Jetzt beginnt wieder die Zeit, in der ich zum Crosstrainerstrampeln die Sonnenbrille aufsetze: Die Morgensonne spiegelt sich so heftig in den Fenstern des Gebäudes gegenüber dem Strampelzimmer, dass sie mich blendet.
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Büroarbeit, vorm Fenster wundervolles Wetter. Fürs Techniktagebuch über Faxspam geschrieben.
Heimweg in mildem Maienabend, Abendbrot auf dem Balkon – wahrscheinlich die letzte Chance auf lange Zeit, die Wettervorhersage sah grässlich aus.
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Abends Schulfernsehen – zumindest für mich, ich lernte eine Menge. Was-mit-Internet-Berühmtheit Sascha Lobo unterhielt sich in einer Folge der YouTube-Serie #Maries Stammtisch mit der YouTube-Berühmtheit Kelly aka Miss Vlog (787.000 Abonnenten) und Marie über Internet-Ruhm (Kelly hatte noch nie von Sascha gehört, Sascha noch nie von Kelly). Ich verlinke Maries Blog, weil ich halt Bloggerin bin, wäre ich Eltern, würde ich laut Maries Kategorien ihre Facebookseite verlinken.
Eine mir weitgehend unbekannte Welt, ich bin etwa so ahnungslos wie Sascha. Als er das Format, in dem er gerade saß, “Sendung” nannte, schmissen sich die Damen weg vor Lachen, ich bin aber nicht daraufgekommen, was der korrekte Begriff ist. “Video”? Flickr wiederum musste Sascha erklären, und ich fühlte mich endgültig wie ein Internetdinosaurier. Unsereiner ist immer noch lange nicht damit fertig, den zwei bis drei Generationen vor und mit uns das Web zu erklären, da brauchen wir selbst bereits ausführliche Erklärungen und müssen zwei bis drei Generationen nach uns erklären, wie das Web früher war. (Parallelen zur “arbeitenden Mitte”, die noch Kinder großzieht, aber sich bereits um alte Eltern kümmern muss?)
Ich bekam einen kleinen Einblick in einen riesigen Bereich des Internets, in dem es eigene Massenveranstaltungen gibt, auf denen YouTube-Zuschauer und -Zuschauerinnen dafür zahlen, mit den YouTube-Stars ein paar Worte zu wechseln (davon hatte ich aber schon mehrfach gehört, Anfang Mai war ich auf einem Spaziergang an der Spree sogar in sowas hineingeraten). Interessant fand ich unter anderem, dass in diesem Bereich immer noch verteidigt werden muss, wie gering der Unterschied “echte und nicht so echte Welt” ist und dass in der Diskussion um Löschen von Kommentaren und Sperren von Usern wie vor 10 bis 15 Jahren das gute alte Bild von Kacker im Wohnzimmer verwendet wird. Aber auch, dass Marie und Kelly von einigen Beispielen berichteten, in denen selbst bespielte YouTube-Kanäle auf die Medienwelt außerhalb von YouTube ausstrahlten.
Auch wenn Sie ähnlich selten wie ich YouTube-Sendungen ansehen, empfehle ich diese sehr – ein bisschen wie die guten Talkshows spät nachts vor 20 Jahren waren.
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Johnny Häusler schreibt
“Über Vielfalt bei der re:publica”.
Er unterstreicht, dass solche eine Vielfalt sich eben nicht von selbst ergibt:
Ebenso versuchten wir dafür zu sorgen, dass auch Diskussionspanels paritätisch besetzt sind. Wenn uns beim Call for Papers eine Debattenrunde voller Männer angeboten wurde, baten wir die Einreichenden um mehr Frauen auf der Bühne. Und wenn es dann hieß, “Wir finden zu dem Thema keine Expertinnen”, dann half das Programm-Team bei der Suche und wurde natürlich oft fündig.
(…)
Toni Mahoni hat sich einmal in einem Videocast darüber gewundert, warum gesunde und natürlich gewonnene Lebensmittel immer den Zusatz “Bio” tragen. Viel logischer wäre es doch, wenn ohne Gifte hergestelltes Obst und ohne Antibiotika-Futter gewonnenes Fleisch einfach “Obst” und “Fleisch” hießen. Und alles andere hätte dann halt den Zusatz “Unnatürlich erzeugt” oder so. Das würde den täglichen Einkauf durchaus erleichtern.
So stelle ich mir das auch für das Thema der Vielfalt vor. Ich möchte barrierefreie Events mit Gästen unterschiedlichster Herkunft und einem repräsentativen Anteil von Frauen nicht mehr “integrativ” oder “inklusiv” nennen. Sondern alle anderen “ignorant”.
Ebent.