht – vielleicht an meine vorübergehende Adresse in Brighton? Ich wies darauf hin, dass ich da zu Lieferzeiten gar nicht da sein würde. Ob ich sie nicht einfach in diesen Laden liefern lassen könnte? Nein, der Laden sei keine zugelassene Lieferadresse.
Ein herbeigerufener Kollege hatte die Idee, die Schuhe in den Laden nebenan liefern zu lassen. Einverstanden. Dann stellte sich heraus, dass die Bestellung mit meinen Angaben in Deutschland (Telefonnummer, Rechnungsadresse) nicht abgeschickt werden konnte. Es wurden irgendwelche englischen Daten eingegeben, Telefonnummer und E-Mail-Adresse hinterließ ich auf einem Zettel. Nun bin ich gespannt, ob und wann sich jemand meldet.
Spaß war wieder die Einkaufsrunde durch Waitrose: Süßstoff (hier gibt es Sweetex: viel konzentriertere Tablettchen, eine Packung hält bis zu zwei Jahren), Backpulver und Backnatron (hier für spottbillig und in Dosen zu bekommen statt in teuren und unpraktischen Einzelpackerln), Vanilleessenz.
Gegen den Mittagshunger Dim Sum im verlässlichen China Garden.
Neu getestet: Cheung Fun – Glibberteigrollen in Erdnuss- und Hoisinsoße, sehr gut.
Mein Favorit: “Glutinous rice wrapped in lotus leaves (Chicken, Pork & Shrimp)”
Ebenfalls neu: Dampfnudeln mit Puddingfüllung (“steamed cream paste buns”)
Ein alter Bekannter: “char siu” buns (pork)
Letzter Einkauf waren zwei Kilo Kaffeebohnen im Red Roaster, dann hatte ich frei.
§
Wir spazierten gemütlich den sonnigen Undercliff Walk entlang, bei Flut, bis Rottingdean.
Must I?
(Bild: Herr Kaltmamsell)
Idyll in Kipling Gardens und der Beweis: Urlaub unter Palmen (die gibt’s hier an allen Ecken, aber selten kann man sich unter eine so schön legen).
(Bild: Herr Kaltmamsell)
Im White Horse mehr Cider: Der linke wurde als schwedischer Beerencider angepriesen, schmeckte eher nach aromatisiertem Limo.
Zurück in der erotischen Unterkunft fühlte ich mich dann doch ein wenig durchgefroren – aber wozu gab’s denn im Schlafzimmer die erotische Badewanne?
(Bild: Herr Kaltmamsell)
Und so sah ich zum ersten Mal in der Badewanne fern. Es kam nämlich eine Folge der hochinteressanten BBC-Serie über britische Ernährungsgeschichte Back in time for dinner, gestern waren die 80er dran: Einzug der Mikrowelle in Küchen, die Erfindung abgepackter Sandwichs (trug zum Verschwinden der echten Mittagspause bei, weswegen in London viele traditionelle Innenstadt-Pubs Geschäft verloren, zu Wine Bars wurden), Nouvelle Cuisine, walisische Minenarbeiter im Streik (die mangels Geld auf Nachkriegsrezepte zurückgriffen), Siegeszug von Mc Donald’s und Burger King, die Briten entdecken Wein, Fertiggerichte für die Mikrowelle (technischer Fortschritt, der eine Kühlkette bei 1-5 Grad ermöglichte, wohl deutlich schwieriger als Gefriertransport), Anspringen der Diätmaschinerie. Zu Letzterem wurde zwar bemerkt, dass damals nur 6% der Bevölkerung als stark übergewichtig eingeordnet worden seien, heute über 25% – doch ein Bezug zwischen Diätkult und dieser Entwicklung wurde nicht hergestellt.